E-Book, Deutsch, Band 1328, 64 Seiten
Reihe: Notärztin Andrea Bergen
Winter Notärztin Andrea Bergen - Folge 1328
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-4732-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Cupcake und dein Herz
E-Book, Deutsch, Band 1328, 64 Seiten
Reihe: Notärztin Andrea Bergen
ISBN: 978-3-7325-4732-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mit der Eröffnung ihres entzückenden Cafés Miss Törtchen erfüllt sich die schöne Emily einen Lebenstraum. Und bald schon ist die kleine Confiserie in den hübschen Pastelltönen ein beliebter Treffpunkt in der Stadt. Emily geht ganz in der Zubereitung der köstlichen Macadamia-Cookies, Rosen-Cupcakes und hübsch verzierten Cake-Pops auf. Immer an ihrer Seite ist Thorsten - ihr Ehemann und die Liebe ihres Lebens. Doch an einem sonnigen Sommertag findet Emilys Glück ein jähes Ende, als Thorsten bei Reparaturarbeiten im Lagerraum des Cafés einen Stromschlag erleidet und an den Folgen stirbt! Von nun an ist nichts mehr, wie es einmal war. Emily droht zu verzweifeln ...
Die Monate gehen ins Land, und die junge Witwe ist sicher, nie mehr glücklich zu werden. Aber da ist es wieder das Miss Törtchen, das zum Dreh- und Angelpunkt ihres Schicksals und zum Schauplatz ihres neuen Glückes wird ...
Autoren/Hrsg.
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Beschwingt eilte Dr. Andrea Bergen auf das kleine Cupcake-Café zu. Das »Miss Törtchen« hatte erst vor Kurzem ganz in der Nähe des Elisabeth-Krankenhauses eröffnet – bloß ein Stück die Straße hinunter – und sich bereits zu einem beliebten Treffpunkt für Ärzte, Schwestern, Pfleger und weitere Krankenhaus-Angestellte entwickelt. Auch Andrea Bergen konnte den süßen Leckereien, die dort angeboten wurden, nur schwer widerstehen. Bevor sie ihre Schicht als Notärztin begann, huschte sie rasch die paar Stufen hinauf in das zauberhafte Café. Die Inhaberin, Emily Roth, hatte hier ein behagliches kleines Paradies geschaffen. Alle Möbel und Kissen waren in zarten Pastellfarben oder Weiß gehalten. Vasen mit Pfingstrosen und Tulpen standen auf den runden Tischen. Unter der Decke waren weiß lackierte Äste und Zweige aufgehängt worden, an denen Schmetterlinge aus Seidenpapier baumelten. Betrat man das Café, fühlte man sich augenblicklich wie in einer anderen Welt. Das Hauptaugenmerk lag auf der großen Theke, hinter deren Glasscheibe appetitliche kleine Kunstwerke standen: die Cupcakes, die Emily alle höchstpersönlich herstellte und dekorierte. Jedes einzelne von ihnen sah so himmlisch aus, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief. »Frau Bergen! Wie schön, dass Sie mich hier wieder beehren!«, sagte Emily lächelnd. »Womit kann ich Ihnen heute eine Freude machen?« Andrea seufzte und blickte hingerissen in die Vitrine. »Gute Frage! Hier kann man sich ja kaum entscheiden. Sie sind eine Zauberin.« Emily lachte glockenhell, ihr schönes Gesicht leuchtete vor Freude auf. Sie war eine reizende junge Frau mit haselnussbraunem, gewelltem Haar und großen Rehaugen, die mit ihrer fliederfarbenen Schürze und der gleichfarbigen Haarschleife so perfekt in dieses hübsche Café passte, als wäre sie Teil des Inventars. »Das ist alles gar keine Hexerei, wenn man ein paar Tricks kennt und vor allem sehr viel übt«, verriet sie. »Ein eigenes Café war immer schon mein Traum, schon als ganz junges Mädchen habe ich viel und gerne gebacken. Diese Leidenschaft wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt, meine Granny und meine Mutter waren genauso.« Andrea bestaunte die Kompositionen aus flaumigem Teig und süßer Buttercreme. »Und was ist das hier?«, fragte sie und deutete auf kleine Kuchen-Kugeln, die wie Lollis auf Stielen steckten und die mit Zuckerherzen, Zuckerperlen, Glitzer oder essbarem Goldstaub dekoriert waren. »Die Cake-Pops sind neu im Sortiment«, erklärte Emily stolz. »Kleine Kuchen-Häppchen am Stiel.« Während Andrea noch mit der schwierigen Entscheidung kämpfte, kam Emilys Mann Thorsten aus einem Hinterzimmer. »Die Küchenmaschine habe ich repariert«, sagte er, nahm Emily in den Arm und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. »Soll ich dich jetzt im Verkauf unterstützen, Liebling?« Emily erwiderte sein Lächeln strahlend. »Das wäre wunderbar, Darling. Hilfe brauche ich zwar nicht – jetzt gerade ist nicht viel los –, aber deine Gesellschaft lehne ich ganz gewiss nicht ab.« Andrea schmunzelte. Das Glück des jungen Ehepaares war herzerwärmend. Wann immer Thorsten Roth Zeit fand, unterstützte er seine hübsche Frau im Café. Zu gern hätte die Notärztin sich kurz an einen der Tische gesetzt, ein wenig mit Emily und Thorsten Roth geplaudert und ein Törtchen in der gemütlichen Atmosphäre des Cafés verspeist, aber sie musste weiter ins Krankenhaus. Also entschied sie sich für drei Cupcakes mit einem Kern aus flüssiger weißer Schokolade, die von rosafarbener Buttercreme in Rosenform geziert wurden, und einen Schokoladen-Cake-Pop. Mit dieser reichen Beute eilte sie die Straße entlang zum Elisabeth-Krankenhaus. »Andrea! Meine allerliebste Lieblingskollegin«, wurde sie von Dietmar Krug überschwänglich begrüßt. Der schlaksige Arzt, der als Spaßmacher des Krankenhauses galt, warf einen gierigen Blick auf die Tüte mit dem Logo des Cafés in Andreas Hand. Sie grinste breit. »Netter Versuch. Aber für dich habe ich leider nichts mitgebracht, die sind für mein Team.« Ihr Team bestand aus dem Rettungssanitäter Jupp Diederichs und dem Rettungsassistenten Ewald Miehlke. Beide Männer freuten sich, als Andrea ihnen die Cupcakes in die Hand drückte. Gemeinsam ließen sie sich die Leckereien schmecken. Der zuckersüße Cake-Pop verschwand mit zwei Bissen in Andreas Mund. Anschließend fühlten sie sich gestärkt und gewappnet für alle Notarzt-Einsätze, die der Tag mit sich bringen mochte. *** Gut gelaunt blickte Emily der Notärztin hinterher, als diese das Café verließ. Dann machte sie sich daran, ein gutes Dutzend Macadamia-Nuss-Cookies in ein großes, dekoratives Glas im Retro-Stil zu füllen. Sie liebte ihr Café und die Arbeit hier. Zu Beginn hatte sie sich Sorgen gemacht, ob sie ein zu großes Risiko einging, indem sie ihre Heimat England verließ, nach Deutschland zog und sich selbstständig machte, doch mittlerweile waren alle Zweifel verflogen. Sie hätte gar nicht glücklicher sein können. Der Liebe wegen war sie hierher gezogen: Thorsten war Deutscher und hatte hier einen gut bezahlten Job. Ein Umzug nach England wäre für ihn nicht ohne Weiteres möglich gewesen. Um mit ihm zusammen sein zu können, hatte Emily also alle Zelte hinter sich abgebrochen und war zu ihm gezogen. Diesen Entschluss hatte sie keinen Tag bereut. Lächelnd schaute sie zu ihm hinüber, und als er ihren Blick aus seinen sanften braunen Augen erwiderte, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Bei ihm zu sein war ihr das Wichtigste. In Deutschland fühlte sie sich wohl. Die sprachliche Barriere hatte zum Glück kein Problem dargestellt: Emilys Großmutter stammte ursprünglich aus Deutschland und hatte ihr die Sprache schon als Kind beigebracht. Seit Emily nun hier wohnte, lernte sie Tag für Tag dazu und hatte zu ihrer großen Erleichterung keinerlei Verständigungsprobleme. Abgesehen von einem leichten Akzent hörte man ihr kaum an, dass sie keine Muttersprachlerin war. Auch die Lage des Cafés hatte sich als optimal erwiesen. Es war immer gut besucht. Das Ladenlokal lag in einer belebten Gegend mit vielen Passanten, und die Nähe zum Krankenhaus war auch ein Vorteil. Mittlerweile zählte wohl etwa die Hälfte der Belegschaft zu Emilys Stammkunden; sie kannte viele Ärzte, Schwestern und Pfleger namentlich und genoss es, ein wenig mit ihren lieben Stammkunden zu plaudern. »Ich bin froh, dass ich mit dir hergezogen bin«, sagte sie aus ganzem Herzen. Thorsten drückte sie an sich und streichelte zärtlich über ihre Wange. »Und ich erst! Ich habe die schönste und zauberhafteste Frau der Welt gefunden und zu mir geholt. Ich bin ein echter Glückspilz.« Sie schmunzelte. »Du Charmeur! Übrigens, im Lagerraum ist eine Lampe kaputt. Könntest du dir das bei Gelegenheit vielleicht ansehen?« »Kein Problem. Ich kümmere mich sofort darum«, kündete er an, schnappte sich sein Werkzeug und machte sich auf den Weg in den Lagerraum. Emily warf ihm eine Kusshand hinterher. Sie war froh und dankbar, dass ihr Mann sie so tatkräftig unterstützte. Wenn seine Arbeit es zuließ, leistete er ihr gern im Café Gesellschaft, half ein wenig im Verkauf aus oder kümmerte sich um handwerkliche Aufgaben. Er war ein talentierter Heimwerker; also glaubte sie nicht, dass ihm die defekte Lampe Probleme bereiten würde. Entspannt widmete sie sich ihren Aufgaben, rückte die Törtchen in der Auslage zurecht und schob die Stühle ein wenig hin und her, bis alles perfekt aussah. Doch mit einem Mal zerriss ein Schrei die Ruhe, gefolgt von einem entsetzlichen Knall und einem lauten Poltern. Emilys Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus. Einen Moment war sie völlig starr, konnte keinen Muskel rühren und starrte aus weit aufgerissenen Augen in Richtung des Lagerraums, aus dem der Schrei gekommen war: Thorstens Schrei! Sie hatte ihn sofort erkannt, obwohl seine Stimme vor Schmerz und Schreck verzerrt gewesen war. Das Blut in ihren Adern erstarrte zu Eis. Sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass etwas Schlimmes passiert war – etwas, das womöglich ihre ganze heile Welt drastisch verändern würde. Ihrem Herzen war das bereits klar, bevor ihr Kopf es wusste. Als sie losrannte, hatte sie das Gefühl, sich durch zähflüssige Flüssigkeit kämpfen zu müssen. Sie musste zu Thorsten und nach ihm sehen, auf der Stelle, doch sie kam viel zu langsam voran. Die Zeit schien beinahe stehen zu bleiben. Bitte!, flehte sie in Gedanken stumm, als sie die Tür zum Lagerraum aufstieß. Bitte, lieber Gott – ihm darf nichts passiert sein. Doch ihre Gebete wurden nicht erhört. Thorsten lag mitten im Lagerraum auf dem Boden neben einer umgestürzten Leiter. Werkzeug war um ihn herum verteilt, ebenso wie die Scherben der Lampe, die er abmontiert hatte. »Thorsten!«, stieß sie hervor. »Oh Gott, Darling, bitte sag doch was!« Sie stürmte zu ihm, fiel neben ihm auf die Knie und wollte sanft seine Wange tätscheln, um ihn zu wecken. Erst im letzten Moment hielt sie inne, als ihr bewusst wurde, dass er einen elektrischen Schlag erlitten haben musste. War es überhaupt sicher, ihn zu berühren? Musste sie ihn irgendwie aus dem Stromkreis entfernen? Krampfhaft versuchte sie, sich zu konzentrieren und logisch zu denken, doch sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Die Panik raubte ihr fast die Sinne. Sie atmete immer schneller, doch keine Luft gelangte in ihre...