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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 224 Seiten

Reihe: Altmühltal

Auer Walburgisöl

Oberbayern Krimi
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86358-029-2
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Oberbayern Krimi

E-Book, Deutsch, Band 1, 224 Seiten

Reihe: Altmühltal

ISBN: 978-3-86358-029-2
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Es ist Volksfestzeit in Eichstätt - und ausgerechnet jetzt muss sich Oberkommissar Mike Morgenstern mit einem Mordfall herumplagen. In der Nähe von Eichstätt wurde ein Jäger erschossen, und leider war der starrsinnige alte Herr zeitlebens kein Sympathieträger. Ist Wilderei im Spiel? Oder hatte die liebe Verwandtschaft wegen eines maroden Ingolstädter Möbelhauses den Finger am Abzug? Und warum flüchtet ein Metzger mit einem gestohlenen Damenrad in die Jurawälder? Eine Spur führt zur Gruft der Heiligen Walburga in Eichstätt, und Morgenstern muss lernen: Not lehrt beten.

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MONTAG Im Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt war wenig los an diesem Montagmorgen. Es waren noch Schulferien, und viele Kollegen Morgensterns hatten Urlaub. Der Oberkommissar selbst hatte bereits die ersten drei Augustwochen freigehabt und war mit der Familie auf einem Campingplatz am Lago Maggiore gewesen – umzingelt von Württembergern, die ihm mit ihrem schwäbischen Geschwätz und ihrem Ordnungsfimmel, der auch in freier Natur nicht zu bremsen gewesen war, zunehmend auf die Nerven gegangen waren. Rund um die Wohnwagen hatte ein ununterbrochenes Putzen und Fegen geherrscht, waren Satellitenschüsseln justiert und Stellplätze vermessen worden. Die Morgensterns waren dort mit ihrem preiswert bei Aldi erworbenen Hauszelt aufgefallen, erst recht weil der Familienvorstand beim Camping traditionell auf einem Lagerfeuer bestand, das er zur Not auch im Grill entzündete. Die Größe des Feuers spielte dabei keine Rolle, es ging Morgenstern eher um die Symbolik. Ein freier Mann in einem freien Land durfte unter freiem Himmel Feuer machen – Platzordnung hin oder her. Die Schwaben, diese Denunzianten, hatten das anders gesehen. Der Platzbetreiber auch, dieser spießige Lagerkommandant. Morgenstern schenkte sich in seinem Büro eine Tasse Kaffee ein und begann, die von daheim mitgebrachte Tageszeitung zu studieren. Im Lokalteil drehte sich alles um das Auftaktwochenende des Eichstätter Volksfests. Wenig Text, viele Bilder: Die »Wiesnkönigin« wurde mit einem Buchsbaumkrönchen auf dem Marktplatz präsentiert, der Oberbürgermeister zapfte das erste Fass Bier an, der Festwirt winkte vom Kutschbock eines von mächtigen Rössern gezogenen Brauereiwagens, Böllerschützen schossen Salven neben dem Festzelt, eine Bedienung im Dirndlkleid hielt dem Fotografen zehn volle Maßkrüge in die Kamera. Außerdem hatte am Sonntagvormittag im Bierzelt offenbar ein Boxkampf stattgefunden, bei dem der Box-Club Eichstätt von einer Mannschaft aus Tschechien Prügel bezogen hatte. Morgensterns Telefon klingelte. Es war Adam Schneidt, Kriminaldirektor und Morgensterns Chef. »Kommen Sie sofort rüber, Morgenstern.« »Was gibt’s denn Dringendes?« »Nicht lange fragen – kommen!«, bellte der Chef. Mit der Kaffeetasse in der Hand eilte Morgenstern über den dunklen Flur zu Schneidts Büro, von der anderen Seite des Flurs kam ihm Oberkommissar Peter Hecht entgegen, ebenfalls mit einer Tasse bewaffnet. »Ach, Spargel, musst du auch ran?«, fragte Morgenstern. »Hast du eine Ahnung, worum es geht?« »Nein, aber wir werden es bestimmt gleich erfahren. Er hat es jedenfalls ziemlich wichtig.« Hecht deutete auf die Bürotür des Kriminaldirektors. »Und nenn mich nicht Spargel, das kann ich nicht leiden.« »Weiß ich, weiß ich. Ist mir halt so rausgerutscht. Sorry.« Im ganzen Präsidium wurde von Peter Hecht nur als »Spargel« gesprochen. Das verdankte der Kommissar seiner hochgewachsenen, schlaksigen Figur, mehr aber noch der Tatsache, dass er in der Spargelmetropole Schrobenhausen wohnte. Seit Jahren führte er einen Sisyphos-Kampf gegen die Verwendung seines ungeliebten Spitznamens. Es sah nicht danach aus, als ob er ihn eines Tages gewinnen könnte. Die Tür wurde von innen aufgerissen. »Bisschen dalli, meine Herren!«, schnarrte Schneidt. »Kommen Sie rein, oder sollen wir erst noch auf dem Gang Kaffeeklatsch halten?« Morgenstern und Hecht zogen die Köpfe ein. So viel schlechte Laune hatten sie nicht erwartet. Der Chef dirigierte sie mit einer knappen Handbewegung auf die speckige Couch, die zur Not als Schlafstätte genutzt werden konnte und eindeutig das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hatte. Tief versanken die Kommissare in den durchgesessenen Polstern. Es stand für Morgenstern außer Zweifel, dass der Chef die Couch absichtlich in seinem Büro ließ: Wer hier saß, befand sich automatisch in einer unterwürfigen Position. Schneidt machte denn auch keine Anstalten, sich seinerseits zu setzen. Er ging vor seinem Schreibtisch auf und ab wie ein General, der seine Befehle erteilt. »Vor etwa zwanzig Minuten ist in der Nähe von Eichstätt ein Toter gefunden worden. Die Eichstätter Polizeiinspektion ist bereits vor Ort. Nach dem, was wir bisher wissen, handelt es sich um einen Jäger, der auf einem Hochsitz von einer Kugel getroffen wurde. Sie beide fahren sofort rüber und kümmern sich um diesen Fall. Die Spurensicherung weiß bereits Bescheid.« »Ich habe aber noch diesen missglückten Raubüberfall auf den Geldboten vom Manchinger Supermarkt auf dem Schreibtisch«, wehrte sich Hecht. »Mir wird das ein bisschen viel.« »Papperlapapp, Hecht. Sie wissen selbst, dass wir momentan dünn besetzt sind. Soll ich Morgenstern vielleicht alleine losschicken?« Hecht zuckte gleichgültig mit den Schultern und erhielt von Morgenstern umgehend einen Ellbogenstoß in die Rippen. »Und wo genau ist das passiert?«, fragte Morgenstern. Nun war Schneidt endgültig zum General mutiert. Er trat an eine Landkarte, die fast die halbe Wand seines Büros ausfüllte, und deutete mit einem Bleistift auf die Fundstelle. Ächzend wuchteten sich die beiden Kommissare aus dem Sofa. »Wie mir die Kollegen aus Eichstätt sagten, befindet sich der Hochsitz am Waldrand, direkt an dieser Ecke. Sie sehen hier auf der Hochfläche ein großes freies Gelände. Da befindet sich der Segelflugplatz.« Schneidt tippte auf ein lang gestrecktes Gebäude. »Hier hinten beginnt der Wald, der sich dann über viele Kilometer erstreckt. Das ist der sogenannte Saupark.« Lesen kann ich selber, dachte Morgenstern, der das in großen Lettern geschriebene »Saupark« bereits entziffert hatte. Aber es war sicher besser, den General jetzt nicht zu unterbrechen. »Sie fahren umgehend raus und kümmern sich um diese Sache. Wir haben noch nicht den Ansatz einer Ahnung, was da los war. Vielleicht ein Unfall, vielleicht Selbstmord, wer weiß?« »Aye, aye, Sir!«, sagte Morgenstern und salutierte. »Geht’s Ihnen noch gut, Morgenstern?«, sagte Schneidt scharf. »Raus jetzt. Und noch etwas: keine Eigenmächtigkeiten. Ich will über alles auf dem Laufenden gehalten werden.« »Logo«, versprach Morgenstern und trank in einem Zug seine Kaffeetasse leer. Sie hätten sich Schneidts Landkarte wohl besser einprägen sollen, denn es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie die Unglücksstelle fünfundzwanzig Kilometer nördlich von Ingolstadt gefunden hatten. Obwohl Morgenstern jetzt schon ein dreiviertel Jahr in Eichstätt lebte, konnte von detaillierten Ortskenntnissen keine Rede sein. Und Hecht als Schrobenhausener kannte sich im Altmühltal erst recht nicht aus. Als sie endlich ankamen, standen rund um den Hochsitz bereits ein Rettungswagen des Roten Kreuzes und zwei Streifenwagen der Eichstätter Polizei. Vor der hölzernen Leiter des Hochsitzes bildeten Sanitäter, Notarzt und Polizisten einen kleinen Kreis. Morgenstern und Hecht stellten sich kurz als Kriminalbeamte vor, dann näherten sie sich mit einem mulmigen Gefühl der Mitte des Kreises. Sie konnten sich denken, was sie erwartete. Der Tote lag auf dem Rücken im Gras. Er trug einen grünen Lodenmantel, der von dunklem, getrocknetem Blut durchtränkt war. Etwas abseits lag ein Gewehr mit aufwendig geschnitztem hölzernem Griff und einem schwarz schimmernden Zielfernrohr. Die Augen des Jägers waren weit aufgerissen, das Gesicht verzerrt. Morgenstern hatte einen Mann mittleren Alters erwartet – doch der Getötete war hochbetagt. Morgenstern wandte sich an die uniformierten Kollegen der Landpolizei. »Kennt jemand von Ihnen den Toten?« Ein grauhaariger Beamter mit Brille und deutlichem Bauchansatz nickte. »Ja, ich kenne ihn. Das ist der Schreiber Hias. Matthias Schreiber aus Eichstätt. Seiner Familie gehört ein Möbelhaus in Ingolstadt. Möbel Schreiber. Der Schreiber ist, ich meine, war hier Jagdpächter.« »Wer hat ihn gefunden?«, fragte Hecht. »Zwei Frauen, um kurz nach acht Uhr. Sie waren beim Nordic Walking und kommen fast jeden Morgen hier vorbei. Sie haben mit dem Handy sofort einen Notruf abgesetzt, aber da war nichts mehr zu machen.« Morgenstern schaute den Rettungssanitäter, der direkt neben ihm stand, fragend an. »Was sagen Sie dazu?« »Da gab es für uns nichts mehr zu tun.« »Haben Sie den Mann bewegt?« »Ein wenig schon. Aber im Wesentlichen liegt er noch so da, wie wir ihn gefunden haben. Auf dem Rücken.« Morgenstern beugte sich zu dem Toten hinab. Der Mantel hatte in Höhe des Brustbeins ein kaum erkennbares Loch. »Absolut tödlich«, sagte Morgenstern. Hecht nickte. »Sieht so aus. Ich würde sagen, er hat den Schuss oben auf dem Hochsitz abbekommen und ist dann kopfüber mit einer Drehung hinabgestürzt mitsamt seinem Gewehr.« Er wandte den Blick nach oben. »Schau mal, da hängt noch sein Fernglas.« Behände kletterte er die Leiter hinauf. »Hier ist auch sein Jagdrucksack.« »Bring ihn runter«, sagte Morgenstern. »Kennen Sie sich mit der Jägerei näher aus?«, fragte er den übergewichtigen Landpolizisten, während Hecht die Leiter wieder herunterkam. »Ein bisschen schon. Ein früherer Chef von mir war Jäger.« »Auf was schießt man denn jetzt, Anfang September?« »Wahrscheinlich auf einen Rehbock«, antwortete der Streifenbeamte. »Oder der Schreiber hoffte auf eine Wildsau. Wildschweine gibt es bei uns haufenweise, sie sind aber schwer zu kriegen, weil sie scheu und schlau sind. Er kann es aber auch auf einen Fuchs abgesehen haben. Die gibt’s hier auch.« »Aha«, meinte Morgenstern. »Und womit schießt man auf dieses Getier?« »Den Fuchs erwischt man am besten mit einer...


Richard Auer, Jahrgang 1965, studierte Diplom-Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt und hält der Stadt seitdem die Treue. Mit seiner Frau, drei Söhnen und der Katze Charlie wohnt er mitten in der barocken Altstadt. Seit über fünfzehn Jahren arbeitet er als Lokalredakteur beim "Eichstätter Kurier". "Walburgisöl" ist nach "Vogelwild" sein zweiter Kriminalroman



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