Asimov | Der Zweihundertjährige | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 288 Seiten

Reihe: Roboter und Foundation – der Zyklus

Asimov Der Zweihundertjährige

Erzählungen
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-13211-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erzählungen

E-Book, Deutsch, Band 3, 288 Seiten

Reihe: Roboter und Foundation – der Zyklus

ISBN: 978-3-641-13211-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Menschenrechte für Roboter?

Andrew, der Haushaltsroboter der Familie Martin, entwickelt sich, gefördert von Familienoberhaupt Gerald, zu einem erfolgreichen Künstler. Alle Martins, vor allem aber die kleine Tochter Mandy, finden Andrew immer sympathischer – und immer menschlicher. Als Andrew jedoch beschließt, vor einem Gericht sein Mensch-sein rechtlich durchzusetzen, kommt es zum Zerwürfnis mit Gerald, doch Mandy unterstützt Andrew ihr ganzes Leben lang … Neben der titelgebenden Kurzgeschichte „Der Zweihundertjährige“ versammelt Isaac Asimov im dritten Roboter-Erzählband acht weitere Storys aus seinem Roboter/Foundation-Universum.

Isaac Asimov zählt gemeinsam mit Arthur C. Clarke und Robert A. Heinlein zu den bedeutendsten Science-Fiction-Autoren, die je gelebt haben. Er wurde 1920 in Petrowitsch, einem Vorort von Smolensk, in Sowjetrussland geboren. 1923 wanderten seine Eltern in die USA aus und ließen sich in New York nieder. Bereits während seines Chemiestudiums an der Columbia University begann er, Geschichten zu schreiben. Seine erste Kurzgeschichte erschien im Juli 1939, und in den folgenden Jahren veröffentlichte er in rascher Folge die Erzählungen und Romane, die ihn weltberühmt machten: die »Foundation«-Erzählungen und die Robotergeschichten, in denen er die drei Regeln der Robotik formulierte. Beide Serien verband er Jahrzehnte später zu einer großen »Geschichte der Zukunft«. Neben der Science-Fiction hat Asimov auch zahlreiche populärwissenschaftliche Sachbücher zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Er starb im April 1992.
Asimov Der Zweihundertjährige jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Der Wasserschlag

Über den Himmel zog sich ein Schleier von Federwölkchen. Stephen Demerest sah in diesen Himmel und fand ihn trüb und ekelerregend.

Unüberlegt hatte er in die Sonne gesehen und den Blick erschreckt abgewandt. Die Sonne blendete nicht. Nicht einmal sie war klar.

Unwillkürlich musste er an das Gebet des Ajax in Homers Ilias denken. An den genauen Wortlaut konnte er sich nicht erinnern. »O Vater Zeus«, hieß es an einer Stelle sinngemäß, »errette die Achäer aus dem Nebel. Mach den Himmel klar, gewähre uns, mit unseren Augen zu sehen. Töte uns im Licht, da es dir beliebt, uns zu töten.«

Töte uns im Licht, dachte Demerest.

Töte uns im klaren Licht auf dem Mond, wo der Himmel schwarz ist und mild, wo die Sterne hell funkeln, wo die Klarheit und Reinheit des Vakuums alles scharf erscheinen lässt.

Nicht in diesem tiefhängenden, dunstigen Blau.

Er schauderte. Es war ein physisches Erschaudern, das seinen schlacksigen Körper durchzog, und das beunruhigte ihn. Er würde sterben. Er wusste es. Und nicht unter diesem Blau würde er sterben, sondern unter einem Schwarz, einem anderen Schwarz.

Gleichsam als Antwort auf diesen Gedanken kam der Pilot, ein untersetzter, gedrungener Mann mit Kräuselhaar, auf ihn zu.

»Bereit zum Start ins Schwarze, Mr. Demerest?«, fragte er.

Demerest nickte. Er überragte den Mann, wie er fast alle Erdenmenschen überragte. Sie waren dick, samt und sonders, und ihre kurzen plumpen Schritte bereiteten ihnen keine Mühe. Er jedoch musste seine Schritte ertasten, musste sie durch die Luft führen; selbst die unsichtbaren Fesseln, die ihn an den Boden nagelten, waren trüb wie der Himmel.

»Ja«, sagte er.

Er holte tief Luft und blickte in die Sonne. Diesmal absichtlich. Sie hing tief am Morgenhimmel, von der staubigen Luft ausgelaugt, und er wusste, dass sie ihn nicht blendete. Er würde sie nie wieder sehen.

Er hatte noch nie eine Tiefseekapsel gesehen. Da er dazu neigte, die Dinge auf seine eigene Weise zu sehen, war sie für ihn ein länglicher Ballon, unter dem eine runde Gondel angebracht war. Wenn Demerest zum Beispiel an einen Raumflug dachte, so dachte er automatisch an Tonnen über Tonnen von Treibstoff, der in Form von Feuer hinten ausgestoßen wurde, und an ein seltsam geformtes Gefährt, das quallengleich auf die Oberfläche des Mondes zuschwebte.

Die Tiefseekapsel glich absolut nicht dem Bild seiner Gedanken. Unter ihrer ausgebeulten Haut steckte hochentwickelte, technisch komplizierte Wendigkeit.

»Mein Name ist Javan«, sagte der Pilot der Kapsel. »Omar Javan.«

»Javan?«

»Finden Sie den Namen seltsam? Ich bin iranischer Abstammung. Erdenmensch aus Überzeugung. Wenn man erst einmal da drunten ist, gibt es keine Nationalität mehr.« Er grinste. Seine Zähne waren so weiß, dass seine Haut dadurch noch dunkler wirkte. »Wenn es Ihnen recht ist, starten wir in einer Minute. Sie sind mein einziger Passagier, daraus schließe ich, dass Sie gewichtig sind.«

»Ja«, sagte Demerest trocken. »Ich bin um mindestens hundert Pfund gewichtiger als normalerweise.«

»Sie stammen also vom Mond? Habe ich mir fast gedacht. Wegen des komischen Gangs. Ich hoffe, das stört Sie hier nicht allzu sehr.«

»Es geht. Wir üben dafür.«

»Na, dann kommen Sie an Bord.« Er trat zur Seite und ließ Demerest über die Gangway gehen. »Ich für meine Person würde nie zum Mond fliegen.«

»Dafür fahren Sie nach Ocean City.«

»Den Trip habe ich schon gut fünfzigmal gemacht, aber das ist etwas anderes.«

Demerest ging an Bord. Es war eng in dem Gefährt, aber das störte ihn nicht. Ähnlich wie in einer Raumkapsel, nur alles dichter. Hier hatte man überall das Gefühl, dass die Masse nichts ausmachte. Die Masse trug sich praktisch selbst, sie musste nicht gewaltsam nach oben gepresst werden.

Sie waren noch an der Oberfläche.

Der blaue Himmel sah in dem dicken Glas des Fensters grünlich aus.

»Sie brauchen sich nicht anzuschnallen«, sagte Javan. »Beschleunigung gibt es hier nicht. Eine ganz ruhige Angelegenheit. Es dauert nicht lang, ungefähr eine Stunde. Rauchen dürfen Sie nicht.«

»Ich bin Nichtraucher«, sagte Demerest.

»Ich hoffe, Sie leiden nicht an Klaustrophobie.«

»Mondmenschen kennen keine Klaustrophobie.«

»Wegen der unübersehbar weiten Flächen, nehme ich an.«

»Unsere Krater sind durchaus übersehbar. Lunar City liegt in einem Krater von dreihundert Metern Tiefe.«

»Dreihundert Meter!« Der Pilot schien belustigt zu sein, lächelte aber nicht. »Wir gleiten jetzt hinab.«

Der Innenraum der Kapsel war trotz der Kugelform kantig. Die Instrumente schienen für Javan lediglich eine Verlängerung seiner Finger zu sein; seine Augen und Hände glitten leicht und fast zärtlich darüber hinweg.

»Alles ist gründlich überprüft«, sagte er, »aber ich vergewissere mich trotzdem immer noch einmal; da drunten haben wir eintausend Atmosphären Druck.« Er berührte einen Kontakt, die schwere runde Tür glitt nach innen und passte sich in die abgeschrägte Bordwand ein.

»Je höher der Druck«, sagte Javan, »desto fester ist sie geschlossen. Schauen Sie ein letztes Mal zur Sonne hinauf, Mr. Demerest.«

Ihr Licht drang durch das dicke Glas des Fensters. Es zitterte, denn zwischen ihnen und der Sonne war inzwischen Wasser.

»Ein letztes Mal?«, wiederholte Demerest.

»So habe ich das nicht gemeint«, sagte Javan. »Ich meine, für diesen Trip … Sie waren sicher noch nie in einer Tiefseekapsel.«

»Nein.«

»Wie die meisten«, sagte Javan. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Nichts weiter als ein Unterwasserballon. Seit dem ersten Modell sind tausend Verbesserungen vorgenommen worden. Inzwischen sind die Kapseln atomgetrieben, und wir können uns bis zu gewissen Grenzen mittels Wasserdüsen frei bewegen, aber letztlich ist das Ding immer noch eine Gondel, die unter Schwimmtanks angebracht ist. Außerdem muss es nach wie vor von einem Mutterschiff auf das Meer hinausgezogen werden, weil es seine Antriebskraft so nötig braucht, dass nichts davon für Strecken an der Wasseroberfläche aufgebraucht werden kann. Klar zum Start?«

»Ja.«

Das Schlepptau des Mutterschiffs wurde ausgeklinkt, und die Tiefseekapsel sank in das Meer hinab. Wasser floss in die Schwimmtanks. Ein leichtes Schwanken, dann wieder in Ausgangslage. Langsam sank die Kapsel durch immer intensiver werdendes Grün.

Javan lehnte sich in seinem Sitz zurück. »John Bergen ist der Chef von Ocean City«, sagte er. »Wollen Sie zu ihm?«

»Genau.«

»Ein sympathischer Mann. Seine Frau ist auch unten.«

»So?«

»Ja. Sie haben auch Frauen dabei. Insgesamt sind an die fünfzig unten. Manche bleiben sogar Monate.«

Demerest strich mit dem Zeigefinger über den Rand der Tür, die sich fast nahtlos in die Bordwand einpasste. Er zog den Finger zurück und sah ihn an.

»Das ist ja ölig«, sagte er.

»Kein Öl, sondern Silikon«, sagte Javan. »Durch den Druck wird immer eine Spur davon herausgepresst. Das Silikon soll angeblich … Keine Angst, alles ist automatisch. Alles ist absolut sicher. Beim kleinsten Zeichen eines Schadens oder Ausfalls wird der Ballast abgeworfen, und schon steigen wir wieder nach oben.«

»Soll das heißen, dass mit diesen Tiefseekapseln noch nie etwas passiert ist?«

»Was soll denn schon passieren?« Der Pilot sah seinen Passagier von der Seite her an. »Wenn man einmal unter der gewohnten Tiefe für Pottwale ist, kann nichts mehr schiefgehen.«

»Pottwale?« Demerests schmales Gesicht bewölkte sich.

»Klar, sie kommen bis zu einer Tiefe von einer halben Meile herunter. Wenn sie mit einer Tiefseekapsel zusammenstoßen – die Wände der Schwimmtanks sind nicht besonders stabil. Sie brauchen nicht stabil zu sein. Sie sind offen, und wenn der Gasäther, der den statischen Auftrieb bewirkt, komprimiert wird, dringt Meerwasser ein.«

Es war inzwischen dunkel. Demerest sah wie gebannt durch das Fenster. In der Gondel selbst war es hell, aber das Fenster war ein dunkles Rund. Keine Dunkelheit wie im All, sondern eine zähflüssige Dunkelheit.

»Nennen wir das Kind beim Namen, Mr. Javan«, sagte Demerest scharf. »Gegen den Angriff eines Pottwals sind Sie nicht gewappnet. Wahrscheinlich nicht einmal gegen den Angriff eines übergroßen Kraken. Sind solche Unfälle schon vorgekommen?«

»Also, das ist so …«

»Keine Ausreden, bitte. Ich bin kein Laie, falls Sie das glauben. Ich frage aus beruflicher Neugier. Ich bin Chef der Sicherheitstruppe von Lunar City und will wissen, welche Maßnahmen zur Vermeidung von Kollisionen mit großen Meerestieren...


Asimov, Isaac
Isaac Asimov zählt gemeinsam mit Arthur C. Clarke und Robert A. Heinlein zu den bedeutendsten Science-Fiction-Autoren, die je gelebt haben. Er wurde 1920 in Petrowitsch, einem Vorort von Smolensk, in Sowjetrussland geboren. 1923 wanderten seine Eltern in die USA aus und ließen sich in New York nieder. Bereits während seines Chemiestudiums an der Columbia University begann er, Geschichten zu schreiben. Seine erste Kurzgeschichte erschien im Juli 1939, und in den folgenden Jahren veröffentlichte er in rascher Folge die Erzählungen und Romane, die ihn weltberühmt machten: die »Foundation«-Erzählungen und die Robotergeschichten, in denen er die drei Regeln der Robotik formulierte. Beide Serien verband er Jahrzehnte später zu einer großen »Geschichte der Zukunft«. Neben der Science-Fiction hat Asimov auch zahlreiche populärwissenschaftliche Sachbücher zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Er starb im April 1992.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.