Zuckerman | Der Meister der Märkte | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Zuckerman Der Meister der Märkte

Wie Jim Simons die Quantenrevolution entfesselte

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-96092-629-0
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Jim Simons ist der größte »Money Maker« der modernen Finanzgeschichte. Kein anderer Investor – weder Warren Buffett noch Ray Dalio oder George Soros – kommt ihm gleich. Seit 1988 hat der von seiner New Yorker Investmentgesellschaft Renaissance Technologies emittierte Medallion-Fonds eine durchschnittliche jährliche Rendite von 66 Prozent erzielt. Sein Unternehmen hat damit Gewinne von mehr als 100 Milliarden Dollar erwirtschaftet; Simons Vermögen liegt bei mehr als 20 Milliarden Dollar. Aber auch in der Welt jenseits der Finanzen wurde Simons zu einer wichtigen Figur. Die wissenschaftliche Forschung, Bildung und die Politik wurden von ihm maßgeblich beeinflusst, er spendete mehrere Hundert Millionen Dollar.

Gregory Zuckerman, mehrfach ausgezeichneter New York Times-Bestsellerautor, erzählt die fesselnde Geschichte eines Weltklasse-Mathematikers und ehemaligen Codeknackers, der die Finanzwelt revolutionierte. Mit beispiellosem persönlichen Zugang zu Simons und vielen seiner engsten Mitarbeiter zeichnet er das Porträt eines modernen Midas, der die Märkte nach seinem eigenen Bild neu gestaltet hat. Und er zeigt, welche Folgen der fast schon albtraumhafte Aufstieg von Simons' für uns alle hat.
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TEIL 1

Geld ist nicht alles
KAPITEL 1
Jimmy Simons griff sich einen Besen und ging nach oben. Das war im Winter 1952, als sich der 14-Jährige in Breck’s Gartenmarkt nicht weit von seinem Elternhaus im grünen Bostoner Vorort Newton in Massachusetts ein bisschen Taschengeld verdienen wollte. Doch es lief nicht gut für ihn. Unten im Lager versank der junge Mann so tief in seinen Gedanken, dass er alles falsch einsortierte – Schafdung, Saatgut und das meiste andere auch. Verärgert ließ ihn das Ehepaar, dem der Laden gehörte, im Geschäft durch die schmalen Gänge gehen und den Holzboden fegen – eine eintönige, stumpfsinnige Aufgabe. Für Jimmy jedoch war diese Degradierung ein Glücksfall. Endlich hatte er Ruhe, um darüber nachzudenken, was im Leben wirklich wichtig war. Mathematik. Mädchen. Die Zukunft. Die bezahlen mich fürs Nachdenken! Ein paar Wochen später, als der Ferienjob nach Weihnachten auslief, fragten die Ladenbesitzer Jimmy nach seinen Zukunftsplänen. »Ich möchte am MIT Mathematik studieren.« Sie brachen in Gelächter aus. Ein so geistesabwesender junger Mensch, der noch nicht einmal ein bisschen Gartenbedarf richtig einsortieren konnte, wollte im Hauptfach Mathematik studieren – und dann noch an einer so renommierten Universität wie dem Massachusetts Institute of Technoloy? »Sie fanden das unendlich komisch«, erinnert sich Simons. Doch ihre Skepsis focht Jimmy ebenso wenig an wie ihr Gelächter. Der Teenager war erfüllt von einem geradezu übernatürlichen Selbstvertrauen und der ungewöhnlichen Entschlossenheit, etwas Besonderes zu vollbringen. Das verdankte er der Unterstützung seiner Eltern, die selbst in ihrem Leben hochfliegende Hoffnungen gehabt und im Nachhinein manche Entscheidung bitter bereut hatten. Im Frühjahr 1938 hießen Marcia und Matthew Simons James Harris als neues Familienmitglied willkommen. Mutter Marcia und Vater Matty widmeten ihrem Sohn viel Zeit und Energie. Er blieb ihr einziges Kind, da Marcia später mehrere Fehlgeburten erlitt. Marcia verfügte über einen scharfen Verstand und war ein kontaktfreudiger Mensch mit einem feinen Sinn für Humor. Sie betätigte sich ehrenamtlich an Jimmys Schule, hatte aber nie Gelegenheit, einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Jimmy war ihr Ventil für ihre Träume und Leidenschaften. Sie trieb ihn zu schulischen Höchstleistungen an und vermittelte ihm Vertrauen auf den Erfolg. »Sie lebte über mich ihren Ehrgeiz aus«, erinnert sich Simons. »Für sie war ich ihr Projekt.« Matty Simons sah das Leben und seine Aufgabe als Vater etwas anders. Als eines von zehn Geschwistern hatte er schon mit sechs Jahren mithelfen müssen, Geld zu verdienen, hatte auf der Straße Zeitungen verkauft und Reisenden am nahen Bahnhof die Koffer getragen. Als er alt genug für die Highschool gewesen wäre, arbeitete er schon Vollzeit. Er machte einen Anlauf, die Abendschule zu besuchen, brach aber ab, weil er sich vor lauter Müdigkeit nicht konzentrieren konnte. Als Vater war Matty liebevoll, ruhig und unkompliziert. Er liebte es, nach Hause zu kommen und Marcia wilde Geschichten zu erzählen, etwa von konkreten Plänen Kubas, eine Brücke nach Florida zu bauen. Jimmy hatte Mühe, ernst zu bleiben. Marcia mochte die Intelligente in der Familie sein, war dabei aber erstaunlich leichtgläubig. Matty dachte sich immer ungeheuerlichere Wendungen aus, bis Marcia endlich merkte, dass er sie auf den Arm nahm. Dieses familiäre Ritual brachte Jimmy unweigerlich zum Lachen. »Bei ihr fiel der Groschen meistens nicht gleich«, erzählt Simons. »Bei mir schon.« Matty arbeitete bei der 20th Century Fox im Vertrieb. Er fuhr in New England von Kino zu Kino und pries die neuesten Filme des Studios an. Fox hatte Shirley Temple unter Vertrag, den größten Star jener Zeit. Also bot Matty ihre Filme stets im Paket mit vier oder fünf anderen an und brachte die Kinobetreiber so dazu, ihm alle abzunehmen. Matty gefiel seine Arbeit, und er wurde zum Vertriebsleiter befördert, was Hoffnungen auf einen Aufstieg ins Management weckte. Doch Matty änderte seine Pläne, als ihn sein Schwiegervater Peter Kantor bat, in seiner Schuhfabrik zu arbeiten. Peter stellte ihm eine Beteiligung in Aussicht, und Matty fühlte sich verpflichtet, ins Familienunternehmen einzusteigen. Peters Fabrik produzierte hochwertige Damenschuhe und lief gut. Das Geld rann ihm jedoch fast so schnell durch die Finger, wie es hereinkam. Peter war ein korpulenter, extravaganter Mann, der sich gern exklusiv kleidete, immer das neueste Cadillac-Modell fuhr und Schuhe trug, die ihn größer erscheinen ließen als seine 1,63 Meter. Peter verlor viel Geld auf der Pferderennbahn und durch verschiedene Affären. An Zahltagen ließ Peter Jimmy und seinen Cousin Richard Lourie hohe Geldstapel halten, »die uns bis über den Kopf reichten«, wie Richard noch weiß. »Das fanden wir klasse.«3 Peter strahlte eine gewisse Sorglosigkeit und Lebensfreude aus – eine Grundhaltung, die sich Jimmy später auch aneignen sollte. Der in Russland geborene Peter erzählte gern pikante Geschichten aus der alten Heimat, in denen meist Wölfe, Frauen, Kaviar und jede Menge Wodka vorkamen. Und er brachte seinen Enkelsöhnen ein paar Brocken Russisch bei: »Gib mir eine Zigarette« und »Leck mich am Arsch«. Die Jungen konnten sich kaum halten vor Lachen. Peter bewahrte sein Geld am liebsten in einem Schließfach auf, vermied Steuern, wo er konnte, und hatte stets 1500 Dollar Bargeld in der Brusttasche. Mit diesem Betrag wurde er auch an seinem Todestag aufgefunden, umgeben von den Weihnachtskarten Dutzender dankbarer Freundinnen. Matty Simons arbeitete jahrelang als Geschäftsführer der Schuhfabrik, doch auf die Beteiligung, die Peter ihm versprochen hatte, wartete er vergeblich. Später erzählte Matty seinem Sohn, er bedauere, dass er eine vielversprechende, interessante Karriere aufgegeben hatte, nur um zu tun, was von ihm erwartet wurde. »Ich lernte daraus: Tu im Leben, was dir Spaß macht, nicht das, wovon du glaubst, dass du es tun ›solltest‹«, erzählt Simons. »Das habe ich nie vergessen.« Und mehr als alles andere machte es Jimmy Spaß, nachzudenken – oft über Mathematik. Zahlen, Figuren und Kurven faszinierten ihn. Im Alter von drei Jahren konnte Jimmy bereits Zahlen verdoppeln und durch zwei teilen. Er berechnete sämtliche Quadratzahlen bis 1024, dann wurde ihm das zu langweilig. Eines Tages fuhr die Familie an den Strand und Matty hielt an einer Tankstelle. Sein kleiner Sohn verstand die Welt nicht mehr. Nach Jimmys Logik konnte der Familienkutsche nie der Sprit ausgehen: War der Tank halb leer, war ja noch die halbe Benzinmenge drin. Dann konnten sie diese zur Hälfte aufbrauchen, und so weiter, ohne dass der Tank jemals leer würde. Der Vierjährige war über ein klassisches mathematisches Problem gestolpert, das ausgeprägtes logisches Denken erforderte. Wenn man immer die Hälfte der verbleibenden Strecke zurücklegen musste, bevor man sein Ziel erreichte, und jede Entfernung, ganz gleich wie klein sie war, halbiert werden konnte – wie konnte man dann je zum Ziel gelangen? Der Erste, der sich mit diesem Dilemma auseinandersetzte, war der griechische Philosoph Zenon von Elea. Es ist das bekannteste einer Gruppe von Paradoxa, die die Mathematiker jahrhundertelang beschäftigten. Wie viele Einzelkinder versank Jimmy oft über längere Zeit in seine Gedanken und sprach sogar mit sich selbst. Im Kindergarten kletterte er auf einen Baum, setzte sich auf einen Ast und dachte nach. Manchmal musste Marcia kommen, ihn zwingen, herabzusteigen und mit den anderen Kindern zu spielen. Anders als seine Eltern war Jimmy fest entschlossen, sich auf seine eigenen Leidenschaften zu fokussieren. Als er acht Jahre alt war, riet ihm der Hausarzt der Familie Simons, Dr. Kaplan, zu einer medizinischen Laufbahn, denn das sei der ideale Beruf für »einen klugen jüdischen Jungen«. Jimmy widersprach. »Ich will Mathematiker oder Naturwissenschaftler werden«, erwiderte er. Der Arzt versuchte, den Jungen zu überzeugen. »Aber mit Mathematik kannst du kein Geld verdienen.« Doch Jimmy sagte, er wolle es versuchen. Er wusste nicht genau, was Mathematiker arbeiteten, doch vermutlich ging es dabei um Zahlen, und das reichte ihm. Auf jeden Fall wusste er ganz genau, dass er nicht Arzt werden wollte. Jimmy war ein guter Schüler, aber auch ein Lausbub. Er war selbstbewusst wie seine Mutter und hatte denselben schelmischen Sinn für Humor wie sein Vater. Er liebte Bücher, ging regelmäßig in die örtliche Bücherei und lieh sich pro Woche vier Titel aus, die oft noch längst nicht für seine Altersstufe geeignet waren. Doch am allermeisten faszinierten ihn mathematische Konzepte. An der Lawrence School in Brookline, zu deren Absolventen die Fernsehmoderatoren Mike Wallace und Barbara Walters zählen, wurde Jimmy zum Klassensprecher gewählt und gehörte zu den Jahrgangsbesten. Überrundet wurde er nur von einer jungen Frau, die lange nicht so oft wie er ihren eigenen Gedanken nachhing. In dieser Zeit war Jimmy mit einem Jungen aus wohlhabendem Hause befreundet und war beeindruckt von dem komfortablen Lebensstil, den dessen Familie genoss. »Damals habe ich gemerkt, wie schön es ist, sehr reich zu sein«, erzählte Simons später. »Ich interessierte mich zwar nicht fürs Geschäft, wohl aber für Geld.«4 Abenteuer nahmen einen Großteil von Jimmys Zeit in Anspruch. Manchmal fuhr er mit seinem Freund Jim Harpel im Bus zu Bailey’s Ice Cream in Boston, um sich einen Eisbecher zu genehmigen. Als sie älter waren, schmuggelten sie sich in die Burlesque-Shows im Old Howard Theatre. An...


Gregory Zuckerman ist New-York-Times-Bestsellerautor und schreibt u. a. für das Wall Street Journal. Er ist dreimaliger Gewinner des Gerald-Loeb-Preises, der höchsten Auszeichnung im Wirtschaftsjournalismus. Als Experte ist Zuckerman regelmäßig bei CNBC, Fox Business und anderen Netzwerken und Radiosendern auf der ganzen Welt zu Gast.


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