E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Die drei ???
Arthur Die drei ??? und der Fluch des Rubins (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-440-50434-5
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-50434-5
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
August August braucht die Hilfe der drei ???. Er hat von seinem verstorbenen Großonkel den wertvollen Rubin "Feuriges Auge" geerbt. Doch auf dem Stein liegt ein Fluch: Jeder seiner Besitzer ist dem Tode geweiht. Um den Rubin zu finden und den Fluch zu brechen, müssen Justus, Peter und Bob eine ganze Kette rätselhafter Zusammenhänge lösen. Und sie sind nicht die Einzigen, die hinter dem Edelstein her sind. Sollen sie die Drohungen des geheimnisvollen Mr Rhandur ernst nehmen? Eine spannende Schatzsuche beginnt ...
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Ein Anruf für die drei ???
Auf dem Schrottplatz der Firma Jonas herrschte Hochbetrieb. Mrs Mathilda Jonas hielt ihren Neffen Justus und seine Freunde Bob und Peter ganz hübsch auf Trab. Vor der schmucken kleinen Baracke, die sie sich als Büro eingerichtet hatte, saß sie auf einem Gartenstuhl aus Eisengeflecht und beobachtete mit Adleraugen die drei Jungen. Sie entluden gerade den großen Lastwagen. Titus Jonas hatte von seiner letzten Einkaufstour wieder alles Mögliche mitgebracht.
»Justus!«, rief Mrs Jonas. »Die Statuen auf dem Wagen! Bringt sie alle hierher und stellt sie auf den Tisch da – in einer Reihe. Das wird eine hübsche Ausstellung.«
Sie meinte eine Reihe Gipsköpfe berühmter Männer, die, sorgfältig auf Tücher gebettet, hinten im Lastwagen lagen. Der Fachmann hätte sie nicht als Statuen, sondern als Büsten bezeichnet: Nur Kopf und Schultern waren ungefähr in halber Lebensgröße modelliert. Es waren Plastiken von der Art, wie sie manchmal in Museen und Bibliotheken auf Konsolen stehen. Justus, Bob und Peter erklommen den Lastwagen und sahen sich die Büsten kritisch an. Einem Jungen erschienen sie ja nicht gerade begehrenswert! Es waren insgesamt dreizehn Stück, und alle waren vom Staub vieler Jahre ein wenig angegraut. Jede Figur trug ihren Namen in den quadratischen Sockel eingemeißelt.
»Julius Cäsar, Octavian, Dante, Homer, Francis Bacon, Shakespeare.« Justus las ein paar Namen vor. »Anscheinend sind es lauter Berühmtheiten.«
»Augustus von Polen«, entzifferte Bob. »Von dem hab ich nie gehört.«
»Und da – Luther und Bismarck.« Peter wies auf zwei sehr ernst blickende Büsten.
»Und hier haben wir Königin Victoria«, meinte Justus. »Und Washington, Franklin und Lincoln.«
»Fangen wir mit Washington an.« Peter bückte sich, um George Washingtons Büste aufzuheben. »Uff!«, keuchte er. »Ist der schwer!«
»Pass gut auf, Peter!«, rief Mrs Jonas. »Die Figur ist sehr wertvoll – sie ist ein Kunstwerk. Dafür werde ich wohl fünf Dollar verlangen können!«
»Ich geh runter und nehm ihn dir ab«, sagte Justus. Peter kniete sich auf die Pritsche und ließ George Washington behutsam in Justs Arme gleiten. Justus umklammerte die Büste und machte damit ein paar Schritte rückwärts. Vorsichtig stellte er das Abbild von Amerikas erstem Präsidenten auf den Tisch. Dann wischte er sich über die Stirn. »Tante Mathilda«, meinte er, »ich glaube, wir sollten mit dem Abladen auf Patrick und Kenneth warten. Peter und ich lassen womöglich so einen Kopf fallen.«
»Ja, das sähe euch ähnlich«, stimmte Mrs Jonas zu. Sie hatte während des ganzen Manövers kein Auge von den beiden gelassen. »Und schon wären fünf Dollar hin! Gut, Justus, ihr seid entlassen. Meinetwegen könnt ihr jetzt eine Klubsitzung abhalten.« Vor längerer Zeit hatten Bob, Peter und Justus einen »Klub der Knobelfreunde« gegründet, aus dem später das Unternehmen der drei Detektive geworden war. Mrs Jonas hatte allerdings nie so ganz begriffen, dass die Jungen – obwohl sie an Rätselfragen und Preisausschreiben durchaus noch ihren Spaß hatten – sich in letzter Zeit hauptsächlich für richtige Geheimnisse interessierten, die sie lösen wollten.
Mrs Jonas wusste, dass Justus den Teil des Lagerhofs, der durch Stapel von Baumaterial fremden Blicken verborgen war, mit allerlei Gerätschaften – unter anderem einer Handabzugspresse – zu einer Werkstatt ausgebaut hatte. Aber sie wusste nicht, dass die Jungen gleich neben dieser Werkstatt auch das Zentralbüro ihrer Firma eingerichtet hatten. Diese Zentrale befand sich in einem alten Campinganhänger, den Mr Jonas mit einem Unfallschaden erworben hatte und dann nicht wieder losgeworden war. Er hatte ihn Justus für die Zusammenkünfte mit seinen Freunden überlassen. Während des vergangenen Jahres hatten die drei Jungen mithilfe von Patrick und Kenneth, den beiden muskelstarken Iren, die bei Titus Jonas arbeiteten, auch rings um diesen Anhänger allen möglichen Schrott aufgestapelt. Jetzt war er nach außen hin vollkommen abgeschirmt und konnte nur durch bestimmte Geheimeingänge betreten werden. In der Zentrale befand sich ein winziges Büro mit Schreibtisch, Telefon, Tonbandgerät, Aktenschrank und anderen notwendigen Dingen, und daran angrenzend ein ebenso enges Labor und ein Dunkelkämmerchen für Fotoarbeiten. Fast die ganze Einrichtung war in schrottreifem Zustand im Lager der Firma Jonas gelandet, und Justus und die anderen hatten dann alles wieder instand gesetzt.
Als die drei sich auf den Weg zur Zentrale machen wollten, bog gerade der kleinere Lastwagen in die Hofeinfahrt. Kenneth saß am Lenkrad, Titus Jonas auf dem Beifahrersitz. Das Größte an dem zierlichen Mann schien sein gewaltiger Schnurrbart zu sein. Patrick, Kenneths Bruder, fuhr hinten bei der Ladung mit. Der Wagen hielt, und Mr Jonas sprang ab. Die Jungen sahen, dass die Ladung aus einer Anzahl merkwürdiger schwarzer Gegenstände bestand – lauter Schneiderpuppen. Ihr Körper war ein Metallgestell mit schwarzer Tuchbespannung, dem Rumpf einer Frau nachgestaltet. Sie hatten keinen Kopf und statt der Füße einen Metallständer. Früher hatte es in jedem Haushalt so eine Puppe gegeben, an der die Frau des Hauses ihre selbst geschneiderten Kleider drapierte. Heute aber fand man kaum mehr eine im Gebrauch.
Mrs Jonas sprang von ihrem Stuhl auf und griff sich an den Kopf. »Titus Jonas!«, rief sie entsetzt. »Bist du übergeschnappt? Wie um alles in der Welt willst du eine Ladung alter Schneiderpuppen verkaufen?«
»Wir finden schon Verwendung dafür«, sagte Titus Jonas in ungebrochener Zuversicht. Mr Jonas war im Trödlergewerbe eine recht ungewöhnliche Erscheinung – er kaufte auf, was ihn persönlich interessierte, und nicht etwa Dinge, die sich leicht wieder absetzen lassen würden. Trotzdem konnte er fast alles mit hübschem Gewinn weiterverkaufen.
»Justus, denk mal nach«, befahl Titus seinem Neffen. »Wozu könnte eine alte Schneiderpuppe gut sein?«
»Nun«, sagte Justus ohne Zögern, »für einen Bogenschützenverein wäre so ein Ding eine hervorragende Zielscheibe.«
»Hmm.« Titus Jonas erwog den Vorschlag. »Nicht übel, gar nicht übel. Überleg nur weiter. Ah – ihr habt ja schon angefangen, meine schöne Gipsfigurensammlung abzuladen. Ein Gelegenheitskauf von künstlerischem Wert, möchte ich sagen.«
»Erst konnte ich mir nicht vorstellen, warum du sie gekauft hast«, meinte Mathilda Jonas. »Aber jetzt weiß ich, wie man sie an den Mann bringen könnte – als Gartendekoration! Sie würden doch in jedem Garten sehr hübsch aussehen, wenn man sie auf Säulen zwischen Blumen und Sträucher stellt.«
»Ich wusste es doch: Mathilda wird mich nicht enttäuschen«, sagte Titus. »Das ist die Idee! Patrick, Kenneth – ihr ladet sie jetzt alle ab. Und passt auf, dass ihr nichts abstoßt!«
Er setzte sich in den Schatten, holte seine Pfeife aus der Tasche und zündete sie gemächlich an, während Patrick und Kenneth die Gipsbüsten nacheinander vom Wagen hoben.
»Ja, meine Köpfe«, sagte er. »Ich hab sie in einem alten Haus in den Bergen entdeckt. Großartige alte Villa in einer Schlucht. Der Besitzer war gestorben. Die Möbel und Teppiche waren leider schon verkauft, als ich hinkam. Es war nichts mehr da bis auf Krimskrams, den niemand haben wollte – die Büsten da, ein paar Bücher, eine Sonnenuhr, einige Gartenmöbel. Also kaufte ich das Zeug.« Er verstummte und paffte vor sich hin. Justus, Bob und Peter nutzten die Gelegenheit zu verschwinden. Gleich darauf waren sie hinten im Hof in ihrer Werkstatt-Ecke.
»Huii!« Peter pfiff durch die Zähne. »Ich dachte schon, deine Tante ließe uns den ganzen Tag lang arbeiten, Just.«
»Das hatte sie auch vor, bis sie fürchtete, wir könnten so einen Gipskopf fallen lassen«, antwortete Justus. »Für Tante Mathilda wäre es unerträglich, an einem Gelegenheitskauf Geld zu verlieren.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Peter. »Wir haben keinen Fall zu lösen. Vielleicht könnten wir uns die Karten von den alten Geisterstädten in der Wüste vornehmen, die wir später einmal erforschen wollen.«
»Oder wir lösen das Preisausschreiben, bei dem man eine Reise nach Hawaii für zwei Personen gewinnen kann«, schlug Bob vor.
»Na ja –«, fing Justus an. In diesem Augenblick begann ein rotes Licht am Schaltbrett über der Handpresse zu blinken.
»Da!«, rief Bob aufgeregt. »Telefon!«
»Vielleicht hat jemand einen neuen Fall für uns«, sagte Justus hoffnungsvoll.
Peter hatte schon das Eisengitter zur Seite geschoben, das hinter der Druckerpresse gegen eine Kiste gelehnt war. Er kroch in die Kiste und ließ sich in Tunnel II hinab, eine lange Röhre aus Wellblech, die teils unterirdisch, teils durch hohe Stapel von Altmaterial zu dem versteckten Campingwagen führte. Bob und Justus folgten. Am anderen Ende stieß Peter eine Falltür auf, und alle drei Jungen kletterten in das enge Büro ihrer Zentrale.
Tatsächlich – das Telefon klingelte. Schnell nahm der Erste Detektiv den Hörer ab. »Hallo!«, sagte er. »Hier Justus Jonas.«
»Einen Augenblick bitte«, sagte eine junge Frauenstimme. Alle drei konnten sie über den Lautsprecher, den Justus installiert hatte, gut hören. »Ich verbinde mit Albert Hitfield.«
Albert Hitfield! Wenn Mr Hitfield anrief, so bedeutete das meist, dass er einen Fall für sie hatte.
»Hallo, Justus, junger Freund!« Mr Hitfields tiefe Stimme mit dem britischen Akzent füllte...