E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Winspear Marokkanische Nächte voller Glut
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-4723-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4723-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Einen weiten Weg hat Linda zurückgelegt von der grauen Londoner Vorstadt bis ins sonnendurchglühte Marokko in den Palast von Scheich Karim. Erst nach der Hochzeitsnacht verwandelt sich ihr Geliebter in einen anderen - in den stolzen und grausamen Wüstenprinzen ...
Violet Winspear wurde am 28.04.1928 in England geboren. 1961 veröffentliche sie ihren ersten Roman 'Lucifer`s Angel' bei Mills & Boon. Sie beschreibt ihre Helden so: Sie sind hager und muskulös, Außenseiter, bitter und hartherzig, wild, zynisch und Single. Natürlich sind sie auch reich. Aber vor allem haben sie eine große Sehnsucht nach Liebe, sind einsam und verfügen über eine große Menge an Leidenschaft. Die meisten Helden von Violet Winspear entsprechen diesem Bild. Sie beängstigen aber faszinieren. Sie müssen die Art von Mann sein, der über den 'bösen Blick' verfügt und man muss als Leserin das Gefühl haben, es wäre schlimm allein mit einem von ihnen im Raum zu sein. Da sie sie als 'fähig zur Schändung' bezeichnete, verursachte sie einen großen Aufruhr und wurde mit Hasstiraden bombardiert. Dennoch änderte Violet Winspear die Beschreibung ihrer Helden nicht. Violet Winspear schrieb von ihrem Zuhause in Süd-Ost-England aus, welches sie nicht verließ. Ihre Inspiration erhielt sie in der Ortsbibliothek. Sie war nie verheiratet und hat keine Kinder. Sie starb Anfang 1989 nach einem langem Kampf gegen Krebs.
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1. KAPITEL
Agavenbäume säumten die gewundene Straße, an der sich Hänge mit silbergrünen Olivenbäumen und Oleander hochzogen.
Eine Staubwolke folgte dem Taxi. Weiße Steinhäuser kauerten sich an den Hügel, während sich auf der anderen Seite ein steiler Abhang bis hinunter ins Meer erstreckte. Eine Gestalt in Schwarz schirmte die Augen mit der Hand ab und beobachtete, wie das Taxi weiterraste. Innerhalb weniger Sekunden war es verschwunden, als wäre es nichts als eine Erscheinung gewesen.
Linda erschien das alles noch wie ein seltsamer Traum, nachdem sie so hoch in der Luft gewesen und viel zu schnell wieder am Boden gelandet war. Sie hatte ihren ersten Flug genossen. Dennoch war sie froh, der Hektik des Flughafens entkommen zu sein, als der große Jet gelandet war. Dank der vielen Abende, an denen sie Spanisch gelernt hatte, hatte sie keinerlei Probleme gehabt. Als sie aus dem Terminal in den hellen Sonnenschein trat, hatte sie sich einfach in die Schlange eingereiht, um zu warten, bis auch sie endlich in ein Taxi steigen konnte.
Jetzt lehnte sie sich entspannt auf ihrem Sitz zurück, während sie die Küstenstraße entlangfuhren Dabei genoss sie den Ausblick auf die Bahia Conchas, was so viel bedeutete wie Muschelbucht. Das Meer war von einem strahlenden Blau und die Luft, die durch das offene Fenster hereinwehte, erfüllt von den Düften dieses wunderschönen, fremden Landes mit seiner jahrhundertealten Geschichte. Geprägt von der Herzlichkeit und Leidenschaft, die jedoch auch einen Anflug von Grausamkeit in sich barg.
Dies war nicht nur das Land des wunderschönen Oleanders und der samtig roten Geranien, die an den weißen Häusern bis zum Dach hochrankten. Nein, dieses Land war auch bekannt dafür, dass der Sand in der Stierkampfarena blutgetränkt war und dass die spanische Inquisition immer noch ihre Schatten warf.
Das Land der weißgoldenen Sonne und der schwarzen Schatten. Der Sinnlichkeit und ernsten Traurigkeit in der Musik und in den dunklen Augen, die die fremde Frau so neugierig betrachtet hatten.
Linda war berauscht von all dem, was sie sah und fühlte. Auch wenn sie sich nur schweren Herzens von Tante und Onkel getrennt hatte, hatte sie sich doch danach gesehnt, hierher zu kommen. Nur wenige Menschen hätten vermutet, dass sich hinter der Fassade der kühlen Selbstbeherrschung ein Wesen versteckte, das sich nach der heißen Sonne und dem leidenschaftlichen Flamenco sehnte. Hier im Süden schien die Zeit stillzustehen. Nur die Autos, die sich ab und zu auf der gewundenen Straße zeigten, brachten für die Menschen, die auf den Feldern oder in den Weinbergen arbeiteten, einen Hauch von Stadtluft mit.
Und jede Drehung der Räder brachte Linda ein wenig näher zu dem nächsten Treffen mit Don Ramos, der in jeder Hinsicht den gut aussehenden, temperamentvollen Spanier zu verkörpern schien. Ein Blick in seine Augen hatte ihr das Gefühl gegeben, dass er die Bewunderung der Frauen für selbstverständlich nahm.
Er hatte sie vermutlich als leicht zu beeindruckendes Mädchen vom Lande abgestempelt, und sie wünschte sich, ein wenig weltgewandter zu sein. Sie überlegte, wie es wohl sein mochte, das Objekt der leidenschaftlichen Aufmerksamkeit von Don Ramos Gil de Torres zu sein. Als sie kurz die Augen schloss, sah sie seine dunkle, attraktive Gestalt vor sich, in dem hellen Anzug, der seinen sehnigen Körper umschmeichelte. Und wenn sie sich sehr konzentrierte, konnte sie sogar die warme Berührung seiner Hand spüren.
Ihr Herz klopfte plötzlich schneller, als sie daran dachte, dass er sie kurz berührt hatte, als er ihr die Handtasche zurückgab. In diesem Augenblick hatte sie auch den schweren Goldring an seinem Finger bemerkt.
Ein verhaltener Seufzer stahl sich von ihren Lippen. Ob verheiratet oder Single, Don Ramos war für sie genauso wenig erreichbar wie die spanische Sierra. Und trotzdem erging sie sich in romantischen Träumereien, wenn sie an ihn dachte. So, wie sie es manchmal getan hatte, wenn sie in dem samtenen Dämmerlicht eines Kinos saß und ihrem Lieblingsschauspieler zusah. Das Kino, so hatte sie gelesen, hatte einen seiner Ursprünge in den Träumen einsamer Menschen. Und sie vermutete, dass in dieser Annahme ein Fünkchen Wahrheit lag.
Es war immer noch besser, das Unerreichbare zu lieben, als sich der Liebe ganz zu versagen. Und ein Leinwandheld würde ihr nie das Herz brechen, so wie ein realer Mann dies tun könnte. Er würde für immer der ideale Held bleiben, den die Vertrautheit nie zu einem fehlerhaften menschlichen Wesen machen würde. Auf der anderen Seite könnte dieser Held sie nie wirklich in den Armen halten.
Dieses Land hatte Linda in seinen Bann gezogen, seit sie sich auf der Küstenstraße zum La Granja Vista befand. Ihr Herz schlug schneller vor Aufregung. Sie war gespannt auf das Haus, das bestimmt all ihre Erwartungen erfüllen würde und sicher etwas Maurisches an sich hätte.
Plötzlich warf ihr der Taxifahrer ein paar spanische Worte über seine Schulter zu. Und während Linda deren Bedeutung gerade klar wurde, schoss das Taxi in ein Objekt auf der Straße und geriet außer Kontrolle. Bei dem starken Aufprall wurde Lindas Kopf gegen den Fahrersitz geschleudert. Heftiger Schmerz durchfuhr sie, als ihre Stirn gegen die Kante des Sitzes schlug, ehe sie das Gefühl hatte, in eine schwarze Leere zurückgeschleudert zu werden.
Bewusstlos lag sie auf dem Rücksitz, während sich die Hinterräder des Taxis in der Luft über dem Abgrund bewegten, der steil hinab ins Meer führte. Das Hindernis, das den Unfall verursacht hatte, lag mitten auf der Straße. Ein großer Sack mit Gemüse, der wohl unbemerkt vom Lastwagen eines Bauern heruntergefallen war.
Lindas Leben hing am seidenen Faden, während der Taxifahrer zu allen Heiligen betete, die ihm einfielen. Aber sein beachtlicher Umfang und sein Fuß, der hart auf der Bremse stand, konnten sie nicht viel länger auf der Straße halten. Auch als ein großer Wagen mit zwei Männern darin um die Kurve kam, flehte er weiter um sein Leben, um seiner ganzen Verwandtschaft willen.
Das Taxi wurde schnellstens mit einem Seil an der Hinterachse der Limousine festgemacht, während der Chauffeur mit laufendem Motor hinter dem Steuer saß. Der Besitzer gab dem Taxifahrer Anweisung, sofort herauszuspringen, sobald er die junge Frau zu fassen bekommen hatte.
Ein entsetzliches Krachen, vermischt mit dem Geschmack von Cognac auf ihrer Zunge, brachte Linda wieder zu Bewusstsein. Sie hustete, als die brennende Flüssigkeit ihre Kehle hinunterrann. Benommen versuchte sie, die Flasche von ihrem Mund wegzuschieben.
„Noch einen kleinen Schluck.“ Irgendetwas in dieser Stimme ließ sie gehorchen. Als ihre Lider sich flatternd hoben, sah sie verschwommen ein sehr dunkles Gesicht mit ausgeprägten Zügen vor sich. Es gehörte einem Mann, der sie mit leicht zusammengekniffenen Augen ansah und der wohl ständig unter der Sonne lebte. Irgendwie kam ihr dieser Mann bekannt vor. Doch ihr Kopf hämmerte so schmerzhaft, dass sie sich weder an einen Namen erinnern konnte noch daran, wie sie in seine Arme und auf den breiten, komfortablen Rücksitz eines luxuriösen Wagens gekommen war.
„Sie haben eine hässliche Beule, senorita. Sobald wir im castillo angekommen sind, müssen Sie sofort ins Bett.“ Ins Bett! Linda kämpfte gegen den Schmerz und die Verwirrung in ihrem Kopf an. „Wa… warum bin ich hier?“
„Bald werden Sie sich wieder erinnern“, versicherte er ihr und reichte jemandem die Cognacflasche, der im vorderen Teil des Wagens saß. „Nehmen Sie einen Schluck davon, amigo. Sie haben auch einen furchtbaren Schock erlitten.“
„Si, senor, aber hätten Sie nicht so segensreich eingegriffen, wären die Inglesa und ich mit meinem Auto ins tiefe Meer gestürzt.“
„Ich hoffe, Sie sind versichert.“ Beim Klang der tiefen Stimme hatte Linda erneut das seltsame Gefühl, sie zu kennen.
Was mochte wohl passiert sein? Sie bemühte sich darum, sich zu erinnern … Teile eines verwirrenden Bildes schoben sich in ihrem Kopf hin und her, und allmählich fügten sie sich zu einem Ganzen. „Das Taxi – es ist in irgendetwas hineingefahren“, rief sie.
„Also erinnern Sie sich langsam wieder?“
Sie musterte das dunkle Gesicht mit den ausgeprägten Zügen, während das seltsame Gefühl der Vertrautheit langsam verblasste. Nein, diesen Mann hatte sie vorher noch nie gesehen. Wer, um alles in der Welt, mochte er nur sein?
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, lieferte er gleich die Antwort. „Ich bin Karim el Khalid de Torres“, stellte er sich ihr vor. „Erinnern Sie sich denn an ihren Namen, senorita?“
„Ja. Ich heiße Linda Layne.“ Mit ungläubigem Erstaunen sah sie ihn an. Denn der Mann, mit dem sie sich zum Vorstellungsgespräch im Royale Hotel getroffen hatte, hieß Don Ramos Gil de Torres. Die beiden mussten irgendwie miteinander verwandt sein. Nur deshalb hatte sie schattenhaft eine Ähnlichkeit mit dem anderen spanischen Gesicht in den Zügen dieses Mannes entdeckt.
„Ich … ich bin auf dem Weg zum La Granja Vista“, sagte sie und versuchte, sich aus den Armen des dunklen Fremden zu lösen. Himmel, wie muskulös diese Arme waren!
„Fühlen Sie sich ein bisschen besser?“, fragte er.
...