E-Book, Deutsch, Band 3, 140 Seiten
Zirlewagen Kurt Wolfram Elmenhorst / Carlos W. Elmenhorst (1910-2000)
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-3880-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 140 Seiten
Reihe: Beiträge zur Geschichte der Schule Schloss Salem
ISBN: 978-3-7578-3880-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kurt Wolfram Elmenhorst entstammte einer bekannten und geachteten Hamburger Familie. Er machte sein Abitur an der Schule Schloss Salem 1928. Nach kurzem Studium in Exeter absolvierte er eine Kaufmannslehre in Hamburg. Angesichts der Weltwirtschaftskrise und ihrer Folgen trat er Ende 1930 in die NSDAP ein und engagierte sich als Wahlhelfer der SA. Aufgrund seiner Arbeitslosigkeit emigrierte er Ende 1932 nach Guatemala. Dort entfremdete er sich vom Nationalsozialismus und trat 1936 aus der Partei aus. Er wurde ein erfolgreicher Kaufmann und ein bekannter Sammler von Maya-Textilien. Das Buch basiert im Wesentlichen auf der Auswertung von über 200 Briefen Elmenhorsts der Jahre 1922 bis 1941.
Marc Zirlewagen (Jahrgang 1970), Historiker und Redakteur
Autoren/Hrsg.
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Der Vater: Max Elmenhorst (1880–1936)
Marine statt Studium Max Elmenhorst (* 3.12.1880 in Montreal – † 4.4.1936 in Überlingen) wurde zunächst im Elternhaus unterrichtet und besuchte später öffentliche und private Schulen in Montreal. Die Familie war in die deutsche Gemeinde vor Ort eingebettet und vergaß seine Wurzeln nicht, wie Max El-menhorst einige Jahrzehnte später berichtete: „In meinem elterlichen Hause wurde stets das Deutschtum betont. Meine Eltern nahmen meine 3 Geschwister und mich mehrfach auf Besuch mit nach Deutschland.“14 Dennoch waren seine Deutschkenntnisse mangelhaft. So besuchte er nach dem Umzug der Familie nach Deutschland im Anschluss an den Tod seines Vaters zunächst ein ¾ Jahr eine Privatlehranstalt in Kiel und 2 ½ Jahre eine Privatschule in Heidelberg. Als Sohn eines Maschinenbau-Ingenieurs hatte er ursprünglich die Absicht Schiffsmaschinenbau zu studieren. Er begann daher am 4. September 1898 die für das Studium obligatorische praktische Arbeitszeit als Tischlerlehrling auf den Howaldtswerken in Kiel. Daneben nahm er in den Abendstunden Privatunterricht in Mathematik, Physik und sonstigen Fächern, die ihn auf das Studium vorbereiten sollten. Verwandtschaftliche und freundschaftliche Verbindungen zu Marineoffizieren15 führten zu einem ausgedehnten gesellschaftlichen Umgang „und ich wurde im Laufe der Zeit von dem Geiste der damals heranwachsenden Marine derart beseelt, daß ich mich im April 1899 entschloß, den von mir ursprünglich gewählten Beruf aufzugeben und in die Marine einzutreten“. Obwohl er die geforderte Prima-Reife durch entsprechende Zeugnisse nicht nachweisen konnte, bestand er die Eingangsprüfung und wurde am 29. April 1899 als Seekadett an Bord der Segelfregatte Gneisenau eingestellt. Zuvor hatte er noch im selben Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Was folgte war „die harte Schule des Seeoffiziers“:16 Auf der Gneisenau machte er seine ersten Seefahrten in den Nordatlantik (Norwegen, Island, Schottland, Irland) und ins Mittelmeer. Ab April 1900 war er Säbelfähnrich zur See an Bord des Linienschiffs Kaiser Friedrich III. Am 27. September 1902 wurde er zum Leutnant zur See befördert,17 ab April 1904 war er Oberleutnant zur See. Vom Mai 1904 bis zum November 1905 diente er auf dem Kleinen Kreuzer Sperber, der ihn rings um Afrika und nach Ostasien führte. „Seine afrikanischen Erlebnisse zählten mit zu den schönsten und größten seines Lebens, weil gerade sie Max W. Elmenhorst, in dessen Adern von mütterlicher Seite isländisches Wikingerblut floß und dessen Großvater schon erst dänischer und dann preußischer Seeoffizier war, innerlich am meisten gaben“, so ein Nachruf. Anschließend erhielt er ein kurzes Landkommando und wurde dann nach Flensburg an Bord eines Torpedoschulschiffs kommandiert. Dort war er zunächst Wachoffizier und nach erhaltener Sonderausbildung Fähnrichslehrer und schließlich Offizierslehrer des Torpedowesens. Das Autowrack vom 4. Juni 1908. Autounfall mit Folgen Am 4. Juni 1908 befand er sich zusammen mit Kapitänleutnant Max Assmann und Oberleutnant zur See Fritzsche18 – dem Erfinder einer Flugmaschine – in einem Auto auf einer Fahrt von Rüsselsheim nach Kiel. Dabei kam es in Meine nördlich von Braunschweig zu einem Unfall, bei dem Fritzsche sowie Assmann ums Leben kamen. Der Chauffeur Fritzsches, Eicke – der den Wagen auf dieser Fahrt nicht lenkte –, erlitt bei dem Unfall einen Schlüsselbein- und einen Unterschenkelbruch, Elmenhorst zog sich einen Schulterblattbruch zu, der ihn zeitweise dienstunfähig machte.19 Mehrere Zeitungen berichten über das Ereignis. Danach kam es gegen 19 Uhr zu dem Unfall, als Fritzsche einer Radfahrerin ausweichen wollte, die aus einer Nebenstraße kam: Fritzsche habe so stark gebremst, dass sich das Auto zweimal um die eigene Achse gedreht habe und „mit voller Gewalt“ gegen eine Planke geschlagen sei. Einige Zeitungen äußerte dabei die Vermutung, dass das Auto mit 80 Stundenkilometer unterwegs gewesen sei.20 Andere Meldungen gaben eine Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometern an.21 Die Dresdner Nachrichten berichteten am 7. Juni über die Anteilnahme vor Ort: „Zu dem Automobilunglück bei Braunschweig wird berichtet, daß der schwerverletzte Oberleutnant Elmenhorst keine gute Nacht verbracht habe. Die Teilnahme der Ortsbewohner von Meine ist eine innige und allgemeine. Die beiden toten Marineoffiziere sind in kostbaren Särgen aufgebahrt. Die Särge sind mit Kränzen und Blumen geschmückt.“22 Da vermutet wurde, dass das Auto zu schnell unterwegs war, wurde eine Ermittlung eingeleitet. Die Berliner Börsen-Zeitung berichtete über das Ergebnis: „Zu den Berichten über das schwere Automobilunglück bei Meine wurde vielfach die rasende Geschwindigkeit hervorgehoben, die das Automobil auf der Fahrt von Braunschweig nach Meine gehabt haben sollte. Von sachverständiger Seite wird jetzt darauf hingewiesen, daß die gegenteiligen Angaben der Überlebenden, Oberleutnant zur See Elmenhorst und Chauffeur Eicke, bestätigt werden durch die bisher angestellten Ermittlungen und Prüfungen.“ Danach hatte das Auto ein „gewöhnliches Straßentempo“ gehabt. Die von Bäumen gesäumte Straße habe eine freie Sicht und damit ein höheres Tempo unmöglich gemacht. Schuld am Unglück sei wohl die defekte linke Handbremse gewesen, so dass das Fahrzeug durch alleinige Wirkung der rechten Handbremse ins Schleudern gekommen sei. Beim Aufprall seien alle Insassen aus dem Wagen geschleudert und Fritzsche und Assmann vom umgekippten Wagen erschlagen worden. Der Aufprall habe nur wenig Schäden am Auto ergeben und bei höherem Tempo wären die Insassen weiter herausgeschleudert worden als tatsächlich geschehen: „Lediglich das Versagen der linken Handbremse, vielleicht im Zusammenhang mit einem nicht völligen Vertrautsein mit der noch völlig neuen Maschine, kann als Ursache gewertet werden.“23 Kriegsdienst und Abschied Ab 27. Januar 1909 war Elmenhorst Kapitänleutnant. Er diente nach seiner Genesung zunächst auf einem Landkommando bei der II. Abteilung der I. Werftdivision in Kiel. Im Herbst 1909 wurde er Kommandant des Torpedoboots G 170 der II. Flottille. Nach Auflösung der II. Flottille wurde er Erster Torpedooffizier an Bord des Linienschiffs Pommern. Nach Kriegsausbruch 1914 wurde er Erster Offizier auf dem Kleinen Kreuzer Thetis. Auf diesem diente er in der Ostsee und insbesondere zur Sicherung vor Memel. Am 2. Januar 1915 berichtete er seiner Frau, dass es die (russischen) „Hunde“ wegen der deutschen Flotte und der von ihr gelegten Minen nicht wagen würden aus ihrem Hafen zu kommen. Er rechnete daher mit einem Scheitern einer russischen Landung von See, sollte diese starten und hoffte stattdessen auf einen deutschen Angriff: „Dann sollen sie mal sehen was es heisst Krieg im eigenen Lande zu haben. Wenn blos erst alles vorbei wäre und wir hätten gewonnen.“ Am 25. März 1915 beschwerte er sich in einem Brief an seine Frau, dass sein Schiff zwar stets alarmiert würde, wenn die russische Marine im Anmarsch war, doch „wenn es ans Schiessen geht, schiessen die andern, wir haben den ehrenvollen Auftrag Schmiere zu stehen“. Nach Abzug der Hochseeflotte sah er die Thetis vor Memel als in einem „Mauseloch“ sitzend an: „Wir armen Biester“ hätten nur den Auftrag, „die Memeler Bevölkerung zu beruhigen.“ Die Thetis lief im Juni 1915 auf eine russische Mine, wurde schwer beschädigt und im September 1915 außer Dienst gestellt. Elmenhorst wurde für einige Monate als Lehrer des Torpedowesens auf das Torpedoschulschiff kommandiert, wo er sich im Dienst eine Rippenfellentzündung zuzog. Er war borddienstunfähig und erhielt einen längeren Erholungsurlaub, den er in Garmisch und in Partenkirchen verbrachte. Am 24. April 1916 wurde er zum Korvettenkapitän befördert. Nach Ende des Urlaubs wurde er Referent beim Torpedo-Versuchskommando in Kiel, wo es zu seinen Aufgaben gehörte die Torpedobewaffnung neuer Schiffe und U-Boote zu testen. Zuletzt war er militärischer Mitarbeiter der Torpedowerkstätte in Friedrichsort. Dort fertigten bis zu 7.000 Arbeiter die Torpedos für die Marine. Ausgezeichnet wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse. Nach Kriegsende diente er bei der Torpedo-Inspektion. Am 20. August 1919 wurde er verabschiedet. 1922 zog er wegen des milderen Klimas von Kiel nach Überlingen. Dort erwarb er von Kommerzienrat Uhlig aus Würzburg am 4. Mai 1922 eine Villa am Rehgehege mit parkähnlichem Garten.24 „Nobler wohnt man in Überlingen nirgends“, so ein modernes Urteil.25 Elmenhorst wurde Privatier und betrieb nebenher eine Geflügel-Zuchtstation.26 Über das Thema „nutzbringende Hühnerzucht“ berichtete er unter anderem im Dezember 1926 im Rahmen der Landwirtschaftlichen Winterschule in...




