E-Book, Deutsch, Band 4, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
Wilken Mountain Melody
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-69049-173-0
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Western Helden 4 - Western
E-Book, Deutsch, Band 4, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
ISBN: 978-3-69049-173-0
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Western Helden - Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle - hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit - jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Er kam von den blauen Bergen heruntergeritten und streifte durch die Niederungen, zog durch die Abenddämmerung und dachte an nichts Böses. Da zerriss der scharfe, peitschende Knall eines Gewehrschusses die Stille. Wie von einer unsichtbaren Faust getroffen, stürzte er vom Pferd, überschlug sich und lag still, während das Echo des heimtückischen Schusses in der Wildnis verhallte. Hufe klapperten über Gestein hinweg, wühlten sich durch die lockere Grasnarbe und stampften dicht an den jungen Mann heran. Der Reiter senkte das Gewehr, zielte und hielt inne. »Hab' ich dich endlich erwischt?«, flüsterte er heiser. »Widerlicher, langhaariger Hundesohn. Ich hab' dich lange genug beobachtet. Du wolltest wieder eines unserer Rinder stehlen, nicht wahr? Ich werde auch deinen Alten erwischen, irgendwann!« Er stieß das Gewehr in den Scabbard zurück und riss am Zügel. Schon jagte das Pferd durch den Staub und trug ihn davon. Der junge Mann hob mühsam den Kopf an und blickte ihm nach, sackte dann zurück und lag wie tot im Sand. Die Sonne sank. Über ihm funkelten all die tausend Sterne und streuten ihr bleiches Licht über dem weiten Land aus, erhellten sein blasses Gesicht und die lederne Kleidung, die nach Lagerfeuer, Büffelfett und Douglasfichten roch. Stundenlang lag er reglos. Dann kam ein Reiter näher und suchte nach ihm. Er trug die Pelzmütze der einsamen Fallensteller und hatte in der Faust eine Sharps. Sein eisgrauer Bart wehte im Nachtwind.
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Er kam von den blauen Bergen heruntergeritten und streifte durch die Niederungen, zog durch die Abenddämmerung und dachte an nichts Böses.
Da zerriss der scharfe, peitschende Knall eines Gewehrschusses die Stille.
Wie von einer unsichtbaren Faust getroffen, stürzte er vom Pferd, überschlug sich und lag still, während das Echo des heimtückischen Schusses in der Wildnis verhallte.
Hufe klapperten über Gestein hinweg, wühlten sich durch die lockere Grasnarbe und stampften dicht an den jungen Mann heran.
Der Reiter senkte das Gewehr, zielte und hielt inne.
»Hab’ ich dich endlich erwischt?«, flüsterte er heiser. »Widerlicher, langhaariger Hundesohn. Ich hab’ dich lange genug beobachtet. Du wolltest wieder eines unserer Rinder stehlen, nicht wahr? Ich werde auch deinen Alten erwischen, irgendwann!«
Er stieß das Gewehr in den Scabbard zurück und riss am Zügel. Schon jagte das Pferd durch den Staub und trug ihn davon.
Der junge Mann hob mühsam den Kopf an und blickte ihm nach, sackte dann zurück und lag wie tot im Sand.
Die Sonne sank.
Über ihm funkelten all die tausend Sterne und streuten ihr bleiches Licht über dem weiten Land aus, erhellten sein blasses Gesicht und die lederne Kleidung, die nach Lagerfeuer, Büffelfett und Douglasfichten roch.
Stundenlang lag er reglos.
Dann kam ein Reiter näher und suchte nach ihm.
Er trug die Pelzmütze der einsamen Fallensteller und hatte in der Faust eine Sharps. Sein eisgrauer Bart wehte im Nachtwind. Das sandfarbene Haar war so lang, dass es die Schultern berührte. Unendlich viele Falten kerbten das Gesicht des Alten.
»Roy!«, rief er mit hohler Stimme. »Roy, mein Junge, wo bist du?«
Die Stimme verklang ohne Echo. Die Bäume ächzten im Wind und schlugen mit den Zweigen. Dumpf tappten die Hufe des Pferdes durch die Mulden.
Horchend verhielt der Alte und beugte sich vor. Er starrte umher wie ein misstrauischer alter Wolf, der das Feuer fürchtete, und hörte das Brüllen ferner Rinder, das der Wind herantrug.
»Roy!«
Keine Antwort.
Er ritt weiter, hockte schwer auf dem Pferd und hielt die Sharps schussbereit.
Plötzlich entdeckte er das Pferd in der Mulde. Es stand fast reglos; die Mähne flatterte im Wind. Wiehernd hob es den Schädel an und blickte ihm entgegen.
Er peitschte sein Pferd vorwärts und jagte in die Mulde, warf sich vom Pferd und rannte zu seinem Sohn, kniete nieder und warf das Gewehr hin. Mit beiden Händen hob er den Kopf des Sohnes an und küsste erschüttert das bleiche Gesicht.
»Roy!«, stöhnte er. »O Gott, mein Junge, komm zu dir! Du musst es deinem Vater sagen.«
Doch der Sohn rührte sich nicht.
Da rannte er zum Pferd zurück, zerrte die Wasserflasche vom Sattelhorn und warf sich wieder hin, goss Wasser übers Gesicht des Sohnes und versuchte, ihm Wasser einzuflößen. Fahle Blässe überzog das faltige Gesicht. Zitternd tastete er über die Wunde und krümmte sich zusammen, stöhnte im wilden Schmerz auf und ballte die Hände zusammen. Aus der Unterlippe sickerte Blut …
Der Sohn bewegte sich auf einmal, sah auf und blickte ins Leere.
»Roy, mein Junge«, ächzte der Alte und legte die große Hand ans Gesicht seines Jungen. »Wer hat das getan? Sag es deinem Vater, mein Junge.«
Die Lippen des Sohnes zitterten. Der Atem floh über die blutleeren Lippen.
Der Alte beugte sich ganz tief hinunter und hörte die letzten Worte seines Sohnes.
Sein faltiges Gesicht zerriss fast. Wie ein gebrochener Mann hockte er neben dem Sohn und hielt dessen Hände. Und der Sohn starrte empor und zu den Sternen.
»Du wirst Mam wiedersehen, mein Junge«, tönte die rasselnde Stimme des alten Mannes durch die Nacht. »Du musst sie sehen, Roy, und ihr alles sagen. Bestimmt komme ich bald nach. Jetzt hat es doch keinen Sinn mehr für mich …« Immer schwerer kamen die Worte, immer langsamer und leiser. »Ich will nicht mehr in den Bergen hausen, Roy, allein in der Hütte. Ich werde ihn suchen und finden und mit ihm abrechnen. Er wird mir nicht entkommen können, mein Junge, und ich werde dann …«
Er verstummte, strich mit der großen Hand unendlich sanft über die Augenlider des Sohnes hinweg und schloss ihm die Augen.
Ein großer, rauer Mann der Wildnis weinte.
In dieser Nacht zog er mit seinem Sohn in die tiefe Stille der Bergwildnis zurück.
Er sprach unterwegs.
Der Ritt führte auf schmalen Pfaden immer höher und in die einsame Region hinauf, wo es keinen anderen Menschen gab, wo das Wild noch frei und nach uralten Gesetzen wechselte und wo die Berge dem Himmel so nahe waren.
An der Felswand klebte die primitive Hütte. Dort stieg er vom Pferd und holte seinen Jungen in die Hütte. Er setzte sich aufs Lager, hielt die kalte Hand seines Sohnes und stierte hinaus.
Irgendwann trat er aus der Hütte hervor. Er ging gebeugt; die breiten Schultern waren ohne Kraft. Dabei hatte dieser Mann mit bloßen Händen Stiere zu Boden gezwungen.
Unter den rauschenden Bäumen blieb er stehen und starrte über die weiten Täler hinweg.
Ein Mann wie Les Dundee gab nicht auf.
Er kniete nieder und grub mit den Händen das Grab für seinen Sohn. Dann ging er in die Hütte, holte viele Felle und legte sie ins Grab, breitete sie aus und schnäuzte sich dann. Schließlich trat er seinen schwersten Weg an, nahm seinen Sohn auf beide Arme und legte ihn auf die Felle, deckte ihn zu und häufte Erde auf ihn. Mit den Händen glättete er den kleinen Erdhügel und legte dann schwere Steine darauf.
Bis zum Morgengrauen saß er am Grab.
Aus den tiefen Tälern zog der kalte Dunst der Morgendämmerung empor und unter die Bäume.
Wie tot hockte er am Baumstamm und starrte leer in die Weite. Als die Sonne aufging, erhob er sich steif und ging zur Hütte, um die Vorbereitungen zu treffen.
Dieser Mann war wie die Wildnis selber …
*
»Marshal, du musst mir helfen! Diese verdammten Säcke schlagen mir den ganzen Saloon kaputt!«
Schreiend kam der Keeper mit wehender weißer Schürze über die dunkle Straße gelaufen und blieb vor Marshal Hackett McBain stehen. Beschwörend hob er beide Hände hoch.
»Marshal, tu was, sonst geht alles zu Bruch! Dennis Chisum ist bei mir im Saloon. Er und die Cowboys sind stinkbesoffen. Die kennen jetzt nichts mehr.«
Groß und hager stand McBain vor seinem erleuchteten Office und hielt die Winchester gesenkt. Über das raue Gesicht glitt flüchtiges Lächeln.
»Na, und?«, knurrte er. »Erst lässt du sie saufen, und wenn sie dick sind, dann kommst du und willst, dass ich dir diese wilde Bande aus dem Saloon schmeiße. Sieh zu, wie du sie ’rausbekommst.«
»Marshal«, krächzte der dürre Mann und stieß die gefalteten Hände gegen die Brust, »ich schwöre dir, dass ich diesen Cowboys keinen Tropfen Whisky geben wollte, aber sie …« Er brach ab und starrte Hackett McBain nach. »Marshal, wohin gehst du denn jetzt?«
McBain drehte sich lässig um und blickte ihn ruhig an.
»Nach Hause; wohin denn sonst? Im Office liegt mein Deputy. Wenn du Glück hast, dann hilft er dir, aber du hast ihm heute zu viel von deinem verdammten Whisky gegeben. Ich glaube nicht, dass du Smiley hochkriegst. Er ist sehr gründlich, wenn’s ums Saufen geht …«
Mit großen Schritten ging Marshal McBain davon und durch die Lichtbahnen der Häuser.
Hinter ihm stürzte der Keeper ins Office und rüttelte an Smileys Schultern.
»Aufstehen, Deputy! Du bekommst keine einzige Pfütze Whisky mehr von mir, wenn du nicht sofort aufstehst. O verflucht, hörst du nicht den Lärm im Saloon?«
»Hä?«, machte Smiley und kam mit dem zerknitterten Gesicht halb hoch. »Whisky? Bring her.«
»Sind denn alle nur besoffen hier?«, schrie der Keeper wütend. »Komm hoch mit dem Hintern. Du trägst schließlich den Stern.«
»Lass mich in Ruhe«, knurrte Smiley verächtlich, drehte sich auf die Seite und schnarchte sofort wieder.
Drüben im Saloon schrien die Cowboys und lachten. Dann zerplatzte die Fensterscheibe; voller Wucht kam ein Hocker herausgeflogen.
»Nein«, stöhnte der Keeper, »ich halte das nicht mehr aus. Ich werde noch verrückt.«
Dann lief er hinaus und zum Saloon zurück.
Hackett hatte sein kleines Haus am Stadtrand erreicht, horchte zurück, sah den Keeper über die Straße laufen und lächelte. Er trat ins Haus ein und blieb vor dem gedeckten Tisch stehen. In seinen grauen Augen wurde es auf einmal ganz weich.
»Fein hast du das gemacht, Frau.«
»Ich immer Freude daran haben«, lächelte sie glücklich. »Du immer Hunger wie ein Wolf.«
Er legte den Arm um die junge schöne Indianerin und zog sie an sich, gab ihr einen Kuss und setzte sich dann. Sie wollte ihm die staubigen Stiefel ausziehen, doch er wehrte ab. Fragend sah sie ihn an und schüttelte dabei den Kopf.
»Geh nicht mehr, Hackett. Du einen Deputy haben. Lass die Männer doch Krach machen. Heute Abend unser Abend.«
Hackett legte die große sehnige Hand an die Wangen seiner Frau und sah ihr in die dunklen Augen.
»Ich muss noch ’raus. Es wird immer schlimmer mit Dennis Chisum und den Cowboys. Der alte Chisum reitet mit seinen beiden anderen Söhnen und der Revolvermannschaft irgendwo durch Kansas, und sein Sohn Dennis schlägt hier alles zusammen. Ich muss da eingreifen, und du wirst es verstehen. Aber essen wir erst einmal.«
Sie richtete sich auf und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. In diesem kleinen Haus verbreitete sie Wärme und Frieden, und der raue Marshal fühlte sich hier geborgen und zufrieden. Draußen begann die feindselige Welt, aber hier war sein Heim. Der Bürgerkrieg war noch...




