Zoschke | Sonnengelb & Tintenblau oder: Der Sommer, in dem ich zu schreiben begann (Roman mit tollem Extra: 21 Schreibanregungen) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Zoschke Sonnengelb & Tintenblau oder: Der Sommer, in dem ich zu schreiben begann (Roman mit tollem Extra: 21 Schreibanregungen)


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7641-9282-2
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-7641-9282-2
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Verbinde deine Liebe zum Lesen mit deinem Talent zum Schreiben und tauche ein in einen Roman, der dich selbst zur Autorin macht! Die 13-jährige Edith verbringt die Sommerferien im Landhotel ihrer Oma. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft erreichen sie dort geheimnisvolle Briefe mit Schreibaufträgen. Von wem sie kommen? Das weiß keiner! Überaus mysteriös das Ganze ... Doch nach kurzem Zögern greift sie zum Stift und hat schon ein Gedicht oder eine kleine Geschichte geschrieben! Bald wartet sie sehnsüchtig darauf, weitere Aufträge zu erhalten. Bis sie einen Liebesbrief an sich selbst verfassen soll. Eine wahre Schreibblockade bahnt sich an ...  Die perfekte Kombination aus Roman und Kreativbuch für alle, die gern schreiben (wollen)!

Barbara Zoschke, Autorin, wurde 1964 in Leverkusen geboren. Sie hat Romanistik und Germanistik studiert und arbeitet seit 1995 als freie Autorin, Lese- und Literaturpädagogin sowie Life Script Coach. Sie konzipiert und leitet Seminare zum literarischen und autobiografischen Schreiben und bietet Lesungen und Workshops zu ihren Büchern an, um das literarische Lernen und die Leselust zu fördern. Zusätzlich zu ihren analogen Angeboten veranstaltet sie digitale Lesungen und Workshops über die App #digiclass. Die Autorin lebt und arbeitet in Köln.Mehr Infos zur Autorin: barbara-zoschke.deMehr Infos zu #digiclass: https://digiclass-lab.de/digiclass_kultur/

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Die Sommerferien lagen vor mir wie das Vakuum, von dem unser Physiklehrer so besessen ist. Leer also. Herr Weidmann würde sagen: materiefrei. Mir standen sechseinhalb ereignislose Wochen bevor. Es gab keine Pläne. Wir würden dieses Jahr nicht wegfahren, weil die Familienkasse nämlich auch materiefrei war. BÄM. Sosehr sich meine Eltern angestrengt hatten, Geld zusammenzukratzen – für Familienurlaub würde es nicht reichen. Während sich Hannah und Leonie auf dem Weg zum Bus darüber unterhielten, was sie noch alles kaufen müssten – Sonnenöl, Aufladekabel, Flip-Flops, solche Sachen –, versuchte ich, nicht neidisch auf sie zu sein. Was richtig anstrengend war. Ich schluckte den bitteren Geschmack in meinem Mund herunter und grinste jedes Mal fröhlich, wenn sie mich ansahen. Sie sollten kein Mitleid mit mir haben. Und das hätten sie garantiert, wenn sie wüssten, was bei uns in Sachen Geld los war. Und auch sonst. Kaum hatte ich das gedacht, hakte sich Leonie bei mir unter und fragte zum x-ten Mal: »Was macht ihr noch mal in den Ferien, Eddy?« Das meinte sie nicht böse. Leo ist nur schrecklich vergesslich. »Kommt darauf an, wie das Wetter so wird?!«, antwortete ich. Mein Tonfall sollte sie daran erinnern, dass sie sich wiederholte. Prompt schlug sie sich die Hand vor die Stirn. »Ja, klar«, sagte sie. »Weiß ich doch.« Den Kommt-darauf-an-Spruch hatte ich von meiner Mutter. Sie hatte ihn am Telefon gegenüber ihrer Freundin Dana gebracht. Es sollte sich so anhören wie: Bei gutem Wetter fahren wir an die Nordsee, bei einem Tief über Europa jetten wir spontan in die Karibik. Haha. Funktionierte aber super, der Spruch. Sowohl bei Dana als auch jetzt. »Deine Eltern sind cool«, fand Hannah. »Die machen sich nicht dauernd so einen Kopf um alles. Meine reden jetzt schon ständig vom nächsten Jahr, weil sie Panik haben, sämtliche Hotels könnten ausgebucht sein, wenn wir uns nicht rechtzeitig kümmern. Wir wollen dann wahrscheinlich mal endlich nach …« Weil uns ein Schüler vom Humboldt-Platz mit gesenktem Kopf auf dem Bürgersteig entgegenkam, ließ ich mich zurückfallen. Der Smombie sollte mich nicht umrennen. Hannah rief über die Schulter: »… nach Sydney zu meiner Tante.« »Wow! Nobel«, fand ich. War’s ja auch. Hannah streckte mir die Zunge raus, als hätte ich etwas Gemeines gesagt. Dann stupste sie Leonie an, plapperte, kicherte. Es ging bestimmt schon wieder um den Typen, den sie im Urlaub hoffentlich wiedersehen würde, am Strand. Ich stellte mir vor, ich würde noch neben meinen Freundinnen hergehen und könnte mitreden, irgendwas von Sonne und Surfen labern. Aber ich starrte nur von hinten auf Hannahs haselnussbraune Haare, die ihr nach den Sommerferien garantiert bis zum Po gewachsen sein würden. Darauf arbeitete sie schon seit einem Jahr hin, und es fehlten nur noch ein paar Zentimeter. Ich sah es förmlich vor mir: Wie die Mähne im heißen Sommerwind irgendeines italienischen Badeorts wehte und … »Hallo? Bist du noch bei uns?«, lachte Hannah. Sie wedelte mit beiden Händen vor meinem Gesicht herum, als müsste sie mich aus einer Ohnmacht wecken. »Sie träumt schon wieder«, sagte sie leise zu Leonie. Sie klang wie eine verständnisvolle Ärztin, die über einen hoffnungslosen Fall spricht. »Lassen wir ihr noch einen Moment.« »Was? Äh, ja klar bin ich bei euch«, gab ich zurück. »Wo soll ich denn sonst sein?« Leonie legte den Kopf schief. »In deinen Gedanken?«, sagte sie. Dann verstrubbelte sie sich mit den Fingerspitzen den Pony. Ungelogen, das machte sie ungefähr fünfzigmal pro Minute. Bestimmt würde sie wie jedes Jahr megablond und tiefbraun gebrannt aus dem Campingurlaub zurückkommen und aussehen wie eine blonde Brasilianerin. Die halbe Klasse, also alle Jungs und vielleicht auch ein paar Mädchen, standen auf Leonie. Aber sie war trotzdem immer unzufrieden mit ihrem Look. Oder tat zumindest so. Egal, sie würde jedenfalls irre was erleben, sich garantiert schon wieder unsterblich verlieben, den ganzen Tag französisch sprechen, Windsurfen … Nur bei mir würde nach den Ferien alles beim Alten sein. Keine neue Frisur, denn anders als kurz stand mir einfach nicht; kein Wassersport (Stichwort »materiefrei«); ganz zu schweigen vom Verlieben. In wen denn bitte schön? Es waren ja alle verreist. Ich musste mit meinen mies gelaunten Eltern zu Hause bleiben, die sich neuerdings ständig anätzten. Plötzlich rannte Hannah los. »Der Bus!«, schrie sie. Leo drehte sich zu mir um: »Komm, Eddy, den kriegen wir noch!« Aber statt loszurennen, blieb ich stehen. Wie angewurzelt, so sagt man doch. Ich konnte nichts dagegen tun. Es fühlte sich an, als würde ich festgehalten von irgendwas in mir drin. Zig Leute von meiner Schule, die den Bus bekommen wollten, rempelten mich im Vorbeilaufen an. Aber das störte mich nicht, ich schwankte nur ein bisschen wie ein dünner Baum im Wind. Ich sah, wie der Bus hielt und sich alle Schüler vom Heisenberg auf einmal durch die Türen quetschten. Sie wollten so schnell wie möglich weg von der Schule. Das Jahr hinter sich lassen. Einen Strich unter die Sache machen. In die Ferien fahren. Logisch. Nur ich wollte hier nicht weg. Denn solange ich noch in Schulnähe war, konnte ich mir einreden, die Ferien hätten noch nicht richtig begonnen. Ich blieb sozusagen an der Kante zum Abgrund stehen, anstatt von sicherem Boden aus ins Nichts zu springen. »Eddy, los, komm schon!« Hannah war in der Bustür stehen geblieben, damit sie nicht zuginge, bis ich endlich angerannt käme. Aber sie wurde von nachrückenden Schülermassen in den Bus gedrückt, sodass sich die Tür mit einem Schmatzen schloss, bevor ich überhaupt einen Schritt gemacht hatte. Als der Bus an mir vorbeifuhr, kam mir kurz die Idee zu winken. Am besten total übertrieben fröhlich. Mit beiden Händen und den Armen weit über dem Kopf hätte ich einen Riesenscheibenwischer mimen können. Aber meine Arme waren schwer wie Blei. Ich bekam noch nicht mal die Hände hoch. »Macht’s gut!«, murmelte ich immerhin. Und: »Schreibt mir.« Was komplett überflüssig war, denn natürlich würden sie mir schreiben. Und ich ihnen. Wir schrieben uns andauernd und ständig, solange wir Guthaben und Netz hatten. Jetzt frage ich mich, was ich schon groß würde schreiben können. Langweilige Berichte von der Materiefreiheit. Überflüssige Nachrichten aus dem Nichts. Ich seufzte. Hannah drückte Nase und Mund von innen an die Bustür und riss dazu die Augen weit auf. Sie sah aus wie ein gequälter Mops, während Leo, die hinter ihr stand, mir abwechselnd Kusshände zuwarf und fragend die Schultern hochzog. Eigentlich hätte es jetzt schön warm werden müssen in meinem Bauch, denn Leo und Hannah hatten nur Augen für mich. Sie ließen mich nicht los, sondern tackerten mich mit ihren Blicken auf dem Bürgersteig fest. Sie waren einfach die Besten und machten andauernd lauter so Beste-Freundinnen-Sachen, die mir zeigten, dass sie mich mochten. Wir drei waren wirklich die besten Freundinnen der Welt. Wir tickten gleich, lachten über dieselben Sachen, fanden dieselben Jungs und Mädchen süß oder blöd, mochten dieselben Filme und Bücher und keine Ahnung, wir drei gehörten einfach zusammen. Hoffentlich bliebe das auch so, wenn wir diesmal komplett unterschiedliche Ferien verleben würden, dachte ich. Ich nehme an, dass sich die Freude über meine BFFs und die Angst vor den Ferien gegenseitig aufhoben. Denn in meinem Bauch tat sich nichts. Keine flatternden Schmetterlinge, die Freude signalisierten, aber auch keine rumpelnden Angst-Steine wie im Wartezimmer beim Zahnarzt. Ich fühlte nichts. Plötzlich sah ich den vorbeifahrenden Bus von oben. Und mich, wie ich da als Einzige, als letztes Molekül von Hunderten sozusagen, zwischen Schule und Bushaltestelle rumstand und noch nicht einmal weinen konnte. Hatte sich jetzt vor lauter Unglück meine Persönlichkeit gespalten? War ich zwei? Alle anderen Moleküle hatten sich von einem Luftstrom angesogen aus dem Staub gemacht und mich zurückgelassen. Ich war das gottverlassene einzige Atom im Universum. Erst als der Bus mit quietschendem Gelenk um die Ecke gebogen war, konnte ich meine Beine wieder bewegen. Aber meine Augen blieben über mir. Sie beobachteten mich, als säßen sie in einer Scheißdrohne. Ich legte den Kopf in den Nacken und konnte mir dabei ins Gesicht gucken, obwohl natürlich keine Drohne – erst recht keine mit meinen Augen am Steuer – über mir schwebte. Am Himmel wurden die Wattewolken von unsichtbaren Händen auseinandergerupft und zogen als Flusen weiter. An der Bushaltestelle setzte ich mich auf die Bank, streckte die Beine weit von mir und wartete darauf, dass meine Augen zurück in die Höhlen flutschten. Ich würde mich ja jetzt wohl nicht für den Rest meines Lebens von oben sehen müssen. Das konnte nicht so bleiben. Vielleicht half es, wenn ich die Augen kurz zumachte? Kaum waren sie zu,...



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