E-Book, Deutsch, 322 Seiten
Zeumer / Körner Erinnerungen an AFRICA
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-8474-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Erlebnisbericht aus den Jahren 1978 bis 1988
E-Book, Deutsch, 322 Seiten
ISBN: 978-3-7578-8474-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erinnerungen an AFRICA - Das ist die Schilderung meiner persönlichen Erlebnisse aus einer zehnjährigen Dienstzeit als DDR-Kundendienstmitarbeiter der IFA-Automobilwerke von 1978 bis 1988 in Mocambique und Angola. Dies ist keine historisch-chronologische Analyse, sondern eine Beschreibung verschiedenster kleiner und großer Erlebnisse, Eindrücke und teilweise echter Kuriositäten aus dem Alltag, die mein Leben während dieser Zeit prägten und an die ich mich auch heute, 40 Jahre später, noch lebhaft erinnere. Insbesondere das Zusammenleben mit den Menschen vor Ort unter den damals herrschenden schwierigen Bedingungen wird ausführlich geschildert und erlaubt so einen einzigartigen Blick auf diese beiden Länder und auf ein Africa im Umbruch, das es so heute nicht mehr gibt.
Karl Zeumer (Jahrgang 1939) absolvierte zunächst in der Nachkriegszeit der 1950er Jahre eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugschlosser und anschließend ein Abendstudium der Kraftfahrzeugtechnik. Diese Fähigkeiten waren in der neu entstehenden DDR gefragt, insbesondere auch für die Unterstützung "befreundeter Staaten". Und so begann nach einer Fremdsprachenausbildung in Portugiesisch 1977/1978 die 10-jährige Tätigkeit für den Kundendienst des damaligen IFA-Automobilwerkes Ludwigsfelde in Africa. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten setzte er seine Tätigkeit in der Vertriebsabteilung der Kögel-Fahrzeugwerke AG Ulm im Werk Werdau (Sachsen) bis zum Ruhestand fort.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
3 Vier Jahre Mocambique - 1979 bis 1983
Meine nächsten Aufgaben erwarteten mich bereits ab Mai 1979 an der Ostküste des africanischen Kontinents, in Mocambique. Daraus wurde ein Zeitraum von etwa vier Jahren ohne Unterbrechung bis 1983. Auch 1985 arbeitete ich noch einmal hier. Hier erlebte ich Afrika in seiner Urwüchsigkeit und Schönheit. Aber auch Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit wiederfuhren mir. Ich sah auch die bittere Armut, die alltäglich war. Es wurde „fast“ meine zweite Heimat. Quase minha dois terra in Portugiesisch. Abb. 3.1: Mocambique. Beira hat auch den größten Hafen des Landes. Im Bild das Flughafengebäude. Auch aus diesem Land gibt es Erlebnisse, die man nicht vergessen kann. Das beginnt in Maputo über Beira, Quelimane, Lichinga und natürlich Nampula. Jetzt war diese Stadt meine zweite Heimat geworden. Eine Stadt mit ca. 35.000 Einwohnern, die 2020 auf 783.000 Einwohner explodiert ist. Bürgerkrieg und hohe Geburtenzahlen machten es möglich. An letzterem Ort verbrachte ich ja mehrere Jahre, auch noch einmal 1985. Die ersten handfesten Aufgaben kamen vorerst in Beira auf mich zu, bevor ich richtig Fuß fassen konnte. Abb. 3.2: In der Provinz Nampula verbrachte ich vier Jahre mit Höhen und Tiefen. Mit Abstecher nach Lichinga in die Provinz Niassa. Das kam so: Die Renamo Rebellengruppen, von Südafrika unterstützt, hatten am Rio Ponque eine Eisenbahnbrücke und vor allem die Brücke der Fernstraße nach Nampula gesprengt. Da IFA-Service ja bekannt war und Fahrzeuge besaß, kamen eines Tages vier DDR-Bürger ins Hotel Empaixator, wo wir unsere IFA-Service Unterkunft hatten. Es war ein Lehrer- und ein Arztehepaar. Sie waren in Chimoje als Lehrer tätig. Ihre Fahrzeuge standen auf der Nordseite des Rio Ponque. Auf der Nordseite des Flusses warteten ebenfalls drei Lehrer aus Chimoje mit ihren Fahrzeugen die nach Beira wollten. Also haben wir die zwei Ehepaare und ihrem Gepäck mit zwei Autos 60 km zum Rio Ponque gefahren. Dort war echt was los. Die Armee der Frelimo-Partei hatte dort beide Flussufer mit Planierraupen vom Dschungel befreit. Es lagerten mehrere 100 Menschen, die auf das jeweils andere Ufer wollten. Darunter waren auch einige DDR-Bürger, die weiter wollten. Wir haben gewartet bis das Arztehepaar und die Lehrer übergesetzt hatten und haben die neuen drei Lehrer, die von der anderen Seite kamen, eingeladen. Das war echt abenteuerlich. Die Fotos zeigen das. Auch waren noch zwei russische Schwimmpanzer eingesetzt. Der Rio ist dort ca. 300 m breit in der Trockenzeit. Wenn die Monsunregenzeit ist, beträgt die Breite bis zu 2000 m. Aber wir sind mit unseren Lehrern gut in Beira angekommen und haben, dank unserer Beziehungen, auch im Hotel drei Zimmer organisiert. Weitere Hilfe wurde erforderlich. Tage später abends, gegen 22.30 Uhr, stand der Direktor von der Firma Pendray Sousa vor der Zimmertür im Hotel. Diese Firma war unsere Partnerfirma vom IFA-Service. Sein filho steht auf der Nordseite des Rios Ponque. Er fragte mich, ob wir ihn ebenfalls holen könnten. Das war natürlich möglich, aber erst früh nach Sonnenaufgang. Aber es wären noch mehr Leute dabei. Also ging es gleich mit zwei Autos los. Am Rio standen noch zwei Mocambiquaner, drei Briten die als Geologen tätig waren und zwei Schweden. Alle eingeladen mit ihrem Gepäck und es ging die 60 km zurück nach Beira. Das konnte ich natürlich nicht nach Hause schreiben. Der Klassenfeind im IFA-Auto. Zu damaliger Zeit undenkbar. Das war der Auswuchs der Systeme. Aber wir hatten bei allen einen Stein im Brett und man wusste ja nicht, wie man die Leute wieder mal braucht. Abb. 3.3: Das abenteuerliche Übersetzen über den 300 m breiten Rio Ponque. Abb. 3.4: Das planierte Flussufer zum Verladen von Mensch und Tier. 3.1 In Nampula, der weißen Stadt im Busch Die Lebensbedingungen in Maputo und Beira waren für uns noch nicht sehr einschneidend. Durch die DDR-Handelsflotte war immer eine minimale Versorgung gewährleistet. Die Schiffe legten öfters an. Das war auch in Angola so. Es gab ja auch noch Versina, das DDR-Botschaftsgeschäft. In Maputo war auch noch Africa do Sul mit dem Interfranca-Geschäft vertreten. Hier verkaufte man die Waren nur gegen US-Dollar und südafrikanischen Rand. Das änderte sich als die nächste Reise nach Nampula ging. Bis auf die ersten drei Wochen, wo die mitgebrachten Lebensmittel reichten, war dann Selbstversorgung gefragt. Der Mangel an Lebensmitteln war gravierend. Hier merkte man, dass dieses Land eines der ärmsten der Welt ist. Auf die Alemans, die als Kooperanten gesehen wurden, setzte man einige Hoffnung. So wurde die eigentliche Aufgabe fast zur „Nebensache“. Jetzt stand die Versorgung von uns und leitenden Werkstattmitarbeitern im Vordergrund. Das trieb die tollsten Blüten, wie später noch beschrieben wird. Auch diese Aufgaben haben wir über viele Jahre gemeistert und sind daran auch gewachsen, wenn man aus heutiger Sicht darauf zurückschaut. Nun wieder eine Episode aus meinen Erlebnissen in Nampula. Früh, gegen 10 Uhr, stand der Direktor von Pendray Sousa an unserer Bürotür. Anruf vom Flughafen Nampula. Ein deutscher Diplomat steht dort und kann nicht weiter. Nun wussten wir nichts von einem deutschen Diplomaten. Es war auch niemand aus Maputo angekündigt. Da ja die Mocambiquaner zwischen BRD und DDR keinen Unterschied machten, dachten wir, es ist ein BRD-Diplomat. Wir fuhren los, man kann ja nie wissen, wer es ist. Zu unserer Überraschung war es der erste Handelsrat der DDR-Botschaft. Was wollte er wohl hier oben! Abb. 3.5: Die Werkstattfront mit Eingang. Die Firma ist Pendray Sousa und IFA-Service ist der Nutzer unter dem Namen Empresa de ASISTENCIA tecnica-IFA. Es klärte sich schnell auf. Er sollte zu einer wichtigen Handelskonferenz nach Lilongwe der Hauptstadt von Malawi. Dorthin fliegt alle acht Tage eine kleine achtsitzige Verkehrsmaschine der Malawi-Airlines ab Nampula. Die Maschine aus Maputo hatte drei Stunden Verspätung. So war der Flug nach Lilongwe weg. Da ja jeder in Maputo weiß, dass es dort oben den IFA-Service gibt, die auch Fahrzeuge besitzen, landen alle bei uns. Das war übrigens auch den BRD-Spezialisten wie Herr Meckes von der Firma Hoechst bekannt, dem wir auch in Beira aus so einer Misere halfen. Er kam damals ebenfalls am Rio Ponque nicht weiter. Wir nahmen ihn auch bis Beira mit und besorgten im Empaixator-Hotel ein Zimmer. Den Herrn Meckes traf ich 1984 in Luanda wieder. Da hat er Farben für unser IFA-Hotel bereitgestellt. Abb. 3.6: Eingangstor und oben der Schulungsraum im IFA-Servicezentrum in Nampula. Jedenfalls haben wir unseren Handelsrat ins Auto geladen und in unser Hotel gebracht. Da musste er zwei Tage warten bis die nächste Maschine nach Maputo fliegt. Abends, in der Hotelbar, sagte ich ihm dass wir das gerne machen, den DDR-Spezialisten zu helfen. Aber unsere Benzingutscheine sind auch limitiert und wir könnten das auch nicht ewig durchführen. Er sagte uns ein höheres Limit zu. Das Versprechen hat er eingehalten und es kamen aus Maputo Gutscheine über 2000 Liter zu uns. Wir hatten zwar unsere eigene Spritversorgung aufgebaut, aber das brauchte in Maputo keiner wissen. Auch der Chef unseres Kundendienstes bekam dazu von uns keine Information. Das war „Dienstgeheimnis“ vom IFA-Service Nampula. Unseren „Ehrengast“ setzten wir wieder in eine Boeing 327 der LAM und ab ging es nach Maputo. Damit kein Ausflug nach Malawi. So endete dieser ungewöhnliche Besuch für uns sehr positiv. Abb. 3.7: Dieses Foto zeigt meine mocambiquanischen Mitarbeiter. Von links: Fatima, Sachbearbeiterin für Ersatzteile bis 1982; meine Wenigkeit, Werkstattberater vom IFA-Service; Casilda, die mir von der Werkstattleitung zugeordnete Sekretärin, eine Mixtura, ein Mischling. Aber die „Probleme“ überrollten uns in dieser Zeit. Es war die Monsunzeit mit ihren „Herbstsstürmen“ wie ich immer zu sagen pflegte. Spät am Abend, so richtige Tropennacht mit dicken Regenwolken am Himmel, stand ein Toyota Land Cruiser vor unserem Hotel. Es kamen die DDR-Elektriker aus Nacala. Was ist denn mit euch los, um diese Zeit in Nampula aufzukreuzen? Ja, wir müssen bei euch für einige Tage eine Übernachtung buchen. Gibt es noch ein Zimmer? Eins war noch möglich. Ein Bett für zwei Personen. Also ab in die Werkstatt und unsere alte Campingliege geholt. Das Hotelpersonal kam aus dem Staunen nicht heraus, was IFA alles so möglich machte. Abb. 3.8: Unser Jeep ARO in Chocas Mar Was war passiert? Mehrere Tropengewitter mit starkem Monsunregen tobten sich über Nacala aus. Das Kraftwerk war total überflutet und bis zu zwei Meter Sand und Schlamm brachten es zum Stillstand. Unser Hotel auch geflutet. Kein Strom mehr und damit auch kein Wasser, von der Lebensmittelversorgung zu ganz schweigen. Auch kein Schiff der DSR, der Deutschen See Rederei, Rostock im Hafen. Also bei uns bleiben und die Stadt ansehen, sowie den...