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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Aebi / Forgó Baer Jugendforensik

Begutachtung und Therapie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit sexuell übergriffigem und gewalttätigen Verhalten
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-456-76107-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Begutachtung und Therapie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit sexuell übergriffigem und gewalttätigen Verhalten

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-456-76107-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Grundlagenbuch für die forensische Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Befunde aus der Erwachsenenforensik lassen sich nicht einfach auf Jugendliche und junge Erwachsene übertragen. Hier setzen die beiden Autor:innen mit ihrer langjährigen Erfahrung in der Jugendforensik an. Mit diesem Grundlagenbuch für den deutschsprachigen Raum gehen sie über die Beschreibung von Abklärungs- und Behandlungsansätzen von Störungen des Sozialverhaltens im Kindes- und Jugendalter hinaus.
Der Begriff „Jugendforensik“ wird klar auf die strafrechtlichen Aspekte der Psychologie oder Psychiatrie eingegrenzt. Im Fokus dieses Buches stehen die Durchführung von angeordneten Begutachtungen durch psychologische oder psychiatrische Sachverständige und (Psycho-)Therapien von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit strafrechtlich relevanten Delikten, insbesondere mit gewalttätigen und sexuell übergriffigen Verhaltensweisen.
Das Buch umfasst folgende Kapitel:

  • Die Entwicklung von aggressivem und sexuell übergriffigem Verhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen
  • Forensisch-psychologische/psychiatrische Diagnostik: Erstellung von jugendstrafrechtlichen Gutachten
  • Interventionen
  • Forensisch-deliktpräventive Therapien mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen
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Zielgruppe


Forensische Psycholog*innen und Psychiater*innen, juristische und sozialarbeitende Fachpersonen im Justizsystem, Fachpersonen in der Jugendhilfe/ sozialpädagogischen Institutionen.

Weitere Infos & Material


151  Einleitung


Der Begriff der „Jugendforensik“ findet in den letzten Jahren zunehmend Verwendung in der Fachliteratur. Ursprünglich ist „Forensik“ ein sehr breit gefasster Sammelbegriff für verschiedene wissenschaftliche Fachgebiete, welche eng mit dem Themengebiet der Rechtsprechung verbunden sind. Der Begriff stammt ursprünglich vom lateinischen „forensis“ ab, was so viel wie „zum Forum, Markt(platz) gehörig“ bedeutet. Im antiken Rom wurden Gerichtsverfahren, Untersuchungen und Urteilsverkündungen meist auf dem Marktplatz durchgeführt (Stevenson & Brown, 2007). Heute findet der Begriff neben der Beschreibung von medizinischen, biologischen und (computer-)technischen Verfahren, welche bei strafrechtlichen Ermittlungen eingesetzt werden, auch Verwendung in der Psychologie und Psychiatrie. Gemeint sind straf- und zivilrechtliche Begutachtungen und die Durchführung von behördlich angeordneten Therapien. Für das vorliegende Buch soll der Begriff „Jugendforensik“ auf die strafrechtlichen Aspekte der Psychologie oder Psychiatrie eingegrenzt werden. Im Fokus dieses Buches steht die Durchführung von angeordneten Begutachtungen durch psychologische oder psychiatrische Sachverständige und (Psycho-)Therapien von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit strafrechtlich relevanten Delikten, insbesondere mit aggressiven und sexuell übergriffigen Verhaltensweisen.

Das vorliegende Buch beschränkt sich nicht nur auf das Jugendalter, sondern schließt auch junge Erwachsene mit ein. Die neurowissenschaftliche und psychologische Forschung zur Hirnentwicklung und psychosozialen Reife beim Menschen hat in den letzten 30 Jahren unter anderem aufgrund neuer technologischer Möglichkeiten enorme Fortschritte erzielt. Die Gehirne von Jugendlichen in der Adoleszenz verändern sich stark und strukturieren sich neu. Diese Entwicklungen sind nicht mit dem Alter von 18 Jahren abgeschlossen, sondern setzen sich bis ca. zum 25. Lebensjahr fort (siehe Übersichtsarbeit von Dünkel, Geng & Passow, 2017). Gesamthaft legen wissenschaftliche Befunde nahe, Jugendforensik breiter zu fassen und das junge Erwachsenenalter als Zielgruppe mit in das vorliegende Buch einzubeziehen.

Wir verwenden im Buch für forensische Fachpersonen entweder absatzweise wechselnd beide Geschlechtsformen oder Schreibweisen mit Doppelpunkt („Gutachter:innen“) und geschlechtsneutrale Begriffe. Für die im Fokus stehenden jugendlichen und jungen erwachsenen Exploranden (im Rahmen von Gutachten) oder Klienten (im Rahmen von Therapien) verwenden wir jeweils die maskuline Form, da der Großteil von straffällig gewordenen Personen männlichen Geschlechts ist. Dies soll aber nicht bedeuten, dass das Buch nicht auch für die Anwendung bei weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen geeignet ist. Anpassungen in Bezug auf die Durchführungen von Abklärung/Gutachten (z.?B. Anwendung möglicher Instrumente) und die Durchführung 16von Therapien sind aber notwendig (Smith, Gacono & Cunliffe, 2021).

Die Idee, ein praxisnahes und wissenschaftlich fundiertes Buch zum Thema Jugendforensik zu schreiben, stammt aus unserer Erfahrung, dass sich die Befunde aus der Erwachsenenforensik nicht einfach auf Jugendliche und junge Erwachsene übertragen lassen. Die aktuellen Bücher zur Begutachtung der Schuldfähigkeit und zur Prognose bei adulten Straftätern (Bergmann & Köhler, 2024; Dreßing & Habermeyer, 2020; Nedopil, Endrass, Rossegger & Wolf, 2021; Urwyler, Endrass, Hachtel & Graf, 2022) greifen zentrale Aspekte wie entwicklungspsychologische Einflüsse und jugendrelevante Umfeldfaktoren nicht oder nur ungenügend auf. Auch unterscheidet sich das therapeutische Arbeiten mit Jugendlichen von der Arbeit mit erwachsenen Personen. Forensisch-therapeutische Techniken für Jugendliche können daher nicht einfach aus Therapiekonzepten bei Erwachsenen abgeleitet werden (Habermeyer, Dreßing, Seifert, Lau & Dangl, 2021). Es fehlt bisher ein jugendforensisches Buch, welches auf die aktuelle Praxis von forensischen Gutachten und Therapien im deutschsprachigen Raum detaillierter eingeht und über die Beschreibung von Abklärungs- und Behandlungsansätzen von aggressiven Störungen im Kindes- und Jugendalter hinausgeht (z.?B. Petermann & Koglin, 2013). Durch die behördlichen Aufträge und den rechtlichen Kontext der Abklärungen und Interventionen ergeben sich Besonderheiten, welche die spezifische Kenntnis von forensischen Instrumenten und Techniken notwendig machen (Urwyler et al., 2022). Das hier vorliegende Fachbuch kann als Grundlagenbuch für die forensische Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen verstanden werden. Es setzt allgemeine Kenntnisse der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychologie und -psychopathologie voraus. Von Vorteil ist zudem, wenn die Leser:innen bereits erste Erfahrungen in der Durchführung von Psychotherapien mit sich bringen. Die im fünften Kapitel geschilderten therapeutischen Ansätze und Techniken lassen sich dann besser einordnen. Das vorliegende Buch richtet sich in erster Linie an Psycholog:innen und Psychiater:innen, die mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen forensisch-therapeutisch oder gutachterlich arbeiten wollen. In zweiter Linie richtet es sich aber auch an juristische Fachpersonen wie Jugendanwält:innen, Staatsanwält:innen, Richter:innen und Strafverteidiger:innen, welche einen vertieften Einblick in die jugendforensische Arbeit erhalten möchten. Nicht zuletzt soll das Buch auch anderen Fachpersonen, die mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun haben, von Nutzen sein. Dies bezieht sich insbesondere auf Sozialpädagog:innen, Heilpädagog:innen, Lehrpersonen und weitere Fachpersonen im Bereich der Sozialen Arbeit, welche mit Empfehlungen aus forensischen Gutachten konfrontiert sind und mit jugendforensischen Fachpersonen zusammenarbeiten.

Eine Schwierigkeit dieses Buches ergibt sich aus den unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen bzw. den verschieden konzipierten (Jugend-)Strafrechten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Obschon bezüglich vieler Straftaten ein inhaltlicher Konsens zwischen den Ländern besteht, unterscheiden sich die Definitionen in den Strafartikeln der Gesetzbücher. Weiter unterscheiden sich das Jugendstrafrecht per se und die strafprozessualen Abläufe in einem jugendstrafrechtlichen Verfahren zwischen den Ländern erheblich. So ist z.?B. das Alter der Strafmündigkeit in der Schweiz mit 10 Jahren deutlich niedriger als in Deutschland und Österreich mit 14 Jahren. Auch die Möglichkeiten von rechtlichen Sanktionen, also von Strafen und (Erziehungs-)Maßnahmen, unterscheiden sich. In dem vorliegenden Buch können wir rechtliche Aspekte und juristische Besonderheiten von Deutschland und Österreich nur am Rande aufgreifen. In erster Linie orientiert sich dieses Buch an den rechtlichen Voraussetzungen in der Schweiz. Die wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen für die Durchführung von Gutachten und Therapien werden aber auch für Deutschland 17und Österreich beschrieben. Für eine detailliertere und eingehendere Auseinandersetzung mit der jugendforensischen Versorgung in diesen beiden Ländern verweisen wir auf die weitere Literatur (Barra et al., 2024; Bergmann & Köhler, 2024; Trabi, Plattner & Sevecke, 2023).

Die Entstehung des vorliegenden Praxisbuches „Jugendforensik“ wäre nicht möglich gewesen ohne unsere langjährigen Erfahrungen in der Jugendforensik. In den letzten 20 Jahren konnten wir zahlreiche Gespräche mit diversen Fachpersonen führen und uns entsprechend weiterbilden. In Europa hat die 1997 gegründete European Association for Forensic Child and Adolescent Psychiatry, Psychology and other involved Professions (EFCAP)1 einen wesentlichen Anteil an einer gemeinsamen länderübergreifenden Entwicklung der Kinder- und Jugendforensik. Die wissenschaftliche Forschung zur Ätiologie von Aggression und Delinquenz, zu relevanten psychischen Störungsbildern, zu Trauma, Risikobeurteilungen und Interventionsansätzen hat in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht und damit auch die klinische Praxis befruchtet. Die alle zwei Jahre stattfindenden europäischen Kongresse des EFCAP bieten Kliniker:innen und Forscher:innen die Möglichkeiten, sich zu vernetzen und die neuen Erkenntnisse aufzugreifen. In der Schweiz hat sich in den letzten 15 Jahren eine Szene von Kinder- und Jugendforensiker:innen gebildet, welche sich im Schweizer Gliedverband EFCAP-CH2 organisiert haben. Der EFCAP-CH organisiert ein...



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