E-Book, Deutsch, Band 3, 3200 Seiten
Reihe: Mythor-Paket
Wolf / Hoffmann / Terrid Mythor-Paket 3
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9948-5
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mythor-Heftromane 100 bis 149
E-Book, Deutsch, Band 3, 3200 Seiten
Reihe: Mythor-Paket
ISBN: 978-3-8453-9948-5
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
MYTHOR-Paket 3 MYTHOR-Heftromane 100 bis 149 Wie von Dämonen gehetzt, werfen sich die gewaltigen gepanzerten Yarls über den Rand der Klippen in das tobende Meer der Spinnen. Mit ihnen zerbricht die Nomadenstadt Churkuuhl, vor Jahrhunderten auf den Rücken der Yarls erbaut. Der junge Krieger Mythor verliert die einzige Heimat, die er je kannte. Mit den wenigen Überlebenden der Katastrophe nimmt er den Kampf gegen die Soldaten des Landes Tainnia auf - und findet schließlich die Wahrheit über sich selbst heraus: Mythor ist der Sohn des Kometen. Seine Odyssee durch die Weiten seiner Heimatwelt beginnt. Er muss zahlreiche Gefahren überstehen und sich mit übermenschlichen Gegnern messen. Er kämpft gegen Zauberer und Monster, Dämonenkrieger und Drachen, Amazonen und Hexen - ihm zur Seite stehen immer wieder treue Freunde, die sich für ihn und seine Mission einsetzen ... MYTHOR erschien erstmals in den 80er-Jahren. Es war die erfolgreichste Fantasy-Serie im deutschsprachigen Raum; insgesamt wurden 192 Heftromane publiziert. Dazu kamen einige Geschichten, die außerhalb der Heftromanserie veröffentlicht wurden, und weitere Romane. Mit dabei waren die besten deutschen Fantasy-Autoren: unter anderem Hugh Walker, dessen 'Magira'-Serie sogar in den USA erschien, Hans Kneifel, der zu einem bekannten Autor historischer Romane wurde, und Ernst Vlcek, der Schöpfer der Horror-Serie 'Dämonenkiller' sowie Autor zahlreicher PERRY RHODAN-Romane.
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2.
Der 2. Tag Nach dem Weckruf der Steuerhexe ließ sich Lexa von ihrer Tochter Jente ankleiden. Jente tat es, nur mit einem Lendentuch bekleidet. Sie hatte einen schönen Körper, mit breiten Schultern und schmaler Leibesmitte, einem flachen Bauch und starken, ausladenden Hüften. Ihre Bewegungen waren geschmeidig. »Ich sehe mich in dir wie in einem Spiegel«, stellte Lexa fest, als ihre Tochter letzte Hand an sie legte. »Du bist mein Vorbild«, sagte Jente gesenkten Blicks. Lexa hob ihr Kinn an und sah ihr fest in die Augen. Was sie darin sah, wollte ihr nicht recht gefallen. Tief auf dem Grund von Jentes Augen lag eine versteckte Gier, ein ungestillter und nur mühsam unterdrückter Hunger. In plötzlich aufwallender Angst um das Schicksal ihrer Tochter, legte ihr Lexa die Hände auf die Schultern. »Sei stark, Jente«, sagte sie eindringlich. »Bitte Vanga, unsere Urmutter, dass sie dir die Kraft gibt, deine Fleischeslust zu bezähmen.« Lexa sprach es nicht aus, aber wenn sie sagte, dass sie sich in ihrer Tochter wie in einem Spiegel sah, dann meinte sie vor allem ihre Jugend. Als Lexa in Jentes Alter stand, da war sie eine Sünderin gewesen. Sie hatte für ihr ausschweifendes Leben einen hohen Preis zahlen müssen. Ihr war das Schlimmste passiert, was einer ehrgeizigen Amazone widerfahren konnte – sie hatte ein Kind bekommen. Doch sie war nicht daran zerbrochen. Sie war auf die entlegene Insel Sargoz gezogen, wo sie ihre Tochter Jente gebar. Sie sah es als Gnade an, dass ihr Kind kein Junge war, und benannte aus Dank dafür ihr damals noch namenloses Seelenschwert ebenso – Jente. Dies kam einem Gelübde gleich, ihre Tochter streng und sittsam zu erziehen. Achtzehn lange Jahre hatte sich Lexa daran gehalten, bis sie fand, dass ihre Tochter gewappnet war. Doch nun, wenn sie Jente in die Augen blickte und die Unruhe darin bemerkte, war sie nicht sicher, ob sie allen Versuchungen würde standhalten können. Nachdem auch die elf anderen Amazonen und Jente angekleidet waren, suchten sie gemeinsam den kleinen Tempel mittschiffs auf, um dort ihrer Urmutter Vanga zu huldigen. Lexa stellte verbittert fest, dass sich von den anderen Amazonen keine einfand. Als das morgendliche Ritual beendet war, fühlte sich Lexa wie gereinigt und gestärkt, und sie war von der Zuversicht durchdrungen, dass sie das Tagwerk meistern würde. Sie wagte einen kurzen Seitenblick zu ihrer Tochter und stellte erleichtert fest, dass ihre Haltung voll Demut war. »Wohlan, lasst uns das Schiff besichtigen«, sagte Lexa frohen Mutes zu ihren Gefährtinnen, die alle wie sie Entsagung und innere Einkehr auf der Insel Sargoz gesucht hatten und mit ihr zum Hexenstern gezogen waren, um eine neue Bestimmung zu bekommen. Sie hatten sie in den Diensten der Zaem gefunden. Es gab an Bord der Luscuma kaum etwas für die Amazonen zu tun, denn die Steuerhexe führte das Luftschiff sicher auf dem Kurs, den die Zaubermütter bestimmten. Gefahren drohten weder von den Elementen, noch von den Bewohnerinnen der Inseln und Länder, die sie überflogen – denn die Zaubermütter waren mit ihnen. Sie schützten die Luscuma. Es gab auch keine Schwierigkeiten mit den anderen Amazonen, die im Dienste der verschiedenen Zaubermütter standen. Sie übten sich in Zurückhaltung und achteten einander, auch wenn sie verschiedener Gesinnung waren. Immerhin hatten sie eine gemeinsame Aufgabe, das schweißte sie zusammen. Nur Burra und ihre Gefährten wollten sich nicht anpassen, sie wirkten wie Fremdkörper in der Bordgemeinschaft. Lexa und ihre Amazonen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, auf sie ein besonders wachsames Auge zu haben. Lexa war die Sittenwächterin auf der Luscuma. Kaum an Deck, wurde sie Zeuge eines Vorfalls, der ihr Missfallen erregte. Lankohr und Heeva saßen zwei Körperlängen über der Bordwand in den Wanten. Sie hatten sich mit den Beinen in den Tauen eingehängt, so dass sie die Arme frei hatten. Sie machten damit seltsame Verrenkungen, klatschten hin und wieder mit den Händen gegeneinander und drückten und rieben zwischendurch die Gesichter aneinander, dazu wisperten sie. »Schamloses Gnomenpack!«, rief Lexa empört zu ihnen hinauf. »Haltet sofort ein und kommt herunter, sonst lasse ich euch im Netz ins Schlepptau nehmen.« Lexa hatte in ihrem Zorn ihr Herzschwert Rasaal gezogen und streckte die Klinge den beiden Aasen entgegen. Die hatten ihren ersten Schreck bereits überwunden. Jetzt grinsten sie frech und starrten durchdringend auf Lexa herab. Plötzlich rief Lankohr in gespieltem Entsetzen: »O Schreck! Was hältst du in der Hand?« Lexa starrte ungläubig auf ihre Klinge, die sich wand und zu einer siebenköpfigen Schlange wurde. Sie öffnete erschrocken die Hand und wich einen Schritt zurück. Als die Schlange auf den Planken landete, wurde sie wieder zu ihrem Herzschwert. Die beiden Aasen turnten kichernd durch die Takelage und verschwanden im Schutz des fischförmigen Ballons. »Das werdet ihr mir büßen«, versprach Lexa, nachdem sie sich nach ihrem Schwert gebückt hatte. Dann erst entdeckte sie Tertish, die vor sie hingetreten war. »Du solltest nicht so streng mit den Aasen sein«, sagte die Todgeweihte. »Aasen sollte man lassen, wie sie sind. Wenn man sie ändert, verlieren sie ihre magischen Fähigkeiten. Und wenn wir erst in der Schattenzone sind, werden wir ihre Dienste noch brauchen.« Bevor Lexa etwas erwidern konnte, entfernte sich Tertish wieder. Ihre Linke hing steif von ihrem Körper, die Handfläche war leicht nach hinten gedreht, so dass Lexa das Sternmal sehen konnte, das sie als Todgeweihte kennzeichnete. Lexa wollte ihr folgen. Aber da tauchte Burra von Anakrom in Begleitung von Gudun und Gorma auf, und Lexa überlegte es sich anders. Die hässliche Amazone würdigte die Sittenwächterin keines Blickes. Sie ging einfach an ihr vorbei, als sei sie Luft für sie. Nach einigen Schritten blieb sie stehen und blickte hoch. Sie hatte unter der Stelle haltgemacht, an der die Hermexe drei Körperlängen über dem Deck in den Tauen hing. Burra starrte lange zu dem bauchigen Behältnis mit den drei Hälsen hinauf. Lexa fragte sich, woran Burra dachte. Leistete sie im Stillen ihrer Zaubermutter Zaem Abbitte? Oder gehörten ihre Gedanken der Tochter und dem Sohn des Kometen, die in der Hermexe eingeschlossen waren? »Sertina und Ambule«, sagte Lexa laut und vernehmlich. Nachdem die beiden angesprochenen Amazonen aus ihrem Gefolge vor sie hingetreten waren, trug sie ihnen auf: »Ihr beide übernehmt die erste Wache an der Hermexe. Padra und Hanuika werden euch später ablösen. Ihr seid dafür verantwortlich, dass niemand dem Dämonengefäß zu nahe kommt.« Sertina und Ambule kletterten über die Strickleiter zu der hölzernen Plattform hoch, über der die Hermexe verankert war, und bezogen darauf Posten. Burra wandte sich ab. Sie strafte Lexa immer noch mit Verachtung. »Dein Hochmut wird dich noch zu Fall bringen, Burra«, murmelte Lexa ergrimmt. Allmählich belebte sich das Deck mit Amazonen. Es waren Kriegerinnen aller Zaubermütter vertreten. Sie trugen auf ihren Helmen den Blitz der Ziole, die Flammen der Zirri, das Zwillingszeichen der Zanni oder den Zauberstab der Zoud. Diese Symbole fanden sich zumeist auch in den Wappen auf ihren Brustharnischen. Einige von Lexas Begleiterinnen trugen noch den Drachen auf Helm und Harnisch, der das Zeichen der verschollenen Zuma war. Andere hatten bereits den Drachen mit dem Schwertsymbol vertauscht, um zu zeigen, dass sie in die Dienste der Zaem getreten waren. Lexa fiel erst jetzt auf, dass ihre Tochter nicht unter ihren Begleiterinnen war. Als sie sich nach Jente erkundigte, berichtete ihr Oscuse: »Ich sah sie einen Abgang benutzen und unter Deck verschwinden. Jente tat, als wolle sie sich davonstehlen.« Lexa erinnerte sich des hungrigen Blickes ihrer Tochter, das weckte eine böse Ahnung in ihr. »Begleite mich«, verlangte sie von Oscuse und folgte der Amazone zu dem Abstieg, durch den Jente verschwunden war. Unter Deck begegneten sie drei Amazonen der Zytha, deren Helme Kristalle zierten. Sie machten ihnen ehrfürchtig Platz. »Habt ihr eine Jungamazone mit einem Drachenhelm gesehen?«, erkundigte sich Lexa. »Deine Tochter Jente?«, fragte eine der drei, deren Helm ein Blutkristall zierte und deren Name Mirrel war. »Nein, sie ist uns nicht begegnet.« Lexa wartete, bis sich die drei entfernt hatten, dann sagte sie zu Oscuse: »Lass uns die Kajüte des Schläfers aufsuchen.« Oscuse machte ein entsetztes Gesicht. »Du glaubst doch nicht, dass Jente ...« »Ich hoffe, dass ich mich irre«, schnitt ihr Lexa das Wort ab. Sie irrte sich nicht. Als sie die Tür zu Mescals Kajüte aufstieß, war Jente über den im magischen Schlaf liegenden Geschaffenen gebeugt, und sie streckte gerade beide Hände aus, um ihm übers Gesicht zu streichen. Erschrocken wirbelte sie herum. Lexa riss mit einem Aufschrei beide Schwerter aus den Scheiden und richtete die Klingen auf ihre Tochter. »Lexa!«, rief Oscuse erschrocken. »Bändige deinen Zorn! Wie gerecht er dir auch erscheinen mag, solltest du dir anhören, wie deine Tochter ihr Tun rechtfertigt.« »Ich will nichts hören!«, schrie Lexa. »Sie soll schweigen. Und will auch keinen Laut der Klage und des Schmerzes hören, wenn ich das Schlechte und Böse aus ihrem Körper peitsche.« Lexa begab sich in die Waffenkammer und wählte aus dem Angebot verschiedenartiger Peitschen eine siebenschwänzige Eeno. Damit kehrte sie an Deck zurück und begab sich aufs Bugkastell. Von dort...