E-Book, Deutsch, 168 Seiten
Reihe: TRIAS Expertenwissen
Ahmadi-Simab Expertenwissen: Rheuma
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-432-12033-1
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die optimale Therapie bei Rheumatoider Arthritis. Entzündungen hemmen, Schmerzen stoppen und beweglich bleiben mit dem Praxis-Programm: Ernährung, Bewegung, alternative Methoden
E-Book, Deutsch, 168 Seiten
Reihe: TRIAS Expertenwissen
ISBN: 978-3-432-12033-1
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Neue Chancen für Rheuma-Betroffene
Wenn es Ihnen morgens schwerfällt, eine Faust zu ballen, wenn Ihre Gelenke schmerzen, anschwellen und morgens steif sind, ist die Diagnose „Rheumatoide Arthritis“ wahrscheinlich. Jetzt ist es wichtig, möglichst schnell zu handeln! Die Chancen, ein Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten und sogar schmerzfrei zu leben, sind bei frühzeitigem Therapiebeginn sehr gut.
Der bekannte Rheuma-Experte Dr. Keihan Ahmadi-Simab bietet Ihnen Orientierung und fachkundige Hilfe:
- Die besten Therapien: Bewegungstherapie, Ergotherapie, Basistherapie mit Medikamenten, biologische Therapien, neue Therapieoptionen mit JAK-Inhibitoren und Biosimilars – einfach erklärt
- Selbst aktiv werden: 4-Wochen-Bewegungsprogramm mit gezielten Übungen
- Großer Ernährungsteil: Mit leckeren Rezepten gegen die Entzündung und den Schmerz
- Die Seele im Blick: Wirksame Strategien gegen krankheitsbedingte psychische Belastungen und Stress. Tipps zum Umgang mit Schmerzen und Einschränkungen
- Spannende Extras: Was bedeuten meine Laborwerte, was betrifft besonders Frauen, welche digitalen Helfer gibt es, an welchen Innovationen wird geforscht?
Bleiben Sie beweglich und aktiv – auch mit Rheuma.
Zielgruppe
Gesundheitsinteressierte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Was ist rheumatoide Arthritis?
Dr. med. Keihan Ahmadi-Simab
Rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung. Darum möchte ich Ihnen zunächst beschreiben, was es mit Autoimmunerkrankungen auf sich hat, bevor wir uns dem Krankheitsbild der rheumatoiden Arthritis im Speziellen zuwenden.
Stellen Sie sich vor, Ihr Immunsystem ist wie ein Schutzschild, das Ihren Körper rund um die Uhr vor schädlichen Eindringlingen wie Viren und Bakterien schützt. Bei Autoimmunkrankheiten gerät dieses Schutzschild aus dem Gleichgewicht. Statt nur gegen schädliche Eindringlinge zu kämpfen, richtet sich das Immunsystem plötzlich gegen den eigenen Körper – es erkennt körpereigene Zellen und Gewebe fälschlicherweise als Feinde. Dies führt zu schmerzhaften Entzündungen und langfristigen Schäden an gesundem Gewebe.
Autoimmunkrankheiten sind vielfältig und betreffen Millionen von Menschen weltweit. Zu den bekanntesten zählen neben rheumatoider Arthritis auch Multiple Sklerose, Typ-1-Diabetes und systemischer Lupus erythematodes. Jede dieser Erkrankungen hat ihre eigenen Mechanismen und Auswirkungen, doch eines haben sie gemeinsam: Sie stellen die Betroffenen vor große Herausforderungen – körperlich, emotional und oft auch sozial.
Dieses Kapitel soll Ihnen helfen, die Grundlagen von Autoimmunkrankheiten zu verstehen – nicht als trockene Theorie, sondern als wichtigen ersten Schritt, um sich selbst und die Erkrankung besser zu begreifen. Je mehr Sie über die Prozesse in Ihrem Körper wissen, desto besser können Sie mitreden, mitentscheiden und aktiv Ihre Gesundheit gestalten.
Allgemeine Mechanismen der Autoimmunität
Autoimmunität klingt zunächst wie ein technischer Begriff, doch dahinter steckt ein grundlegendes Problem: Das Immunsystem, unser Schutzschild gegen Krankheiten, richtet sich plötzlich gegen den eigenen Körper. Statt nur Viren, Bakterien oder andere Eindringlinge zu bekämpfen, greift es gesunde Zellen und Gewebe an, als wären sie eine Bedrohung. Diese fehlgeleitete Immunreaktion ist nicht nur irritierend, sondern auch schädlich, da sie zu chronischen Entzündungen und Gewebeschäden führt.
Doch wie kommt es dazu? Die Antwort ist komplex und oft eine Mischung aus genetischen Veranlagungen, äußeren Einflüssen und einer überreizten Immunantwort. Lassen Sie uns die Mechanismen Schritt für Schritt betrachten:
Genetische Veranlagung: Manche Menschen tragen von Geburt an Gene in sich, die das Risiko für Autoimmunerkrankungen erhöhen. Diese Gene, insbesondere solche des ? HLA-Systems, beeinflussen, wie das Immunsystem zwischen „körpereigen“ und „fremd“ unterscheidet. „HLA“ steht für „humane Leukozyten-Antigene“. Das sind Proteine, die vor allem auf den Leukozyten (weißen Blutkörperchen) vorkommen und wichtig für die Unterscheidung von „körpereigen“ und „fremd“ sind. Wenn dieser Prozess gestört ist, wird der Körper selbst zum Angriffsziel. Ein Beispiel ist das Gen HLA-DRB1*04, das mit einem erhöhten Risiko für rheumatoide Arthritis verbunden ist. Neben dieser genetischen Veranlagung braucht es jedoch oft zusätzliche Auslöser, damit die Krankheit tatsächlich ausbricht.
Umwelteinflüsse: Unsere Umwelt spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Autoimmunität: Infektionen, Rauchen, ungesunde Ernährung oder anhaltender Stress können das Immunsystem „verwirren“.
-
Infektionen: Manche Erreger tragen Moleküle, die körpereigenen Strukturen ähneln. Dies kann das Immunsystem dazu verleiten, versehentlich auch gesundes Gewebe anzugreifen.
-
Rauchen: Besonders bei rheumatoider Arthritis ist Rauchen ein bekannter Risikofaktor. Es fördert Entzündungen und kann das Immunsystem auf gefährliche Weise beeinflussen.
Das Immunsystem im Detail
Das Immunsystem ist ein hochkomplexes Netzwerk, das ständig zwischen „eigen“ und „fremd“ unterscheidet, um den Körper vor Gefahren zu schützen. Bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis gerät dieses System jedoch aus dem Gleichgewicht. Es richtet sich fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe und löst damit chronische Entzündungen aus. Besonders zwei Zelltypen spielen in diesem Prozess eine zentrale Rolle:
T-Zellen: Normalerweise koordinieren T-Zellen die Abwehr von Krankheitserregern. Bei rheumatoider Arthritis greifen sie jedoch fälschlicherweise körpereigene Zellen an. Dabei setzen sie entzündungsfördernde Botenstoffe frei, die eine Entzündungskaskade auslösen. Ein zentraler Mediator dieser Entzündungen ist der Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-a), der eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Gelenkschäden spielt.
B-Zellen: Diese Zellen sind für die Produktion von Antikörpern zuständig, die normalerweise Krankheitserreger neutralisieren. Bei rheumatoider Arthritis produzieren sie jedoch sogenannte Autoantikörper, die gesundes Gewebe attackieren. Zwei wichtige Autoantikörper, die oft bei rheumatoider Arthritis vorkommen, sind der Rheumafaktor (RF) und die Anti-CCP-Antikörper. Diese verstärken die Entzündungsprozesse zusätzlich und tragen maßgeblich zum Fortschreiten der Krankheit bei.
oben: Man unterscheidet zwischen erworbenem und angeborenem Immunsystem.
unten: Wie das Immunsystem funktioniert.
Dieses gestörte Zusammenspiel zwischen T- und B-Zellen führt dazu, dass das Immunsystem nicht mehr als Schutzmechanismus fungiert, sondern zu einem Antreiber der Erkrankung wird. Das Verständnis dieser Mechanismen hat in den letzten Jahrzehnten die Entwicklung moderner Therapien ermöglicht, die gezielt in diese Prozesse eingreifen. So lassen sich die übermäßige Aktivität des Immunsystems bremsen und die Lebensqualität der Betroffenen spürbar verbessern.
Chronische Entzündungen und Gewebeschäden
Die fehlgeleitete Immunreaktion bei rheumatoider Arthritis führt zu einer Kaskade von Entzündungen, die langfristig gesundes Gewebe zerstören. Besonders betroffen sind die Gelenke, doch auch innere Organe können in Mitleidenschaft gezogen werden.
Synovitis: Die Entzündung beginnt in der Gelenkinnenhaut (Synovialmembran). Diese wird stark durchblutet und entzündet sich, was zu Schwellungen, Schmerzen und einer eingeschränkten Beweglichkeit führt.
Pannusbildung: Durch die anhaltende Entzündung entsteht ein wucherndes, entzündliches Gewebe (Pannus). Dieses aggressive Gewebe breitet sich über den Knorpel und die angrenzenden Knochen aus, zerstört sie und führt zu einer zunehmenden Gelenkdeformierung.
Fibrose: Chronische Entzündungen fördern die Bildung von Bindegewebe, das die Beweglichkeit der Gelenke weiter einschränkt. Diese fibrotischen Veränderungen können sich nicht nur in den Gelenken, sondern auch in Organen wie Lunge, Herz oder Nieren manifestieren und dort die Funktion beeinträchtigen.
Welche Rolle spielen Entzündungen?
Entzündungen sind das Kernmerkmal von Autoimmunkrankheiten und spielen eine zentrale Rolle bei deren Entstehung und Fortschreiten. Bei rheumatoider Arthritis ist die chronische, fehlgeleitete Entzündungsreaktion nicht nur für die Symptome, wie Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, verantwortlich, sondern auch für die langfristigen Schäden an Gelenken und Organen.
Die anhaltende Aktivierung des Immunsystems führt zu einer Überproduktion von entzündungsfördernden Botenstoffen (wie TNF-a, IL-6 oder IL-1), die eine Kaskade von Prozessen auslösen:
-
Schädigung des Knorpels und Knochens: Durch die entzündlichen Prozesse werden Gelenkstrukturen abgebaut, was zu Deformationen und Instabilitäten führt.
-
Beeinträchtigung der Organfunktion: In schweren Fällen können Entzündungen auf andere Organe übergreifen und etwa die Lunge, das Herz oder die Blutgefäße betreffen.
-
Systemische Auswirkungen: Die Entzündung kann sich auf den gesamten Körper auswirken, was unter anderem zu Müdigkeit, Gewichtsverlust und allgemeinem Krankheitsgefühl führt.
Was verstehen wir unter rheumatoider Arthritis?
Rheumatoide Arthritis ist mehr als nur eine Gelenkerkrankung – sie ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung. Was bedeutet das genau? Das Immunsystem, das normalerweise den Körper vor schädlichen Eindringlingen wie Viren und Bakterien schützt, richtet sich plötzlich gegen den eigenen Körper. Es greift gesundes Gewebe an, insbesondere die Gelenke, und verursacht dort schmerzhafte Entzündungen.
Die typischen Symptome sind Schmerzen, Schwellungen und eine unangenehme Steifheit der Gelenke, die vor allem morgens nach dem Aufstehen spürbar ist. Besonders häufig betroffen sind die kleinen Gelenke in den Händen, Handgelenken und Füßen – und das oft auf beiden Körperseiten gleichzeitig. Diese Symmetrie ist ein charakteristisches Merkmal der rheumatoiden Arthritis. Doch sie ist keine „auf die Gelenke begrenzte“ Krankheit. In vielen Fällen kann sie auch...




