E-Book, Deutsch, Band 328, 256 Seiten
Reihe: Historical
Willingham Ein Engel für den Highlander
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6527-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 328, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6527-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lady Marguerite de Montpierre schreckt hoch. Ein Schrei hallt durch die Burg - wird wieder ein schottischer Gefangener von ihrem grausamen Verlobten gefoltert? Sie will helfen! So findet sie Callum MacKinloch und versorgt seine Wunden. Der Schmerz hat ihm die Stimme geraubt, aber als Dank haucht er ihr einen Kuss auf die Hand. Und erobert im Dunkel der Nacht ihr einsames Herz! Als sein Clan wenig später die Burg überfällt, kommt er frei - und Marguerite ist bereit, ihm den Glauben an das Leben und die Liebe zurückzugeben. Doch eine gemeinsame Zukunft für die schöne Französin und den stummen Highlander scheint unmöglich ...
Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde. Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat Indiana, da sie mit dem Gedanken spielte, Medizin zu studieren. Jedoch musste sie diesen Gedanken bald wieder verwerfen, da sie kein Blut sehen konnte. Stattdessen studierte sie Englisch und schloss mit summa cum laude, der besten Benotung, ab. Daraufhin kam sie auf die Idee Lektorin zu werden. Ihr erster Teilzeitjob bestand darin, Hypothekenhandbücher zu bearbeiten, was sie umgehend zurück zur Uni fliehen ließ, um Lehrerin zu werden. Michelle unterrichtete 11 Jahre lang, bevor sie aufhörte, um zu Hause bei ihren Kindern zu sein und sich voll und ganz dem Schreiben widmen zu können. Zahlreiche ihrer Romane erschienen in der Reihe Harlequin Historical. Michelle ist mit einem Raketenwissenschaftler verheiratet und lebt zusammen mit ihm in Virginia. Neben dem Schreiben kocht und liest sie gerne und vermeidet sportliche Aktivitäten um jeden Preis.
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1. KAPITEL
Schottland 1305
Der Schrei eines Mannes riss sie aus dem Schlaf.
Marguerite de Montpierre setzte sich abrupt auf, umklammerte die Decke und sah ihre Zofe Trinette an. „Was war das?“
Ängstlich schüttelte Trinette den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber wir sollten hierbleiben, wo es sicher ist.“
Marguerite trat zum Turmfenster und sah zum dunklen, nur vom Mond erhellten Himmel auf. Die Schreie des Mannes waren verklungen. Sie spürte, was das bedeutete.
Bleib hier, befahl ihr Verstand. Misch dich nicht ein. Was konnte sie schon tun? Sie war nur ein Mädchen von achtzehn Jahren. Sowohl ihr Vater als auch Lord Cairnross würden außer sich sein, wenn sie allein hinausging.
Aber falls jemand Hilfe brauchte, welches Recht hatte sie, in ihrer Kammer zu bleiben? Angst sollte sie nicht daran hindern, Mitleid zu zeigen.
„Ich werde herausfinden, was es war“, teilte sie ihrer Zofe mit. „Du kannst hier warten, wenn du möchtest.“
„Mylady, non. Euer Vater würde es nicht erlauben.“
Nein, das würde er nicht. Sie konnte sich die gebieterische Stimme ihres Vaters vorstellen, die ihr befahl im Bett zu bleiben. Unentschlossen holte sie tief Luft. Wenn sie hierblieb, wäre sie in Sicherheit, und niemand würde wütend auf sie sein.
Aber es könnte auch jemand sterben. Hier ging es nicht um Gehorsam, hier ging es möglicherweise darum, ein Leben zu retten.
„Du hast recht. Der Duc würde mir nicht gestatten zu gehen. Aber er ist nicht hier, nicht wahr?“, murmelte Marguerite. Sie betete, dass ihr Vater so schnell wie möglich zurückkehrte, denn mit jedem Tag, den er fort war, wurde ihr Leben mehr und mehr zu einem Albtraum.
Ihr Vater, Guy de Montpierre, der Duc D’Avignois, wusste nicht, was hier geschah, denn ihr Verlobter hatte sich ihrer Familie gegenüber ausgesucht höflich verhalten. Der Duc schätzte Reichtum und Status, und Gilbert de Bouche, der Earl of Cairnross, würde ein starker englischer Verbündeter sein. Eine jüngste Tochter konnte sich keine bessere Ehe erhoffen.
Aber obwohl der Earl sie mit Respekt und Ehrerbietung behandelt hatte, entsetzte seine Grausamkeit sie. Er glaubte fest daran, dass die Schotten Sklaven seien. Sie hatte beobachtet, dass er seine schottischen Kriegsgefangenen stundenlang Steinmauern bauen ließ.
Trinette erschauerte. „Ich glaube nicht, dass Ihr Lord Cairnross verärgern wollt, indem Ihr die Kammer verlasst.“
Marguerite widersprach nicht. Aber der Schrei des Gefangenen verfolgte sie, grub sich in ihr Gewissen. Sie hatte Cairnross’ Sklaven gesehen, und die Männer waren so schrecklich dünn und ihre Gesichter so hoffnungslos. Seit ihrer Ankunft waren bereits zwei von ihnen gestorben. Und der Schrei ließ vermuten, dass dort ein weiterer Mann im Sterben lag.
„Ich kann nicht danebenstehen und nichts tun“, flüsterte sie. Sonst wäre sie nicht besser als der Earl gewesen.
Sie zog eine eng anliegende Kotte mit langen Ärmeln an, darüber einen rosafarbenen Surcot und dann einen dunklen Umhang. Ihre Zofe seufzte schicksalsergeben und half ihr beim Anziehen, bevor sie ihre eigene Kleidung anlegte.
Es war nach Mitternacht, und die Soldaten schliefen in den Gängen und in der großen Halle des hölzernen Turms. Marguerite hielt sich mit dem Rücken zur Wand, als sie mit klopfendem Herzen an den Männern vorbeischlich. Ihr Vater hatte ein halbes Dutzend seiner eigenen Soldaten als ihre persönliche Wache zurückgelassen. Zweifellos würden sie sie aufhalten, wenn sie erwachten.
Sie verließ den Holzturm und wandte sich gemeinsam mit Trinette zum inneren Burghof. Dort sah sie die Ursache der Schreie. Ein Mann, vielleicht ein Jahr älter als sie, lag ausgestreckt auf dem Boden. Blut bedeckte seinen Rücken, und seine Füße waren aneinandergekettet. Langes dunkles Haar verdeckte sein Gesicht, aber sie sah, wie sich seine Schultern bewegten. Er lebte … noch.
Marguerite flüsterte ihrer Zofe zu: „Bring mir Wasser und weiche Leinentücher. Schnell.“ Obwohl sie nicht wusste, wer der Mann war, würde sie dem Leidenden nicht den Rücken zukehren. Er brauchte Hilfe, wenn er die Nacht überleben sollte.
Trinette gehorchte, und nachdem das Mädchen verschwunden war, ging Marguerite zaghaft auf ihn zu. Als sie ihn erreichte, sah sie, wie er zitterte, als wäre ihm kalt. Sie wollte ihn nicht erschrecken, deshalb flüsterte sie leise auf Englisch: „Gestattet Ihr mir, mich um Eure Wunden zu kümmern?“
Der Mann erstarrte und drückte die Hände auf den Boden. Langsam drehte er seinen Kopf. Sein zerschundenes Gesicht war geschwollen und voller blauer Flecke. Aber seine dunkelbraunen Augen waren leer, als fühlte er nichts. Sie kniete sich neben ihn und sah, wie sein Blut den Boden befleckte.
„Ich bin Marguerite de Montpierre“, sagte sie, nun auf Gälisch, in der Hoffnung, er würde sie verstehen. Obwohl sie ein Talent für Sprachen besaß und seit dem letzten Jahr die Sprache der Schotten lernte, machte sie sich Sorgen um ihre Aussprache. „Wie heißt Ihr?“
Der Mann betrachtete sie, sagte aber nichts. Schmerz verdunkelte sein Gesicht, und er starrte sie ungläubig an, als könnte er nicht begreifen, warum sie sich seiner erbarmte. Eine Haarsträhne fiel ihm über die Augen, und sie strich sie ihm aus dem Gesicht.
In dem Augenblick, als sie ihn berührte, ergriff er ihre Hand. Obwohl seine Handfläche kalt war, hielt er ihre Hand, als wäre sie ein zarter Schmetterling.
Die sanfte Berührung erschreckte sie. Marguerite wollte ihm schon die Hand entziehen, aber etwas ließ sie innehalten. Trotz der Verletzungen konnte sie erkennen, dass er ein ausdrucksstarkes Gesicht mit der Widerstandskraft eines Mannes hatte, der in der Hölle gewesen war und sie überlebt hatte.
Erneut wartete sie, dass er etwas sagte, aber er schwieg weiterhin und ließ schließlich ihre Hand los. Sie fragte sich, ob Lord Cairnross befohlen hatte, dem Gefangenen die Zunge herauszuschneiden. Sie senkte den Blick und wagte nicht, zu fragen.
Als Trinette die Holzschüssel mit Wasser und das Leinen brachte, sah Marguerite, wie sich die Schultern des Mannes vor Misstrauen anspannten. „Pass auf“, flüsterte sie ihrer Zofe zu, „und sag Bescheid, wenn jemand kommt.“
Marguerite tauchte das erste Tuch ins Wasser und wrang es aus. Sanft legte sie es dem Gefangenen auf den blutigen Rücken. Er schnappte nach Luft und zuckte zusammen. „Vergebt mir. Ich möchte Euch nicht wehtun.“
Obwohl er die Lippen aufeinanderpresste, machte er keine Anstalten, sie fortzustoßen. Marguerite versuchte, das Blut und den Schmutz wegzuwischen. Sie hoffte, das kalte Wasser würde ihn beruhigen. Sie hatte sich noch nie um Wunden wie diese gekümmert, denn ihr Vater ließ sie nicht in die Nähe verwundeter Soldaten.
Sein Blut zu sehen quälte sie, aber sie bezwang ihr Unwohlsein. Dieser Mann brauchte sie. Während sie seine Wunden reinigte, berührte sie ihn nur sanft, da sie wusste, wie sehr er litt. Die Peitschenhiebe hatten seine Haut zerrissen und tiefe Furchen hinterlassen, die zu Narben werden würden.
„Warum hat er Euch das angetan?“, fragte sie und weichte das Tuch erneut ein. Sie befeuchtete seine Wange mit dem kühlen Leinen und er deutete auf seinen Mund und seinen Hals und schüttelte den Kopf, als wollte er ihr sagen, er könne nicht sprechen.
„Ihr habt vorhin vor Schmerz geschrien, nicht wahr?“
Er schüttelte abermals den Kopf. Dann streckte er seinen Arm aus und wies in die Dunkelheit.
Und Marguerite sah den reglosen Körper eines Gefangenen mit toten Augen.
Jeder Knochen in Callum MacKinlochs Körper tat ihm weh, und der Schmerz wütete in seinen Gliedern. Er hätte sich nicht bewegen können, auch wenn er es gewollt hätte. Die englischen Soldaten hatten ihn erst blutig geprügelt und die Tortur dann mit zwanzig Peitschenhieben fortgesetzt.
Sie hatten ihn noch nicht umgebracht, aber das würden sie noch tun. Es war zu einer Prüfung seines Durchhaltevermögens geworden. Obwohl er geschwächt und verletzt war, hatte sich sein Verstand in ein eisernes Band aus Stärke verwandelt. Er hatte nicht vor Schmerz geschrien, denn er hatte die Fähigkeit zu sprechen vor beinahe einem Jahr verloren. Nach all den Albträumen, die er erlebt hatte, war der Verlust seiner Sprache vermutlich nicht verwunderlich.
Ein weiteres nasses Tuch bedeckte die Wunden, und er erschauerte. Diese Frau hatte Mitleid mit ihm, obwohl niemand sonst es aufbrachte. Warum? Sie war mit dem Earl verlobt, und als Adelige hätte sie den Schutz der Burg nicht verlassen dürfen. Er wusste, dass sie Marguerite hieß. Aus dem Augenwinkel erhaschte er einen Blick auf sie. Ihr rosafarbenes Kleid betonte ihren schlanken Körper, und lange Strähnen goldenen Haars lugten unter ihrem Schleier hervor, als sie sich nach vorn lehnte.
Callum verdiente ihr Mitleid nicht. Er war seit sieben Jahren eingesperrt, seit er ein Junge gewesen war. Sein Vater war bei einem Überfall gestorben, und Callum war zusammen mit seinem älteren Bruder Bram gefangen genommen worden.
Er senkte den Blick und fragte sich, ob Bram überhaupt entkommen war. Es war eine Weile her, dass er geflohen war, und obwohl sein Bruder geschworen hatte, dass er zurückkehren würde, um Callum zu befreien, glaubte er nicht daran. Wie könnte er auch?
Niemand würde ihn retten. Es war unmöglich. Er würde sterben. Vermutlich würde er zu Tode gefoltert werden.
Callum schloss die Augen. Er zuckte jedes Mal aufs Neue zusammen, wenn Lady...