Augustinus | Die Bekenntnisse des Heiligen Augustinus | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 327 Seiten

Augustinus Die Bekenntnisse des Heiligen Augustinus


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-0391-5
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

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ISBN: 978-3-8496-0391-5
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
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Die Bekenntnisse (lateinisch Confessiones) sind autobiographische Betrachtungen des christlichen Kirchenlehrers Augustinus, entstanden um das Jahr 400. Er war damals Bischof von Hippo Regius in der römischen Provinz Numidien, heute Souk Ahras in Algerien (aus wikipedia.de)

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Viertes Buch.



Der meiner Seele lichte Hälfte war,

Sie trugen mir den lieben Freund zu Grabe;

Mein Jugendglück, all meine frohe Habe

Versanken mir mit seiner Todtenbahr.

Ich bot mich meinem Schmerz zum Raube dar,

Daß er sich voll am vollen Leben labe;

Er trank sich nimmer satt an seiner Gabe,

Als wär er ewig fessellos und wahr.

Da sprachst du tröstend in mein lautes Weinen:

Er ist bei mir, um den das Herz dir bricht,

Reich mir die Hand, ich will euch froh vereinen.

Ich lieb ihn jetzt in dir und deinem Licht,

Ich hab ihn wieder nach den wilden Peinen,

Herr, du mein Frieden, meine Zuversicht.

I.

In jener Zeit von neun Jahren, von meinem neunzehnten bis zu meinem achtundzwanzigsten Lebensjahre, wurde ich irre geführt und führte Andere irre; zeigte mich in meinen bunten Bestrebungen unwahr und trüglich, sowohl öffentlich durch das, was man die freien Künste nennt, als heimlich durch meine falsche Religion; war dort stolz, hier abergläubisch und nichtig in Allem. Dort suchte ich den eitlen Ruhm vor dem Volke bis zu theatralischem Beifallshaschen, Wettgedichten und Kämpfen um verwelkliche Kränze, ja bis zur Stillung der Zügellosigkeit des Fleisches; hier strebte ich wieder, mich von diesem Unrath zu reinigen, indem ich den für auserwählte Heilige Geltenden Speisen zutrug, von welchen sie uns in den Werkstätten ihres Leibes Engel und Götter machten, durch die wir befreit werden sollten. Das that ich mit meinen durch mich und mit mir betrogenen Freunden. Mögen mich die Uebermüthigen und Alle verlachen, die von dir noch nicht zu ihrem Heile gebeugt wurden; ich will dir zu deinem Lob meine Schande bekennen, will meines Irrthums Umwege durchgehen und dir das Opfer meines Jubels bringen. Denn was bin ich mir ohne dich, als mein eigener Führer ins Verderben; was selbst in meinem Wohlbefinden, wenn ich mich nicht mit dir, meiner milden Nahrung nähre, die nie verdirbt? Was für ein Mensch ist jeder Mensch auf Erden, da er ein Mensch von Erde ist! Mögen mich verlachen, die auf ihre Gewalt pochen, ich bekenne dir meine Mängel und Schwächen.

II.

In jenen Jahren lehrte ich die Redekunst und bot, besiegt von Ehrbegierde, die besiegende Geschwätzigkeit feil. Doch gute Schüler wünschte ich mir, wie man sie so gewöhnlich gut nennt, und lehrte sie ohne Verfänglichkeit die Verfänglichkeiten, mit welchen sie zwar nicht gegen die Unschuldigen, aber doch zu Gunsten der Schuldigen reden sollten. Und du, Gott, sahest von ferne meinen aus eitlem Rauch als schwachen Funken aufflackernden Glauben, den ich den Freunden der Eitelkeit noch unter den Lügen mittheilte, die sie suchten und die ich gab.

Damals hatte ich eine Freundin; sie war mit mir nicht in gesetzlicher Ehe verbunden, meine umherschweifende Leidenschaft hatte sie thöricht aufgespürt. Doch hatte ich nur sie und hielt ihr die Treue. Aber an ihr und mir bewies sich der Unterschied des ehelichen Bundes, der nur für Kindererzeugung geschloßen wird, und der sündhaften Neigung, wo man Kinder zeugt, ohne es zu wünschen, nöthigen sie auch durch ihre Geburt, sie zu lieben.

Auch erinnere ich mich, daß mir, da ich einen dichterischen Wettkampf eingehen wollte, ein Zeichendeuter um gewissen Lohn den Sieg versprach, dem ich aber, diese schändlichen Bräuche verabscheuend, erwiederte: selbst wenn der goldene Siegerkranz unsterblich wäre, gäbe ich nicht zu, für meinen Sieg nur eine Fliege zu tödten. Denn er pflegte Thiere bei seinen Gebräuchen zu opfern, und mir schien, als wollte er dadurch der bösen Geister Gunst erwerben. Aber auch diese Sünde verwarf ich nicht mit der Reinheit, die von dir stammt, du Gott meines Herzens; noch verstund ich ja nicht, dich zu lieben, der ich statt deiner nur von gleißenden Scheinbildern wußte. Denn schweift eine Seele nicht niedrig weg von dir, waidet sie nicht Winde, wenn sie sich nach solchen Truggestalten sehnt? Wollte ich auch nicht, daß man für mich den bösen Geistern opfere, so opferte ich mich doch ihnen selbst in jenem Aberglauben. Denn was ist Winde waiden und hegen anderes, als böse Geister hegen, durch seine Verirrungen ihnen zur Luft und zum Hohne werden?

III.

Dagegen hörte ich nicht auf, jene leichtfertigen Sterndeuter um Rath zu fragen, weil sie keine Opfergebräuche hatten und an keinen Geist Gebete richteten, während doch das ächte Christenthum auch ihr Thun verwirft; denn nur heilsam ist, dich zu bekennen, Herr, und in das Wort einzustimmen: »Herr sei mir gnädig, heile meine Seele, denn an dir habe ich gesündigt« (Psalm 41, 5.). Nicht soll man zur Freiheit im Sündigen deine Nachsicht misbrauchen, man soll dein Wort bedenken: »siehe zu, du bist gesund worden, sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Aergeres widerfahre« (Joh. 5, 14.). Dieses Gesunden zerstören wieder, die da mit den Sterndeutern lehren: vom Himmel kommt dir die unvermeidliche Ursache zum Sündigen; das hat Venus, oder Saturn gethan. Als wenn der Mensch, dieß stolz verwesende Fleisch und Blut, ohne Schuld – als wenn nur der Schöpfer des Himmels und seiner Gestirne zu beschuldigen wäre! Und wer ists, dem man dieß vorwirft, als du Gott, du Wonne und Quell der Gerechtigkeit, der du einem Jedem vergiltst nach seinen Werken, und doch ein zerstoßenes und gedemüthigtes Herz nicht verachtest. Es lebte damals ein weiser, in der Arzneikunde wohl erfahrener, und sehr berühmter Mann, welcher im Namen des Consuls mir einen Siegeskranz der Beredtsamkeit auf's kranke Haupt, nicht eben als der beste Arzt für dasselbe, gesetzt hatte. Denn nur du bist der heilende Arzt solcher Kranken, der du den Stolzen widerstehst und den Demüthigen Gnade gibst. Aber fehltest du mir denn in jenem Greise, unterließest du denn, durch ihn meine Seele heilen zu wollen? Zu ihm hielt ich mich und hieng an seinen Reden, die ohne künstliche Ausbildung durch das Belebende ihrer Gedanken anmuthig und gewichtig wurden. Als er nun, durch unsere Gespräche, bemerkte, ich habe mich auf die Schriften der Sterndeuter gelegt, ermahnte er mich mit väterlicher Güte, von ihnen zu lassen und nicht Zeit und Mühe, die nützlichern Dingen gebühre, vergeblich an solche Nichtswürdigkeiten zu wenden. Auch er habe sie in seiner Jugend und in der Absicht erlernt, seinen Lebensunterhalt durch sie zu erwerben, und ob er sie gleich so gut als seinen Hippokrates zu verstehen geglaubt, habe er doch nur darum sie aufgegeben, und sich allein noch auf die Arzneikunde gelegt, weil er ihre Lügenhaftigkeit erkannt und es verschmäht habe, sich durch Täuschung seiner Mitmenschen Ansehen und Unterhalt zu verschaffen. »Du aber,« sprach er weiter zu mir, »suchst dir deinen Unterhalt durch die Redekunst zu erwerben und legst dich nur aus Liebhaberei auf diese Betrügereien, da du nicht nöthig hast, dich durch sie zu ernähren. Um so mehr mußt du mir glauben, der ich sie so gründlich erlernte, daß ich von ihnen leben wollte.« – Als ich ihm hierauf einredete, woher es denn aber komme, daß diese Künste doch viel Wahres verkündigten, antwortete er mit Ueberzeugung: das thue die Macht des Geschickes, welche über alle Welt sich ausgieße. Schon in einem Dichterwerke, in dem Jemand einen Vers aufschlage, um sich von ihm Rath zu holen, könne sich oft ein Vers darbieten, der auffallend mit der Sache stimme, über die man Auskunft gesucht, während das Gedicht selbst etwas ganz Anderes beabsichtige. Um so weniger dürfe man sich wundern, wenn aus einer Menschenseele gleichsam durch einen höhern Zug, ohne daß sie es wiße, Worte kämen, die nicht durch geheime Kunst, die durch das Geschick mit den Umständen übereinstimmen, um die man frage. Dieß ließest du mir durch Jenen sagen, auch fand ich es später selbst so. Doch damals konnte weder Jener, noch mein theurer Nebridius, ein sehr edler, tugendhafter Jüngling, der aller jener Vorherverkündigungen lachte, mich zu ihrer Verwerfung überreden, da mich das Ansehen der Sterndeuter weit mehr anzog und ich den von mir gesuchten Beweis noch nicht gefunden hatte, der mich überzeugt hätte, daß das was mir von den Befragten Wahres gesagt wurde durch Zufall oder Geschick eingetroffen sei und nicht durch die Kunst derer, die in den Gestirnen forschten.

IV.

In jener Zeit, in welcher ich in meiner Geburtsstadt zu lehren anfieng, hatte ich mir einen Freund erworben, der mir durch unsere gemeinschaftlichen Studien äußerst lieb und mit mir im gleichen, blühenden Alter war. Er war mit mir als Knabe aufgewachsen, zusammen giengen wir zur Schule, zusammen spielten wir. Und doch war er mir, weder in unserer Knaben- noch Jünglingszeit, so befreundet, wie es die wahre Freundschaft fordert, die nur die wahre wird, wenn du an dir hangende Seelen mit jener Liebe einander vereinst, die in unser Herz ausgegoßen ist durch den heiligen Geist, der in uns ist. Und dennoch war sie so süß, seit sie uns durch unsern Eifer in den gleichen Studien in einander verschmelzt...



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