E-Book, Deutsch, Band 5101, 174 Seiten
Zwengel Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 01: Mehr als tausend Lichtjahre
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-054-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5101, 174 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Sternenabenteuer
ISBN: 978-3-95719-054-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Moranerin Shalyn Shan erhält von HTO-Chef Peet Orell das Kommando über die Promet IV. Mit diesem Schiff soll sie das Schicksal der verschwundenen Promet III klären, auf der sich auch ihr Ehemann Jörn Callaghan befand. Doch Shalyns Bemühungen, eine Besatzung für ihr Schiff zu finden, drohen zu scheitern, denn einige Auserwählte befinden sich in akuter Lebensgefahr.
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Grauzone Managua, Mittelamerika, 12. April 2107
Der Smog lastete schwer auf der ehemaligen Hauptstadt von Nicaragua. Überbevölkerung, Armut und eine nicht abreißende Folge von Erdbeben in den letzten hundertfünfzig Jahren hatten die frühere Metropole stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele Gebäude waren durch Naturgewalten zerstört und später durch provisorische Bauten ersetzt worden. Wer es sich leisten konnte, hatte die Stadt verlassen und sie den Gesetzlosen überlassen, die nun über die Slums und ihre Bewohner herrschten. Rivalisierende Gangstersyndikate gaben hier den Ton an, betrieben Menschenraub, Waffenhandel und Drogenschmuggel in die TSU, die Terra States Union. Von dem Flachdach aus, auf dem ich stand, wirkte Managua fast friedlich, aber das lag an der frühen Tageszeit. Noch wenige Stunden zuvor erfüllten Schüsse, Schreie und Sirenen die Stadt. Doch selbst Gangster mussten irgendwann schlafen, bevor sie sich wieder ihren Geschäften widmen konnten. Managua war eine Brutstätte des Bösen. Als wären die verschiedenen Syndikate nicht schon schlimm genug, die bei ihren ständigen Revierstreitigkeiten die Straßen in Schlachtfelder verwandelten, war die Stadt auch noch zum Treffpunkt von Verbrechern, Verrückten und Terroristen aus dem Rest der Welt geworden. Wer untertauchen musste, fand hier Unterschlupf. Immer vorausgesetzt, er besaß genügend Sol, um sich den Schutz der Syndikate erkaufen zu können. Warum in aller Welt sollte man freiwillig einen Fuß in diesen Sündenpfuhl strecken? Nun, ich hatte einen Grund. Einen sehr guten sogar. Nordwestlich von mir, am Südufer des Lago Xolotlan, befand sich das Hauptquartier von Damokles. Einer Verbrecherorganisation, die willige und absolute gehorsame Killer für ihre Zwecke nutzte. Seit 2098 war Damokles ein Bestandteil der Gaia-Front, was sie mir kein bisschen sympathischer machte. Es war bezeichnend, dass diese Organisation ihr Hauptquartier ausgerechnet an einem der gefährlichsten Orte auf diesem Planeten errichtet hatte. Sie wollten allen damit signalisieren, dass sie die übelsten Mistkerle waren, die sich hier niedergelassen hatten. Ihr Hauptquartier war mein Ziel. Das tropische Klima war eine zusätzliche Belastung. Schon am frühen Morgen herrschten über zwanzig Grad und mit jeder Stunde stieg das Thermometer um zwei Grad an. Hinter mir stieß ein unbedacht gesetzter Fuß gegen einen Stein und ließ diesen über das Dach rollen. Ich drehte mich nicht um, denn ich hatte die drei Männer längst bemerkt. Obwohl sie sich Mühe gaben, sich unbemerkt anzuschleichen, fehlte ihnen doch die Ausbildung, um dies einigermaßen geschickt durchzuführen. Zudem war der mittlere ein starker Raucher und vom Aufstieg aufs Dach hörbar außer Atem. „Was machst du hier, Hübsche?“, rief mir eine Stimme zu. Ich drehte mich vom Damokles-HQ weg und schenkte ihnen meine Aufmerksamkeit. Drei Männer in ärmellosen Shirts, die ihre beachtlichen Muskeln zeigten. Es gab in dieser Stadt wenig zu essen, aber an billigen Steroiden schien kein Mangel zu herrschen. Ihre schlechten und veralteten Waffen verrieten mir, dass es sich um ihre private Ausrüstung handelte. „Da ist uns aber ein wahrer Leckerbissen ins Netz gegangen“, sagte der Raucher in der Mitte und ließ seinen Blick über meinen Körper gleiten. Ich wusste sofort, dass dieses Kompliment nicht in erster Linie meinen weiblichen Proportionen galt, sondern der High-Tech-Ausrüstung, die ich an meinem Körper befestigt hatte. „Tut mir leid, ich dachte, dieses Haus wäre unbewohnt“, sagte ich. „Ist es auch. Wegen uns“, erklärte der Mann links von mir. Er trug einen Vollbart, bei dem er nur den äußeren Rand stehen ließ. Die Oberlippe war glattrasiert. Die Fäuste hatte er in die Hüften gestemmt und gab so den Blick frei auf den Pistolengriff in seinem Hosenbund. Ich hätte ihm eine Menge Gründe nennen können, weshalb man eine Waffe dort nicht tragen sollte, aber vielleicht demonstrierte ich es ihm auch einfach. Der dritte im Bunde war ein dünner Kerl, der die Arme vor der Brust verschränkte und beharrlich schwieg. Ich nahm an, das sollte bedrohlich aussehen, aber er wirke dadurch eher wie ein trotziges Kind. Der Raucher machte eine Bewegung, die meinen ganzen Körper einschloss. „Wir wollen deinen Overall.“ „Auf jeden Fall wollen wir den“, bestätigte der Bärtige. „Ausziehen!“, brachte es der Raucher auf den Punkt. Ich schenkte ihnen ein freundliches Lächeln. „Nein.“ „Kannst du nicht zählen, Lady? Wir sind zu dritt“, knurrte der Bärtige, dem es ganz gewaltig gegen den Strich ging, dass eine Frau nicht vor ihm zitterte. „Ich kann zählen.“ Mein amüsierter Tonfall sorgte dafür, dass die beiden zuerst einander ansahen und dann nach dem Schweiger schauten, der nicht mehr an seinem Platz stand. „Was ist hier los?“, fragte der Bärtige erstaunt, als ob er allen Ernstes erwartete, dass ich seine Frage beantwortete. Im nächsten Moment gab der Raucher einen erstickten Laut von sich und war von dem Dach verschwunden. „Hinter dir“, sagte ich zu dem Bärtigen. Er fuhr herum und sah sich einem mittelgroßen Asiaten gegenüber, der kaum zwei Handbreit von ihm entfernt stand. Das Gesicht des Japaners war wüst vernarbt, wurde aber von einem sympathischen Lächeln beherrscht. Der Raucher wollte nach seiner Pistole greifen, doch er musste feststellen, dass sich bereits die Hand seines Gegenübers darum geschlossen hatte, ohne den Lauf aus der Hose zu ziehen. „Hm, Shalyn, hast du den Mann nicht darüber aufgeklärt, was ein unabsichtlich ausgelöster Schuss an dieser Stelle anrichten kann?“, fragte der Asiate. „Das wollte ich gerade tun, Anake.“ „Bitte!“, stöhnte der Bärtige. Die dunklen Augen des Japaners sahen ihn durchdringend an. „Soll ich meine Hand da wegnehmen?“ Der Bärtige nickte heftig. „Gerne.“ Sofort öffnete Takagawa seine Hand und zog sie zurück. Überrascht blinzelte der Bärtige mehrmals, dann grabschte er zur Pistole. Zwei Schläge trafen ihn so schnell, dass er nicht einmal sagen konnte, welche von Anakes Händen sie ausgeführt hatte. Die Finger fest um den Pistolengriff geschlossen, kippte er steif wie ein Brett nach hinten und krachte der Länge nach auf das Flachdach. „Was machen wir mit ihnen?“, fragte mich Anake Takagawa. „Wir schnüren sie zusammen und lassen sie liegen“, entschied ich. Wichtig war nur, dass sie in den nächsten beiden Stunden niemandem von uns erzählen konnten. „Das war der spaßige Teil des Tages, ab jetzt wird es wohl nicht mehr so lustig“, sagte Takagawa, nachdem die Männer gefesselt vor uns lagen. Ich sah zu ihrem Haus hinüber. Ich hatte vorhin natürlich nicht zufällig auf diesem Dach gestanden. Es lag auf Höhe der Wohnung des Nachbarhauses, in der die drei Mitglieder des Damokles-Wachschutzes lebten. Meine Rückansicht war an diesem Morgen das erste gewesen, was sie nach dem Aufstehen zu sehen bekamen, und ich hätte mir keinen besseren Köder ausdenken können. Zehn Minuten später fuhren wir mit dem gepanzerten Dienstfahrzeug der drei ab. Wir trugen auch zwei ihrer schwarz-gelben Uniformen über unseren Einsatzoveralls. Sie boten eine Menge Platz, um unsere Ausrüstung darunter zu verstecken. Mit dem Panzerwagen kamen wir zügig durch die Innenstadt. Takagawa lenkte das Gefährt sicher durch den dichten Verkehr. „Was für ein Chaos“, murmelte ich. „Wenn man wie ich in Mega-Tokio aufgewachsen ist, dann wirkt das hier wie eine übersichtliche Ortschaft“, erwiderte er und lächelte. Aber es lag nicht allein an seinem Fahrkönnen, dass wir gut durchkamen. Damokles schien eine Menge Respekt in Managua zu besitzen. Auf einer Kreuzung wurde sogar eine Schießerei zwischen Mitgliedern des Tiores-Syndikates und der Besatzung eines Geldtransportes unterbrochen, als wir vorbeifuhren. Das Hauptquartier von Damokles war ein fünfstöckiger Würfel aus schwarzem Material, der wie ein fensterloser Monolith aussah. Von innen allerdings war die Hülle durchsichtig, was den Leuten dort eine herrliche Aussicht in jede Richtung bot. Falls solche Leute überhaupt einen Sinn für die Schönheit der Natur besaßen. Wir mussten in diesen Würfel hinein, in das dritte Obergeschoss gelangen und dort unsere Zielperson befreien, die gegen ihren Willen in dem Gebäude festgehalten wurde. Die Zielperson hieß Lukas Hagen und war ein genialer Robotik-Experte und Astrospezialist aus Mega-Berlin im ehemaligen Deutschland. Der Professor hatte bereits für Harry T. Orell in der Forschungsabteilung der HTO gearbeitet und sich das Wissen der moranischen Robotik angeeignet. Das stellte für sich genommen bereits eine beachtliche Leistung dar, doch Hagen hatte es sogar geschafft, die moranische Technologie weiterzuentwickeln. Ich kannte ihn nicht persönlich, aber angeblich handelte es sich bei ihm um einen knurrigen Misanthropen, der die Gesellschaft seiner Roboter derjenigen von echten Menschen vorzog. Doch konnte dies nicht völlig der Wahrheit entsprechen, denn sonst befände er sich momentan nicht in der misslichen Situation, aus der wir ihn befreien wollten. Professor Hagen war auf einer Tagung im mexikanischen DeGorm-City dem weiblichen Lockvogel einer Kidnapperbande auf den Leim gegangen. Die junge Dame hatte ihn in einer Bar angesprochen und anschließend auf sein Zimmer begleitet. Danach tauchte er nicht wieder auf. Anschließend hatte die Bande...