E-Book, Deutsch, Band 15, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
Wilken Der Sporenmann
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-69049-351-2
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Western Helden 15 - Western
E-Book, Deutsch, Band 15, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
ISBN: 978-3-69049-351-2
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Western Helden - Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle - hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit - jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Sie hatten den stolzen, gutherzigen Mann brutal aus den letzten Jahren seines Lebens gerissen. Großartig und tapfer war er gewesen, aufrecht und sauber war er seinen Weg als Marshal der Vereinigten Staaten gegangen! Ein Mann, den man einfach hatte bewundern und verehren müssen. Nun lag er im Staub seines Ranchhofes - das Opfer seiner ruhmreichen, stolzen Vergangenheit, ermordet von Unmenschen, die nicht hatten vergessen und verzeihen können. Die Tränen, die Rockie weinte, konnte der Sommerwind nicht trocknen. Von Leben erfüllte Hände krampften sich in die Erde und erschlafften. Zitternd lag Rockie zwischen Vater und Mutter und breitete die Arme aus. Wie scheu berührte er mit der rechten Hand seine Mutter und mit der linken seinen Vater. Leise drang eine Stimme aus der Abenddämmerung hervor und rief ihn - doch er hörte es nicht. Die großen stählernen Radsporen an den alten, brüchigen Stiefeln des Vaters drehten sich ganz langsam im Wind, wie von Geisterhand bewegt. Zart klingelten sie - es hörte sich an wie fernes Kirchengeläut. Sein Vater hatte sie immer getragen. Als könnte der unsterbliche Wind lesen, blätterte er in den Seiten von Mutters Bibel, die sie auf der Türschwelle hatte fallen lassen. »Rockie, komm, Junge ...« Langsam quälte er sich hoch, wandte sich den Männern in den Sätteln zu und schüttelte stumm den Kopf. Wie abwehrend streckte er die Rechte aus und spreizte die Finger. »Geht, reitet weg - lasst mich allein mit meinen Eltern. Versteht ihr mich denn nicht? Rührt sie nicht an!« Sie zogen die Pferde herum und ritten in die neblige graue Wand der Dämmerung hinein.
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Sie hatten den stolzen, gutherzigen Mann brutal aus den letzten Jahren seines Lebens gerissen.
Großartig und tapfer war er gewesen, aufrecht und sauber war er seinen Weg als Marshal der Vereinigten Staaten gegangen!
Ein Mann, den man einfach hatte bewundern und verehren müssen.
Nun lag er im Staub seines Ranchhofes – das Opfer seiner ruhmreichen, stolzen Vergangenheit, ermordet von Unmenschen, die nicht hatten vergessen und verzeihen können.
Die Tränen, die Rockie weinte, konnte der Sommerwind nicht trocknen.
Von Leben erfüllte Hände krampften sich in die Erde und erschlafften. Zitternd lag Rockie zwischen Vater und Mutter und breitete die Arme aus. Wie scheu berührte er mit der rechten Hand seine Mutter und mit der linken seinen Vater.
Leise drang eine Stimme aus der Abenddämmerung hervor und rief ihn – doch er hörte es nicht.
Die großen stählernen Radsporen an den alten, brüchigen Stiefeln des Vaters drehten sich ganz langsam im Wind, wie von Geisterhand bewegt.
Zart klingelten sie – es hörte sich an wie fernes Kirchengeläut.
Sein Vater hatte sie immer getragen.
Als könnte der unsterbliche Wind lesen, blätterte er in den Seiten von Mutters Bibel, die sie auf der Türschwelle hatte fallen lassen.
»Rockie, komm, Junge …«
Langsam quälte er sich hoch, wandte sich den Männern in den Sätteln zu und schüttelte stumm den Kopf. Wie abwehrend streckte er die Rechte aus und spreizte die Finger.
»Geht, reitet weg – lasst mich allein mit meinen Eltern. Versteht ihr mich denn nicht? Rührt sie nicht an!«
Sie zogen die Pferde herum und ritten in die neblige graue Wand der Dämmerung hinein. Rockie war allein mit den leblosen Eltern.
In dem kleinen Korral hinter den Stauungen brüllten die Milchkühe und litten unter den Schmerzen der prallen Euter. Zwei Pferde standen in der Fenz: Eins hatte dem Vater gehört, eins Rockie. Und im Tal weideten und wiederkäuten die Rinder.
Es war kein Raubmord gewesen – es war reiner Mord!
Es hatte nicht dem Besitz gegolten, sondern dem Leben und dem Namen Lonnigan.
Als Rockie noch ein kleiner Junge gewesen war und mit Nachnamen Nelson geheißen hatte, hatten Les Lonnigan und seine Frau Elly den elternlosen Jungen zu sich genommen und ihm ein Zuhause, ein Bettchen und alle Liebe gegeben. Damals war Les Lonnigan gerade US Marshal geworden. Rockie trug seinen Namen Lonnigan.
Das Brüllen der Milchkühe drang in die Nacht hinaus, wo die Männer von den Pferden gestiegen waren und auf Rockie warteten.
Langsam schritt Rockie ins Haus und rollte ein paar Decken zusammen. Mit geröteten Augen sah er umher. Die Tränen blendeten seinen Blick. Er zitterte und seufzte schwer, presste die zuckenden Lippen aufeinander und riss sich stöhnend zusammen.
Mit den Decken unterm Arm ging er hinaus in das erste fahle Licht des bleichen Mondes, an dem Wolkenfetzen immer wieder vorbeizogen.
Aus dem Stall holte er eine Schaufel und begann dann, unter den Bäumen neben dem Ranchhaus zu graben. Immer wieder weinte er und biss sich die Lippen blutig. Eine Welt war für ihn zusammengebrochen.
Mit leeren Händen stand er seinem Leben gegenüber und wusste nicht, wohin es ihn treiben würde.
Wieder einmal hatte er seine Eltern verloren. Bei einem blutigen Gefecht mit Indianern waren seine Eltern umgekommen. Er konnte sich kaum mehr daran erinnern. Der Tod seiner guten Pflegeeltern aber war erst vor wenigen Stunden durch Gewalteinwirkung eingetreten.
Es war furchtbar für Rockie.
Und es kostete ihn unendlich große Überwindung, seine Mutter in die Decke zu hüllen und ins Grab zu legen.
Elly Lonnigan war eine großartige Frau gewesen. Sie hätte es wahrlich verdient gehabt, ein hohes Alter zu erreichen. Manchmal hatte Rockie seine Mutter mit einer nur langsam welkenden Blume der Prärie verglichen, deren Duft unvergänglich wäre. Ihre Güte hatte ihr eine geläuterte Schönheit verliehen. Und nun war von ihr nichts mehr zu sehen, nur diese Decke, die einen leblosen Körper umgab.
Im kalten Licht des Mondes und unzähliger funkelnder Sterne kniete Rockie nieder und löste die großen Radsporen von den staubigen Stiefeln seines Vaters.
Sie sollten ihn begleiten auf jedem Schritt in ein anderes Leben.
Und er legte die Sporen an, schnallte sie fest an seine Stiefel und hörte sie klirren.
Dann barg er auch den Vater in kühler Erde und deckte seine Eltern zu. Als sich der kleine Grabhügel zu buckeln begann, als Rockie die letzte Schaufel Erde glattgedrückt hatte, brach er beinahe zusammen.
Noch einmal ging er ins Haus. Im kleinen Schlafraum hingen an der Wand zwei alte lederne Satteltaschen. Er griff hinein und holte einen schweren Waffengurt und zwei Colts hervor. Diesen Gurt und die sechsschüssigen Waffen hatte sein Vater als US Marshal getragen. Sie waren immer in guten Händen gewesen. So sollte es auch bleiben.
Dann verließ er mit dem umgelegten Waffengurt und den schweren Colts das Haus. Mondschein fiel auf seine engansitzende dunkle Lederkleidung – ein Geschenk seiner Eltern zu seinem achtzehnten Geburtstag. Vielleicht war er auch noch jünger oder ein wenig älter – das wusste er selber nicht.
Mit flachen Schritten überquerte er den Hof, und bei jedem Schritt drehten sich die Radsporen, als würden Eisenketten aneinanderschlagen.
Er ging in den Pferdestall und holte nacheinander Sättel und Zaumzeug heraus. Die Decken als Unterlage der Sättel holte er als Letztes und legte sie als Erstes auf die Pferde. Er sattelte sie und stieg auf, nahm das Pferd des Vaters am langen Zügel und ritt an.
Noch einmal blickte er auf das gemeinsame Grab von Mutter und Vater.
Gebeugt saß er im Sattel, und der schwarze Stetson warf einen Schatten auf sein junges braun gebranntes Gesicht. Er schien sich jetzt gefasst zu haben – doch mit dem Tode seiner Eltern würde er sich niemals abfinden können.
Sie hatten aus seinem Leben gehen müssen. In seiner Erinnerung würden sie allzeit weiterleben und unvergesslich bleiben.
Rockie betete im Sattel für ihre Seelen.
Von den fernen Hügeln wehte das Kläffen der umherstreunenden Kojoten heran. Wimmernd strich der Nachtwind um das Ranchanwesen und fing sich in den Räumen des Hauses, das kein Heim mehr sein konnte.
Langsam ritt Rockie vom Ranchhof und in die Nacht hinaus.
Die wartenden Männer hörten den Hufschlag der beiden Pferde und sahen ihn dann vorüberreiten.
Drei Männer folgten ihm langsam, während die anderen zur Ranch zurückritten und die Milchkühe molken, zusammentrieben und auf den kleinen Trail zur Stadt hin brachten. Unbewacht blieben die Rinder zurück. Die Haustür war geschlossen worden.
Von den Mördern fehlte jede Spur.
Doch Sheriff John Hawk wusste, wie diese Fremden aussahen. Er hatte sie in der kleinen Grenzstadt Rio Charriba gesehen, als sie in die Stadt geritten kamen.
Unterwegs verloren die drei Männer, die Rockie gefolgt waren, den Jungen aus den Augen. Er musste sich irgendwo im Dornenland verborgen haben und wollte wohl noch eine Zeit lang allein sein.
Mond und Sterne erhellten das Brush Country. Weiße Wolken verdrängten die schwarzen Wolkenbänke am texanischen Himmel. Dumpf schlugen viele Hufe durch die Nacht.
In der Ferne ragte der Glockenturm der kleinen Kathedrale aus dem Tal hervor. Dort lag Rio Charriba.
*
Niemand beachtete den alten fremden Mann in Rio Charriba.
Zusammengesunken kauerte er neben dem alten steinernen Brunnen im Schatten der staubigen Bäume auf der Plaza und schien eingenickt zu sein.
Ein zerschlissener und ausgeblichener alter Poncho hing von knochigen Schultern herunter und umhüllte die dürre und ausgemergelte Gestalt.
Er war erst seit Kurzem in der kleinen Stadt an der Grenze zwischen Texas und Mexiko.
Wie Marmor schimmerte das weiß getünchte Gestein der Kathedrale im Schein der hellen Sonne am klaren Himmel. Der Wind war wie der Atem der Hölle – trocken und heiß strich er über die flachen Dächer der Holz- und Adobehäuser hinweg und ließ kleine Staubwirbel über Plaza und Straße tanzen.
Irgendwer spielte auf einer Gitarre, als Rockie kam.
Wenige Stunden hatten ihn um Jahre gealtert. Staub haftete an der bläulich glänzenden schwarzen Lederkleidung. Schwach bewegte sich das rote Halstuch im Reitwind. Diese Bandana war auch ein Geschenk seiner Eltern. Die Radsporen klingelten in der lastenden Stille des heißen Vormittags.
Blicke tasteten ihn ab. Rundliche Mexikanerinnen standen am schmalen Uferstreifen des kleinen Creeks, klopften Wäsche auf den Steinen und beobachteten ihn. Männer saßen im Schatten der Häuser und betrachteten Rockie. Abseits der Kleinstadt trieb ein alter Mann mehrere Maultiere auf die Weide. Kleinbauern standen auf den heißen Feldern. Die Milchkühe waren in einen kleinen Korral getrieben worden.
Vor dem recht bescheiden anzusehenden Mietstall hielt Rockie an und sprach mit dem Stallbesitzer, übergab ihm den Zügel des Pferdes, das seinem Vater gehört hatte, und nickte zu den Worten des Mannes.
»Vergiss es nicht, Rockie – der Sheriff erwartet dich in seinem Office. Er möchte mit dir reden.«
»Ja«, sagte Rockie auf mexikanisch und ritt weiter, erreichte den Plankensteg vor dem Office und saß ab, leinte das Pferd an und betrat den Gehsteig.
Horchend beugte Sheriff John Hawk sich am Tisch vor.
Deutlich hörte er das Sporengeklirre. Es war ein ganz besonderer Klang, den diese handgeschmiedeten Stahlsporen von sich gaben. US Marshal Les Lonnigan hatte sie einst von einem Meister des Schmiedehandwerks eigens für sich fertigen...




