E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Zimmermann / Herber Aromapraxis für Pflege- und Heilberufe
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-13-245367-8
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
20 ätherische Öle für über 150 Indikationen
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-13-245367-8
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Aromapraxis für Profis – in Klinik, Praxis und häuslichem Umfeld
Für das gesamte Spektrum der Behandlung und Pflege: 180 Basisrezepturen aus 20 bewährten und kostengünstigen ätherischen Ölen bei über 150 relevanten Indikationen
- Grundlagen der Aromatherapie und -pflege: Inhaltsstoffe, Wirkungen und Anwendungsformen ätherischer Öle – lernen Sie alles Wichtige, um die vorgestellten Rezepturen fundiert, sicher und individuell anwenden zu können.
- Grundausstattung von A bis Z: Von Atlaszeder bis Zypresse – vorgestellt in detaillierten Steckbriefen. 20 ätherische Öle, dazu 4 Hydrolate und 10 fette Pflanzenöle als Trägersubstanz sind Ihre Grundausstattung für eine professionelle Aromatherapie und -pflege. Daraus entwickelte praxiserprobte Rezepturen können Sie 1:1 auf Station, in der Praxis oder zu Hause einsetzen!
- Rezepturen für über 150 gängige Indikationen: Zu jeder Indikation gibt es auf der Grundausstattung basierende einfach herzustellende und bewährte Basisrezepturen für unterschiedliche Anwendungsformen. Spezialrezepturen mit wirkungsähnlichen Ölen erweitern die Anwendungsvielfalt. Für alle Patienten- und Altersgruppen haben Sie so ein breites Spektrum an Rezepturen zur Hand!
- Die P&P-Formel: Für die Praxis, für den Profi – profitieren Sie von einem Konzept, das Ihnen rasch Zugriff auf alle relevanten Informationen bietet: Übersichten zu speziellen ätherischen Ölen und Hydrolaten, zu geeigneten Anwendungsformen, zu Bezugsquellen sowie diverse Verzeichnisse für Ihren gezielten Zugriff zu individuellen Fragestellungen.
Zielgruppe
Medizinische Fachberufe
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
2 Was ist ein ätherisches Öl?
Ätherische Öle sind leicht verdunstende lipophile Extrakte aus Pflanzen oder Pflanzenteilen, die deutliche, für die jeweilige Herkunftspflanze charakteristische Gerüche aufweisen.
Vermutlich leitet sich der Begriff „ätherisch“ von der alten Bezeichnung für Himmel (Äther) ab, denn die kostbaren Öle steigen in Richtung Himmel auf wie einst die duftenden Räucherwerke der Ägypter. Deren Idee war es, den Gottheiten „dort oben“ duftende Opfer und Geschenke zu überbringen. Als „ätherisch“ wurde zudem vieles bezeichnet, das kaum sichtbar war, wie „ätherische Elfenwesen“ und auch Substanzen wie Quecksilber und Ether, die alte Form der Narkose. Daher werden sie auch als etherische Öle bezeichnet (wobei nur wenige ätherische Öle hauptsächlich aus Ethermolekülen bestehen).
Ätherische Öle werden durch Wasserdestillation oder durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Auch durch Raspeln und Zentrifugieren gewonnene Zitrusöle (Agrumenöle, auch Essenzen genannt) zählen zu den ätherischen Ölen.
Für Menschen, die erstmals mit ätherischen Ölen in Kontakt kommen, ist es kaum vorstellbar, wie viel Pflanzenmaterial in einem einzigen Tropfen steckt. Bei den käuflich zu erwerbenden Naturdüften handelt es sich um extreme Konzentrate, die in großen Destillationsanlagen gewonnen werden. Wenn wir selbst zu Hause destillieren, gewinnen wir nur wenige Tropfen oder wenige Milliliter ätherisches Öl, selbst wenn wir erhebliche Mengen im Garten ernten konnten, beispielsweise eine Schubkarre voller Kräuter oder Rosenblütenblätter.
Im Gegensatz zu fetten Ölen ( ? Tab. 2.1 ) verdunsten ätherische Öle vollständig und hinterlassen auf Papier keine „Fettflecken“. Viele davon sind jedoch gelblich, rötlich, blau und/oder braun und können somit farbige Flecken auf Papier verursachen.
Tab. 2.1 Unterschiede zwischen ätherischen und fetten Pflanzenölen. Ätherisches Öl | Fettes Öl |
Kohlenwasserstoffmoleküle: vor allem C10, C15 und Benzenverbindungen C6 | Kohlenwasserstoffmoleküle: vor allem C16 und C18 |
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„Hausapotheke der Pflanze“: wirken gegen Bakterien, Viren, Pilze | Nahrungsreserve für die nachfolgende Pflanzengeneration (finden sich meist in den Samen) |
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enthalten keine Kalorien |
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Ätherische Öle sind aus vielen verschiedenen Einzelmolekülen zusammengesetzt, 200 und mehr sind keine Seltenheit. Je nach Analysemethode und bei Bestimmung auch minimaler Mengenanteile (mit mehreren Nullen nach dem Komma) kann ein gutes Lavendelöl beispielsweise aus ca. 1200 unterschiedlichen Molekülen bestehen (Schnaubelt 2011). Sie sind kaum in Wasser löslich; hineingetropft, schwimmen sie tropfenförmig auf der Wasseroberfläche.
Diese chemischen Verbindungen können Einfluss auf unsere Physiologie nehmen und daher für die Behandlung von Erkrankungen eingesetzt werden. Ebenfalls können sie Keime unschädlich machen oder ihr Wachstum hemmen und auf diese Weise zu unserem Wohlergehen oder unserer Gesundung beitragen. Sie wirken darüber hinaus nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf psychischer Ebene. Im Folgenden befassen wir uns noch vertiefend mit der Wirkweise dieser ? Inhaltsstoffe.
Beachte
Ätherische Öle sind lipophil (fettlöslich), enthalten jedoch keine Fette. Sie können sich noch in der Pflanze mit ähnlich lipophilen Agrargiften wie Pestiziden verbinden, sodass die Haut und die Schleimhäute nur mit von unabhängigen Instituten zertifizierten Bio-Ölen in Kontakt kommen sollten.
Manchmal werden auch Pflanzenauszüge (Extrakte), die mithilfe anderer Lösungsmittel als Wasser hergestellt werden, als ätherisches Öl bezeichnet. Korrekterweise verwenden wir in Abhängigkeit vom Grundstoff (z.B. Blüte, Harz) und/oder vom verwendeten Lösungsmittel (Beispiele in Klammern) die folgenden Begriffe:
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Blüten-Absolues (z.B. Hexan oder Petrolether): Rose, Jasmin, Frangipani, Mimose, Osmanthus, Champaca
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Harzextrakte bzw. Resinoide (z.B. Ethanol): Benzoe, Copaibabalsam, Myrrhe
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alkoholische Extrakte von Gewürzen (z.B. Ethanol): Tonka, Vanille, Benzoe
Ätherische Öle sind sozusagen die Hausapotheke der Pflanze: Sie wirken gegen Keime, als Fänger reaktiver Sauerstoffverbindungen (antioxidativ), die bei vielen Stoffwechselprozessen entstehen, und damit entgiftend; außerdem haben sie keinen Nährwert (0 kcal/g). Fette Öle dagegen sind die Nahrungsreserve für die nächste Pflanzengeneration und demzufolge zumeist in Samen enthalten; ihr Energiegehalt liegt bei 9 kcal/g.
Manche Duftpflanzen enthalten 1–2 % ätherisches Öl, viele Pflanzen wesentlich weniger; nur einige wenige enthalten sehr viel mehr, beispielsweise die Gewürznelke mit einem Anteil von bis zu 12 %. Mit dieser von der Natur vorgegebenen „Verdünnung“ haben wir bereits einen deutlichen Hinweis auf die verträgliche Konzentration von Naturdüften in den Trägersubstanzen der Produkte, die mit Haut und Schleimhäuten in Berührung kommen. Ein Fläschchen mit ätherischem Öl enthält also, um es in Bildern zu...