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E-Book, Deutsch, Band 2, 388 Seiten

Reihe: Ein Charles Norcott-Roman

Albers Erased

Ein Charles Norcott-Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7407-5820-2
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Charles Norcott-Roman

E-Book, Deutsch, Band 2, 388 Seiten

Reihe: Ein Charles Norcott-Roman

ISBN: 978-3-7407-5820-2
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



März 1947: Nach einem der härtesten Winter in der britischen Geschichte, bahnt sich endlich ein warmer Frühling an. Sehnsüchtig erwartet von einem Land, das immer noch vom Krieg gezeichnet ist. Superintendent Charles Norcott von New Scotland Yard hofft ebenfalls auf ein wenig Erholung vom Alltag: er wird als Dozent an die Universität Oxford ausgeliehen. Eigentlich soll Norcott dort Verwaltungsfachkräfte ausbilden, aber schon bald erreicht ihn ein zusätzlicher Auftrag. Im Physikalischen Institut der Universität reißt eine Serie von Zwischenfällen nicht ab. Will jemand die geheime Forschung sabotieren oder handelt es sich nur um eine Verkettung unglücklicher Umstände? Kaum hat der Superintendent die ersten vorsichtigen Ermittlungen angestellt, zerreißt eine Bombe die Stille der friedlichen Universitätsstadt.

Jürgen Albers erkundete bereits als Jugendlicher die britischen Inseln. Die Heimat seines britischen Großvaters kennenzulernen war ein starker Antrieb, sich mit den Menschen und der Geschichte zu beschäftigen. Sein beruflicher Start als Luftwaffenoffizier bescherte dem Autor mehr als ein Jahrzehnt Wanderleben, u.a. mit längeren Aufenthalten in Italien und den U.S.A. Nach einigen Jahren als Personalleiter arbeitet Jürgen Albers heute als Hochschuldozent.
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Kapitel 1


Er rückte die Krawatte gerade und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Bewegte den Oberkörper, um zu sehen, wie die Farben bei unterschiedlichem Lichteinfall zusammenpassten. Dann musste er über sich selbst schmunzeln und lockerte die Krawatte absichtlich wieder ein wenig.

»Du hättest Model werden sollen, Darling. Du liebst den Spiegel so sehr.« Vicky lehnte lässig in der Küchentür, nippte an einer Teetasse und betrachtete ihn lächelnd.

»Sir Harold will mich heute Nachmittag sehen und es wird auch irgendjemand vom Justizministerium da sein.« Was als Erklärung gedacht war, missriet zur Rechtfertigung. Er musste lachen. »Und wir? Wofür haben wir uns so sportlich schick gemacht?«

Vicky sah an sich herunter. »Was? Dieser alte Hosenanzug? Das ist doch nur ...« Sie rieb sich über die Nasenflügel. »Das ist doch nur ...« Sie suchte erfolglos nach dem passenden Begriff.

»Ein absolut harmloser Hosenanzug, in dem deine ohnehin umwerfende Figur noch vorteilhafter zur Geltung kommt.« Er tippte sacht an ihre Schulter, wie um seine Worte zu unterstreichen.

Sie umfasste seine Wangen zärtlich mit beiden Händen und küsste ihn lange. Lächelnd löste sie sich wieder von ihm, strich sich den Hosenanzug glatt. »Ich treffe mich gleich noch mal mit diesem Marcus Ottersby, Ossersly, Orsingly oder wie dieses schleimige Wesen nun heißt. Ich kann mir diesen Namen doch partout nicht merken. Wahrscheinlich instinktive Abneigung.« Sie sah den skeptischen Blick ihres Mannes und beeilte sich zu sagen: »Keine Sorge, Max begleitet mich. Mir passiert schon nichts mit Mister Schleimig-Oversby.«

Norcott lachte. »Der arme Mann. Mit Maxine in deinem Schlepptau hat er keine Chance.«

Vicky tat so, als würde sie schmollen. »Max war drei Jahre Motorradkurier beim ATS, sie weiß wirklich Bescheid über Motorräder. Und ich habe keinerlei Neigung, mich von Mr. Oggelsby übers Ohr hauen zu lassen.« Sie sah ihn mit einem prüfenden Blick an. »Du hältst das immer noch für kindisch mit dem Motorrad, oder?«

»Ach, Unsinn.« Er lächelte. »Du willst dieses Motorrad und ich kann dich auch verstehen. Wenn ich den ganzen Tag mit dem Wagen unterwegs bin, bist du hier quasi wie angenagelt zu Hause. Du brauchst für deine Arbeit die Freiheit, jederzeit Licht und Wetter auszunützen und dafür eben auch ein Fortbewegungsmittel. Und, nebenbei bemerkt, angesichts der Benzinrationierungen ist ein Motorrad doch ein guter Kompromiss.«

Vicky musste es sich eingestehen. Sie wollte dieses Motorrad. Sie liebte den Rausch der Geschwindigkeit, ein Grund, warum sie im vergangenen Jahr fliegen gelernt hatte. Und, auch das musste sie sich eingestehen, sie liebte - fast noch mehr - ihre Unabhängigkeit. Sie stupste Charles an. »Okay, Superintendent, dann schwing du dich jetzt mal in dein schrecklich schönes Angeberauto und sorge für Sicherheit im Königreich. Und ich begnüge mich mit meinem kleinen Motorrad.«

Charles Norcott verzichtete darauf, seine Frau darauf hinzuweisen, dass eine Scott Flying Squirrel eine ausnehmend schnelle und ausnehmend kostspielige Maschine war und nicht das Erste, was man sich unter einem vorstellte. Er nahm seine Aktenmappe, griff den Hut von der Garderobe und öffnete die Haustür. Grinsend schob ihn Vicky ein Stück beiseite und deutete mit ihrer leeren Teetasse auf das vor dem Haus stehende, dunkelrot leuchtende Monster.

»Es ist einfach dekadent, Charles. Dieses Auto ist eine neue Definition von Dekadenz.« Sie lachte. »Warum lässt du mich dich nicht vor dieser Monstrosität malen?«

Er seufzte. »Seinem Vorbesitzer mangelte es sichtlich an dieser typischen Form von Understatement, die wir Briten ...«

»Engländer! Nur ihr liebt das Understatement. Wir Waliser halten davon nichts. Wir lieben es schreiend.« Sie grinste.

»Wir Briten, wollte ich gerade sagen, bevor ich auf impertinente Weise unterbrochen wurde, wir Briten lieben das Dezente und Zurückhaltende.« Er hüstelte. »Nun, das ging dem Besitzer dieses Autos offenbar ab.« Sie betrachteten den Alvis 25, eine schon in der Grundversion opulent wirkende Sportlimousine, die sein Vorbesitzer mit einem Sportfahrwerk und teuren Speichenrädern hatte ausstatten lassen.

»Du weißt doch, wie an allen Ecken und Enden gespart wird. Ich kann mich glücklich schätzen, überhaupt diesen Wagen aus der Beschlagnahme bekommen zu haben. Andere Superintendents fahren einen zehn Jahre alten Hillman Mix aus Armeebeständen. Da ist mir mein rotes Monster schon lieber.«

»Ach, lass dich doch nicht hochnehmen, Charles. Er ist schon ein Schmuckstück.« Sie küsste ihren Mann zärtlich auf die Wange. »So, und nun ab. Und spiel schön mit den anderen Kindern.« Lachend duckte sie sich unter seiner drohend erhobenen Hand weg und verschwand im Haus.

Norcott blieb noch einen kurzen Moment stehen, genoss den endlich aufkeimenden Frühling. Nach diesem elenden Winter sog man jeden einzelnen Sonnenschein gierig in sich auf.

Schließlich stieg er in den Alvis und startete den Motor. Er musste den Wagen wenden, was auf der breiten Hamilton Terrace mühelos gelang. , dachte er bei sich, während er die umliegenden Häuser ihres neuen Wohnsitzes betrachtete. Alles atmete großbürgerliche Eleganz. Saubere, gediegene Fassaden, Alleebäume, die nach einem unmenschlichen Winter mit ihrem frischen Grün dem Frühling geradezu entgegenzufiebern schienen. Norcott bremste den Alvis leicht ab, als er an die Kreuzung Carlton Hill kam. Schon halb eingebogen, blieb er abrupt stehen. Er betrachtete das Eckhaus und dessen cremefarbene Fassade. Quer über die Hauswand hatte jemand gepinselt. In riesigen Buchstaben. Norcott stieg aus, ging ein paar Schritte auf das Haus zu. und das durchgekreuzte Wort konnte man jetzt erkennen. Alles in Rot gepinselt. Die ehemals schöne, lindgrüne Haustür war mit einem Galgenmännchen beschmiert und einem weiteren .

»Wollen Sie nur etwas gaffen oder soll ich Ihnen auch noch einen Pinsel geben?« Im gepflegten Vorgarten des Hauses stand ein Mann, die Hände in die Hüften gestemmt, und funkelte seinen Besucher aus dunklen Augen an.

Norcott löste sich aus einem Moment der Überraschung und ging auf den Mann zu, der Hose und Weste eines dunkelgrauen Nadelstreifenanzugs trug. Nur eben ohne Jackett, so als wäre er mitten beim Ankleiden gestört worden. Der Mann wich einen Schritt zurück, blieb dann aber wieder stehen.

»Bitte entschuldigen Sie, ich wollte nur ... ich war im Begriff ...« Norcott machte eine halbherzige Geste zum Wagen. Er räusperte sich und ging dann noch ein paar Schritte ruhig auf den Mann zu. »Verzeihen Sie. Ich wohne seit Kurzem auch hier, Nummer 126b.« Er griff in seine Jacketttasche und hielt dem unbekannten Nachbarn seinen Dienstausweis hin. »Darf ich fragen, Mr. ...?«

»Karatzas. Constantin Karatzas«, antwortete der Mann, blieb aber ansonsten auf Distanz. Keine Hand wurde angeboten.

»Mr. Karatzas, darf ich fragen, ob Sie schon die lokale Polizeiwache informiert haben?«

Er schüttelte den Kopf, hob dann hilflos die Arme, drehte sich zum Haus. »Ich hab’s versucht. Aber ...«

Norcott sagte nichts, legte nur den Kopf leicht schräg und sah Karatzas aufmunternd an.

»Ja, ich hab im Revier in der Chichester Road angerufen.« Es folgte eine Pause. »Ihre Kollegen waren mäßig interessiert und ich ...« Karatzas rieb sich die Nasenwurzel, wie es Brillenträger tun. Er wirkte ernüchtert und der anfänglichen Aggressivität war eine Art eingeübte Resignation gewichen.

»Warten Sie bitte einen Moment.« Norcott ging zum Wagen, fuhr ihn auf den Bordstein und kehrte dann zu Karatzas zurück.

»Was haben Sie vor?«

Norcott lächelte. »Nur ein paar Kleinigkeiten klarstellen. Wenn ich dazu vielleicht Ihren Telefonapparat benutzen dürfte?«

Karatzas schien für einen Moment nachzudenken. Der stattliche Mann mit einem dichten, gut gepflegten Vollbart wirkte auf einmal verletzlich. Er seufzte. »Also gut. Bitte kommen Sie.«

Der Eingangsbereich des Hauses setzte die Farbgebung der Front fort. Cremetöne harmonierten mit sanften Pastellfarben. Karatzas bat seinen Gast in einen Raum, der halb Bibliothek, halb Büroarbeitsplatz zu sein schien. Er wies auf ein Telefon und rückte Norcott zugleich einen Stuhl zurecht. Als er sich anschickte, den Raum zu verlassen, hielt ihn der Kriminalbeamte zurück. »Bitte bleiben Sie.« Er wählte.

»Polizeirevier Kilburn Park, Constable Burgess.«

»Superintendent Norcott, New Scotland Yard.« Er ließ die übliche...



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