Achermann / Stoll | So zwei wie wir zwei! | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 132 Seiten

Achermann / Stoll So zwei wie wir zwei!

Eine Anekdoten-Sammlung
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7412-0126-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Anekdoten-Sammlung

E-Book, Deutsch, 132 Seiten

ISBN: 978-3-7412-0126-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tasso, Perkeo, Krach und Fritjof - vier Schweizer Studenten in Innsbruck genießen ihre Studienzeit in vollen Zügen. Dabei hat alles Platz, was das Studentenleben so angenehm macht: hübsche Frauen, Alkohol und jede Menge Streiche. Wer kennt nicht die Feuerzangenbowle von Hans Reimann und Heinrich Spoerl, die 1944 mit dem legendären Heinz Rühmann verfilmt wurde. Der Schweizer Autor Franz Heinrich Achermann ließ seine vier Schweizer schon ein Vierteljahrhundert früher die ruhige Universitätsstadt am oberen Inn durcheinanderwirbeln. Eine launige Sammlung von Anekdoten mit den Titeln: "Der Ring des Japaners", "Raphael, der Maler", "Eine Brautfahrt", "Ein treuloser Bräutigam" und "Krachs Münchner Fahrt".

F.H. Achermann war der Verfasser einer ganzen Reihe von populären Romanen, die ihn zu einem der meistgelesenen schweizerischen Jugendbuchautoren werden ließen. Neben seinen Romanen aus der schweizerischen Heimat waren es vor allem seine Bücher über die Frühzeit der Menschen und seine historischen Romane zur europäischen Geschichte, die seinen Ruhm begründeten. Daneben verfasste er noch eine Reihe von Zukunftsromanen, Studentengeschichten, Kriminalromanen und Theaterstücken. Der Erfolg seiner Werke machte ihn im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. In Deutschland wurde er dabei vielfach als Schweizer Karl May bezeichnet. (Quelle: Wikipedia) Zu seinen bekanntesten Werken gehören: Der Schatz des Pfahlbauers, Kannibalen der Eiszeit, Der Totenrufer von Hallodin, Auf der Fährte des Höhlenlöwen, Die Kammerzofe Robespierres, Dämonentänzer der Urzeit, Nie kehrst du wieder goldne Zeit, Die Madonna von Meltingen, Die Jäger vom Thursee, Der Wildhüter von Beckenried
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Raphael, der Maler


Von jetzt an spielt noch eine neue Nummer mit, nämlich ein Maler. Er ist bald beschrieben: dünn ausgedrehter Schnurrbart und Knebel, mehr in der Anlage vorhanden als in Wirklichkeit, so à la Napoleon III. in seinem 52. Lebensjahre. Von all dieser Herrlichkeit war aber meist nur der unterste Spitz des Knebels sichtbar, weil der obere Teil im Schatten eines riesigen Kalabreser Hutes lag, dessen «Güpfli» ganz wohl als Zuckerstockmodell hätte dienen können.

Die ungeheure Krempe aber umgab sogar die Schultern wie ein eingedrückter Heiligenschein. Dieser vielversprechende Anfang fand nach unten seine stilgerechte Fortsetzung: Stehkragen mit «Fliegerkrawatte», Samtkittel mit Hemdvorsatz, schwarzer Seidengürtel, Manchesterhosen mit Wadenstrümpfen und Halbschuhen.

Zu diesem Kunstgebilde gehörte mit unerbittlicher Notwendigkeit eine Brissago und ein schwerer Siegelring aus Katzengold. Das war Raphael, der Maler. Der hatte einfach noch gefehlt, und deshalb war er da! Auf Grund seiner angeblichen Studien in Rom und wegen seines innigen Blickes — besonders Damen gegenüber — gaben sie dem gottbegnadeten Künstler den Namen Raphael. Und es war unverkennbar, dass er diesen «Spitznamen» nicht als Beleidigung auffasste; gestand er doch in seiner angeborenen Künstlerbescheidenheit öfter, dass er noch nicht weiter sei als jener!

Wer ihn aber für einen Stümper gehalten hätte, der würde sich gründlich getäuscht haben; denn besonders im Freihandzeichnen besaß er ein geradezu phänomenales Talent, und in Karikaturen (Spott- und Hohnbildern) offenbarte er nach Perkeos Urteil und Überzeugung eine geradezu klassische Künstlerseele; so hatte er z. B. schon sämtliche k. k. Professoren der Universität als Tierstudien in sein Skizzenheft geschmettert: Prof. Kohlinger als Orang-Utan, Prof. Schwetzvor als Rhinozeros, Prof. Schneidauf als Krokodil mit aufgesperrtem Rachen, die Herren Gröhlinger, Quatschky, Kräiliger und Stiefelzapf als Hammel, Heupferd, Rüsselpapagei und Gorilla. Perkeo umarmte den Gottbegnadeten beim Anblick dieser Werke und nannte ihn einen Säkularmenschen.

Ein gemütlicher, lieber Kerl war er ja, aber ein Windhund, wie er nur bei Pinselakrobaten ins Kraut schießen kann. Und flott nahm er sich aus in seinem Künstler-Habit, das musste man ihm einfach lassen. Andere Toiletten-Gegenstände hatte er nach seiner ehrenwörtlichen Aussage daheim in Aarau gelassen. Seinen Unterhalt bestritt er zum größten Teil aus den Einnahmen für Karikaturen an humoristische Blätter. Für den kleineren Teil seiner Bedürfnisse gab er Aktien aus und schrieb die Prozente in den Rauchfang. Als ihn z. B. eines Tages der Jude Veilchenstein an eine noch unbeglichene Faktura für gelieferte Wasserfarben erinnerte, meinte er gelassen:

«Ich werde Sie dafür malen!»

Der Jude der ihm in Anbetracht der Umstände wirklich wässerige Wasserfarben geliefert hatte, machte zwar ein bittersaures Gesicht, strich aber doch schließlich den Bart und entschied:

«Gut! Ein Bild ist doch immer noch etwas, aber gar nichts ist verflucht wenig! Malen Sie mich!»

«Mit Wonne, Herr Veilchenstein!»

«Aber schön!»

«Ich male Sie im Werte von 16 Kronen 75 Heller!» (So hoch belief sich nämlich die Faktura.)

«Für Kredit und Risiko dürfen Sie schon noch etwas zugeben!»

«Gut! Sagen wir 18 Kronen!»

«Gott der Gerechte! Sie sind ein Jud!“

«Und Sie ein alter Christian!»

Noch am nämlichen Tage malte Raphael den Juden.

Als Perkeo am Abend wie gewöhnlich in sein Atelier kam (dieses Atelier bestand in der Räumlichkeit zwischen einem Estrichbalken und dem Dachfenster) da heulte er auf vor Augenlust und Seelenwonne; ja, das war der Jude, Zug für Zug, aber so ins Groteske verzerrt, als ob er ein Jahr in der Beize gelegen und nachher an der Sonne getrocknet wäre.

Als Veilchenstein anrückte, gab es eine fürchterliche Szene:

«Glauben Sie denn, Sie elender Pflasterbub», kreischte er auf, «glauben Sie, ich lasse mich für mein teures Geld auch noch verhöhnen, ich werde Sie . . .»

«Einen Augenblick. Herr Veilchenstein», unterbrach ihn der Künstler, indem er gelassen eine Zigarette drehte. «Haben Sie beim Hinaufgehen in mein Zimmer die Treppen gezählt?»

«Gezählt? Warum sollte ich die Krachleitern gezählt haben?»

«Gut! Also aufwärts nicht gezählt! Hören Sie, Herr Veilchenstein: Wenn Sie noch einmal Pflasterbub sagen, so können Sie dieselben abwärts zählen! Es sind gleich viel wie aufwärts!»

«Also auch noch drohen wollen Sie mir zum Schaden?»

«Zum Schaden? Herr Veilchenstein, ich weiß, dass Sie für die Farben 2 Kr. 75 bezahlt haben!»

«Ist das etwa nicht genug für dieses Bild von einem Leviathan hier!»

«Ich wusste nicht, dass Sie Levi Athan heißen. Unter wie vielen Namen reisen Sie?»

«Wozu streiten und mich verhöhnen lassen! Ich nehme das Bild nicht!»

«Und warum nicht?»

«Weil es mir nicht gleicht! Ich werde Sie morgen pfänden lassen!»

Da verfuhr unser Raphael nach altbewährtem Muster:

«Einen Augenblick, Herr Veilchenstein!» sprach er geschäftsmäßig und holte seine Zimmerherrin:

«Frau Winkler, dieser Herr behauptet, dass das Bild hier ihm nicht gleiche — Ist es nicht so, Herr Veilchenstein?»

«Jawohl, das behaupte ich!»

«Gut! Sie können gehen!»

«Goi! Pfänden werd ich Sie!»

«Immerhin! Nur zu! Meine Berufsutensilien dürft Ihr mir nicht nehmen und ohne das Ansichtskartenalbum kann ich schon leben!»

Wie der Jude verschwunden ist, seht sich Raphael wieder vor das Bild und greift zum Pinsel. In einer Stunde war das Werk vollendet:

Es ist noch Zug um Zug der Jude Veilchenstein, aber seine Locken über der gefurchten Stirne haben sich zu zwei Hörnerstummeln geringelt, seine Ohren sind lang und spitz geworden und vor der Brust hält er krampfhaft einen Beutel an sich gedrückt, auf dem die Worte stehen: Armen- und Waisenkaffe — kurz: eine Teufelsfratze, wie sie nur der Phantasie eines Raphael entspringen konnte. Als Karikatur war es immerhin noch eine Kunstleistung.

Deshalb war denn auch die Drogerie Kürzer gerne bereit, das Bild als Attraktion für ein schaulustiges Publikum einige Tage in ihr Schaufenster zu stellen.

Nach kaum drei Tagen kommt der Jude angefahren wie eine Lokomotive:

«Wie — wie — Sie gemeiner Mensch! Wie können Sie sich eine solche Niederträchtigkeit erlauben! Erst bestohlen und dann verhöhnt! Und dabei sagt man — sagen die Goijm — Gott der Gerechte schlage sie — sagen diese Christen immer noch: Die Juden, die Juden sind Betrüger, die Juden ...«

«Herr Veilchenstein! Eins nach dem andern! Also erstens: Sie reden von bestohlen werden! Da keine Drittperson anwesend ist, auf welche ich diese unzarte Anspielung beziehen konnte, so muss ich wohl annehmen, dass ... «

«Dass Sie mich begaunert haben, jawohl, um 18 Kronen!»

«Sie meinen wohl die 2 Kr. 75. Nun, mir liegt nichts daran! Aber ich habe Ihnen dafür ein Bild geliefert im Werte von mindestens 18 Kronen!"

«Ein Bild! Ein Bild! Wai wai! Eine schmutzige Bettlacke haben Sie geliefert, eine verschüttete Käsbrühe, eine Reklame für Wagenschmiere!"

«Gut! Und damit sind wir bei der Lösung der zweiten Frage angelangt: Verhöhnung! Sie haben vor Zeugen erklärt und jetzt eben wiederholt», erklärte Raphael ruhig, indem er mit besonderer Sorgfalt eine Zigarette dreht, «dass das Bild Ihnen nicht gleiche! Wie können Sie also von Verhöhnung reden, wenn das Bild ihnen total unähnlich ist? Es stellt eben einen anderen dar, der mit Ihnen nichts gemein hat als vielleicht eine innere Ähnlichkeit.»

«Tun Sie den Kram weg! Dann sind wir quitt!»

«Sie kommen mir geschliffen! Für dieses Bild habe ich einen Zusatz von Farbe und Zeit verwendet! Es hat mir gestern einer 25 Kronen dafür geboten! Hier ist die schriftliche Offerte, wie Sie sich überzeugen können!» – «Fünf — und — zwan — zig Kronen — für den — den Krampus?»

«Wie Sie sehen!»

«Lassen Sie ihn verschwinden, den Ziegenbock, ich muss — er beschmutzt das Ansehen meines Kredites. Ich gebe Ihnen 26! »

«Macht einen Überschuß von 8 Kronen. Bitte, legen Sie den Mammon dort auf den Tisch!»

«An der Räude soll er ver ... der Teerstreicher! Gott der Gerechte schlage seine Enkel!»

«Soll ich Ihnen vielleicht davon eine Partie Ansichtskarten besorgen! Ich glaube, wir würden ein Geschäft machen!»

«Rakka!»

Und fort war er!

Die Scheinofferte aber hatte...



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