E-Book, Deutsch, 474 Seiten
Willershausen Die Päpste von Avignon und der Hundertjährige Krieg
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-05-006337-9
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Spätmittelalterliche Diplomatie und kuriale Verhandlungsnormen (1337-1378)
E-Book, Deutsch, 474 Seiten
ISBN: 978-3-05-006337-9
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die vorliegende Monographie untersucht erstmals die umfangreichen Bemühungen der Päpste, den Hundertjährigen Krieg (1337-1453) zwischen den Königen von England und Frankreich zu beenden. Die römische Kurie, welche sich im 14. Jahrhunderts an der französischen Grenze in Avignon befand, hatte ein personelles wie finanzielles Interesse daran, die Kampfhandlungen zu beenden. Der Frieden zwischen den christlichen Königreichen als Voraussetzungen eines erfolgreichen Kreuzzuges war das prägnanteste Argument, welches die obersten Hirten in ihren Friedensappellen in die Waagschale warfen. Nach einer Entscheidung Benedikts XII. (1334-1342) bemühten sich die Päpste nicht mehr wie früher darum, autoritär Waffenstillstände aufzuerlegen, sondern waren an einer Akzeptanz als neutrale Schlichter (mediatores et amicos communes) interessiert. Eine Vielzahl hochkarätiger Gesandter von Kardinal- bzw. Bischofsrang brach von Avignon auf, um notfalls in der letzten Minute mit dramatischen Gesten des Friedens im Vorfeld einer drohenden Schlacht zu vermitteln. Das Ziel der auf diese Weise dargebotenen Wege des Friedens (Viae pacis) war der Abschluss von Waffenstillständen, anschließend der Besuch von Friedensverhandlungen an der der Kurie von Avignon oder anderswo unter der persönlichen Vermittlung des obersten Pontifex oder seiner Stellvertreter. Zwar konnten die Päpste bis zu ihrer Rückkehr nach Rom keinen endgültigen Frieden stiften, doch gelang es ihnen zwischen den Kontrahenten Waffenruhen und Friedensschlüsse von 23 Jahren auszuhandeln. Der Autor sieht sein Werk in der Tradition von Studien zur Diplomatie des Mittelalters. Es gelang ihm auf einer breiten Grundlage internationaler ungedruckter archivalischer Quellen das System der päpstlichen Friedensvermittlung einer umfassenden Neubewertung zu unterziehen. Ein diachroner Vergleich sämtlicher Fallbeispiele nach konfliktgeschichtlichen Merkmalen rundet das Werk ab.
Zielgruppe
Medievalists, Ecclesiastical historians / Mediävisten, Kirchenhistoriker
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Militärgeschichte
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Internationale Beziehungen Diplomatie
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Kirchengeschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Europäische Geschichte
Weitere Infos & Material
1;Vorwort;13
2;A) Forschungsstand, Quellenlage und Eingrenzung;15
2.1;I. Viae Pacis: Die Päpste als Vermittler;15
2.2;II. Forschungsstand und Begrifflichkeiten;22
2.2.1;1. Methoden der päpstlichen Friedensvermittlung;22
2.2.2;2. Die Historiographie des Papsttums von Avignon;28
2.2.3;3. Historiographie der anglo-französischen Spannungen sowie des Hundertjährigen Krieges;35
2.2.4;4. Ritual- und Konfliktforschung;42
2.2.5;5. Diplomatiegeschichte und Geschichte des Gesandtschaftswesens;47
2.2.6;6. Politisches Milieu und handlungstheoretische Begrifflichkeiten;50
2.3;III. Quellenlage;56
2.3.1;1. Diplomatische Rechtsquellen und Korrespondenz;56
2.3.1.1;a) Vatikanische Quellen;56
2.3.1.2;b) Englische Quellen;63
2.3.1.3;c) Französische Quellen;65
2.3.2;2. Erzählende Quellen;67
2.3.2.1;a) Methodische Vorüberlegungen;67
2.3.2.2;b) Chroniken englischer Provenienz;68
2.3.2.3;c) Chroniken französischer Provenienz;71
2.3.2.4;d) Sonstige narrative Quellen;75
2.3.2.5;e) Jean le Bel und Jean Froissart;76
2.3.2.6;f) Die päpstliche Friedensvermittlung im Spiegel narrativer Quellen;80
2.4;IV. Überblick über die einzelnen Phasen des Hundertjährigen Krieges (1337–1453) und den Untersuchungszeitraum (1337–1378);86
2.5;V. Überblick über die Arbeit und ihre übergeordneten Fragestellungen;91
3;B) Viae Pacis (1337–1378);95
3.1;I. Hundertjähriger Krieg und Avignon: Voraussetzungen der viae pacis;95
3.1.1;1. Die Ursachen des Hundertjährigen Krieges (1328–1340);95
3.1.2;2. Die Ankunft der Päpste in Avignon (1305/1309);102
3.1.3;3. Zwischen Tradition und Innovation: Die Friedenvermittlung der Päpste vor und nach Ausbruch des Hundertjährigen Krieges;107
3.1.3.1;a) Die Pontifikate Coelestins V., Bonifaz’ VIII. und Clemens’ V;107
3.1.3.2;b) Der Pontifkat Johannes’ XXII;111
3.1.3.3;c) Der Pontifikat Benedikts XII;115
3.2;II. Avignon (1343-46) als Milieu politischer Entscheidungen;124
3.2.1;1. Überblick über die Verhandlungen in Avignon (1344–1345);126
3.2.1.1;a) Der Doppelcharakter der Verhandlungen und der englische Pfründenstreit;127
3.2.1.2;b) Der anglo-französische Friedensgipfel (22. Oktober 1344 – 29. November 1344);129
3.2.2;2. Verhandlungsnormen und Verhandlungstopographie;133
3.2.3;3. Die Bewertung der Vermittlungspraxis Clemens‘ VI;139
3.2.4;4. Die päpstliche Geheimdiplomatie während des Friedensgipfels (1344/45);143
3.2.5;5. Die Korrespondenz zwischen Eduard III. und Clemens VI. im Mai/Juli 1345;146
3.2.6;Zusammenfassung;149
3.3;III. Informationshorizont und Kommunikationsstruktur. Die Zusammenarbeit zwischen Kurie und Nuntien im Vorfeld der Schlacht von Crécy (1346);150
3.3.1;1. Die Bereitung der Viae pacis nach dem Ersten Friedensgipfel in Avignon (1345);150
3.3.2;2. Kuriale Kommunikation und päpstliche Informationsbeschaffung am Beispiel der Ablehnung des freien Geleits für die apostolischen Nuntien Kardinäle (1345/1346);154
3.3.3;3. Die Vorbereitung der Kurie auf die Landung Eduards im Frühjahr/Sommer 1346;157
3.3.4;4. Die gescheiterte „Pendeldiplomatie“ der Kardinäle im August 1346;159
3.3.4.1;a) Verhandlungen zwischen Lisieux und Neubourg;159
3.3.4.2;b) Ex post facto? – Kuriale Entscheidungsfindung im Nachhinein;160
3.3.4.3;c) Die päpstlichen Friedensinitiativen im Vorfeld der Schlacht von Crécy;162
3.3.5;5. Überblick: Von Crécy nach Calais (September 1346);163
3.3.6;Zusammenfassung;164
3.4;IV. Ortsveränderung und Diplomatisches Interim: Die Marken von Calais als Stätte der Entscheidungsfindung (1347–1353);165
3.4.1;1. Der Waffenstillstandsvertrag von Calais (1347);165
3.4.1.1;a) Rückkehr nach Avignon?;165
3.4.1.2;b) Bewertung des Waffenstillstands von Calais in der zeitgenössischen Chronistik;167
3.4.2;2. Die Marken von Calais als Stätte der Konfliktintervention (1347–1353);168
3.4.2.1;a) Calais oder Avignon?;168
3.4.2.2;b) Institutionalisierung von Calais als Stätte der Konfliktintervention;171
3.5;V. Avignon (1354/55): Gefangen im Netzwerk. Gui de Boulogne und die Rückkehr in das politische Milieu;178
3.5.1;1. Kardinal Gui de Boulogne – Mediatour zwischen allen Fronten;179
3.5.2;2. Gui de Boulogne und der Vertrag von Guines (1354);184
3.5.3;3. Der Zweite Friedensgipfel an der Kurie von Avignon (1354/55);188
3.5.3.1;a) Diplomatische und organisatorische Vorbereitungen;188
3.5.3.2;b) Ablauf und Ergebnis der Friedensverhandlungen;192
3.5.3.3;c) Interpretation des Geschehens;196
3.5.4;5. Gui de Boulogne, die navarresische Intrige und die konspirative Nutzung des politischen Milieus in Avignon;197
3.5.5;Zusammenfassung;204
3.6;VI. Poitiers (1356): Die Intervention Talleyrands de Périgord im Spiegel der zeitgenössischen Chronistik;205
3.6.1;1. Einführung: Poitiers, 18. September;205
3.6.2;2. Die Gesandtschaft Talleyrands de Périgord und Niccolò Capoccis;208
3.6.2.1;a) Hintergrund der Vermittlung;208
3.6.2.2;b) Die umstrittene Wahl der Nuntien;210
3.6.3;3. Die ersten Vermittlungsversuche Talleyrands de Périgord im Vorfeld der Schlacht;214
3.6.3.1;a) Die Vorverhandlungen bei Breteuil (Juli 1356);214
3.6.3.2;b) Vorverhandlungen bei Montbazon am 12. September 1356;215
3.6.4;4. Poitiers als Ort der Konfliktintervention: Die Vermittlung Kardinals Talleyrand de Périgord (18. / 19. September 1356);216
3.6.4.1;a) Rekonstruktion des äußeren Ablaufes und der Verhandlungsnormen;216
3.6.4.2;b) Darstellungsschemata der Vermittlung (I): Auftreten und Rhetorik des Kardinals;219
3.6.4.3;c) Darstellung des Auftritts und der Rhetorik;221
3.6.4.4;d) Rhetorik und Argumentation;223
3.6.4.5;e) Bewertung der Vermittlung Talleyrands durch die zeitgenössische Chronistik;226
3.6.4.6;f) Darstellungsschemata der Vermittlung (II): Verhandlungsbereitschaft und Verhandlungsvollmachten der Kontrahenten in der zeitgenössischen Chronistik;228
3.6.5;Zusammenfassung;234
3.7;VII. Brétigny (1360): Notarielle Aufgaben und zeremonielle Funktion apostolischer Nuntien beim Abschluss des Vertrages von Brétigny;236
3.7.1;1. Einführung;236
3.7.2;2. Militärgeschichtlicher Hintergrund des Vertragsabschlusses;237
3.7.3;3. Die Rolle der päpstlichen Nuntien beim Abschluss des Vertrages von Brétigny;241
3.7.3.1;a) Brétigny als Stätte der Entscheidungsfindung – Organisation und Verhandlungsnormen;241
3.7.3.2;b) Einfluss apostolischer Nuntien auf Abschluss und Gestaltung des Vertrags von Brétigny (8. Mai 1360);245
3.7.4;4. Die Rolle päpstlicher Nuntien bei der Ratifikation des Vertrages in Calais;247
3.7.4.1;a) Die päpstlichen Ratifikationsschreiben;247
3.7.4.2;b) Die päpstliche Korrespondenz während der Verhandlungen in Calais (September–Oktober 1360);249
3.7.4.3;c) Die Ratifikationszeremonie in Calais am 24. Oktober 1360;254
3.7.5;5. Die Friedensvermittlung der Kurie von Avignon im Spiegel der Vertragsartikel;259
3.7.5.1;a) Schutz durch den Papst oder vor dem Papst? Der Spiegel der päpstlichen Friedensvermittlung in den Vertragsartikeln;259
3.7.5.2;b) Schutz durch den Vertrag vor dem Papst;261
3.7.5.3;c) Die zwei diplomatischen Körper des Papstes;261
3.7.5.4;d) Friedensrhetorik der königlichen Ratifikationsschreiben;263
3.7.5.5;e) Die päpstliche Legitimation oder die Geschichte der päpstlichen Friedensvermittlung;265
3.7.5.6;f) Interpretation und Synthese;267
3.7.6;Zusammenfassung;269
3.8;VIII. Brügge (1375–1377): Dezentralisierung der päpstlichen Friedensvermittlung und ihre Konsequenzen;271
3.8.1;1. Die päpstlichen Friedensinitiativen der Jahre 1370–72;271
3.8.1.1;a) Urban V. und der Ausbruch des Hundertjährigen Krieges;272
3.8.1.2;b) Die ersten Verhandlungen (1371–72);276
3.8.1.3;c) Exkurs: Die neuen Verhandlungsnormen;279
3.8.2;2. Die Wahl Brügges als neuer Ort der Entscheidungsfindung (1373–75);283
3.8.2.1;a) Entscheidung(en) für Brügge (1372–75);284
3.8.2.2;b) Niedergang der Attraktivität Avignons als politisches Milieu;288
3.8.2.3;c) Das anglo-päpstliche Konkordat in Brügge (1374–75);291
3.8.3;3. Die Friedensverhandlungen Brügge (1375–77): Eine Strukturanalyse;293
3.8.3.1;a) Überblick;296
3.8.3.2;b) Topographischer Überblick der Verhandlungen in Brügge;296
3.8.3.3;c) Rolle der Nuntien bei der Vorbereitung und zeremoniellen Durchführung der Verhandlungen;299
3.8.3.4;d) Evolution der Verhandlungsnormen am Beispiel der Ersten Verhandlungsphase (1375);304
3.8.4;4. Kommunikation zwischen dem Milieu in Avignon und Brügge als Stätte der Entscheidungsfindung;308
3.8.5;Zusammenfassung;316
4;C) Strukturen und Wirkungsweisen päpstlicher Diplomatie während des Hundertjährigen Krieges;319
4.1;I. Selbstverständnis der Päpste als Vermittler;319
4.2;II. Methodische Einzelaspekte der päpstlichen Friedenspolitik während des 14. Jahrhunderts;329
4.2.1;1. Systematisierung der päpstlichen Friedensvermittlung;329
4.2.2;2. Übergreifende Faktoren;334
4.3;III. Vom Ort der Konfliktintervention bis zum Milieu politischer Entscheidungen: Terminologisierung der Verhandlungsorte während des Hundertjährigen Krieg;338
4.3.1;1. Terminologisierung und Abgrenzung;338
4.3.2;2. Beschaffenheit und Attraktivität des politischen Milieus an der Kurie von Avignon;341
4.3.3;3. Wahl des Ortes und Verhandlungstopographie während laufender Kampagnen;345
4.4;IV. Apostolische Nuntien als Repräsentanten der päpstlichen Diplomatie;349
4.4.1;1. Allgemeine Charakterisierung;349
4.4.2;2. „Legatus vel nuntius?“ Ein Beitrag zu der Terminologisierung des päpstlichen Gesandtschaftswesens;353
4.4.3;3. Zusammenstellung und Auswahlkriterien apostolischer Nuntien;360
4.4.4;4. Praktische Aspekte kurialer Friedensmission;366
4.5;V. Päpstlicher Informationshorizont und kuriale Kommunikationspraxis;369
4.5.1;1. Kommunikationswissenschaftliche Grundvoraussetzungen;369
4.5.2;2. Päpstlicher Informationshorizont und Informationsquellen;371
4.6;VI. Verhandlungspraxis und Erfolgschancen päpstlicher Vermittler während Waffenstillstands- und Friedensgipfel des Hundertjährigen Krieges;375
4.6.1;1. Konfliktinterventionen und Waffenstillstandsverhandlungen;376
4.6.1.1;a) Vorbereitung;376
4.6.1.2;b) Verhandlungsleitung und Vertragsratifikation;378
4.6.1.3;c) Erfolgschancen;379
4.6.2;2. Friedensgipfel;386
4.6.2.1;a) Vorbereitung;386
4.6.2.2;b) Verhandlungsleitung und Vertragsratifikation;387
4.6.2.3;c) Erfolgschancen;390
4.7;VII. Die Bedeutung symbolischer Kommunikation bei Vertragsabschlüssen des Hundertjährigen Krieges (1328–1360);391
5;D) Zusammenfassung;399
6;Quellen- und Literaturverzeichnis;413
6.1;I. Abbildungsverzeichnis;413
6.2;II. Quellen- und Literaturverzeichnis;413
6.2.1;1. Archivalische Quellen;413
6.2.2;2. Erzählende Quellen;415
6.2.3;3. Edierte urkundliche und andere nicht-erzählende Quellen;417
6.2.4;4. Internet;421
6.2.5;5. DVD/CD-Rom;421
6.2.6;6. Literatur;422
7;Personen-, Orts- und Sachregister;465