E-Book, Deutsch, Band 1372, 64 Seiten
Reihe: Notärztin Andrea Bergen
Winter Notärztin Andrea Bergen 1372 - Arztroman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-7705-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Nicht ein Wort davon ist wahr!
E-Book, Deutsch, Band 1372, 64 Seiten
Reihe: Notärztin Andrea Bergen
ISBN: 978-3-7325-7705-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Nicht ein Wort davon ist wahr! Zornig fegt die junge Sabine die Tablettendose von ihrem Nachttisch, doch ihre Wut auf ihre behandelnde Ärztin Dr. Jennifer Eickers lodert noch immer wie eine Stichflamme in ihr. Egal, wie sie sich abzureagieren versucht - Sabine kann das Bild nicht abschütteln, wie die Internistin sanft, fast liebevoll die Hand auf Lucas Arm legt! Wie unverschämt, sich mitten auf dem Krankenhausflur an Luca heranzumachen - ihren Luca! Seit Jahren schon sind Sabine und er ein Paar, und keine andere darf diesen Traummann haben! Ohne zu merken, wie unbegründet ihr Groll ist, steigert sich Sabine in eine gefährliche Eifersucht hinein. Unbemerkt von den Ärzten im Elisabeth-Krankenhaus entsteht in ihr die fixe Idee, Jennifer Eickers zu bestrafen - auf eine Art, die sich bei Sabine, der notorischen Lügnerin, noch immer bewährt hat: Geschickt und ohne jeden Skrupel spinnt sie ein Netz aus Lügen, das das Ansehen und die Zukunft der schönen Dr. Eickers gänzlich zerstören soll ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Nicht ein Wort davon ist wahr! Schon wieder sind meine Sanitäter und ich zu der jungen Sabine Breitinger gerufen worden, die meinen Kollegen und mir seit Monaten Kopfzerbrechen bereitet! Mein erster Impuls war auch heute großes Mitgefühl, weil wir einfach nicht die Ursache von Sabines starken Beschwerden finden. Die verschiedenen Symptome passen nicht zu einem bestimmten Krankheitsbild – und doch leidet die Patientin unübersehbar! Aber heute war irgendetwas anders als sonst, denn die quälenden Herzschmerzen, über die Sabine klagte, schienen mit einem Mal vergessen, als die Rede auf meine Kollegin Dr. Jennifer Eickers kam! Die Patientin, die gerade noch apathisch auf dem Sofa lag, sprang völlig beschwerdefrei auf, und namenloser Zorn flackerte in ihren Augen! Als sie meinen fragenden Blick bemerkte, sank sie schnell wieder in die Kissen – und doch lässt mich ein quälender Verdacht seither nicht mehr los: Kann es sein, dass Sabines Beschwerden nur gespielt sind? Und ist sie die Unbekannte, die durch geschickt gestreute Lügen Jennifer Eickers Karriere zu zerstören sucht? Tief atmete Luca die frische Abendluft ein, als er das Bürogebäude verließ und hinaus ins Freie trat. Es war wieder einmal spät geworden auf der Arbeit. Nach einem langen Tag voller Termine hatte er die vergangenen Stunden noch genutzt, um liegengebliebenen Papierkram zu erledigen. Dabei hatte er die Zeit aus dem Blick verloren und gar nicht bemerkt, dass es draußen vor dem Fenster bereits dunkel geworden war. Jetzt brannten seine Augen von der vielen Bildschirmarbeit, sein Nacken war verspannt. Doch trotzdem hätte es ihn nicht gestört, noch etwas mehr Zeit im Büro zu verbringen. Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, hatte er es nicht sonderlich eilig, nachhause zu gelangen. Nur der Gedanke an Sabines leidende Miene und ihren vorwurfsvollen Blick hatte ihn schließlich von seinem Schreibtisch aufgeschreckt und Richtung Heimat getrieben. Als er die Haltestelle erreichte, schloss der Bus gerade seine Türen. Wahrscheinlich hätte er es noch leicht geschafft, wenn er seine Schritte beschleunigt hätte und das letzte Stück gelaufen wäre, aber stattdessen schlenderte er gemütlich weiter, steckte die Hände in die Jackentaschen und zog seufzend die Schultern hoch. Der nächste Bus würde in zehn Minuten kommen, und so konnte Luca zumindest noch etwas länger die Ruhe vor dem Sturm genießen. Freudlos verzog er den Mund, das schlechte Gewissen versetzte ihm einen Stich. Wann hatte es sich eigentlich eingeschlichen, dass er es anstrengender fand, zuhause zu sein, als beispielsweise zu arbeiten? So sollte das eigentlich nicht sein, es war nicht richtig. Aber er konnte sich einfach nicht gegen diese Empfindung wehren. Zwischen ihm und Sabine lief es schon lange nicht mehr so richtig gut, die Stimmung zuhause war angespannt, immer wieder kam es zu Streit. ‚Wobei Streit eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist’, dachte er resigniert, während er an der Bushaltestelle stand und den vorbeifahrenden Autos zuschaute. Meistens liefen ihre Auseinandersetzungen so ab, dass Sabine ihn anzickte und er sich die entsprechende Antwort verkniff, die ihm auf der Zunge lag. Denn seine Freundin war so zerbrechlich, dass er stets befürchtete, ein zu harsches Wort könnte sie zerschmettern. Ihre chronischen gesundheitlichen Probleme stellten die Ärzte vor ein Rätsel. Schon oft hatte Luca um ihr Leben fürchten müssen, wenn ein Schwächeanfall sie zu Boden warf oder ihr Herz ganz unvermittelt verrücktspielte. Jede Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen regte sie so sehr auf, dass er sich danach um ihre Gesundheit sorgte, Es tat ihm von Herzen leid, dass sie es so schwer hatte und ihr kein Arzt weiterhelfen konnte. Da wollte er auf keinen Fall schuld daran sein, dass sich ihr Gesundheitszustand noch weiter verschlechterte. Er musste seine fragile, zarte Freundin schützen, das sah er als seine Pflicht als ihr Partner. Im gegenüberliegenden Schaufenster sah er sein Spiegelbild. Die schwache Reflexion eines hochgewachsenen, schlanken Mannes mit halblangem weizenblondem Haar und hellblauen, fast türkis wirkenden Augen erwiderte seinen Blick; ein Mann, der früher für sein charmantes, jungenhaftes Lächeln bekannt gewesen war und mittlerweile meist gestresst, ernst oder sorgenvoll dreinsah. Feine Sorgenfalten hatten sich zwischen seine Augenbrauen gegraben, seine Mundwinkel sanken hinab. So hatte er sich das Leben nicht vorgestellt, schoss es ihm durch den Kopf. Aber gleich darauf verdrehte er die Augen über sich selbst: Was hatte er denn eigentlich erwartet? Dass der Himmel immer voller Geigen hängen würde? Dass eine Liebesbeziehung immer so romantisch und harmonisch wie in der Anfangszeit bleiben würde? Er war doch kein naiver Schuljunge. Er wusste, wie es in der Welt lief und dass nicht immer alles rosarot war. Er hatte sich vor Jahren in Sabine verliebt, nun fühlte er sich für ihr Wohlergehen verantwortlich, auch wenn er von ihr nur Gezicke und keine Zärtlichkeit erwarten konnte. Damit musste er umgehen können, denn sich von seiner kranken Freundin zu trennen, kam nicht in Frage. Der Bus kam an, verschluckte ihn und brachte ihn nachhause. Beiläufig bemerkte er, dass er unwillkürlich die Schultern anspannte, um sich gegen Sabines Launen zu wappnen, bevor er in den Aufzug stieg und zur Penthousewohnung hochfuhr. „Sabine, ich bin zuhause“, rief er, während er seine Jacke aufhängte und die Raulederschuhe auszog. Dass keine Antwort kam, war kein gutes Zeichen. Stirnrunzelnd ging er ins Wohnzimmer. „Sabine? Alles in Ordnung?“ Stocksteif wie eine Marmorstatue saß sie am Sofa. Ihre Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst, die schmalen Schultern hochgezogen und verkrampft. „Du kommst spät nachhause.“ Ihre Stimme war leise, ihm entging der klagende, vorwurfsvolle Unterton darin nicht. „Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?“ Er seufzte. „Tut mir leid“, sagte er versöhnlich. „Ja, es war einiges zu tun im Büro.“ „Und an mich hast du gar nicht gedacht, oder?“, fragte sie mit brüchiger Stimme. „Immer geht es nur um deine Arbeit, um dies und das, aber nie um mich.“ Er wollte ihr einen Kuss geben doch sie drehte den Kopf zur Seite, sodass er nur ihre Wange traf. Ihre glatten, seidigen Haare, die in einem hellen Haselnussbraun glänzten und immer leicht nach Vanille rochen, streiften seine Haut. Er runzelte die Stirn. „Das ist nicht fair. Du weißt, dass ich alles tue, damit es dir gut geht.“ Endlich sah sie ihn direkt an. Ihre großen rehbraunen Augen waren weit aufgerissen und schimmerten feucht, als ihr Blick seinen gefangen nahm. „So? Dann hast du bestimmt zumindest meine Vitaminkapseln aus der Apotheke geholt, nicht wahr?“ Irritiert schüttelte er den Kopf. „Was denn für Kapseln? Davon hast du mir nichts gesagt.“ Wie von einer Tarantel gestochen, fuhr sie auf. Die Rehaugen funkelten ihn vorwurfsvoll an. „Doch, natürlich! Gestern beim Abendessen habe ich erwähnt, dass meine Packung beinahe leer ist. Du weißt doch, dass es mir insgesamt etwas bessergeht, wenn ich die regelmäßig einnehme. Sollen die Ärzte doch sagen, was sie wollen – ich habe viel seltener diese scheußlichen Migräneanfälle, wenn ich meine Nahrungsergänzungsmittel brav nehme. Also habe ich mich darauf verlassen, dass du sie mitbringst!“ Hilflos hob er die Arme und ließ sie wieder fallen. „Dann musst du mir doch sagen, dass ich dir welche mitbringen soll! Daran habe ich jetzt doch nicht gedacht.“ Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. „Ich dachte, du liebst mich genug, um selbst an so etwas zu denken! Aber dir muss ich ja jeden Schritt vorgeben, wenn ich will, dass du mir hilfst. Und jetzt habe ich dieses schreckliche Dröhnen hinter meiner Stirn, diese furchtbaren Schmerzen, und muss sehen, wie ich damit klarkomme.“ Gereizt verdrehte er die Augen. Er wollte nicht streiten, aber dass sie wegen einer solchen Kleinigkeit an seiner Liebe zweifelte, regte ihn auf. Immer wieder tat sie das; die ersten Male hatte es ihn getroffen, doch mittlerweile regte sich Frust in ihm. Was sollte er denn noch tun, um zu beweisen, dass sie ihm wichtig war? Und was tat sie überhaupt jemals, um ihm ihre Gefühle zu beweisen? Nie verlangte er einen Beweis, nie wollte er irgendetwas von ihr, doch sie wurde niemals müde, zu verlangen und zu nehmen. Mit großen Schritten ging er in die offene Küche und füllte sich ein Glas mit kaltem Wasser. Er nahm einen großen Schluck und lehnte sich an die Küchentheke, bevor er etwas steif antwortete: „Es tut mir leid, dass es dir nicht gut geht. Aber all diese Vitamine und anderen Kapseln, die du nimmst – die können dich nicht heilen, sagen die Ärzte. Und ganz bestimmt helfen sie nicht bei akuten Kopfschmerzen.“ „Was wissen schon die Ärzte?“, fuhr sie auf. „All die Quacksalber haben doch keine Ahnung, was mir fehlt. Keiner der schlauen Spezialisten hatte bisher eine Antwort für mich. Sie helfen mir nicht, und du hilfst mir wie üblich auch nicht!“ „Wie oft habe ich dir bitte schon geholfen? Vielleicht denkst du darüber mal nach“, knurrte er und dachte an all die...