Alexander / Alexander-Williams / Carson Erektile Dysfunktion
1. Auflage 2006
ISBN: 978-3-456-94278-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 152 Seiten
ISBN: 978-3-456-94278-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dieser kurze Leitfaden fasst die Anatomie und Pathophysiologie der erektilen Dysfunktion (früher «Impotenz») zusammen und gibt ausführliche Anleitungen für die Diagnostik und die psychologische, medikamentöse und operative Therapie. Daneben beschreibt er das Vorgehen bei:
- Priapismus
- Induratio penis plastica
- Ejakulationsstörungen
und die Besonderheiten in der Behandlung der erektilen Dysfunktion bei Diabetes, Hypertonie und koronarer Herzkrankheit.
Zielgruppe
Andrologen, Allgemeinmediziner
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;1. Einführung;8
2.1;1.1 Bezeichnungen und Defi nition;9
2.2;1.2 Epidemiologie;10
2.3;1.3 Ätiologie;11
3;2. Anatomie und Pathophysiologie der erektilen Dysfunktion;18
3.1;2.1 Anatomie des Penis und Erektionsfunktion;18
3.2;2.2 Gefäßversorgung des Penis;20
3.3;2.3 Nervenversorgung des Penis;20
3.4;2.4 Hormonelle Steuerung der Erektionsfunktion;21
3.5;2.5 Molekularbiologie der Erektion;22
4;3. Diagnostik und Beurteilung einer erektilen Dysfunktion;24
4.1;3.1 Anamnese;24
4.2;3.2 Körperliche Untersuchung;28
4.3;3.3 Laboruntersuchungen;29
4.4;3.4 Aufklärungsgespräch;30
5;4. Behandlung der erektilen Dysfunktion;32
5.1;4.1 Lebensstil und Partnerbeziehung;32
5.2;4.2 Psychosexualtherapie;33
5.3;4.3 Topische Behandlungsformen;36
5.4;4.4 Androgensubstitution;36
5.5;4.5 Orale Behandlung;37
5.6;4.6 Intraurethrale Therapie;48
5.7;4.7 Intrakavernöse Injektionstherapie;49
5.8;4.8 Vakuum-Erektionshilfen;55
5.9;4.9 Operative Behandlung;58
6;5. Priapismus;72
6.1;5.1 Epidemiologie und Ätiologie;72
6.2;5.2 Diagnose und Behandlung;78
7;6. Induratio penis plastica;84
7.1;6.1 Konservative Therapie;86
7.2;6.2 Operative Therapie;87
8;7. Erektile Dysfunktion bei Diabetes, Hypertonie und koronarer Herzkrankheit;92
8.1;7.1 Erektile Dysfunktion bei Diabetes mellitus;92
8.2;7.2 Erektile Dysfunktion bei Hypertonie;95
8.3;7.3 Erektile Dysfunktion bei koronarer Herzkrankheit;96
9;8. Ejakulationsstörungen;104
9.1;8.1 Physiologie der Ejakulation;104
9.2;8.2 Einteilung und klinische Evaluation;105
9.3;8.3 Behandlung der vorzeitigen Ejakulation;106
9.4;8.4 Behandlung der retrograden Ejakulation;107
9.5;8.5 Verzögerte oder ausbleibende Ejakulation;108
9.6;8.6 Hämatospermie;109
10;9. Zukünftige Entwicklungen;110
10.1;9.1 Medikamentöse Behandlung der erektilen Dysfunktion;111
10.2;9.2 Gentherapie;115
10.3;9.3 Penisprothesen;116
11;10. Häufige Fragen und falsche Vorstellungen;120
12;Anhang;126
12.1;Medikamente;127
12.2;Nützliche Adressen und Websites;131
12.3;Hersteller von Vakuum-Erektionshilfen;134
12.4;Hersteller von Penisprothesen;135
12.5;Fragebogen zur Beurteilung einer erektilen Dysfunktion;136
13;Abkürzungen;138
14;Literatur;140
15;Sachregister;148
(S. 103-104)
Störungen der Ejakulation gehören zu den häufi gsten Sexualbeschwerden und sind dennoch am schwierigsten adäquat zu behandeln. Von den physiologischen Prozessen der Sexualfunktion gehört die Ejakulation zu denen, über die am wenigsten Klarheit herrscht.
8.1 Physiologie der Ejakulation
Die Ejakulation lässt sich in zwei Vorgänge – Samenentleerung (Emissio seminis) und Ejakulation – unterteilen. In Verbindung mit dem emotionalen und psychologischen Ereignis werden beide als männlicher Orgasmus bezeichnet. Bei der Samenentleerung wird Flüssigkeit im posterioren Teil der Harnröhre deponiert. Dieses Ejakulat stammt aus den Nebenhoden, den Vasa deferentes, den Samenbläschen und der Prostata. Die Samenbläschen tragen den größten Teil zum Ejakulatvolumen bei, und Spermien kommen aus der jeweiligen Ampulla des Vas deferens nahe der Prostata hinzu. Der Ablauf der Ejakulation umfasst die Präejakulation, bei der sich der Blasenhals schließt, gefolgt von der Deponierung von Flüssigkeit aus dem Seminaltrakt im posterioren Teil der Harnröhre. Nach der Sekretion wird die Flüssigkeit kräftig gemischt und anschließend durch rhythmische Kontraktionen der Perinealmuskulatur sowie der Mm. ischiocavernosi und des M. bulbocavernosus kraftvoll aus der Harnröhre ausgetrieben.104 Tritt während der Klimax keine Flüssigkeit an der äußeren Harnröhrenöffnung aus, bezeichnet man dies als Aspermie. Im Unterschied dazu bedeutet Azoospermie das Fehlen von Spermien im Ejakulat.
Normalerweise beträgt das Ejakulatvolumen 1,5 bis 5 ml. Davon stammen 80 % aus den Samenbläschen, 10 % aus der Prostata und 10 % aus den Ampullae der Vasa deferentes sowie in geringen Mengen aus den Periurethraldrüsen einschließlich der Cowper’schen Drüsen. Die ersten 0,5 ml Ejakulat enthalten die höchste Konzentration an Spermien sowie Zink, Zitrat und saure Phosphatase aus der Prostata. Die Samenbläschen liefern den letzten Teil des Gesamtvolumens und enthalten die höchsten Mengen an Fruktose. Ein Ejakulat ohne Fruktose spricht für eine Obstruktion der Samenbläschen oder der Spritzkanälchen (Ductus ejaculatorii).
Neural steht die Ejakulation unter der Kontrolle sympathischer und parasympathischer Nerven, wobei die Samenentleerung eine Funktion des Sympathikus und die Ejakulation eine Funktion des Parasympathikus ist. Die efferenten sympathischen Nerven gehen aus den thorakolumbalen Segmenten Th10 bis L2 der Wirbelsäule hervor. Diese bilden den Plexus hypogastricus superior, der die Prostata, den Blasenboden sowie die Vasa deferentes und die Samenbläschen innerviert. Parasympathisch werden die Ejakulation und der Ausstoß der Flüssigkeit über den perinealen Ast des N. pudendus von der Ebene S2 bis S4 her versorgt.
8.2 Einteilung und klinische Evaluation
Störungen der Ejakulation lassen sich unterteilen in primäre (lebenslange) und sekundäre (erworbene). Letztere kommen in der klinischen Praxis wesentlich häufi ger vor. Die vorzeitige Ejakulation (Ejaculatio praecox) ist defi niert als Ejakulation nach weniger als einer Minute oder vor der Befriedigung der Partnerin/des Partners in mindestens 50 % aller Versuche.
Die vorzeitige Ejakulation tritt häufi ger bei jüngeren Männern auf und wurde von Laumann et al. im «National Health and Social Life Survey» (NHSLS) mit 35 % als häufigste sexuelle Dysfunktion bezeichnet. Die Ätiologie der Ejaculatio praecox ist nach wie vor umstritten und hat bei den meisten Männern eindeutig eine psychische oder erlernte Komponente.