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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Carl-Mørck-Reihe

Adler-Olsen Erbarmen

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Carl-Mørck-Reihe

ISBN: 978-3-423-40652-9
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Und dann kam die Angst wie ein schleichendes Gift.Der Albtraum einer Frau.
Ein dämonischer Psychothriller.
Der erste Fall für Carl Mørck
vom Sonderdezernat Q in Kopenhagen. Die verzerrte Stimme kam aus einem Lautsprecher irgendwo im Dunklen: 'Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr lang eingeschaltet bleiben. Es sei denn, du weißt die Antwort: Warum halten wir dich fest?'Am 2. März 2002 verschwindet eine Frau spurlos auf der Fähre von Rødby nach Puttgarden, man vermutet Tod durch Ertrinken. Doch sie ist nicht tot, sondern wird in einem Gefängnis aus Beton gefangen gehalten. Wer sind die Täter? Was wollen sie von dieser Frau? Und: Kann ein Mensch ein solches Martyrium überleben?››Ein ungewöhnlich schöner und hochspannender Thriller, der einem bis zur letzten Seite den Atem abschnürt.‹‹ politiken.dk Trailer ansehen auf www.adler-olsen.de
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3
2007 Marcus Jacobsen, Chef der Mordkommission, war ein echter Chaot. Ihn scherte das nicht. Die Unordnung war nur äußerlich, ansonsten fand er sich ausgesprochen strukturiert. Alle Fälle waren in seinem Kopf ordentlich abgelegt. Nie vergaß er ein Detail. Jede Kleinigkeit hatte er auch noch nach zehn Jahren präsent. Nur manchmal betrachtete er das Chaos in seinem Büro mit einem gewissen Unbehagen. Wenn es wie eben vollgestopft war mit scharf beobachtenden Mitarbeitern, die sich zwischen Bergen von Akten um seine Tische drängten. Er nahm den angeschlagenen Sherlock-Holmes-Becher und trank einen großen Schluck kalten Kaffee. Schon zum vierzehnten Mal heute Vormittag dachte er an die halb volle Packung Zigaretten in der Jackentasche. Jetzt konnte man sich nicht mal mehr unten auf dem Hof eine Rauchpause genehmigen. Verdammte Vorschriften. »Lars.« Er sah zu Lars Bjørn, seinem Stellvertreter, hinüber. Der war auf seine Bitte hin nach dem Briefing noch dageblieben. »Wenn wir nicht aufpassen, geht uns der Fahrradmord im Valbypark den Bach runter.« Lars Bjørn nickte. »Es ist zu blöd, dass Mørck ausgerechnet jetzt zurückkommen musste. Hat gleich vier der besten Ermittler mit Beschlag belegt, typisch. Und weißt du was: Fast alle beschweren sich über ihn, und rate mal, bei wem?« Als wäre er der Einzige, der sich den ganzen Mist anhören musste, dachte Jacobsen. Aber Bjørn hatte sich in Fahrt geredet. »Er kommt viel zu spät«, fuhr er fort. »Kommandiert seine Leute herum, steckt seine Nase in die Fälle der anderen, antwortet nicht auf Anrufe, und sein Büro ist ein einziges Chaos. Und weißt du was? Jetzt hat sich sogar die Rechtsmedizin über ihn beschwert, die Rechtsmedizin! Das will was heißen. Egal, was Carl durchgemacht hat, wir müssen was unternehmen. Sonst weiß ich langsam nicht mehr, wie unsere Abteilung funktionieren soll.« Marcus hob die Augenbrauen. Er sah Carl vor sich. Eigentlich mochte er ihn, aber dieser ewig skeptische Blick und immer diese zynischen Bemerkungen. Das war langsam wirklich nicht mehr auszuhalten. »Ja ja, ich weiß schon, was du meinst. Eng mit ihm zusammenarbeiten, das konnten wohl nur Anker und Hardy. Die zwei waren ja jeder für sich kauzig genug.« »Marcus. Die Leute sagen es nicht so direkt, aber Mørck ist ein Albtraum, und das war er im Übrigen auch schon vorher. Der passt hier nicht hin, wir sind einfach zu sehr aufeinander angewiesen. Als Kollege ist Carl eine Katastrophe, und das war er vom ersten Tag an. Warum hast du ihn überhaupt aus Bellahøj hierhergeholt?« Marcus sah seinen Stellvertreter fest an. »Weil der Mann ein phantastischer Ermittler ist. Deshalb!« »Ja, ja, ja. Ich weiß, dass wir ihn nicht einfach vor die Tür setzen können, und schon gar nicht nach dieser Sache. Aber dann, Marcus, müssen wir uns was überlegen.« »Er ist erst gut eine Woche wieder im Dienst. Wir müssen ihm eine Chance geben. Wie wäre es, wenn wir ein bisschen schonend mit ihm umgingen?« »Sehr witzig. In den letzten Wochen sind hier mehr Fälle aufgelaufen, als wir bis zu unserer Rente bewältigen können. Und du weißt, dass darunter ein paar richtig große Dinger sind. Das Feuer draußen am Amerikavej. War das jetzt Brandstiftung oder nicht? Der Bankraub am Tomsgårdsvej, ein Toter. Die Vergewaltigungsgeschichte in Tårnby, das Mädchen ist elendig verreckt. Die Messerstecherei im Südhafen, ein Jugendlicher musste dran glauben. Und dann auch noch dieser Fahrradmord im Valbypark. Ganz zu schweigen von all den alten Fällen. Bei den meisten haben wir nicht mal einen Anhaltspunkt. Und dann sitzt da so ein Albtraum wie Mørck: unleidlich, faul, mürrisch, nörgelig, mies zu seinen Kollegen, und sorgt dafür, dass das Team auseinanderbricht. Und du willst, dass wir den Schongang einlegen? Marcus, schick Mørck zum Teufel. Wir brauchen hier frisches Blut. Ich weiß selbst, dass das hart klingt. Aber ich meine es ernst.« Der Chef der Mordkommission nickte. Er hatte seine Leute während des Briefings beobachtet. Sie waren durch die Bank wortkarg, überarbeitet und total angespannt. Klar wollten die nicht auch noch von Mørck angemacht werden. Sein Stellvertreter stellte sich ans Fenster und sah zu den gegenüberliegenden Gebäuden hinüber. »Ich hätte einen Vorschlag«, sagte er nach kurzem Schweigen und drehte sich um. »Vielleicht kriegen wir Zoff mit dem Berufsverband, aber das glaube ich nicht.« »Verdammt, Lars, ich kann mich jetzt nicht auch noch mit dem Verband anlegen, das schaffe ich nicht. Die haben wir auf der Stelle hier, falls du vorhast, ihn zu degradieren.« »Im Gegenteil, wir loben ihn hoch!« »Aha.« Jetzt musste Marcus auf der Hut sein. Er wusste, dass sein Stellvertreter ein unglaublich guter Ermittler war, er hatte viel Erfahrung, und jede Menge aufgeklärter Fälle gingen auf sein Konto. Aber für eine Stelle als Führungskraft mit Personalverantwortung musste er noch viel lernen. Hier im Haus gab man Mitarbeitern nicht so ohne weiteres einen Tritt in den Arsch oder lobte sie weg. »Du meinst, dass wir ihn für eine Beförderung vorschlagen sollen? Wie stellst du dir das vor? Und im Übrigen – wer soll ihm denn Platz machen?« »Ich weiß, dass du fast die ganze Nacht unterwegs gewesen bist. Den Vormittag warst du mit dem verdammten Mord draußen in Valby beschäftigt. Deshalb hast du wahrscheinlich noch keine Nachrichten gehört. Weißt du, was heute Morgen im Parlament los war?« Marcus Jacobsen schüttelte den Kopf. Bjørn hatte recht, er hatte den Kopf voll mit den neuerlichen Wendungen im Valbypark-Fall. Bis gestern Abend hatten sie eine gute und zuverlässige Zeugin. Die ganz offenkundig noch mehr zu erzählen hatte. Sie waren überzeugt gewesen, in dem Fall kurz vor dem Durchbruch zu stehen. Aber dann war die Zeugin plötzlich umgefallen. Total verstummt. Höchstwahrscheinlich hatte man jemanden in ihrer nächsten Umgebung bedroht. Sie hatten sie verhört, bis sie mürbe war, sie hatten mit ihren Töchtern und mit ihrer Mutter geredet, aber alle schwiegen. Vermutlich aus Angst. Nein, er hatte nicht sonderlich viel geschlafen. Und für mehr als die Schlagzeilen in den Tageszeitungen hatte es nicht gereicht. »Wieder die Dänemarkpartei?« »Du sagst es. Ihr rechtspolitischer Sprecher hat mal wieder seinen Lieblingsvorschlag unterbreitet, du weißt schon: im Zusammenhang mit der Polizeireform. Dieses Mal bekommen sie die Mehrheit. Marcus, das wird angenommen. Piv Vestergård wird ihren Willen bekommen.« »Das glaubst du doch selbst nicht.« »Zwanzig Minuten hat sie vom Rednerpult heruntergewettert. Und die Regierungsparteien werden sie auf jeden Fall unterstützen. Auch wenn die Konservativen natürlich protestieren werden.« »Und?« »Ja, was glaubst du? Sie brachte vier Beispiele von wirklich üblen Fällen, die alle erfolglos eingestellt wurden. Das sei der Öffentlichkeit nicht zuzumuten: eine Polizei, die nicht in der Lage ist, diese schweren Straftaten aufzuklären. Und sie hatte noch mehr Beispiele in der Hinterhand, das kann ich dir versichern.« »Scheiße! Glaubt die eigentlich, die Kriminalpolizei stellt diese Fälle zum Vergnügen ein?« »Sie deutete sogar an, es handele sich möglicherweise um einen bestimmten Typ von Fällen …« »So ein Blödsinn! Welche denn zum Beispiel?« »Zum Beispiel Fälle, bei denen die Opfer Mitglieder der Dänemarkpartei oder der Liberalen waren.« »Die Alte ist doch nicht ganz bei Trost!« Lars Bjørn schüttelte den Kopf. »Die andere Kategorie seien Fälle, bei denen Kinder verschwunden sind, oder solche, bei denen politische Organisationen terroristischen Übergriffen ausgesetzt waren. Ausgesprochen brutale Verbrechen.« »Ja klar, die ist auf Stimmenfang.« »Sicher. Aber sie hat es geschafft: Die Vertreter sämtlicher Parteien haben sich zu Verhandlungen im Justizministerium versammelt. Die Akten gehen von dort blitzschnell zum Finanzausschuss. Und wenn du mich fragst, gibt’s innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Entscheidung.« »Und worauf genau soll das hinauslaufen?« »Auf die Einrichtung eines neuen Dezernats. Ihre Partei hat sogar schon einen Namen dafür: Dezernat Q. Keine Ahnung, ob das ein Scherz sein soll.« Er lachte gequält. »Und mit welchem Ziel soll das Dezernat antreten? Unaufgeklärte Fälle aufzuklären vielleicht?« »Genau. Das Ziel wird sein, ›Fälle von besonderem Interesse‹ neu aufzurollen. So haben sie es formuliert.« »Fälle von besonderem Interesse neu aufrollen.« Der Chef der Mordkommission nickte. »Ja, das klingt nach Piv Vestergård. Hört sich doch gut an. Und wer wird beurteilen, welche Fälle sich dieser Bezeichnung als würdig erweisen? Hat sie das auch gesagt?« Sein Stellvertreter zuckte die Achseln. »Okay. Sie bittet uns also, das zu tun, was wir immer tun. Und sonst?« »Also: Das neue Dezernat ist dann zwar für landesweite Fälle zuständig. Aber es sieht so aus, als soll es administrativ der Kopenhagener Mordkommission zugeordnet werden …« Jacobsen starrte seinen Stellvertreter sprachlos an. »Das ist nicht ihr Ernst! Und überhaupt: Was heißt denn da administrativ?« »Wir stellen das Budget zur Verfügung und sind für die Abrechnung und Buchhaltung verantwortlich. Wir stellen das Büropersonal zur Verfügung. Ach ja, und die Räumlichkeiten.« »Verstehe ich nicht. Das...


Thiess, Hannes
Hannes Thiess studierte in Frankfurt am Main, Edinburgh und Kiel Altnordistik, Germanistik und Politikwissenschaft. Seit 1996 übersetzt er für eine Reihe deutschsprachiger Verlage aus dem Schwedischen, Dänischen und Norwegischen Belletristik, Sachbücher sowie Kinder- und Jugendliteratur. Im dtv sind in seiner Übersetzung die Bücher von Jussi Adler-Olsen erschienen. Hannes Thiess lebt in Kiel.

Adler-Olsen, Jussi
Jussi Adler-Olsen veröffentlicht seit 1997 Romane, seit 2007 die erfolgreiche Serie um Carl Mørck vom Sonderdezernat Q. Er ist einer der erfolgreichsten Bestsellerautoren weltweit. Seine vielfach preisgekrönten Bücher erscheinen in über 40 Ländern und werden mehrfach verfilmt.

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: das Renovieren alter Häuser.
Mit seiner Thriller-Serie um Carl Mørck und seinen Romanen ›Das Alphabethaus‹, ›Das Washington-Dekret‹ und ›Takeover‹ stürmt er die internationalen Bestsellerlisten. Seine vielfach preisgekrönten Bücher erscheinen in 42 Ländern.


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