E-Book, Deutsch, 380 Seiten
Zobel Von der Idee über die Erfindung zum Patent
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8463-5895-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 380 Seiten
ISBN: 978-3-8463-5895-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kreativ denken, Erfindungen patentieren
Wie entkomme ich der Routine? Wo tummeln sich die guten Ideen und wie setze ich sie um? Wie schütze ich meine Erfindungen vor Nachahmer:innen mit einem Patent und verdiene damit Geld?
Der Autor liefert konstruktive Handlungsempfehlungen: Intuition ist wichtig, aber nicht alles – kreatives Denken und Arbeiten ist erlernbar!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1 Einführung
2 Außerhalb der Routine: Kreatives Denken und Arbeiten
3 Methoden und Praxisempfehlungen
3.1 Die wichtigsten Kreativitätstechniken
3.1.1 Herkömmliche Methoden
3.1.2 Moderne widerspruchsorientierte Methoden
3.2 Wo verstecken sich die Ideen, und wie finde ich sie?
3.2.1 Die Nadel im Heuhaufen: Thomas A. Edison
3.2.2 Das „klassische“ Brainstorming: Alex Osborn
3.2.3 Die morphologische Gesamtübersicht: Fritz Zwicky
3.2.4 Verschiedene Blickwinkel: Edward de Bono
3.2.5 Die Oase der falschen Verheißung: David Perkins
3.2.6 Das Ideale Endresultat: Genrich S. Altschuller
3.3 Ein gut überlegter Start schlägt jede „geniale“ Spontanidee
3.3.1 Das Pareto-Prinzip
3.3.2 Systemanalyse. Schädliche und nützliche Effekte
3.3.3 Die geschichtliche Betrachtungsweise
3.3.4 Schon ein wenig Theorie hilft weiter
3.3.5 Die richtigen Fragen stellen
3.4 Ausgewählte einfache Lösungsstrategien
3.4.1 Standardfälle – häufiger als vermutet
3.4.2 Was einander behindert, wird voneinander getrennt
3.4.3 Gewöhnliche und ungewöhnliche Kombinationen
3.4.4 Das Elementarprinzip der Umkehrung
3.4.5 Das Verändern der Umgebung
3.4.6 Das Umwandeln des Schädlichen in Nützliches
3.4.7 Die nicht perfekte Lösung
3.4.8 Makrosysteme und Mikrosysteme
3.4.9 „Von Selbst“ – die raffiniert einfache Lösung
4 Fehlermöglichkeiten und Denkfallen
4.1 Das Unterschätzen der Systemanalyse
4.2 Wirklichkeit ist mehr als ein Ausschnitt der Wirklichkeit
4.3 Die Öko-Falle und das Wunschdenken
4.4 Das Übersehen nahe liegender Ähnlichkeiten
4.5 Das schwächste Kettenglied
4.6 Die Triebkraft von Naturvorgängen
4.7 Ganz ohne Physik geht es nicht
5 Technische, künstlerische und allgemeine Kreativität
5.1 Humor, Satire, Phantastik, Semantische Intuition
5.2 Innovative Prinzipien, demonstriert an Karikaturen
5.3 Optische Wahrnehmung und Kreativität
5.4 Sehr anregend: Umkehrformulierungen und Paradoxien
6 Methodische und experimentelle Studien
6.1 Wie arbeitete der große Erfinder Hugo Junkers?
6.2 Erfindungspraktiker entdecken und nutzen TRIZ-analoge Prinzipien: H. M. Hinkel und G. Elsner
6.3 Eigene Experimente zu Altschullers Operator „A-Z-K
6.4 Kann es „Künstliche Kreativität“ geben?
7 Von der Erfindung zur geschützten Erfindung
7.1 Klar definiert: Entdeckungen, Erfindungen, Schutzrechte
7.2 Was heißt „schutzfähig“? Haupt- und Hilfskriterien
7.3 Die Rolle des Standes der Technik
7.4 Das Formulieren der Patentschrift – leichter als gedacht
7.5 Das Gebrauchmuster als so genanntes „Kleines Patent
7.6 Schutzrechtspolitik, Lizenzen, Arbeitnehmererfindungen
8 Literatur
9 Register
1 Einführung
Die meisten Menschen vermuten, dass Kreative, also auch Erfinder, zunächst einmal außergewöhnlich intelligent sein müssen. Nicht wenige hoch Kreative sind tatsächlich außergewöhnlich intelligent. Es gibt aber auch Kreative, die kaum überdurchschnittlich intelligent sind, und bestenfalls durchschnittlich kreative Menschen, an deren überragender Intelligenz keinerlei Zweifel besteht. Abgesehen von der Fragwürdigkeit der meisten Intelligenztests, deren Ergebnisse – schon wegen des Trainingseffektes – kaum als objektiv anzusehen sind, gilt heute als unbestritten, dass Intelligenz und Kreativität nicht ein und dasselbe sind. Neuere Untersuchungen zeigen zudem, dass es mehrere Arten von Intelligenz gibt, die untereinander kaum in Verbindung stehen. Es kommt also darauf an, von welcher Art Intelligenz jeweils die Rede ist. In Anlehnung an Gardner unterscheiden Langbein und Fochler folgende Arten der Intelligenz, die von Person zu Person recht unterschiedlich ausgeprägt sein können: „Der Mensch denkt in Sprache, fasst in räumlichen Begriffen auf, erspürt Rhythmen und Harmonien, rechnet mit logischen und mathematischen Hilfsmitteln, löst Probleme unter Einsatz seines Körpers und kann andere Menschen verstehen sowie sich selbst begreifen“ (Langbein u. Fochler 1997, S. 95). Die mit dieser Betrachtungsweise verbundene Einführung der Begriffe sprachliche, räumliche, musikalische, mathematische, körperliche und soziale Intelligenz bringt uns in der Sache allerdings auch kein bisschen weiter, obwohl in den moderneren Intelligenztests bereits unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten gefragt sind. Immerhin darf vermutet werden, dass es analog zu diesen gleichsam „gesplitteten“ Intelligenzbegriffen – und dies in Übereinstimmung mit der Erfahrung – auch spezielle Arten von Kreativität gibt, so dass die Frage, ob jemand kreativ ist, besser nicht pauschal gestellt und beantwortet werden sollte. Noch einmal kurz zurück zu den Intelligenztests. Nach eigenen Erfahrungen lassen es junge Leute oft an Sprach- bzw. Wortintelligenz fehlen: Sie kennen viele Wörter nicht, und bei anderen Wörtern sind sie nicht in der Lage, die eingebauten Fehler zu erkennen. Der deutsche Aufsatz wäre für ihre Lehrer wohl eine rechte Strapaze. Das Selbstbewusstsein der Probanden bleibt jedoch ansonsten unbeschädigt. Sie bemerken ihren Defekt ganz einfach nicht. Vorschnelle Urteile oder überhebliche Schlüsse aufgrund solcher Teilergebnisse sind jedoch nicht gerechtfertigt, denn die gleichen Probanden arbeiten in anderen Sparten traumhaft schnell und sicher, so beispielsweise auch im sehr wichtigen Bereich der räumlichen Ein- bzw. Zuordnung. Die Beurteilung der Situation wird nicht einfacher, wenn wir die von Edward de Bono vertretene These berücksichtigen, dass hohe Intelligenz nicht unbedingt etwas mit ausgeprägter Denkfähigkeit zu tun hat. Im Zusammenhang mit dem Lösen von Denksportaufgaben behandelt er die nur bedingte Trainierbarkeit dieser Fähigkeit und schreibt: „Hoch intelligente Menschen können sich als ziemlich schlechte Denker erweisen. Sie mögen ebenso viel Training ihrer Denkfertigkeit benötigen wie andere Menschen, manchmal sogar mehr. Dies ist die fast vollständige Umkehrung der Ansicht, sehr intelligente Menschen seien automatisch gute Denker“ (de Bono 1995, S. 16). De Bono ergänzt seine verblüffende Feststellung mit eindrucksvollen Belegen: So neigt ein hoch intelligenter Mensch dazu, für seine jeweilige Ansicht einen rationalen und wohl argumentierten Fall zu konstruieren. Das enthebt ihn dann der Notwendigkeit, durch kritisches Nachdenken der – vielleicht ganz anders gearteten – Sache auf den Grund zu gehen. Auch wird in der Schule und im wirklichen Leben verbale Gewandtheit oft als Beleg für ausgeprägte Denkfähigkeit angesehen. Ein intelligenter Mensch schätzt diese für ihn schmeichelhafte Annahme und ist versucht, das Eine durch das Andere zu ersetzen. Auch neigt ein hoch intelligenter Mensch dazu, immer Recht haben zu wollen, als klug zu gelten und stets anerkannt zu sein – subjektive Faktoren, die einer kritischen Denkfähigkeit regelrecht entgegenwirken. Wir sehen also, dass Kreativität, Intelligenz und Denkfähigkeit keinesfalls synonym gebraucht werden sollten. Ich bin weder Psychologe noch Pädagoge, sondern Naturwissenschaftler mit ausgeprägt technologischen Interessen, und ich möchte den Leser deshalb nicht mit weiteren Unterscheidungsmerkmalen und Definitionen aufhalten, so interessant und faszinierend das Gebiet auch ist. Der Terminus Kreativität wird in meinem Buch nicht ausschließlich im Zusammenhang mit dem Anstreben hochwertiger technisch-wissenschaftlicher Lösungen verwendet, sondern umfassend für das kreative Arbeiten auf hohem Niveau. Inbegriffen sind somit auch nicht-technische Lösungen. Die meisten Beispiele stammen allerdings, meinen Erfahrungen entsprechend, aus dem technisch-wissenschaftlichen Bereich. Die behandelten Analogien zur künstlerischen Kreativität können sich deshalb nur auf rein subjektiv ausgewählte Gebiete beschränken. So verstehe ich beispielsweise nichts von musikalischer Kreativität, und ich kann mit abstrakter Kunst nur bedingt etwas anfangen. Die Einteilung der Kapitel habe ich einerseits nach historischen, andererseits nach denkmethodischen und praktischen Gesichtspunkten vorgenommen. Im 2. Kapitel werden zunächst die typischen Merkmale des Kreativen abgehandelt, sodann die – oft unrealistischen – Erwartungen an den Kreativen besprochen, und schließlich wird Grundsätzliches zu den Bedingungen der kreativen Arbeit gesagt. Im 3. Kapitel finden Sie dann nachvollziehbare Handlungsempfehlungen zur Ideensuche und zum erfinderischen Arbeiten, erläutert an Beispielen. Natürlich ist die Versuchung, in die psychologisierende Betrachtungsweise zu verfallen und schließlich doch wieder beim „göttlichen Funken“ zu landen, stets präsent. Nach meiner Erfahrung gibt es jedoch beim kreativen Arbeiten viele nicht-intuitive Schritte gewissermaßen handwerklicher Art, so dass ich dieser Versuchung weitgehend widerstehen konnte. Zudem gibt es für die zweifellos sehr wichtigen intuitiven Aspekte der Kreativität hervorragende Literatur, verfasst von exzellenten Fachleuten. Es sei hier beispielsweise nur auf die Werke von Csikszentmihalyi (1999) sowie von Gardner (1996) verwiesen. Die von diesen Autoren praktizierte rein psychologische Sicht auf geniale Persönlichkeiten (wie z. B. Einstein, Freud, Picasso) hat indes den Nachteil, dass der Leser sich fragt, was er selbst denn nun aus solchen – in fast göttlichen Sphären angesiedelten – Betrachtungen lernen bzw. für sich verwerten kann. Hier schließt sich der Kreis: Es besteht offensichtlich ein Defizit an praktikablen, nachvollziehbaren Handlungsempfehlungen, und genau diese hoffe ich im 3. Kapitel meines Buches bieten zu können. Im 4. Kapitel werden typische Fehler und Denkfallen sowie Strategien zu deren Vermeidung behandelt. Gerade der methodisch unerfahrene junge Erfinder tappt überdurchschnittlich oft in derartige Fallen, da er – einfach im Vertrauen auf seine Ideenfülle – frisch drauflos arbeitet. Von den Psychologen wird ihm die so genannte „fluide“ Intelligenz bescheinigt, d. h., er kann sehr schnell neue Fakten aufnehmen und eine Vielzahl von Ideen produzieren, ohne sich um vorhandenes Wissen zu kümmern. Der ältere Kreative hingegen geht bedachter vor: Er greift auf Erfahrungen zurück, er analogisiert, er überlegt, welches früher schon einmal erfolgreiche Schema für eine neue Aufgabe (die oft nur vermeintlich völlig neu ist) geeignet sein könnte. Diese Fähigkeit wird von den Psychologen „kristalline“ Intelligenz genannt. Da ich nicht mehr taufrisch bin und somit – wenigstens formal – unter diese Kategorie falle, vermittle ich im 4. Kapitel dazu auch eigene Erfahrungen. Das 5. Kapitel behandelt die Querbeziehungen zwischen technischer und nicht-technischer Kreativität. Für methodisch einigermaßen kompetent halte ich mich nur auf wissenschaftlich-technischem Gebiet. Die behandelten Verbindungen zur allgemeinen und zur künstlerischen Kreativität betreffen deshalb nur bestimmte Teilgebiete, die mich interessieren. Sie haben besten Falles subjektiv-exemplarischen Charakter. Somit ist dieser Abschnitt eher als Studie aufzufassen, die das universelle Wirken der Kreativität aus meinem Blickwinkel zeigt. Das 6. Kapitel bringt ideengeschichtliche Studien, zunächst zum Wirken des Flugzeugkonstrukteurs Hugo Junkers. Er kann – im Gegensatz zur landläufigen Auffassung – fast als Pionier des Systematischen Erfindens gelten. Hinkel und Elsner haben (als Erfindungspraktiker) erfinderische Prinzipien selbst entdeckt und angewandt. Eigene experimentelle Arbeiten zum „Operator A-Z-K“ habe ich methodisch analysiert. Die abschließende...