E-Book, Deutsch, Band 02, 370 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 180 mm
Reihe: Crossing the Line
Bailey Bad With You – Für dich riskiere ich alles
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7363-0104-7
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 02, 370 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 180 mm
Reihe: Crossing the Line
ISBN: 978-3-7363-0104-7
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Polizistin Seraphina Newsom hat nur ein Ziel: ihren Bruder zu rächen, der vor drei Jahren auf den Straßen Brooklyns kaltblütig ermordet wurde. Der Täter, ein berüchtigter Bandenchef, ist noch immer auf freiem Fuß, und Seraphina beschließt, undercover zu ermitteln, um endlich die nötigen Beweise für seine Verhaftung zu sammeln. Der Einsatz ist gefährlich und könnte sie ihr Leben kosten. Als sie Bowen Driscol, einem weiteren Bandenchef des Brooklyner Untergrunds begegnet, weiß sie nicht, dass dieser mit dem FBI zusammenarbeitet, um ihr Leben zu schützen. Zwischen ihnen herrscht eine Anziehungskraft, die stärker ist als alles, was Seraphina bisher kannte. Und obwohl er ein Krimineller und sie eine Polizistin ist, gibt sie sich schon bald ihrem Verlangen hin ... (ca. 370 Seiten)
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2
Bowen Driscol behielt die brennende Zigarette im Mund, als ihm die beiden Cops die Hände auf den Rücken drehten und ihn auf die Motorhaube des Streifenwagens drückten. Eine Gruppe gerade vorbeilaufender junger Mädchen blieb stehen, um zu gaffen. Sie kicherten, als Bowen ihnen zuzwinkerte. Einer der beiden Polizisten hatte die Hand zwischen seinen Schulterblättern, sodass Bowen sich nicht bewegen konnte. Er hörte das Klacken von Metall, als der andere Polizist die Handschellen von seinem Gürtel löste und sie ihm anlegte. Als die Hand auf seinem Rücken ihn dabei etwas zu fest hinunterdrückte, gab Bowen seufzend auf und spuckte die Zigarette auf die Straße.
»Also hört mal, ich bin auch eher von der rauen Sorte, aber wir kennen uns ja kaum.«
»Schnauze, Driscol.«
»Könnt ihr mir vielleicht verraten, warum ich festgenommen werde?« Er verkniff sich ein wütendes Knurren, als die Handschellen in seine Haut schnitten. »Oder sieht ein Rendezvous mit euch immer so aus?«
»Ihrer Mutter scheint es nichts ausgemacht zu haben.« Der Polizist hievte ihn von der Motorhaube hoch und bugsierte ihn auf den Rücksitz des Wagens, ohne zu merken, wie er mit seiner gedankenlosen Bemerkung bei Bowen einen wunden Punkt getroffen hatte. »Warum ich Sie festnehme?« Mit einem Schulterzucken warf der Cop die Wagentür zu. »Suchen Sie sich einfach was aus«, rief er Bowen zu.
Während das Polizeifahrzeug durch die Straßen von Bensonhurst fuhr, wo Bowen aufgewachsen war und wo er wahrscheinlich auch sterben würde, versuchte er, sich weiter unbesorgt zu geben. Er kannte hier jede Ecke, jede Gasse und jeden Ladenbesitzer. Hier war er zu Hause. Er hasste und liebte diesen Teil der Stadt. Er liebte ihn, weil er ihm so vertraut war, und hasste ihn dafür, dass er zu seinem Gefängnis geworden war, seitdem er widerwillig sein Erbe angetreten hatte.
Obwohl es geradezu an Folter grenzte, mit gefesselten Händen in einem Polizeiwagen sitzen zu müssen, war er in gewissem Sinne doch auch erleichtert. Hatten sie ihn endlich geschnappt? Hatten sie endlich genug Informationen in der Hand, um ihn hinter Gitter zu bringen? Gott, zu einem guten Teil hoffte er, dass dem so war, selbst wenn er eher sterben würde, als dass er es diesen eingebildeten Arschlöchern gegenüber zugeben würde. Er war es satt, verdammt noch mal, sich immer wieder umsehen zu müssen, wenn er die Straße entlanglief und sich fragte, ob heute vielleicht der Tag gekommen war, an dem jemand versuchte, seine Herrschaft als Boss zu beenden. Er hatte den Job nie gewollt. Seit sein Vater in Rikers Island auf seinen Prozess wartete, war ihm diese tonnenschwere Last aufgebürdet worden. Ja, er war auch früher nie ein Heiliger gewesen, aber jetzt hatten die Leute Angst vor ihm, und zwar nicht wegen seiner Vorliebe für Straßenkämpfe. Jetzt hatten sie Angst, dass man ihnen die Beine brach, nur weil sie ihre Schulden nicht zurückzahlen konnten. Sie drehten sich um und liefen davon, wenn sie ihn sahen – als sei er der Leibhaftige höchstpersönlich.
Er dachte angestrengt nach um herauszufinden, weshalb sie ihn in die Finger bekommen hatten. Natürlich waren sie verpflichtet, es ihm zu sagen, aber das New York Police Department hielt sich nie an die Regeln. Nicht ihm gegenüber. Sie wussten, dass er Süd-Brooklyn unter Kontrolle hatte, aber sie hatten ihm bisher nichts anhängen können – was sie ziemlich fuchsig machte und ihn diebisch freute. Würde sich das alles heute ändern? Das Schweigen der Männer war gelinde gesagt ungewöhnlich. Normalerweise ließen sie keine Gelegenheit aus, irgendwelche dummen Sprüche vom Stapel zu lassen.
Bowen runzelte die Stirn, als sie an der Abzweigung zum Polizeirevier vorbeikamen und weiter in Richtung Manhattan fuhren. »Wohin geht denn die Reise, Jungs?«
»Lassen Sie das mal ruhig unsere Sorge sein«, sagte der Polizist am Steuer.
»Ich habe nie gesagt, dass ich mir Sorgen mache.« Jetzt hätte er gerne eine Zigarette gehabt. »Ich frage mich nur, ob ich jemanden bitten muss, dass er meine Topfpflanzen gießt.«
Die Cops tauschten Blicke aus. »Sie haben Pflanzen?«
»Was ist? Ihr könnt euch mich wohl nicht als häuslichen Typen vorstellen?«
Bowen erblickte sich plötzlich im Rückspiegel und musste lachen. Mit einem blauen Auge und einer Platzwunde auf der Unterlippe sah er weiß Gott nicht aus wie einer, der sich um seine Pflanzen kümmerte. Ja, er sah aus wie ein platt gefahrener Haufen Scheiße. Das war nichts Neues. Er konnte sich nicht daran erinnern, sein Gesicht jemals ohne irgendeine Blessur im Spiegel gesehen zu haben. Dieser Ausdruck der Erschöpfung in seinen Augen aber … der war neu. Rasch wandte er den Blick ab und schaute aus dem Fenster. Sie fuhren gerade über die Brooklyn Bridge. Was zur Hölle hatten sie mit ihm in Manhattan vor?
»Wisst ihr, mir gefällt eure geheimnisvolle Art, Jungs. Das ist irgendwie sexy.«
Anstatt zu antworten, stellten sie den Polizeifunk lauter, um seine Worte zu übertönen. Es kostete ihn seine ganze Kraft, den Officers keine weiteren Fragen mehr zu stellen, bis sie ein paar Minuten später beim Präsidium des NYPD ankamen. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, als sie ihn aus dem Auto zogen, aber er gab sich alle Mühe, gelangweilt zu wirken.
Das war’s dann wohl. Jetzt bin ich erledigt.
Kein Angstmachen mehr, kein Rückgriff auf Gewalt, um Schulden einzutreiben. Keine Anweisungen mehr an seelenlose Typen, die nicht wussten, was Reue bedeutete. Das alles war vorbei.
Die beiden Officers führten ihn durch die Eingangstür, und alle drehten sich nach ihnen um, von allen Seiten schlugen ihm Feindseligkeit und Ablehnung entgegen. Bowen versuchte den stechenden Schmerz an seiner Unterlippe zu ignorieren und grinste seinem Publikum zu, das ihn gebannt anstarrte. »Tag, die Herren.« Nur zu gern hätte er einen Hut aufgehabt, um zum Gruß mit dem Finger daranzutippen. »Schönes Wetter heute. Kein Wölkchen am Himmel, ja, verdammt noch mal.«
Es war ihm nicht vergönnt, die wütenden Kommentare darauf zu hören, denn die Polizisten schleppten ihn durch einen Gang und schoben ihn gleich ins erste Vernehmungszimmer. Er war wütend, dass er so herumbugsiert wurde, aber er tat den Männern nicht den Gefallen, sich das anmerken zu lassen. Trüge er keine Handschellen, hätte er schon längst auf sie eingeprügelt, und das wussten sie. Und die beiden wussten auch, dass er es leicht mit ihnen aufnehmen und sie mühelos in den Sack stecken konnte. Kämpfen war sein Leben. Er kämpfte oft und gut. Deshalb war er ziemlich überrascht, als sie ihm die Handschellen öffneten. Das lenkte ihn sogar von seiner Wut ab.
»Okay. Ich gebe auf. Worum geht’s?«
»Setzen Sie sich.« Der Polizist, der ihn hierher geführt hatte, schob ihm mit dem Fuß den Metallstuhl hin und lehnte sich dann mit verschränkten Armen an die Wand. »Das werden Sie noch früh genug erfahren.«
Er blieb stehen und drehte sich ein Stück um, als sich die Tür zum Vernehmungsraum abermals öffnete und ein älterer Mann mit ernstem Gesicht hereinkam. Bowen erkannte ihn sofort und hob überrascht die Augenbrauen: Es war der Polizeichef, Commissioner Newsom.
Bowen hatte ihn unzählige Male im Fernsehen bei Pressekonferenzen gesehen. Das war sein Ding. Knappe Statements, um die Leute zu beruhigen. Public Relations. So ein Typ würde ganz sicher keine Gauner aus Brooklyn vernehmen. Da warf Newsom eine Aktenmappe auf den Metalltisch und nickte ihm zu. »Wo haben Sie sich das blaue Auge eingefangen, Driscol? Haben Sie denn jetzt, wo Sie die Verantwortung haben, keine Leute, die die Drecksarbeit für Sie machen?«
Diesem Mann würde er todsicher nicht den Hintergrund für seine beständigen Veilchen verraten. Er würde ihm nicht sagen, dass er immer dann, wenn er Schulden eintrieb und das Geld nicht gezahlt wurde, den anderen erst einmal zuschlagen ließ, bevor seine Männer den Rest der Botschaft überbrachten. Er nahm den Schmerz dieses ersten Hiebs mit Gelassenheit hin, sehnte sich geradezu danach. In letzter Zeit war das das Einzige, was ihn noch daran erinnerte, dass er lebte. Manchmal hoffte er sogar, dass kein Geld gezahlt werden würde, so wie letzte Nacht. Bei dem Gedanken an den verzweifelten Blick des Mannes, vor dessen Tür Bowen aufgetaucht war, stieg ihm ein bitterer Geschmack in den Mund.
Kein Geld für mich, wie? Los, gib mir eine aufs Maul. Tu’s doch. In einer Stunde, wenn du wieder aufwachst und mich verfluchst, wirst du froh sein, es getan zu haben.
»Warum haben Sie mich hierher bringen lassen?« Bowen ließ sich auf den Stuhl fallen, ohne Newsoms Frage zu beantworten. »Nicht, dass ich die besondere Gastfreundschaft nicht zu schätzen wüsste.«
»Sie machen Ihrem Ruf als Klugscheiße alle Ehre.« Mit diesen Worten setzte sich Newsom und fuhr sich mit der Hand über sein müdes Gesicht. Er trug einen Schnurrbart. »Hören Sie zu, ich bin nicht hier, um mit Ihnen dumme Spielchen zu spielen, und ich würde es begrüßen, wenn Sie es genauso halten könnten.«
»In Ordnung.« Bowen zündete sich eine Zigarette an. »Schießen Sie los.«
Um Newsoms Kinn spielte ein entschlossener Zug. Die beiden Polizisten hinter ihm bewegten sich kurz, hielten aber inne, als Newsom die Hand hob. »Wir haben ein Problem, und soweit ich weiß, sind Sie in der Lage, uns zu helfen.«
Bowen hielt mitten in seinem zweiten Zug an der Zigarette inne. »Ihnen helfen?« Als ihn Newsom einfach nur anblickte, lachte er laut. »Und gleich wache ich auf, und das war nur ein Traum, stimmt’s?«
»Nein,...