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E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 115 mm x 190 mm

Reihe: Kleine Stadtgeschichten

Ammerich Speyer

Kleine Stadtgeschichte
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7917-6165-7
Verlag: Friedrich Pustet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kleine Stadtgeschichte

E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 115 mm x 190 mm

Reihe: Kleine Stadtgeschichten

ISBN: 978-3-7917-6165-7
Verlag: Friedrich Pustet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Speyer entwickelte sich – nach keltischen und römischen Anfängen – zu einem Mittelpunkt geistlicher und weltlicher Macht und war bereits früh Bischofssitz und Königspfalz. Der mächtige Dom, zugleich Königsgrablege und heute UNESCO-Welterbe, wurde zum Wahrzeichen. Heftige Konflikte zwischen Bischof und Stadt leiteten die Entwicklung zur Reichsstadt ein. Speyer hatte sich noch nicht vom Dreißigjährigen Krieg und seinen Folgen erholt, als die Stadt mitsamt ihrem Dom 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs fast völlig zerstört wurde. Nach 1816 wurde sie Bezirkshauptstadt des Bayerischen Rheinkreises und Sitz der evangelischen und der katholischen Kirchenleitungen. Die Weltkriege hat Speyer ohne größere Zerstörungen überstanden. Heute ist es Universitätsstadt, bedeutendes Schul- und Bildungszentrum und wichtiger Wirtschaftsstandort in der Metropolregion Rhein-Neckar.

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Auf dem Weg zur Reichsstadt
Auseinandersetzungen zwischen Bischof und Stadt
Die geistliche Prägung der Stadt Speyer war keine Garantie für ein einträchtiges Zusammenwirken von Bischof und Bürgerschaft, von »geistlichem und weltlichem Regiment«. Im Gegenteil: Jahrhunderte lang kennzeichneten Auseinandersetzungen dieses Verhältnis. Sie resultierten zunächst aus den Bestrebungen der Speyerer Bürgerschaft, sich der Herrschaft des Bischofs, der damals auch Stadtherr war, zu entledigen. Dieser Prozess begann, wie bereits erwähnt, mit dem kaiserlichen Freiheitsbrief von 1111. Aufgrund der im 12. und 13. Jahrhundert einsetzenden Einbuße der bischöflichen Herrschaftsbefugnisse kam es zwischen dem Bischof und der Stadt Speyer zu heftigen Konflikten, denn während mit der steigenden Bedeutung des Rates die Selbstständigkeit der Stadt zugenommen hatte, lagen die wirtschaftlich bedeutsamen Rechte immer noch in der Hand des Bischofs: Abgabenerhebung und Münzprägung. Das Domkapitel dagegen behauptete als eigenständige Institution seine Rechte einerseits gegen den Bischof, andererseits gegen die Stadt, darunter das Schankrecht. Stadtsiegel des 13. Jahrhunderts; die besondere Bedeutung des Domes für Speyer spiegelt auch das Stadtsiegel wider, das sowohl den Dom als auch die Gottesmutter Maria mit Kind, der der Dom geweiht wurde, zeigt. Die Grenze zwischen städtischer und bischöflicher Hoheit markierte der 1314 urkundlich erwähnte Domnapf, an dem 1490 die Inschrift angebracht wurde, die seine Funktion erläutert: »Was will, so überlegst du, dieser Napf, hohl wie eine Schale. / Wenn ein neuer Bischof in Begleitung der Schar der Vornehmen / zu Pferde diese Stadt betritt, so gießt er hier hinein Bacchus’ Geschenke. / Vor dem Tempel der Jungfrau steht er gleichzeitig als Ende und Grenze / der Kirchen und des Klerus, als Asyl der Freiheit / und wird Zuflucht, Hafen und Altar für die Angeklagten.« Die Inschrift ist mit der Jahreszahl der ersten Anbringung sowie mit dem Wappen des Bistums Speyer (Richtung Stadt) und des Bischofs Ludwig von Helmstatt (Richtung Dom) versehen. Sie erklärt den Domnapf erstens als Ort der Weinspende eines neu einziehenden Bischofs an die Bürger, als Grenzstein zwischen Stadt und Domhoheit und als Asylort für Angeklagte. Außerdem diente er der Stadt als Ausgangspunkt für Strafmaßnahmen, wie z. B. die Monatsrichterordnung der Stadt vom 2. Juni 1314 zeigt: »Eine Frau, die eine Strafe für Worte oder Werke bekommt und die Strafpfennige nicht bezahlt, soll einen Stein, der dazu gemacht ist, vom Napf bis an das Altburgertor [das heutige Altpörtel] tragen, ohne Mantel und unbekleidet zwischen Prim und Sext [also vormittags].« Am Karfreitag des Jahres 1277 brach ein regelrechter Aufstand der Speyerer Bürger gegen den Bischof aus, in dessen Verlauf der Domdekan Albert von Mußbach auf seinem Weg zum Dom erschlagen wurde. Er galt als unerbittlicher Verteidiger der geistlichen Sonderrechte. Der damals regierende Bischof Friedrich von Bolanden († 1302) gab in diesem Konflikt nach und schwor im April 1280, sämtliche Privilegien der Stadt zu achten sowie alle Maßnahmen, die der Stadtrat beschließen würde, zu respektieren. Damit erkannte der Bischof zum ersten Mal vorbehaltlos die Freiheiten der Stadt und die Unabhängigkeit des Stadtrats an. Das Verhältnis blieb jedoch weiterhin angespannt. Dabei nutzten die Bischöfe bisweilen auch Streitigkeiten der Ratsfamilien untereinander, um ihrem jeweils eigenen Kandidaten in den Rat zu verhelfen. Domnapf vor der Westfassade des Speyerer Doms. König Rudolf von Habsburg versuchte 1284, zwischen den Parteien zu vermitteln, doch war die erzielte Einigung nur von kurzer Dauer. Nach massiven Vorwürfen gegen Bischof Friedrich von Bolanden, dem schwerste Amtsverletzungen gegenüber der Stadt vorgehalten wurden, schloss dieser am 31. Oktober 1294 mit der Bürgerschaft einen Vertrag, um die Auseinandersetzungen zu beenden. Er verzichtete auf sein Steuererhebungsrecht, seine polizeiähnlichen Befugnisse und die Bestellung der städtischen Beamten und Gerichtsherren. Er durfte sie künftig nur noch bestätigen. Damit schränkte er seine Herrschaft über die Stadt wesentlich ein und erkannte die administrative und jurisdiktionelle Selbstständigkeit der städtischen Führung sowie ihrer Organe an. Die Stadt hatte aufgehört, im bisherigen Sinne Bischofsstadt zu sein; sie war auf dem Weg, Reichsstadt zu werden. Deshalb hielt sich der Bischof nur noch selten in Speyer auf, wo er auf den engen Bereich um den Dom eingeschränkt blieb. Der Domnapf war Grenze seines Herrschaftsbereiches zur Stadt hin und erinnerte ständig an die bischöfliche Niederlage. Urkunde vom 31. Oktober 1294 mit den Siegeln von Bischof Friedrich von Speyer, Bischof Konrad von Toul und Abt Johann von Himmerod. Mit dieser Urkunde verzichtete der Speyerer Bischof auf sein Steuererhebungsrecht, auf herrschaftliche Befugnisse und auf die Bestellung städtischer Beamte. Die städtische Selbstverwaltung war damit anerkannt. Noch einmal kam es 1291 zu einem besonderen Begräbnis im Dom, als König Rudolf von Habsburg beigesetzt wurde. Sein hohes Ansehen, das er sich aufgrund der Wahrung des Landfriedens, der Durchsetzung des Friedens zwischen den Fürsten und den Grundherren im Reich, erworben hatte, führte nach seinem Tod zu zahlreichen Legenden, u. a. zu der Sage von seinem »Grabritt«, die von Dichtern wie Justinus Kerner, Heinrich Jakob Fried und Martin Greif (eigentlich Friedrich Hermann Frey) in Verse gefasst wurde. Die Konflikte verschärfen sich: das 14. Jahrhundert Um die Jahreswende 1301/02 lebten die Spannungen zwischen Klerus und Bürgern von neuem auf. Aus Angst vor Verfolgung durch die Bürger war ein Teil der Dompfründner aus Speyer geflüchtet. Auch das Domkapitel hielt keinen Gottesdienst mehr im Dom; es verließ die Stadt und suchte Schutz in Lauterburg. Dort wurde eine vom Domkapitel gegen die Speyerer Bürger gerichtete Wahlkapitulation verfasst und festgelegt: Der zu wählende Bischof durfte ohne Zustimmung des Domkapitels keine Übereinkunft mit der Bürgerschaft treffen und sollte die Selbstständigkeitsbestrebungen der Stadt mit allen Mitteln bekämpfen. Alle Zugeständnisse und Privilegien Bischof Friedrichs für die Speyerer Bürger waren zu widerrufen; der Bischof sollte versuchen, sein Recht auf die Besetzung des Stadtrats wiederzuerlangen. Der Nachfolger Friedrichs von Bolanden († 1302), Bischof Sigibodo von Lichtenberg (1302/03–1314), lehnte es zunächst ab, der Bürgerschaft die Rechte zu bestätigen, die sie seinem Vorgänger abgerungen hatte. Sie verweigerte ihm daraufhin Huldigung und den feierlichen Einzug in die Stadt. Sigibodo untersagte den Gottesdienst und traf kriegerische Vorbereitungen. Es entwickelte sich eine Fehde zwischen Bürgerschaft und Klerus, die fast sieben Monate dauerte. Die Geistlichkeit musste schließlich nachgeben. Am 4. Oktober 1302 kam ein Vertrag zustande, in dem die Bürger fast alle ihre Forderungen gegenüber dem Bischof durchsetzen konnten. Nach langen Verhandlungen und erst durch Vermittlung König Albrechts ließ sich der Bischof dazu bewegen, die Privilegien der Stadt zu bestätigen. Er musste des Weiteren versprechen, sich mit allen vom Rat festgesetzten Anordnungen zufriedenzugeben und – gegen seine Wahlkapitulation – die von Bischof Friedrich gemachten Zugeständnisse wiederholen. Damit verzichtete er auf alle Ansprüche bischöflicher Stadtherrschaft und erkannte die Herrschaftsrechte des Rates in Speyer an. Die Komplexität des Rechtsverhältnisses zwischen Bischof und Stadt spiegelt das Zeremoniell beim Einzug eines neuen Bischofs in die Stadt wider, das Christoph Lehmann aufgrund einer alten Urkunde beschrieb. ZEITZEUGE
EINZUG EINES NEUEN BISCHOFS IN DIE STADT »Auf den Tag des Einritts reiten der regierenden Bürgermeister einer sampt den Altermeistern und andern der Stadt zugehörigen sampt den Reisigen, unter denen der Hauptmann der Stadt Paner führt, mit Drommeten alle in guter Ordnung entweder gerüst oder wol gebutzt aus dem Rath-Hof … Wenn der Fürstliche Zeug am heiligen Creutz-Thor ist, steigen Ihro Fürstl. Gnaden der Herr Bischoff ab, begeben sich in den nächsten Garten in eine Behausung, legen daselbst seine zierliche Kleidung an und lassen ihre Gegenwart durch Dero Adelichen Beampten einen vermelden und fragen, wie stark man dieselbe zum ersten wolle einlassen. Antwort der Bürgermeister mit der Anzahl, wie man sich verglichen, dieselbe ist auffs Höchst funffzig Pferd darauff die, so auff und an das Thor bestellt, acht haben, daß über die bestimmte Zahl keiner hinein komme. So Ihr. Fürstl. Gnaden damit eingezogen und das Thor wieder beschlossen, theilt sich die Reuterey auff dem geraumen Platz ab und biethen Ihr. Fürstl. Gnaden, den...


Hans Ammerich, Dr. phil., geb. 1949, bis 2014 Leiter des Bistumsarchivs Speyer, ist Lehrbeauftragter an der Universität Koblenz-Landau und seit 2004 Honorarprofessor. Zahlreiche Publikationen zur (Kirchen-) Geschichte der Pfalz.

Hans Ammerich, Dr. phil., geb. 1949, bis 2014 Leiter des Bistumsarchivs Speyer, ist Lehrbeauftragter an der Universität Koblenz-Landau und seit 2004 Honorarprofessor. Zahlreiche Publikationen zur (Kirchen-) Geschichte der Pfalz.



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