E-Book, Deutsch, Band 5107, 174 Seiten
Zwengel Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 07: Die wahnhaften Künstler
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-060-4
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 5107, 174 Seiten
Reihe: Raumschiff Promet - Sternenabenteuer
ISBN: 978-3-95719-060-4
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Junici Borul und Vivien Raid befinden sich immer noch in der Gewalt von Adamson, dem Anführers der Gaia-Front. Als sie erfahren, dass Arn Borul sie nicht aus der Tiefseestadt Aqua-City befreien kann, versuchen sie auf eigene Faust von dort zu fliehen. Doch dadurch entsteht eine völlig neue Gefahr. Um die Invasionsflotte der Avatara am Durchgang vom Katai-Sektor Richtung Erde zu hindern, wollen Shalyn Shan und die Crew der Promet IV zusammen mit dem Alatiden Mylyk die Wurmlochverbindung ins Sol-System sabotieren. Aber ihr Plan hat unvorhersehbare Folgen.
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Prospektorenschiff Agamemnon, 08.05.2107, 13:12 Uhr Terra-Zeit
Kommandant Frode Myklebust war höchst zufrieden, dass er einen Flugauftrag ergattert hatte. Nur raus aus dem Kriegsgebiet, das war sein einziger Gedanke. Die Verrückten von der HTO hatten den Botschafter der Avatara über Luna abgeschossen, deshalb benötigte man keinen überragenden Intellekt, um sich ausmalen zu können, wo die Fremden als Erstes angreifen würden. Wahrscheinlich machten sie die gesamte Mondoberfläche platt, um Rache zu nehmen. Myklebust interessierte sich nicht für Politik, sondern nur für seine Geschäfte, aber dies war eine Entwicklung, die auch er nicht ignorieren konnte. Niemand auf dem Mond oder der Erde konnte das, denn es ging sie alle an. Er war vorerst aus der Schusslinie. Er, seine Besatzung und sein Schiff, das Lunadocks-Prospektorenschiff Agamemnon. Als er den Hangar erreichte, hatten seine beiden Prospektoren-Kollegen Paul Mack und Jema Rousseau die Ware bereits angenommen, die so dringend nach Alpha Centauri geliefert werden sollte. Myklebust hatte angesichts der hohen Entlohnung nicht nachgefragt, welche Ware sie transportieren sollten, doch als er sie nun sah, wusste er sofort, dass er mehr hätte verlangen müssen. In drei gläsernen Transportboxen lagen die Hochverräter von der HTO. Peet Orell, Arn Borul und Jörn Callaghan. Myklebust tobte und stauchte seine Leute zusammen, weshalb sie den Auftraggeber nicht zum Teufel gejagt hatten. Mack und Rousseau konnten es ihm nicht erklären. Für sie fühlte es sich in Ordnung an. Einen größeren Blödsinn hatte er niemals gehört und er hätte die beiden gefeuert, wenn er sie nicht für die Reise gebraucht hätte. Frode Myklebust sah zu, dass sie starteten und eine größere Distanz zwischen sich und den Mond brachten. Dann erst machte er sich Gedanken darüber, was geschehen war. Jema und Paul waren nicht die Trottel, als die sie gerade erschienen. Die beiden ließen sich nicht so einfach hinters Licht führen. Zugegeben, es gab reguläre Frachtdaten auf ihren Firmen-Coms und das Honorar war beachtlich, aber ein solches Risiko wären sie nie und nimmer eingegangen. Frode konnte sich sogar noch an seinen ersten Gedanken beim Anblick der Ladung erinnern. Er wollte den Flug absagen und die Passagiere so schnell wie möglich von seinem Schiff schaffen, denn sie waren momentan die meistgesuchten Personen in diesem Teil der Galaxis. Diese Leute hatten den Botschafter der Avatara getötet und wenn man sie bei ihnen fand, würde man die Crew der Agamemnon zweifellos für Komplizen halten. Aber Frode hatte nichts unternommen. Wieso? Er drehte sich mit seinem Sessel zu Jema Rousseau. „Hast du inzwischen auch ein seltsames Gefühl bei der Sache?“ Die Pilotin sah ihn erleichtert an. „Ich wollte nichts sagen, aber ich grübele schon die ganze Zeit darüber.“ „Wieso haben wir diesem Transport zugestimmt? Das Risiko ist nicht tragbar und trotzdem fühlte es sich wie die richtige Entscheidung an.“ „Nicht wahr? Ich hatte keine Bedenken und habe mir auch keine Sorgen gemacht, aber jetzt bekomme ich Zweifel. Sehr heftige Zweifel.“ Das Schott zur Zentrale öffnete sich und Paul Mack trat ein. „Unseren Passagieren geht es gut, die Lebensfunktionen sind alle stabil“, erklärte er und fügte dann hinzu: „Auch wenn ich mir nicht erklären kann, weshalb wir sie an Bord genommen haben. Ich meine, sie wurden uns ja nicht untergeschoben. Sie lagen vor uns und wir haben ja gesagt. Lasst sie uns einladen und nach Alpha Centauri bringen. Ich hatte dabei keinerlei Bedenken.“ „Dann geht es dir auch so?“, sagte Jema. „Wir haben uns gerade darüber unterhalten.“ „Irgendetwas ist da nicht mit rechten Dingen abgelaufen“, meinte Myklebust nachdenklich. „Wir sollten es uns noch einmal ansehen“, schlug Mack vor und ging zu seinem Arbeitsplatz. Er rief die bordinternen Optiken auf und suchte in den Aufzeichnungen. Myklebust und Rousseau traten hinter ihn und sahen über seine Schultern hinweg, wie ein Schweber die Ware zur Agamemnon brachte. Schweigend sahen sie, wie Mack und Rousseau die Ware inspizierten und für einen Moment erstarrten. Fast eine halbe Minute verging, dann setzten sie sich in Bewegung und brachten die drei Transportbehälter an Bord. „Ich weiß genau, dass ich eine Menge Fragen hatte, aber auf einmal waren sie verschwunden“, erinnerte sich Mack. „Ich wollte die Lieferanten schnell wegschicken, bevor jemand die Gesuchten in der Nähe unseres Schiffes sehen konnte“, sagte Rousseau. „Aber als ich den Mund öffnete, kam nur Zustimmung heraus und im selben Moment glaubte ich auch daran.“ „Jemand hat uns manipuliert“, stieß Myklebust hervor und plötzlich erinnerte er sich wieder an den seltsamen Geruch, der an Bord geherrscht hatte, als er eintraf. „Tja, davon ist leider auf den Aufnahmen nichts zu erkennen“, bedauerte Mack. „Wäre besser, wenn uns jemand einen Strahler an den Kopf gehalten und uns gezwungen hätte. Hier sieht es so aus, als hätten wir die Ware mit Freuden entgegengenommen.“ „Genau so hat es sich auch angefühlt“, sagte Rousseau. „Zeig mal die hintere Ecke des Hangars, da hat sich etwas bewegt!“ Myklebust wies auf eine Stelle auf dem Monitor. Mack fing den Bereich ein, vergrößerte die Ansicht und verbesserte die Bildqualität. „Was ist das?“, fragte Jema Rousseau. „Hat der Flügel?“, staunte Frode. „Ich schalte mal auf Außenansicht.“ Mack wechselte zwischen den drei Optiken, die den Hangar im Blick gehabt hatten und wählte jene aus, die auf den entsprechenden Bereich gerichtet war. Erstaunt betrachteten sie das mittelgroße, fledermausartige Wesen, das von Kopf bis Fuß tiefschwarz war. „Ich frage nochmal“, sagte Rousseau. „Was ist das?“ Frode Myklebust kratzte die kahle Stelle an seinem Hinterkopf. „Tja, also ich vermute mal, dass dies höchstwahrscheinlich unser Auftraggeber ist.“ „Meint ihr, das ist einer von diesen Avatara?“ Mack sah die Pilotin an. „Nach allem, was ich gehört habe, bestehen die aus mehreren unterschiedlichen Völkern. Es ist gut möglich, dass eines davon so aussieht.“ „Aber warum verhilft dieser … dieses Wesen den Mördern seines Botschafters zur Flucht?“ Myklebust kehrte zu seinem Sessel zurück. „Gut, wir können wieder klar denken. Aber das nutzt uns leider überhaupt nichts, wenn wir erwischt werden“, sagte er. „Als Entschuldigung wird das nicht funktionieren, also machten wir unseren Job so gut wie möglich, wenn wir nicht die nächsten Jahre im Luna Asylum oder in Safe-1 verbringen wollen.“ „Wir schmuggeln die Leute, die diesen Krieg ausgelöst haben“, sagte Jema. „Ich denke nicht, dass es mit ein paar Jahren getan sein wird.“ „Dann können wir wohl nur hoffen, dass die Avatara gewinnen und unseren Beitrag zu schätzen wissen.“ Myklebust und Rousseau sahen Mack an, als könnten sie nicht glauben, was er gerade gesagt hatte, doch bei genauerem Nachdenken wurde ihnen klar, dass er damit gar nicht so falsch lag.
*
Die Agamemnon kam aus dem Parakon und nahm Kurs auf Riddle. Sie folgten weiter ihrem Auftrag, weil es für sie keine Alternative gab. „Ich verstehe immer noch nicht, weshalb man uns die drei herbringen lässt, es wäre doch eine gute Gelegenheit gewesen, sie aus dem Weg zu räumen“, sagte Mack. „Wenn es dafür eine einfache Erklärung gäbe, hätte man uns nicht beeinflussen müssen“, entgegnete Jema Rousseau. „Außerdem denke ich, es ist besser, wenn wir es nicht wissen. Was immer hier abläuft, ich möchte kein Mitwisser sein.“ Mack konsultierte seine Instrumente. „Da draußen herrscht ein gewaltiger Aufruhr. Auf den abhörsicheren Frequenzen zwischen den POL-Schiffen der Space Police geht es hoch her. Zahlreiche Raumer verlassen Riddle und nehmen Kurs auf Terra. Sie werden sich wohl der Verteidigungsflotte anschließen.“ „Wir sollten trotzdem nicht in eine Kontrolle geraten“, sagte Jema. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber wir müssen uns jetzt auf den Schutz der HTO verlassen.“ Der Kommandant wandte sich an Mack. „Paul, nimm Kontakt zur Defensiv-Zentrale auf und bitte um Landeerlaubnis.“ Sie näherten sich dem zweiten Planeten des Fixsternsystems. Auf Riddle gab es drei Kontinente. Der eine besaß die grobe Form einer in Längsrichtung liegenden Ei-Hälfte und der andere erinnerte an eine Sichel, beide waren kleiner als Australien. Der dritte Kontinent trug den Namen Him und war so groß wie Grönland. Auf ihm befand sich die Defensiv-Zentrale. Sie war immer noch exterritoriales HTO-Gebiet und entzog sich dem Einfluss von Lunadocks und Space Police. „Sie verweigern uns die Landung und sagen, wir sollen zum Raumhafen in Alpha-City fliegen“, meldete Mack. „Und sie haben das nicht so freundlich ausgedrückt wie ich gerade.“ Das überraschte Myklebust nicht. Schließlich waren sie ein Lunadocks-Schiff und der Daud-Konzern war der Hauptakteur der feindlichen Übernahme der HTO. „Sag ihnen, dass wir eine besondere Fracht haben, die wir nur ihnen persönlich abliefern können.“ Myklebust wollte in einem Funkspruch nicht die Namen der drei Gesuchten verwenden. Selbst auf einer gesicherten Leitung. Es dauerte einen Moment, bis sie die Antwort bekamen, und Paul Mack verzog das Gesicht, als habe er eine Ohrfeige...