Alberts | Die Falle | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 158 Seiten

Alberts Die Falle


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95865-053-4
Verlag: 110th
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 158 Seiten

ISBN: 978-3-95865-053-4
Verlag: 110th
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Pressesprecher versucht mit gefälschtem Material einen Journalisten zu Fall zu bringen. Der Plan scheint zu klappen, der missliebige Kritiker steckt in der Falle. Doch angeschlagene Gegner sind oft am gefährlichsten. Der Journalist schlägt zurück.

Jürgen Alberts lebt als Schriftsteller in Bremen. 1987 wurde er für seinen Roman Landru mit dem »Glauser« ausgezeichnet. 2011 wurde er vom SYNDIKAT mit dem Ehrenglauser ausgezeichnet ('...in Würdigung seines Engagements für die deutschsprachige Kriminalliteratur und für sein bisheriges literarisches Gesamtwerk im Bereich der Kriminalliteratur'). Neben historischen und Reiseromanen (zusammen mit seiner Frau Marita) hat er sich immer wieder dem Krimi-Genre verbunden gefühlt, wie es in dieser 10-Bände umfassenden Bremen-Krimireihe zum Ausdruck kommt. Mehr unter: www.juergen-alberts.de
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Autoren/Hrsg.


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Klaus Grünenberg schrieb an einem Bestseller, das wusste er. Hohe Auflagen, hohes Ansehen und dann der lang ersehnte Absprung. Endlich das schreiben können, was er wollte. Nur ging die Arbeit nicht so schnell voran, wie er hoffte.

Immerhin war er seit drei Jahren Lokalchef der >Weser-Nachrichten< und hatte genügend zu tun. So sehr ihn dieser Job auch langweilte. Bei seinem wöchentlichen Zug durch die Kneipen, den er traditionell mit seinem Vorgänger Bollmann veranstaltete, wurde sein Lamento immer länger. Er war Chef und hatte trotzdem nur wenig zu sagen. Es regierte der Verlagsleiter, und auch nach dem Tod des Verlegers änderte sich da wenig. Die Zügel hatte ein Management in die Hand genommen, das nur eins fürchtete: die gewerkschaftlich organisierte Technik. Wenn die zur Tat schritt, blieben die Seiten weiß. Die Kollegen von der schreibenden Zunft waren nicht gefährlich. Da genügten starke Worte.

Wie jeden Abend gegen zehn Uhr saß Grünenberg an seiner Schreibmaschine und tippte wie ein Verrückter. Obwohl er tagsüber an einem Computer schrieb, benutzte er zu Hause immer noch seine mechanische Schreibmaschine, deren Typenhebel sich häufig verhedderten. Dementsprechend sah sein Manuskript aus.

>Wie mache ich auf mich aufmerksam<, sollte der Bestseller heißen. In, letzten Jahren war der Buchmarkt überschwemmt worden mit Ratgebern, Lebenshelfern, Überlebensbüchern, mit Kompendien zur Vater-Mutter-Kindschaft, mit Tipps für Singles und Doubles, die alle mit der Frage kokettierten: Was ist der Sinn des Lebens? Und die jede Menge Antworten bereithielten.

Grünenberg wollte sich auf diesem Markt bewähren. Das Problem, das er mit seinem Bestseller anschnitt, war noch nicht gelöst.

Alle wollen Aufmerksamkeit.

Das Baby brüllt, warum kümmert sich denn keiner um mich - die erste Regel: laut sein, damit jemand zuhört. Der Schüler, der den Papierkorb in Brand steckt die zweite Regel: ruhig mal jemand erschrecken, sonst merkt es keiner.

Der Querulant, der bei jeder Diskussion auftritt, wichtige Fragen anschneidet, will dabei auf sich selbst verweisen.

Klaus Grünenberg drückte sich, um die Vokabel >Liebe<, aber er wusste, dass er sie verwenden musste, wenn das Buch wirklich ein Bestseller werden sollte. Die Kleidung, die Marotten, die Frisuren, aber auch die Gesten, die Witze, die Gags, es galt das gesamte Repertoire zu beschreiben, mit denen sich Mitmenschen aus der Menge hervorheben. Und gerade in Journalistenkreisen blühte die Kunst, auf sich aufmerksam zu machen:

Klaus Grünenberg hatte den Ton des Fernsehers leise gestellt, weil er einen Gedanken nicht festhalten konnte, seine Finger ruhten auf der Tastatur, die speckig und klebrig war. Im Fernsehen lief mal wieder eine von diesen Talkshows, die sowieso am besten zu ertragen waren, wenn man, den Ton abstellte.

Ich müsste auch was über die Exzentriker schreiben, diese Querdenker, von denen es eine unentdeckte Vielzahl gab?, dachte Grünenberg, während er abwesend auf das bläuliche Fernsehbild starrte. Aus Protest leistete er sich keinen Farbfernseher, er fand die Programme zu schlecht, um sie auch noch in Farbe ansehen zu müssen.

Immer wenn Klaus Grünenberg schrieb, hatte er die Gardinen zugezogen, so dass nicht mal das Licht der gegenüberliegenden Straßenlaterne hereinscheinen konnte. Nur die Schreibtischlampe brannte. Die Whiskyflasche stand offen. Er brauchte kein Glas. Die fertigen Seiten warf er in: einen halbierten Karton. Langsam Schrieb er sich in Hitze und zog sich immer weiter aus. So auch jetzt: Er saß nackt an der Maschine, der Schweiß lief.

Der Posten des Lokalchefs hatte ihn fett werden lassen. Fast fünfzehn Kilo zugenommen. Er war zwar nie ein sportlicher Redakteur gewesen, spielte auch nicht in der Redaktionsmannschaft Fußball, aber seine schlanke Linie hatte er über Jahre gehalten. Dann kam die Beförderung und damit die Essenseinladungen, die zugleich Einladungen zu unbeschränktem Trinken waren, und so rollte sich um seine Hüften ein beträchtlicher Rettungsring. Gelegentlich hörte er im langgestreckten Flur: »Der hat heut aber wieder miese Laune.«

Aufmerksamkeit erhaschen, erreichen, einfahren, mit Hochdruck, mit heißem Herzen. Grünenberg hatte sich Listen angelegt, wie er sein Thema umschreiben konnte, die Gelegenheit beim Schopf packen, das, Haus auf den Kopf stellen, sich ins Zeug legen, nach etwas jagen, er hatte Wörter herausgesucht, um seine Beschreibungen kräftig zu würzen: alert, biereifrig, hurtig, rührig, zackig und zielbewusst. Er überschrieb seine Kapitel mit Typenbezeichnungen: Die Ameise, der Geschaftlhuber, der Intrigant, der Renommist.

Im nächsten Jahr wurde Grünenberg vierzig, dann musste er raus sein aus dem Job, sich, verändern, musste frei sein von den Zwängen der täglichen Hierarchie und der pausenlosen Produktion. Das war ein Ziel, das er sich schon lange gesteckt hatte. Nun kam der Geburtstag näher, aber sein Ziel schien weiter entfernt. Auch deswegen tippte er so viele Seiten. Immer wenn die Whiskyflasche leer war, schaltete er die Schreibtischlampe und den Fernseher aus und stolperte ins. Bett. Vor ein paar Tagen hatte er die Seiten indem Karton gezählt: über 500 Blatt

Natürlich durfte niemand in der Redaktion von diesem Buch erfahren, sonst würde man ihn ständig damit aufziehen. Dabei hatte Grünenberg den Verdacht, dass er nicht der einzige bei den >Weser-Nachrichten< war, der heimlich an einem Bestseller schrieb.

Er wollte unbezahlten Urlaub nehmen, um das ganze Manuskript zusammenzustellen. Sechs Wochen rechnete er, aus diesem Papierberg ein Buch herauszubaggern. Sechs Wochen mussten reichen.

Erst hatte er keine Lust, den Hörer abzunehmen, aber das Telefon klingelte unentwegt.

»Grünenberg.« Er lallte ein wenig.

»Sind Sie es selbst, verehrter Meister der Feder«, fragte der Anrufer. Seine Stimme war etwas piepsig.

»Ja, doch. Mit wem hab ich das Vergnügen?«

»Das tut nichts zur Sache. Sind Sie interessiert an dem Knüller Ihres Lebens.«

»Nein.« Er stockte. Ihm kam diese Stimme bekannt vor, aber der Anrufer verstellte sich. »Um was geht's denn, du Informant?«

»Kein Telefon. Ich meld mich wieder.«

Dann hatte der Teilnehmer aufgelegt.

Grünenberg war zu betrunken gewesen, um das Tonband in Gang zu setzen, dann hätte er wenigstens die Stimme noch mal anhören können. Knüller Ihres Lebens, auch so ein Wichtigtuer!, dachte Grünenberg und schwankte zum Bett. Drei Minuten später träumte er von einem Blitzlichtgewitter, das ihm galt.

Michael Adler zwirbelte seinen Schnauzbart und faltete dann die Hände im Schoß. Sein Gegenüber war nicht zu bremsen. Der eitle Gerichtsgutachter Dr. Stenzler, weißes Haar, eleganter Anzug, schwarz-weiß lackierte Schuhe. Es sollte ein Gespräch sein, aber kaum hatte Adler eine Frage gestellt, schon antwortete sein Interviewpartner in einem Schwall von langen Sätzen. Und nachher würde ihm die Redaktion wieder den Vorwurf machen, er hätte nicht genügend nachgefragt.

Dr. Stenzler war nur in diese Talkshow gekommen, weil er ein persönlicher Freund des Fernsehdirektors war, der hatte ihn in den höchsten Tönen gepriesen. »Ein kompetenter Gutachter, der viele interessante Fälle kennt, der witzig ist und nur so sprüht.« Bis jetzt hatte es noch nicht einen Lacher gegeben. Der Gerichtsgutachter erzählte sowieso nur von einem Fall, von dem Adler noch nichts gehört hatte.

»Kann sich denn ein Gutachter nicht auch irren?« unterbrach ihn der Journalist. Aber Dr. Stenzler ließ sich nicht unterbrechen. Adler verwünschte das Gespräch. Seitdem er einer der drei Talkmaster war, weil ein vertrottelter Weinkenner endlich den Platz geräumt hatte, musste er sich behaupten, kämpfen, dass man ihm die Position nicht wieder streitig machte. Dazu gab es zu viele Neider in der Anstalt, die selbst gerne vor die Kamera gegangen wären, um ein paar witzige Fragen zu stellen. Schließlich wurde jeden Sonntag die Talkshow in den >Weser-Nachrichten< rezensiert. Wenn die Kritiken auch nicht immer positiv ausfielen, man stand in der Zeitung.

Dr. Stenzler hatte eine weiche Stimme. »Die Frage ist doch immer, wie viel verstehen denn Richter überhaupt von Detailfragen? Wie viel wollen sie wissen, um ihr Bild von einem Mörder abzurunden? Haben sie eine Ahnung von moderner Spurensicherung oder sind sie auf dem Stand ihrer Ausbildung stehengeblieben? Das sind doch die Fragen, die man erst einmal stellen muss.«

Adler spürte, wie die Kamera auf ihn gerichtet war. Jetzt musste er fragen, jetzt. Ein merkwürdiges Gefühl, er brauchte gar nicht auf das Rotlicht zu sehen. Auf dem Schirm war sein Bild, schweigend.

»Wollen Sie denn gar nicht wissen, warum ich so sicher bin, dass Fred Konz nicht der Mörder ist?«

»Doch, sagen Sie es. Ich habe mich gerade mit diesem Fall nicht beschäftigt.«

»Schade, sehr schade. Wir müssten in die Details gehen.

Der Konz-Fall, ist ein typisches Beispiel eines Justizirrtums. Ich hab einwandfrei bewiesen, dass der Mann nicht geschossen haben kann. Aber der Richter war fest davon überzeugt und hat ihn verurteilt.« ,,

Michael Adler wollte das Thema wechseln. »Was hat Sie denn überhaupt dazu gebracht, Gerichtsgutachter zu werden? So was singt einem der Vater doch nicht an der Wiege? Wie war Ihr Weg zu diesem Beruf?«

Er sah...



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