Aristophanes / Holzberg | Die Wolken | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Aristophanes / Holzberg Die Wolken

Aristophanes - griechische Komödie; Klassiker der Weltliteratur - 19263
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-15-960636-1
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Aristophanes - griechische Komödie; Klassiker der Weltliteratur - 19263

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-960636-1
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Strepsiades fasst einen Plan, der kaum gelingen mag: das Argumentieren erlernen und seinen Gläubiger zum Erlass der Wettschulden überreden. Selbst zu unverständig, dieses Vorhaben umzusetzen, wie der Bauer schnell merken muss, schickt er seinen Sohn bei Sokrates in die Lehre. Doch die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten richtet Pheidippides am Ende gegen den eigenen Vater. Aristophanes' »Wolken«, 423 v. Chr. in Athen aufgeführt, bieten das, was die Gattung als. solche verspricht: Szenen voll umwerfender Komik.

Aristophanes (ca. 445 v. Chr. Athen - ca. 385 v. Chr. Athen) ist einer der bedeutendsten Dichter der griechischen Komödie. Zu seinen Werken, die von einer scharfsinnigen Beobachtungsgabe geprägt sind, zählen 'Die Vögel'? 'Lysistrate'? 'Die Frösche' und 'Der Reichtum'. Häufiges Motiv ist der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta (431-404 v. Chr.). Insgesamt verfasste Aristophanes 40 Theaterstücke, die schon zu seinen Lebzeiten ausgezeichnet wurden und von denen noch heute elf erhalten sind.
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Straße mit zwei Häusern im Hintergrund, links das des Strepsiades, rechts das des Sokrates. Vor dem Haus des Strepsiades liegen auf je einem Bett er und sein Sohn Pheidippides.

STREPSIADES. Uah, uah! König Zeus, was für eine Länge so eine Nacht hat! Endlos ist sie! Will es niemals Tag werden? Und doch habe ich ja schon längst den Hahn gehört. Aber die Sklaven schnarchen. Früher hätten sie das nicht getan. Du sollst doch verdammt sein, Krieg, aus vielen Gründen, denn jetzt darf ich ja nicht einmal meine Sklaven bestrafen.1 Und auch dieser wackere junge Herr da wacht nicht vor Tagesanbruch auf, sondern furzt herum, [10] in fünf Wolljacken eingewickelt. Gut, wenn’s recht ist, will ich mich einhüllen und schnarchen. (Pause.) Nein, ich Ärmster kann nicht schlafen, gebissen von2 – den Ausgaben und dem Futtertrog und den Schulden wegen meines Sohnes da. Der trägt sein Haar lang, reitet und fährt auf zweispännigem Wagen, und er träumt von Pferden.3 Ich aber komme um, wenn ich sehe, dass der Mond den zwanzigsten des Monats bringt; denn die Zinsen steigen an.4 Junge, zünd eine Lampe an und bringe das Rechnungsbuch heraus, damit ich es nehme und lese, [20] wie vielen Leuten ich etwas schulde, und die Zinsen ausrechne. (Der Sklave bringt das Buch.) Auf, lass sehen, was schulde ich? »Zwölf Minen5 dem Pasias.« Wofür zwölf Minen dem Pasias? Warum habe ich sie mir geliehen? Ach ja, als ich den Klopphengst gekauft habe. O ich Unglückseliger, wenn mir doch vorher mein Auge mit einem Stein rausgekloppt6 worden wäre!

PHEIDIPPIDES (im Schlaf). Philon, du mogelst! Fahr auf deiner eigenen Bahn!

STREPSIADES. Das ist genau das Übel, das mich zugrunde gerichtet hat: Sogar im Schlaf träumt er vom Pferderennen.

PHEIDIPPIDES (wie vorher). Wie viele Runden drehen die Kampfwagen noch?

STREPSIADES. Du lässt mich, deinen Vater, rundum durchdrehen. [30] Aber was für Schulden kamen über mich nach Pasias? »Drei Minen dem Amynias für einen kleinen Wagen und Räder.«

PHEIDIPPIDES (wie vorher). Lass das Pferd sich auf dem Wälzplatz im Sand rollen und führ es dann nach Hause.

STREPSIADES. Und du, mein Lieber, hast mich aus meinen Geldmitteln herausgerollt, denn jetzt habe ich Prozesse verloren, und andere sagen, sie würden Sicherheiten für ihre Zinsen nehmen.

PHEIDIPPIDES (erwachend). Wahrhaftig, Vater, was ärgerst du dich und wälzt dich hin und her die ganze Nacht?

STREPSIADES. Mich beißt irgendein – Demarch7 in meinen Betttüchern.

PHEIDIPPIDES. Bittschön, mein Lieber, lass mich noch etwas schlafen.

STREPSIADES. Also schlaf du nur. Aber diese Schulden, das wisse wohl, [40] werden alle mal dir auf den Hals kommen!

O je! Wenn doch die Kupplerin elendiglich zugrunde gegangen wäre, die mich dazu verleitet hat, deine Mutter zu heiraten! Ich hatte ja ein höchst angenehmes Bauernleben, schmutzig und ungefegt, und einfach so konnte man daliegen – ein Leben, das von Bienen, Schafen und gepressten Oliven strotzte. Dann heiratete ich die Nichte des Megakles-Sohnes Megakles aus der Stadt, ich, ein Bauer, eine Arrogante, Verwöhnte, durch und durch Koisyrarierte.8 Als ich die heiratete, roch ich, wenn ich mit ihr im Bett lag, [50] nach Weinmost, Darre, Wollzeug, Überfluss, sie dagegen nach Parfüm, Safran, Zungenküssen, Aufwand, Schlemmerei, Kolias und Genetyllis.9 Ich will freilich nicht sagen, dass sie faul war, nein, sie wob gewöhnlich und legte die Fäden eng zusammen; und ich zeigte ihr immer wieder diesen Mantel hier zum Beweis und sagte: »Frau, du webst zu eng.«10

SKLAVE. Wir haben kein Öl in der Lampe.

STREPSIADES. O weh mir! Warum hast du mir denn die durstige Lampe angezündet? Komm hierher, damit du Grund zum Heulen kriegst!11

SKLAVE. Warum soll ich Grund zum Heulen kriegen?

STREPSIADES. Weil du einen von den dicken Dochten hineingesteckt hast. (Der Sklave geht schnell ab.) [60] Danach, als der Sohn hier uns beiden geboren war, mir halt und meiner guten Frau, da zankten wir über seinen Namen. Denn sie wollte seinem Namen -ippos12 hinzufügen, also Xanthippos oder Chairippos oder Kallippides, ich aber wollte ihn nach seinem Großvater Pheidonides13 nennen. Nun, eine Weile stritten wir uns. Nach einer gewissen Zeit dann kamen wir zu einer gemeinsamen Übereinkunft und nannten ihn Pheidippides. Diesen Sohn nahm sie immer wieder auf den Schoß, liebkoste ihn und sagte: »Wenn du groß bist und einen Wagen zur Akropolis lenkst, [70] wie Megakles, bekleidet mit einem Prachtgewand –«; ich aber sagte immer wieder: »Wenn du nun die Ziegen vom Felsabhang heimlenkst, wie dein Vater, mit einem Fell umhüllt –.« Doch am Ende folgte er meinen Worten ganz und gar nicht, sondern infizierte mein Geld mit der galoppierenden Pferdesucht. Jetzt also habe ich die ganze Nacht über einen Ausweg nachgedacht und fand einen genialen Superweg, und wenn ich zu diesem den da überrede, dann bin ich gerettet. Doch erst will ich ihn aufwecken. Wie könnte ich ihn denn wohl am nettesten aufwecken? Wie? [80] Pheidippides, lieber kleiner Pheidippides!

PHEIDIPPIDES. Was ist, Vater?

STREPSIADES. Küss mich und gib mir deine rechte Hand!

PHEIDIPPIDES. Da! Was gibt’s denn?

STREPSIADES. Sag mir, liebst du mich?

PHEIDIPPIDES. Ja, bei Poseidon da, dem Herrn der Pferde. (Er zeigt auf eine Statue.)

STREPSIADES. Komm mir auf gar keinen Fall mit diesem Herrn der Pferde! Denn dieser Gott ist schuld an meinen Leiden. Doch wenn du mich wahrhaft von ganzem Herzen liebst, mein Sohn, dann gehorche mir.

PHEIDIPPIDES. Wie soll ich dir denn gehorchen?

STREPSIADES. Ändere so schnell wie möglich deine Lebensweise, und geh und lern, was ich dir raten will.

PHEIDIPPIDES. [90] Sag also, wozu forderst du mich auf?

STREPSIADES. Und du wirst mir gehorchen?

PHEIDIPPIDES. Ich werde dir gehorchen, bei Dionysos.

STREPSIADES. Schau also hierher. Siehst du die kleine Tür da und das Häuschen?

PHEIDIPPIDES. Ja, seh ich. Was hat es nun wirklich damit auf sich, Vater?

STREPSIADES. Das ist die Denkerbude weiser Seelen. Dort wohnen Männer, die uns mit ihren Worten einzureden versuchen, der Himmel sei ein Backdeckel, dieser sei um uns herum, und wir seien die Kohlen.14 Diese Männer lehren, wenn man ihnen Geld gibt, wie man durch Reden in einem Prozess gewinnt, ob die Sache nun gerecht oder ungerecht ist.

PHEIDIPPIDES. [100] Und wer sind sie?

STREPSIADES. Ich kenne sie nicht genau beim Namen. Es sind feine und rechtschaffene Grübeldenker.

PHEIDIPPIDES. O je, Schurken sind sie ja! Ich kenne sie: Du meinst die Großmäuler, die Bleichgesichter, die Barfüßigen, unter ihnen den von einem bösen Dämon besessenen Sokrates und den Chairephon15.

STREPSIADES. He, he, sei still! Sage doch nichts Kindisches! Aber wenn dir nur irgendetwas an dem täglichen Brot deines Vaters liegt, werde mir einer von ihnen und gib die Pferderennen auf.

PHEIDIPPIDES. Nein, bei Dionysos, auch wenn du mir die Fasanen gäbst, die Leogoras züchtet.

STREPSIADES. [110] Geh, ich flehe dich an, du mein Liebster von allen Menschen, geh hin und lass dich unterweisen.

PHEIDIPPIDES. Und was willst du, dass ich lerne?

STREPSIADES. Es gebe bei ihnen, sagt man, die beiden Argumentationen, die stärkere, welche auch immer sie ist, und die schwächere. Von diesen beiden Logoi,16 sagt man, könne der schwächere in einer Rede die ungerechtere Sache vertreten und gewinnen. Wenn du mir nun diesen ungerechten Logos erlernst, dann müsste ich von den Schulden, die ich deinetwegen gemacht habe, niemandem auch nur einen Obolos17 zurückzahlen.

PHEIDIPPIDES. Ich kann dir nicht gehorchen. Denn ich ertrüge es nicht, ganz und gar erbleicht in meinem Gesicht, [120] den Rittern in die Augen zu sehen.

STREPSIADES. Dann, bei Demeter, wirst du nichts mehr von dem, was mir gehört, essen, weder du selbst noch dein unters Joch gespanntes noch dein mit San18 gebrandmarktes Pferd; nein, ich werde dich aus dem Haus jagen, und du kannst zum Geier gehen.

PHEIDIPPIDES. Aber Onkel Megakles wird nicht zulassen, dass ich pferdelos bin. Aber ich geh hinein, und um dich werde ich mich nicht scheren. (Geht ins Haus.)

STREPSIADES. Aber ich...



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