Baine | Ein Chirurg zum Verlieben | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

Baine Ein Chirurg zum Verlieben


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-1291-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7515-1291-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Hand in Hand kämpfen sie um das Leben von Quinns Pflegesohn: Matthew McGrory fasziniert die Lehrerin über alle Maßen. Könnte der Chirurg vielleicht auch ihr gebrochenes Herz heilen? Aber Matthew will keine Familie - es scheint, dass Quinn ihren Traum vom Glück begraben muss ...

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1. KAPITEL

Zwei Monate später

Quinn wünschte sich einen Ratgeber für ängstliche Pflegemütter, der verständlich beschrieb, wie man sich vor einer Operation verhielt. Simon wandte jedes Mal das Gesicht ab, sobald sie das Kinderbuch des Krankenhauses hervorholte.

Seufzend schlug sie es wieder zu. „Wahrscheinlich kennst du es in- und auswendig.“ Obwohl in diesem Buch behutsam und aufmunternd erklärt wurde, wie Operationen abliefen und weshalb sie manchmal sein mussten, so wusste sie genauso gut wie Simon, was sie erwartete: Schmerzen, Tränen und besonders auf ihrer Seite Hilflosigkeit und Schuldgefühle.

Hätte man sie vor die Wahl gestellt, Quinn hätte auf der Stelle mit Simon getauscht. Nichts war schlimmer, als ihm beim Leiden zusehen zu müssen.

„Kann ich dir etwas bringen?“, fragte sie.

Das Kopfkissen raschelte leise, als er den Kopf schüttelte. Quinn musste sich sehr beherrschen, ihn nicht innig zu umarmen, so wie ihre Mutter es immer getan hatte, wenn es ihr nicht gut ging. Aber Simon mochte nicht geknuddelt werden. Er ließ sich auch nicht trösten. Natürlich wäre das Aufgabe seiner leiblichen Mutter gewesen, doch die hatte sich nur für ihren nächsten Schuss interessiert. Simons zu junge, schwer drogenabhängige Eltern vernachlässigten ihr Baby so sehr, dass ihnen die Gerichte das Sorgerecht aberkannten.

Und da Simon und Quinn vor dem Feuer wenig Zeit gehabt hatten, einander richtig kennenzulernen, wusste sie nicht, ob seine Verschlossenheit von dem kürzlich erlittenen Trauma herrührte oder die übliche Reaktion eines Pflegekinds auf seine neueste Bezugsperson war. Wahrscheinlich spürte er ihre Ratlosigkeit und fühlte sich bei ihr nicht sicher. Oder er mag mich einfach nicht. Was auch immer die Kluft zwischen ihnen verursachte, sie musste sie überwinden. Und zwar bald.

Wie gerufen betrat ihr Lieblingschirurg das Zimmer. „Ich bin’s schon wieder. Ihr zwei könnt mich bestimmt nicht mehr sehen“, ertönte seine samtweiche irische Stimme.

Quinn verspürte ein sinnliches Prickeln auf der Haut und wunderte sich über sich selbst. Mit zweiunddreißig sollte sie sich besser im Griff haben und nicht wie ein verknallter Teenager auf den Arzt ihres Pflegesohnes reagieren!

„Hi, Matt!“ Auf einmal saß Simon aufrecht im Bett.

Mit jeder Hauttransplantation schafften sie wieder einen Schritt hin zur Normalität. Gleichzeitig weckte sie schreckliche Erinnerungen, und Simon hatte danach zu Hause nachts fürchterliche Albträume. Er gehörte zu den schwerstbrandverletzten Kindern, weil er in seinem Klassenzimmer eingeschlossen gewesen und von herabstürzenden Trümmern getroffen worden war. Zwar hatte man ihn retten können, aber niemand konnte ihn davor bewahren, den Horror wieder und wieder zu durchleben.

Matt, der darauf bestand, dass sie ihn mit dem Vornamen anredeten, schien der einzige Anker in diesem aufgewühlten Meer von Ängsten, Schmerzen und Erinnerungen zu sein. Der einzige Mensch, dem Simon glaubte, wenn er sagte, dass alles gut werden würde. Vielleicht, weil der Chirurg mehr Selbstvertrauen in sich und seine Fähigkeiten hatte als Quinn, die sich bei jedem Verbandswechsel wie eine Versagerin fühlte.

Simons Gesicht war immer noch voller Narben, obwohl Matt eine – nach seinen Worten – revolutionäre Therapie eingesetzt hatte. Und der Arm sah aus wie ein Flickenteppich zusammengenähter Hautlappen. Obwohl Quinn für den Brand in der Schule nichts konnte, machte sie sich tagtäglich Vorwürfe. Vor allem, weil von der zaghaften Annäherung, die vor dem Feuer zwischen ihr und Simon entstanden war, anscheinend nichts mehr übrig war. Dafür hatte er eine innige Beziehung zu dem attraktiven Chirurgen aufgebaut.

Matt trat gegenüber von Quinn ans Bett. „Hier habe ich etwas Neues für dich, Simon. Einen Trick, Münzen verschwinden zu lassen!“, verkündete er wie ein Zauberer auf der Bühne und pflückte ein Zehn-Cent-Stück aus der Luft.

„Cool!“

Das war es wirklich. Magie hatte mit dem wirklichen Leben, mit Verbrennungen zweiten und dritten Grades nichts zu tun. Matts Zauberkunststücke kurz vor der Operation halfen dem kleinen Jungen, der Realität für eine Weile zu entfliehen. Für Quinn hingegen blieb die Rolle der Mutter, die ihn ermahnte, nicht an den heilenden Wunden zu kratzen, oder ihn mit Creme einrieb, wenn er einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte.

Es war frustrierend zu beobachten, wie er bei dem Arzt auflebte, während sie vergeblich versucht hatte, Simon ein paar Worte zu entlocken.

„Du musst die Münze hier in das Fach legen.“ Matt gab sie Simon und zog aus der Plastikschachtel eine Schiene, in deren Mitte eine runde Aussparung zu sehen war.

Hochkonzentriert tat der Junge, was ihm sein Zaubermeister sagte. Quinn vergaß ihre Eifersucht, als sie sich darüber freute, dass die anstehende OP für den Moment keine Rolle spielte. Schließlich wünschte sie sich mehr als alles andere für Simon, dass er wissbegierig und begeistert wie jeder Fünfjährige die Welt entdeckte.

„Okay, die schieben wir jetzt in die Schachtel …“ Matt ließ seinen Worten Taten folgen. „Und nun das Wichtigste: Wir brauchen einen guten Zauberspruch.“

„Stinkehosen.“ Simon grinste spitzbübisch.

„Ich hatte zwar mehr an etwas wie das klassische Abrakadabra gedacht, aber dies tut’s bestimmt auch.“ Lächelnd sah Matt zu Quinn auf.

In diesem flüchtigen Moment vergaß sie, dass er der Arzt und sie die Mutter seines Patienten war, und reagierte wie alle Frauen, wenn ein gut aussehender Mann sie anlächelte.

Das sinnliche Kribbeln wurde noch stärker, als er ihr in die Augen blickte. Ihr Herz schlug schneller. Seit Darryl sie verlassen hatte, verschwendete sie an das andere Geschlecht keinen Gedanken mehr. Jedenfalls nicht im Sinne von: Du bist heiß, ich will dich, sondern eher von: Du bist ein Mann, ich kann dir nicht trauen!

Quinn war nicht bereit, ihre Zeit, geschweige denn ihr Herz jemandem zu schenken, der dieses Präsent nicht zu schätzen wusste. Sie brauchte all ihre Energie für Simon. Sie wollte ein liebevolles Verhältnis zu ihm aufbauen, um ihm die Geborgenheit zu geben, die seine leiblichen Eltern ihm verwehrt hatten. Für romantische Träume war da kein Platz.

Vielleicht sollte sie ihre Reaktion nicht überbewerten. Konnte es nicht sein, dass ihr einfach nur der Kontakt zu Erwachsenen fehlte? Seit sie ihre Stelle als Lehrerin gekündigt hatte und zu Hause Nachhilfe gab, um für Simon da zu sein, ergaben sich kaum Gelegenheiten.

Da waren die Eltern, die ihre Kinder zum Unterricht brachten, Mrs. Johns, eine ältere Nachbarin, und das medizinische Personal im Paddington’s. Männer waren selten darunter – und noch seltener atemberaubend gut aussehende Männer wie Matthew McGrory.

Wie ein geheimnisvoller Hexenmeister bewegte er die Hand über dem schmalen schwarzen Kästchen. „Stinkehosen!“, sagte er mit getragener Stimme, und sein kleiner Assistent tat es ihm nach.

Der magische Chirurg sah Quinn an und runzelte die Stirn. Was auf sie fast den gleichen Effekt hatte wie sein charmantes Lächeln.

„Es wirkt nur, wenn wir das Zauberwort zusammen aussprechen“, tadelte er. „Versuchen wir es noch einmal.“

Sie verdrehte die Augen, tat jedoch wie geheißen.

„Stinkehosen!“, riefen sie im Chor, und im selben Moment zog Matt die Lade aus der Schachtel.

Das Münzfach war leer.

„Wow! Wie hast du das gemacht?“ Ehrfürchtig inspizierte Simon das Kästchen.

„Magie.“ Matt zwinkerte Quinn verstohlen zu.

Ihre Herzfrequenz erhöhte sich schlagartig. Hatte der Mann nichts zu tun? Hände und Arme schrubben oder sich sonst wie auf den Eingriff vorbereiten?

„Ich wünschte, meine Narben könnten einfach so verschwinden“, sagte Simon niedergeschlagen.

„Daran arbeite ich noch, Kleiner. Deshalb sind all die vielen Operationen notwendig. Wahrscheinlich muss ich meinen Zauberstab noch ein paar Mal schwingen, aber ich tue mein Bestes, um sie verschwinden zu lassen.“

Quinn verschränkte die Arme vor der Brust, um nicht mit ihrem Unmut herauszuplatzen. Der Mann meinte es sicher gut, doch er sollte dem Kind keine falschen Hoffnungen machen. Simons Körper war von schweren Brandwunden gezeichnet, seine Haut würde nie wieder glatt und makellos sein. Das schaffte auch kein erfahrener, superselbstbewusster Chirurg! Und wer würde die Scherben aufsammeln, wenn er seine Versprechen nicht hielt? Sie. Wieder einmal.

„Das hast du letztes Mal auch gesagt.“ Simon schien genauso skeptisch zu sein.

„Was habe ich noch gesagt? Dass es Zeit braucht, viel Zeit. Gut Ding will Weile haben, ja?“

Ein Mantra, das er seit dem ersten Tag wiederholte. Anscheinend hatte er keine Erfahrung damit, dass die Geduld eines Fünfjährigen schnell erschöpft war. Anders als Quinn, die einen Crash-Kurs darin genossen hatte, mit Wutanfällen und Tränen im Überfluss, während sie darauf wartete, dass alles besser wurde. Ihre Geduld geriet allmählich auch an Grenzen.

„Ja“, antwortete Simon wenig überzeugt.

„Weißt du was, wenn du aus dem OP kommst und wieder richtig wach bist, komme ich her und zeige dir ein paar Zaubertricks, die du ganz leicht nachmachen kannst. Abgemacht?“

Der Arzt streckte die Hand aus, um sein Versprechen zu besiegeln.

Was denkt er sich? Was ist, wenn er Simon doch enttäuschen muss? In seinem kurzen Leben war der Junge schon zu oft im Stich gelassen worden. Zuerst von seinen leiblichen...



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