Bachleitner / Weichbold / Aschauer | Die Befragung im Kontext von Raum, Zeit und Befindlichkeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 195 Seiten, eBook

Bachleitner / Weichbold / Aschauer Die Befragung im Kontext von Raum, Zeit und Befindlichkeit

Beiträge zu einer prozessorientierten Theorie der Umfrageforschung

E-Book, Deutsch, 195 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-92327-7
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Umfrageforschung zählt nach wie vor zu den am meisten eingesetzten - tenerfassungsmethoden in den Sozialwissenschaften, aus denen ein Wissens- winn und Erkenntnisfortschritt erwartet wird. Wenngleich sich die Methoden heute stark ausdifferenzieren und die Modi diversifizieren, fehlt es immer noch an Grundlagenforschung in diesem Bereich. Das vorliegende Buch soll einen weiteren Ansatz darstellen, die grundleg- den Elemente der Befragung sowie ihre Einbettung im prozessorientierten - lauf der Umfrage zu strukturieren. Dabei interessieren vor allem Raum-, Ze- und Befindlichkeitsaspekte und ihre jeweiligen Effekte. Es wird wohl noch intensiver weiterer Forschung, aber auch Überzeugu- arbeit bedürfen, um die Umfrageforschung von ihrem eingespielten und ang- lich so sicheren Weg zu neuen methodischen Perspektiven zu bringen, die eine weitere Annäherung an Wahrheits- und Wirklichkeitsvorstellungen in Aussicht stellen. Reinhard Bachleitner Martin Weichbold Wolfgang Aschauer Salzburg, Jänner 2010 1 Einleitung: Problemstellung und Zielperspektiven Die Befragung ist hinsichtlich der Häufigkeit ihrer Anwendung mehr denn je die bedeutendste Methode der empirischen Sozialforschung. Die von René König (1952: 27) gewagte Prophezeiung, dass 'das Interview in seinen verschiedenen Formen doch immer der Königsweg der praktischen Sozialforschung bleiben' werde, hat auch nach über einem halben Jahrhundert nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Mehr denn je füllt auch die Literatur über die Befragung unzählige Druckseiten. Dies gilt zum einen für Lehrbücher.

Dr. Reinhard Bachleitner ist Professor im Fachbereich Soziologie an der Universität Salzburg mit den Forschungsschwerpunkten Methoden, Methodologie, empirische Kultursoziologie und Tourismussoziologie.
Dr. Martin Weichbold ist außerordentl. Professor im Fachbereich Soziologie an der Universität Salzburg mit den Forschungsschwerpunkten Methoden, Methodologie und Statistik.
Dr. Wolfgang Aschauer (Soziologe, Psychologe und Kommunikationswissenschaftler) ist Post doc am Fachbereich Soziologie der Universität Salzburg. Forschungsschwerpunkte: Migrationsforschung, Tourismusforschung, empirische Sozialforschung und Statistik.
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1;Inhaltsverzeichnis;5
2;Vorwort;9
3;1 Einleitung: Problemstellung und Zielperspektiven;10
4;2 Zum aktuellen Stand der Theoriebildung in der Umfrageforschung;15
4.1;2.1 Theorieansätze zur Teilnahmebereitschaft;16
4.2;2.2 Theorieansätze zur Erklärung der Antwortfindung/-entscheidung;18
4.3;2.3 Übergreifende Ansätze;19
5;3 Defizite bisheriger Theoriebildung;21
5.1;3.1 Die Relevanz von Raum und Zeit für den Umfrageprozess;21
5.2;3.2 Befindlichkeit als Determinante des Befragtenverhaltens;22
5.3;3.3 Die Befragung als soziale Situation und ihre Interpretation;24
6;4 Befragung als Prozess – eine ablauforientierte Theorie der Befragung;26
6.1;4.1 Konzeptionspphase;27
6.2;4.2 Selektionsphase;29
6.3;4.3 Reaktionsphase;33
6.3.1;4.3.1 Das Modell der Frame-Selection und seine Anwendung auf die Befragung;35
6.3.2;4.3.2 Elemente der Situation der Befragung;36
6.3.3;4.3.3 Der Antwortprozess;37
6.4;4.4 Aggregations- und Interpretationsphase;39
6.5;4.5 Übersicht: Annalyseraster zur Bestimmmung von Effeekten;41
7;5 Raum, Zeit und Befindlichkeit und ihre methodologische Relevanz für die Umfrageforschung;43
7.1;5.1 Raum;43
7.1.1;5.1.1 Soziologische Bestimmung von Raum und Ort;43
7.1.2;5.1.2 Zur Relevanz von Raum in der Umfrageforschung;48
7.1.2.1;Konzeptionsphase [1]19;48
7.1.2.2;Selektionsphase [4];50
7.1.2.3;Reaktionsphase [7];53
7.1.2.4;Aggregationsphase [10];54
7.2;5.2 Zeit;56
7.2.1;5.2.1 Soziologische Bestimmung von Zeit;56
7.2.1.1;Zeitkonzepte;56
7.2.1.2;Zeitwahrnehmung und Zeiterleben;57
7.2.2;5.2.2 Zur Relevanz von Zeit in der Umfrageforschung;58
7.2.2.1;Konzeptionsphase [2];58
7.2.2.2;Selektionsphase [5];61
7.2.2.3;Reaktionsphase [8];63
7.2.2.4;Aggregationsphase [11];64
7.3;5.3 Befindlichkeit;65
7.3.1;5.3.1 Soziologische Bestimmung von Befindlichkeit;65
7.3.1.1;Begriff, Begriffsabgrenzungen und Systematik von Emotionen;65
7.3.2;5.3.2 Zur Relevanz von Befindlichkeit in der Umfrageforschung;68
7.3.2.1;Selektionsphase [6];69
7.3.2.2;Reaktionsphase [9];69
7.3.2.3;Aggregationsphase [12];71
7.4;5.4 Überblick;71
8;6 Empirische Befunde zu Raum-, Zeit- und Befindlichkeitseffekten bei Umfragen;73
8.1;6.1 R-Z-B-Effekte innerhalb der Konzeptionsphase;75
8.1.1;6.1.1 Konzeptionsphase: Raum (Feld 1);75
8.1.2;6.1.2 Konzeptionsphase: Zeit (Feld 2);78
8.1.3;6.1.3 Konzeptionsphase: Befindlichkeit (Feld 3);81
8.2;6.2 R-Z-B-Effekte innerhalb der Selektionsphase;85
8.2.1;6.2.1 Selektionsphase: Raum (Feld 4);85
8.2.2;6.2.2 Selektionsphase: Zeit (Feld 5);88
8.2.3;6.2.3 Selektionsphase: Befindlichkeit (Feld 6);91
8.3;6.3 Effekte auf der Reaktionsebene;93
8.3.1;6.3.1 Reaktionsphase: Raum (Feld 7);93
8.3.2;6.3.2 Reaktionsphase: Zeit (Feld 8);96
8.3.3;6.3.3 Reaktionsphase: Befindlichkeit (Feld 9);99
8.3.3.1;6.3.3.1 Sekundäranalysen zu situationsspezifischen Einflussgrößen der Befragung;101
8.3.3.2;6.3.3.2 Hypothesen zum Einfluss der Befindlichkeit auf das Befragtenverhalten;103
8.3.3.3;6.3.3.3 Untersuchungsdesign und Operationalisierung;104
8.3.3.4;6.3.3.4 Ergebnisse der Untersuchung;106
8.3.3.5;6.3.3.5 Relevanz der Ergebnisse;114
8.4;6.4 Aggregationsphase;115
8.4.1;6.4.1 Aggregationsphase: Raum (Feld 10);116
8.4.2;6.4.2 Aggregationsphase: Zeit (Feld 11);121
8.4.3;6.4.3 Aggregrationsphase: Befindlichkeit (Feld 12);127
9;7 Konturen, Konklusion und Perspektiven für eine Theorie der Umfrageforschung;133
9.1;7.1 Konturen einer Theorie der Befragung;134
9.2;7.2 Die Theorieelemente der Befragung;134
9.3;7.3 Die Determinationen im Einzelnen;135
9.3.1;Einflussfeld 1: Der Modus;135
9.3.2;Einflussfeld 2: Die Befragungssituation;136
9.3.3;Einflussfeld 3: Fragebogen;136
9.3.4;Einflussfeld 4: Der Befragte;137
9.4;7.4 Die Theorieelemente im Phasenverlauf der Befragung;137
9.4.1;Phase I;137
9.4.2;Phase II;137
9.4.3;Phase III;138
9.4.4;Phase IV;138
9.5;7.5 Die Theorieelemente und ihre Paradigmenbezüge;138
9.5.1;7.5.1 Der Modus und die Wirklichkeitsvorstellungen bzw. Paradigmen der Realität;139
9.5.1.1;Methodologisch ausgerichtete Wirklichkeitsauffassungen;139
9.5.2;7.5.2 Das Erhebungsinstrument und kognitionspsychologische Paradigmen;140
9.5.3;7.5.3 Die Befragungssituation und das Situationsparadigma;142
9.5.4;7.5.4 Der Befragte, Persönlichkeitsparadigmen (Menschenbilder) sowie akteurszentrierte Paradigmen;143
9.5.4.1;Akteurszentrierte Paradigmen der Soziologie;144
9.6;7.6 Theorie der Befragung als Kurzformel und in Kurzform;145
10;8 Qualitätssicherung in der Umfrageforschung und die Bedeutung von Raum, Zeit und Befindlichkeit;147
10.1;8.1 Qualitätsstandards in der Umfrageforschung: Ein Überblick;147
10.2;8.2 Qualitätskontrolle als Prozesskontrolle;151
10.3;8.3 Der Umgang mit raum-, zeit- und befindlichkeitsspezifischen Effekten in der Umfrageforschung;153
10.4;8.4 Umsetzungsperspektiven für die künftige Umfrageforschung;156
11;9 Exkurs: Umfrageforschung und Willensfreiheit. Zum Konzept der Entscheidungsund Wahlfreiheit im Licht der neurophysiologischen ;158
11.1;9.1 Ausgangslage;158
11.2;9.2 Determinismus;160
11.3;9.3 Subjektivität und Naturalismus;161
11.4;9.4 Soziale Reifung des Gehirns;163
11.5;9.5 Umfrageforschung und Willensfreiheit;165
11.6;9.6 Situation und Mittelwahl;166
11.7;9.7 Fazit;168
12;10 Anhang;170
12.1;10.1 Abbildungsverzeichnis;170
12.2;10.2 Tabellenverzeichnis;172
12.3;10.3 Beschreibung der verwendeten Studien;173
12.3.1;10.3.1 Studentische Praktika;173
12.3.2;10.3.2 Tourismuswissenschaftliche Umfragen;175
12.3.3;10.3.3 Kulturvergleichende Umfragen;177
13;11 Literatur;178

Einleitung: Problemstellung und Zielperspektiven.- Zum aktuellen Stand der Theoriebildung in der Umfrageforschung.- Defizite bisheriger Theoriebildung.- Befragung als Prozess – eine ablauforientierte Theorie der Befragung.- Raum, Zeit und Befindlichkeit und ihre methodologische Relevanz für die Umfrageforschung.- Empirische Befunde zu Raum-, Zeit- und Befindlichkeitseffekten bei Umfragen.- Konturen, Konklusion und Perspektiven für eine Theorie der Umfrageforschung.- Qualitätssicherung in der Umfrageforschung und die Bedeutung von Raum, Zeit und Befindlichkeit.- Exkurs: Umfrageforschung und Willensfreiheit. Zum Konzept der Entscheidungs- und Wahlfreiheit im Licht der neurophysiologischen Forschung.


8 Qualitätssicherung in der Umfrageforschung und die Bedeutung von Raum, Zeit und Befindlichkeit (S. 151-152)

Die Bedeutung einer Theorie der Umfrageforschung ergibt sich nicht allein aus ihrer Konsistenz und ihrem Neuigkeitswert, sondern bemisst sich auch in ihrem Beitrag für die Weiterentwicklung der Praxis. Im Konkreten sehen wir eine Stärke einer prozessorientierten Theorie zur Umfrageforschung darin, ein Raster für die Qualitätsbestimmung und -sicherung von Umfrageforschung zu bieten und auf diese Weise dazu beizutragen, Umfragen zu verbessern.

8.1 Qualitätsstandards in der Umfrageforschung: Ein Überblick

Geht man der Frage nach, wie die Qualität von Umfragen zu beurteilen ist und welche Maßnahmen zu ihrer Sicherung zu ergreifen sind, so ist eine beachtliche Vielfalt, aber auch Inkonsistenz diverser Ansätze zu erkennen (im Detail vgl. dazu Weichbold 2008 und 2009). Grundsätzlich kann man unterschiedliche Zielrichtungen der Ansätze identifizieren: solche, die versuchen, einer inhaltlichen Konzeption von Qualität zu folgen, solche, die auf die beteiligten Personen fokussieren und solche, die den Forschungsprozess und/oder zugrunde liegende Organisationsstrukturen zu kontrollieren und optimieren versuchen.

Die klassischen Gütekriterien Validität, Reliabilität und Objektivität stehen für eine inhaltliche Definition von Qualität. Sie basieren auf den Axiomen der klassischen Testtheorie, die davon ausgeht, dass ein „wahrer Wert“ existiert, der – in der Regel allerdings verbunden mit Fehlern – gemessen werden kann. Im Idealfall streuen diese Fehler zufällig rund um Null. Diese an einer möglichst fehlerfreien Messung orientierte Konzeption von Qualität ist in der (zumindest: deutschsprachigen) Methodenliteratur weit verbreitet, kein Lehrbuch für empirische Sozialforschung kommt um die klassischen Gütekriterien herum. Zugleich ist die praktische Umsetzbarkeit im Rahmen einer Qualitätssicherung für Umfragen aber mit Schwierigkeiten behaftet.

Diese Schwierigkeiten betreffen zunächst eine praktische Ebene, weil eine Messung von Validität i. e. S. nicht möglich ist (vgl. Bortz/Döring 2006: 199) oder Kennwerte zur Reliabilitätsbestimmung (etwa Cronbachs Alpha) nicht unproblematisch sind (vgl. Schnell/ Hill/Esser 2008: 153). Es gibt aber auch grundsätzlichere Bedenken, ob die Anwendung der Gütekriterien angebracht ist: Für Testverfahren oder zur Erhebung bestimmter Sachverhalte erscheint die Annahme eines „wahren Wertes“ (und somit die Bestimmung der Güte seiner Messung) durchaus sinnvoll, ob dies auch für Meinungen und Einstellungen zutrifft, ist hingegen fraglich, werden diese doch auf einer Mikroebene auch durch situative Kontexte (wie gezeigt wurde, besonders durch Raum, Zeit und Befindlichkeit), aber auch auf einer Makroebene kulturell mit konstruiert.75 Qualitative Ansätze gehen noch weiter und stellen die Existenz eines wahren Wertes ohnehin in Abrede (vgl. Steinke 1999: 81).76


Dr. Reinhard Bachleitner ist Professor im Fachbereich Soziologie an der Universität Salzburg mit den Forschungsschwerpunkten Methoden, Methodologie, empirische Kultursoziologie und Tourismussoziologie.

Dr. Martin Weichbold ist außerordentl. Professor im Fachbereich Soziologie an der Universität Salzburg mit den Forschungsschwerpunkten Methoden, Methodologie und Statistik.

Dr. Wolfgang Aschauer (Soziologe, Psychologe und Kommunikationswissenschaftler) ist Post doc am Fachbereich Soziologie der Universität Salzburg. Forschungsschwerpunkte: Migrationsforschung, Tourismusforschung, empirische Sozialforschung und Statistik.


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