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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 336 Seiten

Reihe: Kommissar Brandner

Baecker Schwabentod

Kriminalroman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96041-664-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 9, 336 Seiten

Reihe: Kommissar Brandner

ISBN: 978-3-96041-664-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Whisky & Crime im Ländle. Ein Mann wird ermordet in seinem Haus aufgefunden - marionettengleich arrangiert und rosa lackiert. Die einzigen Tatzeugen: sechs lebensgroße Silikonpuppen, ausgestattet mit Sprachfunktion und internetfähigem Betriebssystem. Die Zukunftslösung gegen Einsamkeit? Oder ein perfides Mittel, um die Privatsphäre der Besitzer auszuspionieren? Während Kommissar Brander und seine Kollegen der Kripo Esslingen fieberhaft versuchen, die digitale Welt zu verstehen, werden weitere bizarr hergerichtete Leichen entdeckt.

Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie studierte BWL, arbeitete als IT-Prozessingenieurin, später als Pressereferentin und lebt heute als Schriftstellerin in der Nähe von Tübingen. Durch ihre Krimiserie mit Whiskyfreund Andreas Brander wurde sie zur Fachfrau für 'Whisky & Crime', sodass auch ihre Veranstaltungen häufig von einem Whiskytasting begleitet werden.
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Montag


Die Haustür schlug zu. Andreas Brander schreckte aus dem Tiefschlaf. Sein Herz schlug schneller, und er blinzelte benommen. Hinter den Vorhängen dämmerte mattes Licht. Der Tag hatte noch nicht richtig begonnen. Er drehte sich zu seinem Nachttisch, warf einen Blick auf den Wecker: Kurz nach fünf.

»Das war Nathalie.« Cecilia war anscheinend ebenfalls aufgewacht. »Ich hatte gehofft, dass es bis zu ihrem ersten offiziellen Einsatz noch ein bisschen dauert.«

Er hörte deutlich die Sorge aus der Stimme seiner Frau. »Wir werden ihr wohl eine Entschuldigung für die Arbeit schreiben müssen«, murmelte er.

»Sie ist achtzehn. Sie kann sich ihre Entschuldigungen selbst schreiben.«

»Ganz genau, Ceci.« Brander drehte sich zu ihr. Sie lag auf dem Rücken, die dunkelbraunen Haare vom Schlaf zerzaust. Selbst im Dämmerlicht konnte er die sorgenvollen Falten auf ihrer Stirn erkennen. »Sie ist achtzehn, und sie weiß, worauf sie sich eingelassen hat.«

Im August war ihre Pflegetochter volljährig geworden und hatte beschlossen, aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ammerbuch zu werden. Sie war schon in den Jahren davor Mitglied der Jugendfeuerwehr gewesen, hatte zahlreiche Kurse absolviert und den Brandschutz im Hause Brander erheblich verbessert. Sie besaßen inzwischen sogar eine Strickleiter, um zur Not aus dem Fenster klettern zu können, wenn das Treppenhaus ihrer Doppelhaushälfte in Flammen stehen sollte. Als sie das Mädchen vor gut drei Jahren bei sich aufgenommen hatten, hätte Brander nicht gedacht, dass aus dem Wildfang jemals so eine verantwortungsvolle junge Frau werden würde.

»Kannst du dich erinnern, wie oft wir sie aus dem Bett zerren mussten, damit sie zur Schule geht?«, erinnerte er sich. »Wir hätten ihr schon damals so einen Piepser geben sollen.«

»Ja, das hätte sicher geholfen.« Cecilia kuschelte sich an ihn. »Hoffentlich passiert ihr nichts.«

»Sie ist ein Greenhorn. Ihre Kollegen werden gut auf sie aufpassen.« Er zog seine Frau an sich und schloss die Augen. Eine knappe Stunde Schlaf blieb ihm noch.

Als Branders Kollegin Persephone Pachatourides um halb acht vor der Tür stand, war Nathalie noch nicht von ihrem Einsatz zurück. Brander rief ihren Ausbildungsbetrieb an, um ihr Fehlen zu entschuldigen, bevor er in den in die Jahre gekommenen PT Cruiser seiner Kollegin stieg.

»Morgen, Peppi, du bist spät dran.«

»Stand ewig im Stau. Am Schopfloch hat es gekracht. Ein Kleinwagen ist mit einem Lkw zusammengestoßen.«

Brander stöhnte auf. Er dachte an Nathalie, die in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus geeilt war. War das der Einsatz, zu dem man sie gerufen hatte?

»Und?«

»Keine Ahnung. Ich gehöre nicht zu den Gaffern. Und Kollegen waren bereits vor Ort.«

Der späte Start verschaffte ihnen das Vergnügen, im stärksten Berufsverkehr auf der A 81 bis zum Stuttgarter Kreuz im Stau zu stehen. Die morgendliche Teamsitzung hatte bereits begonnen, als sie um kurz nach neun die Polizeidienststelle in Esslingen erreichten.

Kriminaloberrat Hans Ulrich Clewer, Leiter der Kriminalinspektion 1, begrüßte sie erfreut. »Sie beide kommen gerade recht. Wir haben einen Leichenfund –«

»Sagen Sie bitte nicht, in Tübingen«, unterbrach Peppi ihren Vorgesetzten. »Ich habe geschlagene zwei Stunden gebraucht, um hierherzukommen. Ich fahre jetzt nicht wieder zurück.«

Clewer erwiderte Peppis Blick mit seinen nüchternen grauen Augen gelassen. »Frau Pachatourides, lassen Sie mich doch bitte aussprechen.«

»Persephone, setz dich zu mir, kriegst auch ’nen Kaffee.« Stephan Klein zog einladend den Stuhl zu seiner Linken zurück. »Hans, jetzt lass die Kollegen doch erst mal ankommen.«

Diese Vertraulichkeit konnte sich nur Kriminalhauptkommissar Stephan Klein mit Clewer vor versammelter Mannschaft erlauben. Den einen Meter fünfundneunzig großen Hünen verband eine jahrelange private Freundschaft mit dem Inspektionsleiter.

Peppi nahm den angebotenen Platz an, Brander suchte sich einen Stuhl ihr gegenüber.

»Na, Persephone, schönes Wochenende gehabt?«

»Stephan, kannst du deinen Small Talk bitte auf die Pause verschieben?«, versuchte Clewer, sich wieder Gehör zu verschaffen.

Brander fragte sich, ob sein Chef es manchmal bereute, den Mann in sein Team geholt zu haben. Stephan hatte viele Jahre als verdeckter Ermittler im Bereich Organisierte Kriminalität gearbeitet und nicht nur sein Äußeres, sondern auch sein Benehmen entsprechend angepasst. Vielleicht war er aber schon immer so unverfroren gewesen. Dennoch durfte man sich von seinem losen Mundwerk nicht täuschen lassen. Hinter der faltigen Stirn arbeitete ein verdammt kluges Hirn. Und trotz seiner zweiundfünfzig Jahre und gut einhundert Kilo Körpergewicht war seine Fitness besser als die mancher Teenager.

Unwillkürlich wanderten Branders Gedanken wieder zu Nathalie. Sie hatte auch das Talent, ihre sensible Seite unter einer sehr rauen Schale und hinter einer oft äußerst ruppigen Sprache zu verstecken. Und jetzt hatte sie ihren ersten Einsatz bei der freiwilligen Feuerwehr. Ein Kleinwagen, der mit einem Lkw kollidiert war. Ein simpler Wasserrohrbruch oder ein kleiner Zimmerbrand wäre für den Anfang ein ausreichender Start gewesen, fand Brander. Er hoffte, dass es keine Todesopfer gegeben hatte, und nahm sich vor, am Abend mit ihr über ihren Einsatz zu sprechen.

Fabio Esposito schob ihm eine Tasse über den Tisch zu. Der junge Kollege mit italienischen Wurzeln zwinkerte ihm zu. Er hielt Branders abwesenden Blick wohl für Müdigkeit. Montagmorgens blickte manch ein Kollege noch recht verschlafen aus der Wäsche. Nichtsdestotrotz nahm Brander den Kaffee dankbar entgegen.

»… auf einem Aussiedlerhof bei Wolfschlugen. Eine junge Frau hat ihren Lebensgefährten heute Morgen tot im gemeinsamen Haus aufgefunden. Die Kriminaltechniker sind vor Ort.« Clewer sah in die Runde. »Herr Brander, Frau Pachatourides, ich möchte, dass Sie das übernehmen.«

»Okay.« Der Kaffee hatte Peppi wieder milder gestimmt.

Brander sah verwundert zu seiner Kollegin. »Hast du nicht heute einen Gerichtstermin?«

»Geri… Oh, nee, den hab ich total vergessen.« Sie sah an sich herunter.

Sie trug Jeans, dazu eine rot-blau gemusterte Bluse. Die langen lockigen Haare waren etwas zerzaust, aber da konnte ein Kamm Abhilfe schaffen. Brander strich sich über die Glatze. In Sachen Frisur hatte er es eindeutig leichter.

Stephan Klein hob die Hand. »Ich kann mit rausfahren.«

***

»Ewig her, dass ich hier war«, stellte Stephan fest, als sie über die Filderebene das Ortsschild Wolfschlugen erreichten. »War mit meiner Süßen wandern.«

Stephans Süße war eine zierliche Opernsängerin gewesen, die so gar nicht zu dem von den Waden bis zu den Handgelenken tätowierten Koloss mit dem faltigen Gesicht einer Bulldogge passte. Für sie hatte er seine Arbeit in Sachsen, wo er als verdeckter Ermittler gearbeitet hatte, aufgegeben und war nach Esslingen gezogen. Dann war sie gestorben.

»Durch die Föllbachschlucht zum Ulrichstein«, fuhr Stephan fort. »Kennste den?«

»Der einzige Ulrich, den ich kenne, ist Käpten Huc.« Womit Brander seinen Inspektionsleiter Hans Ulrich Clewer meinte.

Stephan grinste. »Ist ’n Felsen hier in der Gegend, da hat sich Herzog Ulrich von Württemberg angeblich mal vor seinem Bruder versteckt. Nette Tour.« Sein Blick glitt zu einem Straßenschild. »Wo müssen wir eigentlich hin?«

»Einmal durch den Ort.«

Sie ließen die Häuser hinter sich und bogen wenig später in einen Landwirtschaftsweg ab. Eine schmale Straße schlängelte sich zwischen Feldern und einem Waldstück und endete auf einem gepflasterten Hof vor einem in die Jahre gekommenen Bauernhaus. Fassade und Fenster hätten eine Modernisierung gut vertragen können. Eine Kletterrose hangelte sich neben dem Hauseingang am bröckelnden Putz hinauf. Rechts des Hauses stand eine betagte Scheune, deren Tor schief in den Angeln hing.

Auf der Zufahrt zum Hof parkten die Wagen der Kollegen von der Kriminaltechnik und Schutzpolizei. Hinter der Absperrung auf dem Hof stand eine Ambulanz des Roten Kreuzes neben einem Kleinwagen in knalligem Pink. Ein Werbeschriftzug am Heckfenster wies auf ein mobiles Kosmetikstudio hin. Unbeeindruckt vom Trubel spazierte ein Huhn zwischen den Autos umher und pickte im Boden herum.

Der Kriminaltechniker Manfred Tropper stand an einem der Einsatzwagen. Er hatte die Kapuze seines Schutzanzuges in den Nacken geschoben und hielt die Tasse einer Thermoskanne in der Hand. Das dünne graue Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab. »Da kommt ja unser Spurenvernichtungskommando.« Er sah ihnen mit gerunzelter Stirn entgegen.

»Das habt ihr doch schon erledigt, oder?«, flachste Brander zurück.

»Noch nicht ganz.« Tropper leerte seine Tasse.

Stephan mühte sich, seinen Körper in die Schutzkleidung zu zwängen. »Und jetzt stören wir deine gemütliche Kaffeepause in diesem morbiden Cottage-Charme. Was habt ihr denn Hübsches für uns?«

»›Hübsch‹ ist gut.« Tropper zog die Kapuze wieder über die Haare und deutete mit einem Kopfnicken an, ihm ins Haus zu folgen. Die Kriminaltechniker hatten einen Pfad im geräumigen Flur markiert. Eine Garderobe aus dunklem Eichenholz erstreckte sich über eine Wandseite, den Boden zierten dunkelgrüne Fliesen, die grün-beige gemusterte Tapete aus einem anderen Jahrzehnt, wenn nicht Jahrhundert, bedeckte den Rest der Wände. Über einem Ölbild, das eine Waldlandschaft mit Reh darstellte, hing ein Hirschgeweih. Ein seltsamer Geruch, den Brander nicht einordnen konnte, hing in der Luft, vermischte sich mit dem...


Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie studierte BWL, arbeitete als IT-Prozessingenieurin, später als Pressereferentin und lebt heute als Schriftstellerin in der Nähe von Tübingen. Durch ihre Krimiserie mit Whiskyfreund Andreas Brander wurde sie zur Fachfrau für "Whisky & Crime", sodass auch ihre Veranstaltungen häufig von einem Whiskytasting begleitet werden.



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