Willkomm / Herrmann | Einmal Indien und zurück | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 236 Seiten

Willkomm / Herrmann Einmal Indien und zurück

Erinnerungen eines Indienmissionars
durchgesehene
ISBN: 978-3-910153-84-4
Verlag: Concordia-Verlag - Concordia-BUCHhandlung GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Erinnerungen eines Indienmissionars

E-Book, Deutsch, 236 Seiten

ISBN: 978-3-910153-84-4
Verlag: Concordia-Verlag - Concordia-BUCHhandlung GmbH & Co. KG
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E-Book-Version (EPUB)
Das Buch liest sich wie eine fesselnd geschriebene Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Dabei spannt sich der Bogen von der Kindheit des Verfassers im Oberlausitzer Pfarrhaus über die Leipziger Studentenzeit bis zu den Eindrücken von
fremden Kulturen in Palästina und Indien sowie unter deutschen Auswanderern in Nordamerika.
Vor allem aber sind diese Lebenserinnerungen ein Stück kirchlicher Zeitgeschichte. Sie zeigen den Weg eines jungen Mannes, der unter inneren Kämpfen bewusster Christ wird. Bibeltreue und Anfechtungen machen aus ihm einen bekenntnistreuen lutherischen Theologen, der schließlich nicht mehr bereit ist, den Lehrpluralismus der evangelischen Landeskirchen weiter mitzutragen. So führt sein Weg in die Evangelisch-Lutherische Freikirche. Ihr dient er jahrzehntelange sogar im leitenden Amt als Präses. Sein Lebensweg legt Zeugnis ab vom weltweiten Horizont bekenntnistreuen Luthertums schon im 19. Jahrhundert, lange bevor ökumenisches Denken in Deutschland modern wurde.

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Kapitel 1: Abstammung und Herkunft1
Ehe das Jahr 1925, in welchem ich den Stammbaum der Familie Willkomm2 beendet habe, abläuft, will ich den Anfang machen, die meinen Kindern gemachte Zusage zu erfüllen, dass ich – wenn es Gott noch zulässt – Erinnerungen aus meinem Leben aufschreiben wolle. Als Motto muss ich über dieselben das Bekenntnis Jakobs schreiben: „Ich bin zu geringe aller Barmherzigkeit und Treue, die der Herr an mir, seinem Knecht, getan hat“ [1Mose 32,11]. Sowie die Verse Ph. F. Hillers: Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung, deren ich nicht wert; das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hats nie begehrt. Nun weiß ich das und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit. Das muss ich dir, mein Gott, bekennen, das rühm ich, wenn ein Mensch mich fragt; ich kann es nur Erbarmung nennen, so ist mein ganzes Herz gesagt. Ich beuge mich und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit. Ich, Otto Heinrich Theodor Willkomm3, bin das vierte Kind, der dritte Sohn, von Karl Ferdinand und Marie Pauline Willkomm, geb. Hünigen. Mein lieber Vater war der älteste Sohn des Magisters Karl Gottlob Willkomm. Eigentlich der zweitälteste, da meinen Großeltern schon am 7. September 1806 ein Sohn geboren war, der aber, wie es in des Großvaters Tagebuch heißt, nur die Welt beschrien, dann aber verschied. Diese harte Prüfung, auf welche der Großvater auch noch in der Abschiedspredigt hinweist, verursachte es, dass die am 7. Januar 1808 erfolgte Geburt meines Vaters um so größere Freude hervorrief. Meine Großväter habe ich nicht gekannt. Der Großvater Hünigen ist schon 1839 gestorben, bevor meine Eltern sich verheirateten. Er hieß Gottfried Friedrich Hünigen4, hatte Theologie studiert und den philosophischen Doktortitel (Mag.) erworben, war bis gegen Ende 1816 Pfarrer in Güldenbaum bei Lauban, kam dann als Diakonus nach Zittau, wo er am 26. Juli 1839 als Archidiakonus5 starb. (Näheres ist über ihn zu erfahren über Prof. Dr. Ernst Hünigen, seinen Enkel, der auch Familienforschung betreibt.) Großvater Willkomm6 starb 1849, als ich noch nicht zwei Jahre alt war. Von ihm existiert eine Art Tagebuch (ein kleines in rotes Leder gebundenes Büchlein), aus dem ich im Stammbaum einige Abschnitte mitgeteilt habe. Aufgrund desselben hat Prof. Sueck mit Hilfe der Tante Amalie einen Lebenslauf verfasst, den mein Vetter Richard Willkomm abgeschrieben und mir geschenkt hat. Er berichtet von vielen Enttäuschungen, die der Großvater, besonders in Berufungssachen, erlebt hat und die ihn – wie es mir scheinen will – etwas verbittert haben. Besonders schwer hat ihn ein Streit mit der Gemeinde Herwigsdorf betroffen, der wohl von den durch die französische Juli-Revolution 1830/31 geäußerten freiheitlichen Ideen ausging und bei einem Gottesdienst zu einem Konflikt führte, bei dem der Großvater vor dem Altar ohnmächtig wurde. Es war, soviel ich verstehen kann, bisher Brauch gewesen, dass die Männer bei der Beichte standen, das taten sie nicht mehr, und zwar scheint das in demonstrativer Weise verweigert oder unterlassen worden zu sein, so dass es den sehr auf Zucht und Ordnung haltenden Mann stark erregt haben muss. Übrigens scheint auch sonst mancher Konfliktstoff mit der Gemeinde angelegen zu haben. So erzählte unser Vater, dass die Dielen in der Wohnstube zum Teil weggefault waren; da hatten dann die Kinder Grassamen in die darunter zutage tretende Erde gesät und als die Großmutter ihnen das verwiesen habe, habe der Großvater gesagt: „Lass sie nur machen, so sehen dann die Kirchenväter, wie es hier steht!“ („Kirchenväter“ hießen damals die Verwalter des Kirchenvermögens; sie hatten auch die Klingelbeutel im Gottesdienst herumzutragen und den Kirchendienst zu versehen.) Im Übrigen hat der Großvater sowohl bei der Gemeinde als auch bei seinen Amtsbrüdern und Vorgesetzten in großem Ansehen gestanden, wie er denn ohne Zweifel ein großer und bedeutender Mann gewesen ist. Ein Zeugnis über seine theologische Stellung erhielt ich aus dem Munde des bekannten Prof. von Zezschwitz7 . Demselben stellte mich bei einem Besuch in Erlangen im Dezember 1866 mein Freund Georg Stöckhardt8 vor, und als er meinen Namen hörte, fragte er, ob ich mit dem Pfarrer Willkomm in Herwigsdorf verwandt sei. Als ich sagte, das sei mein Großvater, erzählte er mir, seine Mutter sei von ihrem Gut Hörnitz bei Zittau oft zu ihm in die Kirche gefahren, weil er noch Christus gepredigt habe in jener Zeit des öden Rationalismus. So dürfen wir gerade auch in diesem wichtigen Grunde uns freuen und dankbar sein, dass wir von ihm abstammen. Es steht nun in meinem Enkel Martin Naumann9 die fünfte Generation unserer Familie im heiligen Predigtamt. Mögen alle, die noch zu demselben sich vorbereiten und in dasselbe berufen werden, treue Zeugen Jesu Christi werden! Zu der Beerdigung des am 14. September 1849 verstorbenen Großvaters mussten meine Eltern von Ebersbach nach Herwigsdorf drei Stunden zu Fuß gehen, auch denselben Tag zurück. Das war damals eine nicht ungewöhnliche Sache, doch erzählte meine Mutter, dass sie auf dem Rückwege an dem Arm des Vaters manchmal geschlafen habe. Meine Großmütter dagegen habe ich beide gekannt und in lebhafter Erinnerung. Großmutter [Christiane Karoline] Hünigen lebte ja in unserem Haus in Ebersbach, wohin sie wohl mit ihren noch unversorgten Kindern gezogen ist, als mein Vater 1845 dort Pfarrer wurde. Sie war das Jahr, bevor meine Eltern heirateten, Witwe geworden und hatte dann noch für mindestens vier Kinder zu sorgen. Im Ganzen hatte sie – soviel ich weiß – sieben Kinder: Otto [Hünigen], der Buchhändler war und von dem ich, da er mein Pate war, meinen Namen habe – er starb 1872 in Hubertusburg; Robert, der Gärtner wurde, lange in Amerika war, aber dann in den 80-er Jahren zurückkam und in Colditz gestorben ist; Pauline, meine Mutter; Clementine, die 1850 im Hause meiner Eltern starb, als Braut des Onkels Moritz Willkomm; Ernst, der 1842 als Student in Leipzig starb; Marie, die 1858 sich in meiner Eltern Hause mit Richard Seidemann aus Zittau verheiratete und 1898 in Nossen starb; Heinrich10, der Theologie studierte und nach Verwaltung verschiedener Pfarrämter als emeritus in Cossebaude starb. Es war nicht ganz nach dem Sinne unseres Großvaters Willkomm, dass mein Vater in diese Familie heiratete, weil er voraussah, dass der Vater damit auch die Sorge für die noch unversorgten Geschwister unserer Mutter auf sich nahm; und diese Befürchtung hat sich ja bestätigt. Der Vater aber hat das mit großer Geduld auf sich genommen und mit unserer Mutter die Sorge für deren – nur eine geringe Pension genießende – Mutter und ihre unversorgten Geschwister – die das Ebersbacher Pfarrhaus als ihre Heimat betrachten konnten – treu geleistet. Ich habe die Großmutter in Erinnerung als eine kleine freundliche Frau, die uns Kinder nicht verwöhnte, aber zum Gehorsam, Ordnung und Bescheidenheit anhielt. Sie hatte immer ein Strickkörbchen am Arm und mag wohl unsere Füße mit Strümpfen versorgt haben. Ihr Sterben ist mir insofern sehr eindrucksvoll gewesen, als ich mich lebhaft erinnere, dass wir alle um ihr Bett gekniet haben. Sie bescherte uns Kindern ihre Weihnachtsgaben immer besonders, nicht mit den Eltern am 24. Dezember, sondern erst am 6. Januar. Wir nannten das Sanktnickel – eine Verwechslung mit dem St. Nikolaustag, der ja am 6. Dezember ist. Es waren sicherlich bescheidene Gaben, die wir da erhielten. Aber wir waren überhaupt nicht verwöhnt, und es war uns eine besondere Freude, dass wir nach Weihnachten noch etwas zu erwarten hatten. Obwohl meine Erinnerung an diese Großmutter verblasst ist (ich war wenig über drei Jahre alt, als sie starb), so habe ich doch nur ein freundliches Bild von ihr in meinem Herzen. Meine Schwester Ottilie, die nach dem 1852 erfolgten Tod unseres ältesten Bruders Paul zwei Jahre hindurch krank lag, erinnert sich, dass die Großmutter sie in dieser Zeit besonders betreut hat und dass sie nach ihrer Genesung an der Hand der Großmutter wieder gehen gelernt hat. Sie hat darum auch besonders an ihr gehangen und nach ihrem Tode stundenlang in der Kammer gesessen, wo ihre Leiche lag, und geweint. Uns älteren Geschwistern ist das nicht so zu Herzen gegangen, denn ich erinnere mich, dass Tante Marie uns sehr schelten musste, weil wir den in dem Hausflur an der Wand lehnenden Sargdeckel bei unserem kindlichen Spielen als Versteck benutzten, ohne uns...



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