E-Book, Deutsch, Band 2, 450 Seiten
Reihe: Wikinger-Krieger-Reihe
Bärbig Wikingerblut – Schlacht der Nordmänner
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-0613-1
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 450 Seiten
Reihe: Wikinger-Krieger-Reihe
ISBN: 978-3-7517-0613-1
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zwei mutige Wikingerbrüder ziehen in die Schlacht
Nach dem Sieg über ihre Feinde, bleibt Kjelvar im Land der Skoten, um bald zurück nach Norwegen zu segeln. Thorvik hingegen schließt sich einem Heer aus Dänen an. Die akzeptieren jedoch keinen Fremden in ihren Reihen - und bald gerät Thorvik in einen Hinterhalt ...
Und auch Kjelvars Pläne, nach Norwegen zurückzureisen, werden jäh durchkreuzt. König Causantin bietet ihm eine Abmachung an, die er einhalten muss, um seine Männer und seine Familie zu schützen. Doch damit begibt er sich in große Gefahr. Werden die beiden Brüder ihre übermächtigen Gegner erneut besiegen?
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
'Das Cover ist toll gestaltet und passt hervorragend zum Buch. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und schafft es, dem Leser ein gutes Bild von der damaligen Zeit zu entwerfen. Die Charaktere sind gut gezeichnet und wirken lebendig und authentisch. Die Handlung ist sehr spannungsreich und actiongeladen. Da kommt beim Lesen garantiert keine Langeweile auf. Wer sich für das Thema interessiert, sollte das Buch auf jeden Fall lesen.' (JARLINA, Lesejury zu 'Wikingerblut - Die Rache des Kriegers')
Jürgen Bärbig, geboren 1971, interessierte sich schon immer für Geschichte und Archäologie und liebt es, für seine historischen Romane zu recherchieren. Er schreibt Fantasy-, Science-Fiction- und Abenteuerromane sowie Krimis.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Dorf Ayrk, Feste von Earl Brude McDonagh
876 n. Chr.
Das neue Jahr war bereits drei Monate alt, und noch immer hielt der Winter das Land fest umklammert. Doch langsam wurde er müde. Hier und da brach bereits Heidekraut aus dem Schnee. Der Frühling kam zaghaft, aber unaufhaltsam. Die Zeit, auf die Kjelvar sehnsüchtig gewartet hatte, bedeutete sie doch Aufbruch und die Rückkehr nach Hause. Zu lange waren sie schon in diesem Land, das den Tod zu vieler Freunde gesehen hatte.
Kjelvar hatte keinen ruhigen Schlaf gehabt. Die Narbe an der Brust, die Jarl Frenja ihm bei der Schlacht von Clydonnan zugefügt hatte, schmerzte. Und er musste an Thorvik denken, wo er jetzt war, wie es ihm wohl ging. Ob er noch lebte? Oder hatte er sich mit Odin versöhnt und saß jetzt an seiner Tafel?
Während er nachsann, war er in Hose und Stiefel geschlüpft und hatte sich eine wärmende Decke übergeworfen, bevor er leise zur Tür schlich.
Es war noch früh. Nur ein zartroter Streifen zwischen den vorbeiziehenden Wolkenbändern kündigte den neuen Tag an.
Sigrè schlief noch, Isgrid lag in ihrem Arm, das kleine Gesicht mit dem Feuermal war ihm zugewandt. Ihre blassen Lippen bewegten sich, eine Spuckeblase zerplatzte, was Kjelvar ein Lächeln entlockte, ehe er auf den Gang hinaustrat.
Er wollte Holz holen und das Feuer anschüren, bevor die beiden erwachten.
Kjelvar und die Überlebenden seiner Mannschaft hatten Quartier in Earl Brude McDonaghs Feste im Dorf Ayrk erhalten.
Der alte Mann hatte sein Wort gehalten und war ihnen ein höflicher Gastgeber, der sich aber, kaum dass sie vom Schlachtfeld zurückgekehrt waren, in seine Gemächer zurückgezogen hatte. Seitdem hatte Kjelvar ihn kaum gesehen und noch weniger gesprochen. Er ahnte, was den Earl quälte. Nach dem Tod von Earl Duggan McManneth, dem Mann, den er für einen Freund und Verbündeten gehalten hatte, gab es Aufruhr in Clydonnan, und es kam zu Aufständen. McDonagh hatte nicht genug Krieger, um ihrer Herr zu werden und die Provinz zu befrieden. Hinzu kam das Gefühl der Schuld, das schwer auf ihm lastete, nachdem er die Hinrichtung seiner eigenen Tochter befohlen hatte.
Kjelvar durchfuhr ein Schauer, als er aus dem Gebäude trat und ihn eiskalte Luft empfing.
Er erinnerte sich gut an Isbeth, die sich gegen ihren Vater erhoben hatte. Wie stolz sie gewesen war, als der Henker ihr die Schlinge um den Hals gelegt hatte, und wie still sie gestorben war. Anders als die anderen Gefangenen, die unter den rachsüchtigen Messern der Pikten ein qualvolles Ende gefunden hatten.
Der harschige Schnee knirschte unter seinen Sohlen, als er eilig zum Schuppen hinüberging, in dem das Holz gelagert wurde. Um ihn herum erhoben sich die Palisaden der Feste McDonagh. Ein paar Wachfeuer brannten dort, an denen sich die Posten wärmten.
Kjelvar roch den würzigen Rauch und hörte das Knacken der Holzscheite. Er öffnete die Tür zu dem Schuppen und wollte gerade hineinschlüpfen, als ihn Hufschlag innehalten ließ.
Ein gesatteltes und mit Proviant bepacktes Pferd wurde aus dem Stall geführt. Der Mann, der es am Zügel hielt, war schmal und versank beinahe in dem schweren Mantel, dessen Kapuze seinen Kopf bedeckte. Auch wenn er das Gesicht nicht sehen konnte, wusste Kjelvar gleich, wer er war, denn auf dem Rücken trug er eine in eine Lederhaut geschnürte Laute.
»Tullan«, sagte er.
Der Mann blieb stehen, nahm die Kapuze ab und sah ihn mit schuldbewusstem Blick an.
»Du willst dich einfach davonstehlen? Ohne ein Wort des Abschieds?«, fragte Kjelvar betrübt.
»Ich fürchtete, du würdest es mir ausreden wollen.«
»Du bist ein freier Mann, der gehen kann, wohin er will.« Kjelvar sah zum Fenster hinauf, hinter dem Sigrè und Isgrid schliefen. »Aber du hättest ihnen Lebewohl sagen können. Sie werden dich vermissen.«
Tullan folgte seinem Blick. »Ich werde sie auch vermissen.«
»Dann bleib.«
»Nein. In eurer Mitte werde ich immer ein Fremder sein.«
»Aber nicht in meiner Familie. Unter meinem Dach wirst du immer als Freund willkommen sein.«
Für einen Moment erhellte ein dankbares Lächeln Tullans schwermütiges Gesicht. »Danke«, sagte er.
Kjelvar zog die Decke, die ihn warm hielt, mit beiden Händen enger. »Du lässt dich gewiss nicht umstimmen?«
Tullan schüttelte den Kopf.
»Dann begleite ich dich noch ein Stück.«
Gemeinsam schritten sie auf das Tor zu, das zu dieser frühen Stunde noch geschlossen war.
»Wohin wirst du gehen?«
»Nach Hause, zurück nach Wessex. Meine Familie lebt in Wareham. Dorthin werde ich gehen. Ich hoffe, dass noch jemand von ihnen am Leben ist.«
»Gib auf dich acht. Du kannst nicht jeden Feind mit einem Lied besiegen.«
»Wenn ich schlecht singe, vielleicht schon.«
Beide lachten, um gleich wieder zu verstummen.
»Umarme Sigrè von mir, und gib Isgrid einen Kuss. Tust du das für mich?«
Kjelvar nickte.
Sie erreichten das Tor. »Lasst ihr mich hinaus?«, fragte Tullan. Eine der Wachen öffnete ihm wortlos.
»Ich wünsche dir eine sichere Reise«, sagte Kjelvar. »Dein Gott soll ein wachsames Auge auf dich haben.«
»Und deine auf euch«, erwiderte Tullan, und die beiden Männer umarmten sich.
Das Tor wurde gerade weit genug geöffnet, um ihn und sein Pferd hindurchzulassen.
»Mir werden deine Lieder fehlen«, rief Kjelvar ihm lachend nach.
»Du lügst«, gab Tullan ebenso lachend zurück, saß auf und ritt davon.
Das Tor wurde geschlossen, und Kjelvar überkam eine tiefe Schwermut. Erneut hatte er einen Freund an dieses Land verloren. Zuerst war es sein Bruder gewesen, der ihn verlassen hatte, dann Tjormod Grimmhammer, der, zusammen mit einigen anderen, vor ein paar Wochen in den Süden aufgebrochen war, und jetzt Tullan.
Er seufzte, holte Holz und kehrte zu Sigrè zurück.
Sie saß aufrecht im Bett und hatte Isgrid an die Brust gelegt. Eine Kerze flackerte, und ein schmaler Rauchfaden kräuselte sich der Decke entgegen.
»Was ist geschehen?«, fragte sie gleich. Selbst wenn er schwieg, konnte er nichts vor ihr verbergen.
»Tullan hat uns verlassen. Er geht zurück in seine Heimat.«
Kjelvar ließ das Holz neben der Feuerstelle zu Boden fallen und ging dann zur Bettstatt, um Sigrè zu umarmen und Isgrid zu küssen.
Auf Sigrès fragenden Blick hin sagte er: »Das habe ich ihm versprochen«, und kehrte zur Feuerstelle zurück.
»Du hast nicht versucht, ihn zurückzuhalten?«
»Nein«, antwortete er, »wie könnte ich? Er ist ein freier Mann.«
»Er wird sterben.«
»Das ist nicht gewiss.« Kjelvar schlug Stahl und Feuerstein aneinander. Funken sprühten auf ein Stück Rinde, das er mit Reisig gefüllt hatte. »Er ist zäher, als es scheint, und klüger als ein Fuchs.«
Sigrè gab einen Laut des Missfallens von sich, was Kjelvar dazu brachte, sich ihr zuzuwenden. »Sobald das Meer sich beruhigt hat und die Winde günstig stehen, segeln wir zu unserem Zuhause. Wie kann ich ihm da verbieten, in seines zurückkehren zu wollen?«
Flämmchen zuckten. Sigrè schwieg. Isgrid gluckste zufrieden.
»Er wird mir fehlen. Er hat Isgrid immer zum Lachen gebracht. Und ... mich auch«, sagte Sigrè nach einer Weile, während sie zusah, wie das Feuer wuchs.
Sie kletterte aus dem Bett. Außer einem knöchellangen Unterkleid, das zwischen den Brüsten locker geschnürt war, trug sie nichts. Auf nackten Füßen kam sie zu Kjelvar und kniete neben ihm nieder. Sie hielt Isgrid mit einer Hand und drückte sie an sich. »Schwöre mir etwas.«
»Wenn ich kann.«
Sie schmiegte sich so eng an ihn, dass er seinen Arm um sie legen konnte. »Wenn wir von hier fortsegeln, kehren wir nicht wieder zurück.«
Seine Frau sprach ihm aus dem Herzen, und er nickte. »Ich schwöre es dir.«
*
Die Wege waren zu Schlamm geworden, kleine Bäche zu Flüssen. Aus den Bergen stürzten Wasserfälle zu Tal, und von den Bäumen rieselten die letzten Reste des Winters. In diesen Aprilnächten war es noch immer kalt, doch tagsüber wärmte die Sonne.
Thorvik ritt ein stämmiges braunes Pferd und folgte einer Straße nach Süden. Vor drei Wochen war er aufgebrochen und seitdem nicht einer Menschenseele begegnet.
Die tiefsten Wintermonate hatte er in einer verlassenen Hütte an einem See verbracht, allein mit seinen Gedanken und seiner Trauer um Inga, die einzige Frau, die ihm je etwas bedeutet hatte. Auch wenn er sich bemühte, nicht an sie zu denken, so würde er ihr Gesicht im Augenblick des Todes nie vergessen können. Vor dem Scheiterhaufen hatte er sie retten können, nicht aber vor den tödlichen Pfeilen.
Auch jetzt dachte er an sie, während er durch einen dunklen Wald ritt. Vor der Sonne geschützt, lag noch Schnee in Senken und an den Stämmen der Bäume. Auf dem Weg hatten sich...