E-Book, Deutsch, 202 Seiten
Zimmermann 2049 Chronolink
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-3919-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der letzte Versuch, die Welt zu retten: Spannende Zeitreise-Science-Fiction
E-Book, Deutsch, 202 Seiten
ISBN: 978-3-8192-3919-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mark Zimmermann lebt mit seiner Familie in Süddeutschland und arbeitet als Leiter eines digitalen Kompetenzzentrums bei einem großen Energieunternehmen. Er beobachtet schon seit Jahren den technologischen Wandel und hat immer ein Auge auf die gesellschaftlichen Entwicklungen, sowohl bei der Arbeit als auch in seiner Freizeit. In seinem Schreiben verbindet er diese Erfahrungen mit seiner Leidenschaft für Zukunftsfragen, menschliche Schicksale und die Auswirkungen von Technik auf uns und das, was wir mit ihr machen. Er glaubt fest daran, dass technologische Entwicklungen mehr sind als nur Innovation. Sie sind wie ein Spiegel, eine Warnung und eine Vision. Und genau das macht seine Romane aus.
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2049: Das Ende der Welt, wie wir sie kannten.
Die Alpenstation kauerte wie ein verwundetes, metallisches Tier im gnadenlosen Griff des ewigen Eises, eine einsame Bastion der Technologie inmitten einer erhabenen, aber lebensfeindlichen Wildnis aus Fels und Schnee. 2049. Ein Jahr, das nach kalter Asche schmeckte und den metallischen Geruch von zerbrochenen Versprechen und rostender Hoffnung trug. Die Welt da draußen, jenseits der gezackten, schneebedeckten Gipfel, die wie die Zähne eines urzeitlichen Raubtiers in den fahlen Himmel ragten, war ein Trümmerfeld. Ein Mosaik des Scheiterns: Überbevölkerung, die Städte zum Bersten brachte; Klimakatastrophen, die Küsten verschlangen und Wüsten ausdehnten; autoritäre Regime, die sich wie ein digitales Krebsgeschwür über den Globus ausgebreitet hatten, jede Freiheit erstickend. Demokratien waren nur noch hohle Phrasen auf flackernden Bildschirmen, Technologie ein Werkzeug der totalen Überwachung, nicht der erhofften Befreiung. Energiemangel lähmte die Industrie, Cyberkriege tobten lautlos in den Netzen, soziale Spaltung riss tiefe Gräben durch die Gesellschaft – das war der Alltag, die erstickende Realität, die Liam Falk hinter sich gelassen hatte, als er sich in dieses eisige Exil zurückzog.
Hier oben, in der dünnen, beißend kalten Luft, die jeden Atemzug zu einem bewussten Akt machte, fand der Quanteninformatiker eine trügerische, ohrenbetäubende Ruhe. Die Forschungsstation, einst ein Leuchtturm des Fortschritts, ein Symbol für menschlichen Ehrgeiz, war nun sein Refugium, sein Labor, sein selbstgewähltes Gefängnis. Die Wände aus kaltem Stahl und Panzerglas schlossen ihn ein, schützten ihn vor der Welt und sperrten ihn gleichzeitig mit seinen Dämonen ein. Er war allein. Nur umgeben von den allgegenwärtigen Geistern seiner Vergangenheit, den Echos verlorener Gespräche und dem leisen, konstanten Summen der Maschinen, die er wie einen Herzschrittmacher am Laufen hielt.
Liam, ein Mann mittleren Alters, dessen einst klare Augen nun von einer tiefen Müdigkeit und zu viel Gesehenem getrübt waren, stand vor dem riesigen Panoramafenster. Falten hatten sich um seine Augen und seinen Mund gegraben, Zeugen schlafloser Nächte und unzähliger Stunden vor flimmernden Monitoren. Sein Haar war vorzeitig ergraut, sein Körper unter dem praktischen Overall wirkte sehnig, fast ausgezehrt. Das Fenster bot einen atemberaubenden, fast unwirklichen Blick auf die eisige Einöde – ein Meer aus Weiß und Grau unter einem Himmel von gnadenloser Klarheit. Doch er sah nicht die majestätische Schönheit, sondern nur die endlose, kalte Leere, ein Spiegel seiner eigenen Seele. Die Welt hatte ihn enttäuscht, seine Ideale verraten. Seine Arbeit, einst als revolutionär gefeiert, war pervertiert und für Unterdrückung missbraucht worden. Seine Liebe, Elena, war... fort. Verloren. Ein Opfer der Zeit, der brutalen Umstände, seiner eigenen verdammten Fehler? Meiner Blindheit? Meines Ehrgeizes?
Elena. Ihr Name war ein stummer Schrei in der Stille seines Kopfes, ein schmerzhaftes Echo in der absoluten Stille der Station. Er schloss die Augen und sah sie vor sich: das warme Leuchten in ihren Augen, wenn sie über Quantenphysik sprach, die Art, wie sie sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn strich, wenn sie konzentriert war, das leise Lachen, das die sterile Laborluft für einen Moment mit Leben erfüllt hatte. Ihre unerschütterliche Überzeugung, dass Technologie, richtig eingesetzt, die Welt retten könne – alles ausgelöscht, verschluckt von den dunklen Wirren der letzten Jahre. Er spürte den Phantomschmerz ihrer Berührung auf seinem Arm, roch den schwachen Duft ihres Parfums in der gefilterten Luft. Wäre sie noch hier, wenn ich anders gehandelt hätte? Wenn ich nicht so besessen gewesen wäre? Die Frage war ein ständiger, quälender Begleiter, ein Gift, das langsam durch seine Adern sickerte.
Er wandte sich abrupt vom Fenster ab, die Leere draußen war unerträglich. Sein Blick fiel auf das Herzstück seiner besessenen Arbeit: eine chaotisch anmutende, aber hochkomplexe Anordnung aus surrenden Quantencomputern, deren supraleitende Kabel wie silberne Schlangen in Kühlflüssigkeit schwebten, verbunden mit neuronalen Netzwerkinterfaces und archaisch wirkenden Serverracks – Netzwerkarchäologie, wie er es sarkastisch nannte. Ein Altar der Verzweiflung. Sein letztes, wahnwitziges Projekt. Seine letzte, zerbrechliche Hoffnung? Oder sein finaler Akt der Hybris, der endgültige Abstieg in den Wahnsinn?
ChronoLink. Der Name leuchtete auf einem flackernden, alten Röhrenmonitor, ein seltsam banales Wort für etwas so Ungeheuerliches, so Potentes, so abgrundtief Gefährliches. Eine App. Lächerlich. Eine Anwendung, die nicht nur auf verblasste Datenpunkte der Vergangenheit zugreifen, sondern sie aktiv beeinflussen konnte. Kleine, präzise Impulse, Nadelstiche in das empfindliche Gewebe der Zeit, mit dem Potenzial, unvorhersehbare Kaskaden von Veränderungen auszulösen. Schmetterlingsflügel, die Hurrikans gebaren.
Er hatte es entdeckt, fast zufällig, ein Nebenprodukt seiner Versuche, die digitalen Geister vergangener Netzwerke zu exhumieren, ihre Strukturen zu verstehen. Eine unerwartete Anomalie im Quantenschaum, eine fluktuierende Brücke durch die Zeit, ermöglicht durch die einzigartige Kombination seiner Fachgebiete – Quantencomputing und die Archäologie digitaler Systeme. Die Vergangenheit war nicht tot, nicht einmal vergangen, wie Faulkner schrieb. Sie war nicht nur sichtbar, sie war formbar. Ein Wissen, so gefährlich wie die Büchse der Pandora.
"Joris," sagte Liam in die Stille hinein, seine Stimme klang rau vom Nichtgebrauch. "Statusbericht." Eine sanfte, bläuliche Lichtsäule materialisierte sich neben ihm, flackerte kurz und stabilisierte sich dann zur holografischen Projektion von Joris, seiner selbst entwickelten KI, seinem einzigen Vertrauten in dieser eisigen Hölle. Joris war mehr als nur Code; er war ein destilliertes Abbild von Liams eigenem Verstand, gefiltert durch die kühle Logik einer Maschine, aber durchdrungen von einem Funken Persönlichkeit, einem Hauch von Empathie, den Liam ihm bewusst, fast trotzig, eingepflanzt hatte. Ein digitaler Sohn, ein Spiegel, ein Beichtvater.
"Alle Systeme stabil, Liam," antwortete Joris, seine Stimme ruhig, melodisch, ein Kontrast zur rauen Umgebung. "Die Energieversorgung durch den Geothermiekonverter ist gesichert. Die Berechnungen für die potenziellen Interventionspunkte laufen mit maximaler Effizienz. Die Wahrscheinlichkeitsmodelle werden kontinuierlich anhand der neuesten Quantenfluktuationen verfeinert."
Liam nickte mechanisch, sein Blick wanderte über die zahlreichen Monitore, die komplexe, sich ständig verändernde Diagramme, Zeitlinien und Wahrscheinlichkeitsbäume zeigten. Knotenpunkte der Geschichte, Momente, in denen die Weichen neu gestellt wurden, in denen kleine Änderungen gewaltige, unumkehrbare Auswirkungen haben könnten. Der Schmetterlingseffekt, potenziert durch die bizarren Gesetze der Quantenmechanik.
Er hatte eine Liste erstellt, eine Chronologie potenzieller Sünden und möglicher Erlösungen, jeder Punkt ein verzweifelter Versuch, die Katastrophe von 2049 ungeschehen zu machen:
- Sarajevo, 1914: Die Wurzel des großen Schlachtens. Der Schuss, der die Welt in Brand setzte. Könnte die Verhinderung des Attentats auf Franz Ferdinand den blutigen Lauf des 20. Jahrhunderts ändern? Ein Funke nur, aber er entzündete ein Inferno. Zu riskant? Oder die einzige Chance?
- New York, 1893: Der Höhepunkt des erbitterten "Stromkriegs" zwischen dem Visionär Tesla und dem Geschäftsmann Edison. Was, wenn Teslas kühne Vision einer freien, drahtlosen Energie sich durchgesetzt hätte, statt von Gier und Kurzsichtigkeit erstickt zu werden? Eine Welt ohne Energiekriege, ohne die erstickende Decke fossiler Brennstoffe? Zu schön, um wahr zu sein. Eine Utopie? Oder nur eine andere Art von Abhängigkeit?
- Stanford, 1983: Die Geburt des Internets, wie wir es kannten – ein Werkzeug der Verbindung, das zur Waffe der Kontrolle wurde. Könnte eine frühere Implementierung von Dezentralisierung, von eingebautem Datenschutz, die späteren Überwachungsstaaten und die Macht der Tech-Oligarchen verhindern? Das Netz, das uns fangen sollte. Hätten wir es anders weben können?
- Kyoto, 1997: Das Klimaprotokoll. Ein halbherziger, zahnloser Versuch, die heraufziehende Katastrophe abzuwenden, geopfert auf dem Altar kurzfristiger Wirtschaftsinteressen. Was, wenn damals verbindliche, radikale Maßnahmen beschlossen worden wären? Die Erde hätte eine Chance gehabt. Haben wir sie verspielt? Können wir diese Chance zurückholen?
- Berlin, 2025: Die Verabschiedung der ersten globalen KI-Regulierungsgesetze. Ein Feigenblatt. Zu wenig, zu spät, um die unkontrollierte Entwicklung aufzuhalten, die zu den autonomen Waffensystemen und der KI-gesteuerten sozialen Kontrolle führte. Könnte ein früherer, strengerer Rahmen die Büchse der Pandora geschlossen halten? Die...




