Balderson | Der Mord in Harpsund | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 242 Seiten

Balderson Der Mord in Harpsund


1. Auflage 2017
ISBN: 978-87-11-45969-0
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 242 Seiten

ISBN: 978-87-11-45969-0
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
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Ein neuer Fall für den 'Staatsminister': Fabrikdirektor Adolg Lindberg liegt an seinem 80. Geburtstag tot in seinem Bett. Schnell steht fest, dass Lindberg keines natürlichen Todes gestorben ist, sondern ermordet wurde. Diagnose: Arsenvergiftung. Einer der zehn Geburtstagsgäste, darunter auch der Staatsminister und dessen Schwager Vilhelm Persson, muss der Mörder sein. Als Justizminister und oberster Chef der Polizei macht sich der Staatsminister schnell an die Ermittlungen, um dem Killer höchstpersönlich das Handwerk legen zu wollen.Rezensionszitat'Man lacht sich durch den Roman' - Kvällsposten'Von skurrilen Figuren wie der des Staatsministers oder der Therese Carlsson-Doolck, 'Kriminalschriftstellerin in sackartigen Kleidern', und der bissig-humorvollen Sprache lebt der Roman, mehr als er von Spannung lebt, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch - Ganz im Gegenteil!' - Literaturportal schwedenkrimi.deBiografische AnmerkungUnter dem Pseudonym Bo Balderson hat ein schwedischer Schriftsteller von 1968 bis in die 1980er Jahre hinein eine lange Reihe beliebter Romane und Krimis um den schrulligen 'Staatsminister' und seinen Schwanger herum veröffentlicht. .-

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2
Nach einigen endlosen Sekunden jedoch öffnete sich die Tür abermals, und der Staatsminister zog mich ins Haus. »Das ist mein Schwager, Studienrat Persson. Er ist Lehrer«, ergänzte er überdeutlich und laut, so wie es jüngere Leute gern in Gegenwart von überlebenden Exemplaren der älteren Generation tun, bei denen man von vornherein davon ausgehen kann, daß sie Gehör und Begriffsvermögen nahezu vollständig eingebüßt haben. »Wie angenehm, Herr Studienrat Persson, Sie kennenzulernen! Willkommen in meinem Hause und willkommen in Ädelsta darf ich Sie wohl auch heißen!« Sie war in der Tat eine ganz und gar wunderbare, kleine Dame, diese Mommy. Dünn und zerbrechlich, bleiche Wangen und silbergraues Haar, so stand sie vor mir wie die Urgroßmutter aus einem Märchen. Die feste Stimme und die funkelnden, blauen Augen vermittelten dem urteilsfähigen Beobachter unmißverständlich, daß Senilität die Kommunikation hier nicht behindern würde. Um den schrumpeligen Hals ruhte ein entzückendes, krauseartiges Gebilde, und auf den knöchellangen Rock fiel die Bluse in einer Wolke aus Rüschchen und Plüschchen. Eben so weit in meinen Beobachtungen gediehen, wurde ich von einem schwanzwedelnden, dackelähnlichen Tier überfallen, das an mir hochzuklettern versuchte, ohne Zweifel in der Hoffnung, nackte, faltige Gesichtshaut abschlecken zu können. »Aber Pelleman, daß du dich nicht schämst! Ist ja gut, jetzt aber runter mit dir!« Mommy hatte eingegriffen und den Hund zur Ordnung gerufen, mußte sich jedoch sogleich eines neuen kläffenden Männchens annehmen. »Mommy! Ist John gekommen? Aber was macht ihr denn bloß da draußen? Wir haben doch schon die Karten ausgegeben!« »Oh, oh, mein Bruder Adolf glaubt bestimmt, der Apotheker ist da, der vierte Mann beim Bridge«, seufzte Mommy und scheuchte uns mit der unmißverständlichen Handbewegung eines Kindermädchens auf die verärgerte Altmännerstimme zu, deren Besitzer sich jetzt offenbar selbst aufgemacht hatte, um herauszufinden, was sich in seinem Flur abspielte. »Aber warum ...?« Die Ähnlichkeit der Geschwister war unschwer zu erkennen. Der feingliedrige Körperbau, weiter gekrümmt im eisernen Griff der Jahre, der verschrumpelte, kleine, vogelartige Hals, die feste Stimme – alles verriet den gemeinsamen Ursprung. Jedoch Bruder Adolfs funkelnde Augen hinter dem Zwicker waren nicht blau, sondern pfefferkornbraun und nicht sanft, sondern scharf wie das Gewürz selbst. »Wie belieben?« fragte er und mir war, als hörte ich jemanden diese Worte zum ersten Mal außerhalb der Theaterbühne sagen. »Das ist mein Bruder, Fabrikdirektor Adolf Lindberg. Darf ich vorstellen, Studienrat Persson aus Stockholm.« Der alte Mann starrte mich an, nicht besonders erfreut; er sah eher aus, als frage er sich, ob nun auch die Lehrerschaft angefangen habe, bettelnd von Tür zu Tür zu ziehen. »Und dies hier ist«, fuhr Mommy mit einer Miene fort, die verriet, daß sie das Beste bis zum Schluß aufgespart hatte, »dies hier ist der Junge, von dem ich schon so viel erzählt habe und aus dem ein großer Staatsminister geworden ist!« Der scharfe Blick des alten Mannes war bedeutend milder geworden. Er schaute richtig freundlich aus, und ich erkannte, daß er zur Gattung der Kriecher gehörte und daß ich mir ganz unnötig Sorgen gemacht hatte. Vergessen waren offensichtlich sämtliche ein Unternehmen hemmenden Maßnahmen und Steuern und vergessen war das jahrzehntelange Gejammer über die Nivellierung, die Ausplünderung und den Raubbau an den Kräften, die den Wohlstand unserer Gesellschaft garantierten. Begleitet von entzückten Glucksern und allerlei großzügigen Angeboten, schickte er sich an, den Gleichmacher und Aussauger von Staatsminister in die gute Stube zu komplimentieren. »Wenn der Herr Staatsminister sich hier herein begeben wollen ... Es ist mir eine große Ehre ... Nein, hier entlang, wenn ich bitten darf ... Kann ich Ihnen etwas anbieten? Eine Zigarre vielleicht? Doch bestimmt ein Glas Sherry? Wie belieben? Orangensaft? Mommy, Mommy, wo stehen die Saftflaschen? Aber schnell doch, der Herr Staatsminister möchte unseren Orangensaft probieren! Wenn ich doch nur gewußt hätte ... Nein, in keinster Weise, ich versichere es Ihnen! Wir haben uns nur in kleiner Runde zum Kartenspielen versammelt wie an jedem Samstagabend ... Darf ich Ihnen meinen guten Freund vorstellen, General der Ingenieurstruppen Ygdecrantz – Herr Staatsminister und Leiter des Justizministeriums! Aber die Herren sind sich bestimmt schon bei dem einen oder anderen Kriegsgericht begegnet ... ich meine ... einem Gerichtsprozeß ...« Der alte Mann zog sich aus der Bredouille, indem er auch mich schnell aufforderte, die generalische, etwas feuchte Hand zu schütteln. General Ygdecrantz machte nicht den Eindruck eines Generals – nicht wenn man eine uniformierte, schneidige, wettergegerbte Erscheinung erwartete. Was ich erblickte, war ein schmächtiger, schmalschultriger Zivilist mit einer Haut so weiß wie die eines Adelsfräuleins aus dem 17. Jahrhundert und einem scheuen Zug um die Augen, der bei einem inspizierten Fähnrich oder einem betrügerischen Buchhalter natürlicher gewesen wäre, der unerwartet dem spitznasigen Wirtschaftsprüfer gegenübersteht. Ich gab ihm die Hand und dachte bei mir, ihm war vermutlich in letzter Zeit eine Laus über die Leber gelaufen. »Seit ich vor zwei Jahren in Pension gegangen bin, wohne ich das ganze Jahr über auf meinem väterlichen Gut, fünf Meilen südlich von Ädelsta. Ich hoffe, Sie werden Zeit finden, mich dort zu besuchen«, entgegnete der General mit dünner Stimme. Der Fabrikdirektor trippelte weiter auf einen Herrn in den Fünfzigern zu, der sich von seinem Platz am Spieltisch erhoben hatte. »Und das hier ist mein besonders guter Freund Botschafter Petersén, vorübergehend auf Heimaturlaub von seinem Posten in Pretoria.« Wenn schon der General nicht den Anstand gehabt hatte, wie ein Militär auszusehen, dann schaute zumindest der Botschafter aus wie ein Diplomat und benahm sich auch dementsprechend. Mit wohlgesetzten Worten begrüßte er uns; er versicherte, als seien wir alte Schulfreunde, daß wir immer gern gesehene Gäste bei ihm und in seinem Hause seien. Und es wurde verbindlich hierhin gelächelt und sich leicht dorthin verneigt. Ausladende Gesten lenkten die Aufmerksamkeit auf das wogende, kohlrabenschwarze Haar, und die Augenlider waren halb geschlossen wie die einer Katze, die in der Sonne döste, und verbargen mit dem anderen Zubehör kunstvoll, was für ein Mensch und wildes Tier in der Tiefe schlummern mochte. Nachdem der Gastgeber das obligatorische Vorstellungszeremoniell absolviert hatte, konnte er dem Staatsminister von neuem seine ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen. »Es ist wirklich bedauerlich, daß mein Sohn noch nicht hier ist, ich erwarte ihn erst morgen früh. Er ist sehr beschäftigt, und mein achtzigster Geburtstag ist schließlich erst morgen. Aber der Herr Staatsminister ist ihm sicher schon in Stockholm begegnet, er ist Bankdirektor und seit dem letzten Winter Chef der Provinzbank. Bankdirektor Ejnar Lindberg. Ja, ich dachte es mir! (Der Staatsminister hatte sich geräuspert und geschluckt und wenn man wollte, konnte man das alles positiv auslegen.) Er besitzt einen sehr scharfen Verstand und hat auch außerordentlich schnell Karriere gemacht, der Junge ist kaum fünfundvierzig. Ich weiß noch, wie er schon in der Schule ...« Der Fabrikdirektor zog an dieser Stelle den Staatsminister zur Seite, einem alternden Löwenmännchen gleich, das sich mit seinem erlesenen Antilopenfilet vom Rudel absondert, und mich überließ man vor dem offenen Kamin mir selbst. Botschafter Petersén, sicherlich seit seinen Tagen als Attaché geübt darin, einsame Gäste aufzuspüren und ihnen zu Hilfe zu eilen, gesellte sich geschmeidig zu mir. »Sind Sie schon einmal in Swahililand gewesen?« begann er mit einem untrüglichen Gespür dafür, was sich unverzüglich zu einem zentralen Gesprächsthema entwickeln konnte: Botschafter Petersén und seine Verdienste in fernen Ländern. Er nahm sich auch nicht die Zeit, meine ohnehin vorhersehbare Antwort abzuwarten, ehe er fortfuhr. »Ich war dort Mitte der sechziger Jahre unser Gesandter. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, drohte dort zu dem Zeitpunkt ein blutiger Stammeskrieg auszubrechen.« Ich überlegte, ob es als korrekt betrachtet werden konnte, den kausalen Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen in Frage zu stellen, doch noch ehe ich mich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte, vertraute er mir an, er sei der einzige Schwede und vermutlich der einzige Nordeuropäer, der fließend Swahili sprach und zudem vier andere der gutturalen Bergdialekte verstand. Ich beglückwünschte ihn, und mit einer unendlich anmutigen Handbewegung führte er einige undiplomatisch widerspenstige Haarsträhnen über dem einen Ohr wieder dem Protokoll zu. Mommy bot diverse Getränke auf einem Tablett an. Als ich mich hinunterbeugte und nach dem Glas Mineralwasser griff, flüsterte sie: »Wenn mein Bruder Sie fragen sollte, dann sagen Sie, daß die Forstaktien Ihrer Meinung nach bald wieder steigen. Er hat sich in der letzten Zeit darüber Sorgen gemacht. Ja, ich habe meinen Jungen auch darum gebeten. Aber jetzt kommt bestimmt der Apotheker!« Jemand schlug draußen mit dem Klopfer an die Tür, als gelte es, einen Toten aufzuwecken, was selbst für einen Apotheker zugegebenermaßen ein hochgestecktes Ziel war. Mommy eilte davon, und schnell drang eine Stimme zu uns herein, auch diese wie klingend Erz. »Ich muß wirklich um Entschuldigung bitten, daß...



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