Winter | Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 525 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 525, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

Winter Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 525

Donatas letzte Zuflucht
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0514-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Donatas letzte Zuflucht

E-Book, Deutsch, Band 525, 64 Seiten

Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler

ISBN: 978-3-7517-0514-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Donata von Sternhagen sich mit ihren Eltern überwirft, findet sie bei Karl Ibbecken ein neues Zuhause. Der sonderliche alte Mann nimmt in seiner Villa heimatlose Frauen auf, die von ihren Männern geschlagen oder verlassen wurden. Für sie und ihre Kinder wird dieser Ort zur letzten Zuflucht.
Doch das ist vielen ein Dorn im Auge. Besonders dem Bürgermeister des Kurortes gefällt das ganz und gar nicht. Die Stadt will nämlich Ibbenbecks herrliche Villa kaufen, um dort ein Kurzentrum zu errichten. Als der alte Mann aus guten Gründen ablehnt, lässt der Bürgermeister ihn kurzerhand entmündigen und in ein Sanatorium bringen ...

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Donatas letzte Zuflucht

Auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit geriet sie an den Falschen

Als Donata von Sternhagen sich mit ihren Eltern überwirft, findet sie bei Karl Ibbecken ein neues Zuhause. Der sonderliche alte Mann nimmt in seiner Villa heimatlose Frauen auf, die Schutz und Zuflucht suchen.

Doch das ist vielen ein Dorn im Auge. Besonders dem Bürgermeister des Kurortes gefällt das ganz und gar nicht. Die Stadt will nämlich Ibbenbecks herrliche Villa kaufen, um dort ein Kurzentrum zu errichten. Als der alte Mann aus guten Gründen ablehnt, lässt der Bürgermeister ihn kurzerhand entmündigen und in ein Sanatorium bringen ...

»Wie viele sind noch da?«, fragte Dr. Willenberg seine Sprechstundenhilfe.

Lotta Cornelsen seufzte tief.

»Noch neunzehn, Herr Doktor Willenberg.«

Sie arbeiteten bereits mehr als zwei Stunden, und das Wartezimmer hatte sich immer noch nicht geleert.

»Dann müssen wir uns beeilen«, erwiderte Wolfried Willenberg. »Rufen Sie den Nächsten herein.«

»Es ist der alte Ibbecken. Dass der überhaupt noch lebt ... Ist ja eine Sünde und Schande, wie es bei dem zugeht. Man muss sich richtig dafür schämen.«

»Wieso?«, fragte Dr. Willenberg ziemlich gleichgültig. Klatsch interessierte ihn wenig, obwohl seine Sprechstundenhilfe ihn stets mit den letzten Neuigkeiten aus dem Kurort versorgte.

»Nach dem Tode seiner Frau fing alles an. Früher einmal hatte er eine ordentliche Pension, aber dann hatte er keine Lust mehr und war vielleicht auch schon zu alt. Eine große Rolle spielt natürlich auch die Frau, die er sich da ins Haus geholt hat, ein junges, freches Ding, soweit ganz hübsch, aber ...«

»Ach so, der Ibbecken.« Es war unmöglich, von diesem Mitbürger noch nichts gehört zu haben. »Er besitzt das große Grundstück am Hang, nicht wahr?«

»Das größte und schönste des ganzen Ortes, aber niemand kümmert sich darum. Früher hat ein Gärtner alles instand gehalten, aber jetzt ... Die Frauen, die dort wohnen, sind ja viel zu faul, irgendetwas anzufassen. Dass man so etwas dulden muss.«

»Wieso? Hat er ein Bordell?«, fragte Dr. Willenberg nun doch neugierig.

»So etwas Ähnliches. Er hat Frauen aufgenommen, die Kinder haben, aber keinen Mann, oder die ihren Ehemännern weggelaufen sind. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«

»Schicken Sie ihn rein, bitte.« Der Arzt fand, dass er schon genug Zeit mit diesem Gespräch verschwendet hatte. Er stand auf, als der alte Rentner das Sprechzimmer betrat. Vierundachtzig?, fragte er sich verwundert. Der Mann sah sehr viel jünger aus, er hätte ihn auf Anfang siebzig geschätzt. Sein Händedruck war männlich herzhaft, stellte Dr. Willenberg fest.

»Was führt Sie zu mir?«, fragte er freundlich.

»Meine Frauen«, erwiderte Karl Ibbecken. »Die haben mich so lange bekniet, bis ich nachgegeben habe, um Ruhe zu finden. Dabei fehlt mir eigentlich gar nichts. Nur meine Verdauung ist nicht immer so, wie sie sein sollte, aber das kann man ja wohl nicht Krankheit nennen.«

»Wie viele Frauen haben Sie?«, fragte Wolfried humorvoll.

»Im Augenblick acht, aber das wechselt. Und damit Sie gleich Bescheid wissen, Herr Doktor Willenberg, Tabletten schlucke ich nicht. Ich lebe gesund, und von diesem Giftzeug halte ich nichts. Wahrscheinlich fühle ich mich auch nur so rüstig, weil ich Ärzten bisher tunlichst aus dem Weg gegangen bin.«

Wolfried nahm ihm seine Offenheit nicht übel.

»Machen Sie Ihren Oberkörper bitte frei.« Der Arzt untersuchte ihn und fand Karl Ibbeckens Selbsteinschätzung bestätigt. »Sie sind noch tadellos in Ordnung«, stellte er fest. »Herz, Lunge, Kreislauf ... Ich wünschte, mehr Menschen würden so vernünftig leben wie Sie.«

»Dabei sagen alle, ich wäre verrückt«, erklärte Karl Ibbecken lachend, während er sein kariertes Hemd zuknöpfte.

»Wieso?«, fragte Dr. Willenberg freundlich.

»Weil ich nicht verkaufen will. Die sind ja alle ganz verrückt nach meinem Grundstück. Was haben die mir schon alles geboten. Zuletzt eineinhalb Millionen.«

»Donnerwetter!« Der Arzt war ehrlich beeindruckt.

»Sind immerhin sechzehneinhalbtausend Quadratmeter in bester Lage. Wie die auf mich eingeredet haben, wie auf einen kranken Gaul.«

»Haben Sie das Angebot nicht erwogen? Eineinhalb Millionen sind ein Batzen Geld.«

»Ich habe genug. Ich bekomme eine gute Rente. Gemüse bauen wir selbst an, dann haben wir noch ein paar Hühner, drei Schweine, und ginge es nach Donata, dann hätten wir auch eine Ziege.«

»Donata ist eine Ihrer Frauen?«

»Die Frau«, berichtigte Karl Ibbecken ihn. »Mit ihr fing eigentlich alles an. Meine Frau war lange Jahre tot, und ich war auf dem besten Wege, gründlich zu verludern. Und dann kam Donata. Sie zog zu mir und kümmerte sich um alles. Durch sie bin ich wieder jung geworden. Eine fabelhafte Frau. Wenn Sie mal eine suchen, dann sollten Sie zu uns raufkommen, Doktor Willenberg.«

»Werde ich mir notieren«, versicherte Wolfried grinsend. »Dann noch alles Gute, Herr Ibbecken.«

»Danke. Sie scheinen ein ungewöhnlich vernünftiger Mann zu sein, jedenfalls für einen Arzt. Die meisten stellen ja irgendwelche Krankheiten fest, die behandelt werden müssen, wenn man als Privatpatient kommt.«

»Ich muss eben noch lernen«, meinte Wolfried.

»Kommen Sie doch einfach mal so rauf«, lud ihn Karl Ibbecken ein. »Ich habe zwar seit ewigen Zeiten kein Lokal mehr, aber eine Flasche Bier kriegen Sie bei mir jederzeit. Anfangs war Donata dagegen, aber jetzt nicht mehr. Irgendein Laster muss der Mensch schließlich haben, und für Frauen bin ich schon ein paar Tage zu alt.«

»Gegen eine Flasche Bier ist nichts einzuwenden.«

»Sag ich doch. Dann vielleicht auf bald. Ich würde mich wirklich freuen.«

»Warum nicht? Ich gehe abends gern spazieren, und wenn mich mein Weg in Ihrer Nähe vorbeiführt, komme ich mal vorbei.«

»Sollte es nicht an Ihnen liegen, wohin Ihr Weg Sie führt?«, fragte Karl Ibbecken. »Sie haben ja keine Frau, die Ihnen vorschreibt, wohin Sie zu gehen haben. Also dann auf bald. Hat mich wirklich gefreut, Sie kennengelernt zu haben, Doktor Willenberg.«

»Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, antwortete der Arzt, und das war mehr als eine Höflichkeitsfloskel. »Ein interessanter Mann«, sagte er zu Fräulein Cornelsen, als sie den Patienten hinausgeleitet hatte.

»Finden Sie? Den haben die doch nur für Sie herausgeputzt, oder glauben Sie, der liefe immer so sauber herum?«

»Wie läuft Herr Ibbecken denn sonst rum?«

»Unmöglich! Er hat immer uralte Hosen an, karierte Hemden und ausgelatschte Sandalen. Und dabei könnte er vielfacher Millionär sein und sich alles leisten, wenn er nur wollte. Die Frauenzimmer, die bei ihm wohnen, liegen ihm auf der Tasche. Uneheliche Kinder haben sie, womöglich noch von verschiedenen Vätern. Immerhin zeigen sie sich nur selten in der Öffentlichkeit.«

»Sie machen mich wirklich neugierig«, versicherte Dr. Willenberg.

»Gehen Sie da bloß nicht hin. Der Bote vom Lebensmittelgeschäft hat mal einen Blick in die Küche geworfen. Unglaublich, wie es da aussah. Na ja, was kann man von solchen Frauen schon anderes erwarten.«

»Kochen Sie uns eine Tasse Kaffee, Fräulein Cornelsen?«

»Bin schon dabei.« Das Wasser kochte gerade, und Lotta goss das Wasser in den Filter, in den sie schon Kaffee gefüllt hatte. »Wenn er verkaufen würde, dann könnte man dort oben eine kleine Siedlung bauen, ein paar schöne Bungalows oder, noch besser, vielleicht ein großes Hotel. Der Blick von dort ist einmalig. Ich finde, es ist eine Sünde und Schande, dass so einer tun und lassen darf, was er will.«

»Ja, eine Diktatur müsste man haben«, meinte Dr. Willenberg mit todernstem Gesicht. »Dann könnte so etwas nicht passieren.«

Lotta Cornelsen warf ihm einen schiefen Blick zu.

»Sie sind noch nicht lange hier, sonst würden Sie uns besser verstehen. Solch ein Haus ist ein Ärgernis für den Ort. Hätte er seine Pension weitergeführt wie früher, dann hätte kein Mensch etwas dagegen gehabt. Waren ja mal ordentliche Leute, die Ibbeckens, aber jetzt, wo er all diese Frauen mit den unehelichen Kindern dort beherbergt.«

»Also alles Frauen, die nichts taugen«, hakte Dr. Willenberg in ironischem Ton nach. »Das meinen Sie doch, nicht wahr?«

»Ganz recht, Herr Doktor. Ein anständiges Mädchen bekommt kein uneheliches Kind.«

Lotta Cornelsen schwärmte einerseits für den jungen Doktor, andererseits war sie mit ihm oftmals gar nicht einverstanden. Mitunter hatte er Ansichten, die sie absolut nicht billigen konnte. Schließlich musste man wissen, was sich schickte.

Sie goss ihm die Kaffeetasse voll und wunderte sich nicht, dass ihm so ein...



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