Bandel | Open Source Software: Fördert oder hemmt diese Art der Softwareentwicklung den Wettbewerb? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 76 Seiten

Bandel Open Source Software: Fördert oder hemmt diese Art der Softwareentwicklung den Wettbewerb?

E-Book, Deutsch, 76 Seiten

ISBN: 978-3-8428-1606-0
Verlag: Diplomica Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Open Source Software ist mittlerweile in einigen Marktsegmenten der internationalen Softwaremärkte zu einem festen und bedeutenden Bestandteil geworden. Die Bereitstellung von Open Source Software wirft gewisse ökonomische Fragen auf. So lässt sich diese Entwicklung auf den ersten Blick nicht mit den gängigen mikroökonomischen Modellen zur Nutzen- und Gewinnmaximierung von Haushalten und Unternehmen in Einklang bringen. Aufgrund dessen ergibt sich neuer wissenschaftlicher Forschungsbedarf im Bereich des Softwareangebots und der Softwarenachfrage.
Im vorliegenden Buch zum Thema Open Source Software und deren Wettbewerbswirkungen werden zunächst einige für die Untersuchung wichtige Begriffe definiert und erläutert. Daraufhin geht der Autor auf die Rolle extrinsischer und intrinsischer Motivation für die Entwicklung von Open Source Software ein. Desweiteren stellt er die rechtlichen Rahmenbedingungen von Open Source Software überblicksartig dar. Dabei geht er auf die unterschiedlichen Lizenzmodelle und Aspekte aus den Bereichen des Urheberrechts, des Patentrechts und des internationalen Rechts im Zusammenhang mit Open Source Software ein.
Nach einer Abgrenzung des relevanten Marktes folgt der Kern der Arbeit: die Wettbewerbsanalyse. In diesem Kapitel geht der Autor ausführlich auf verschiedene theoretische Modelle ein, mit denen versucht wird, das Phänomen Open Source Software formal darzustellen. Anschließend werden diese theoretischen Modelle, folgend auf eine kurze Darstellung möglicher Geschäftsmodelle für den Vertrieb von Open Source Software, anhand von Fallstudien aus der Praxis auf ihre Aussagekraft überprüft.
Im Fazit fasst der Autor wichtige Aussagen und Thesen des Buches zusammen und rundet es mit seiner persönlichen Meinung zum Thema ab. Darüber hinaus gibt er einen Ausblick auf mögliche und notwendige Forschungsarbeit im Bereich der Softwareentwicklung, insbesondere von Open Source Software.
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Textprobe:

Kapitel 3, Die Rolle intrinsischer und extrinsischer Motivation für die Entwicklung von Open Source Software:

Seit den 90er Jahren wird Open Source Software auf bis dahin kommerziellen Softwaremärkten zunehmend verbreitet.
Dieses Phänomen betrachtet die Forschungsliteratur u.a. unter folgender Fragestellung:

Warum beteiligen sich Programmierer freiwillig und ohne entgeltliche Gegenleistung am Erstellen von Source-Code innerhalb von Open-Source-Software-Projekten?
Die Tatsache, dass Programmierer freiwillig zur Erstellung und Weiterentwicklung von Source-Code für Open Source Software beitragen, und dies ohne entsprechende Entgeltleistungen, widerspricht zunächst offensichtlich der ökonomischen Theorie des nutzenmaximierenden Individuums. Denn nutzenmaximierende Individuen, d.h. rationale Individuen, erwarten nach der mikroökonomischen Theorie stets eine i. d. R. pekuniäre Gegenleistung für ihre Arbeitsleistung, um u.a. mit dieser ihren Nutzen mithilfe einer bestimmten Kombination aus konsumieren, investieren und sparen zu maximieren. Die Ausgestaltung der Kombination aus Investition, Konsum und Sparen hängt wiederum von den jeweiligen Präferenzen der Individuen ab.
Anhand von Erkenntnissen aus der Motivationspsychologie wird darauf eingegangen, warum nutzenmaximierende Individuen dennoch freiwillig und ohne entsprechende Gegenleistung zu dem digitalen Gut Software beitragen, indem sie Open Source Code entwickeln. Wo liegen nun die Motive dafür und Vorteile darin, freiwillig und ohne entsprechende Gegenleistung zur Entwicklung von Open Source Software beizutragen?
Lerner und Tirole gehen davon aus, dass Open-Source-Programmierer zum Code genau dann freiwillig beitragen, wenn der Nettonutzen aus dem Beitragen positiv ist.
Der Nettonutzen ergibt sich aus der Summe der unmittelbaren Auszahlung (aktueller Nutzen minus Kosten) und der späteren Auszahlung (nachfolgende Nutzen minus nachfolgende Kosten).Der Programmierer sieht sich grundsätzlich verschiedenen Kosten und Nutzenfaktoren bei der Erstellung von Open Source Code gegenüber.Es entstehen Opportunitätskosten für die Zeit, die er damit verbringt, Code zu schreiben anstatt in dieser Zeit Freizeit zu haben oder proprietäre Programmiertätigkeiten auszuführen. Diesen Kosten stehen zwei unmittelbare Nutzen gegenüber. Wenn ein Programmierer einen Fehler am Code löst oder ein Open-Source-Programm fertigstellt, vergrößert er dadurch sein Fachwissen, welches er wiederum in proprietäre Software-Projekte einbringen kann. Die Tatsache, dass ein neues, herausforderndes Open-Source-Projekt i.d.R. mehr Spaß als eine Routineaufgabe im proprietären Unternehmen macht, stellt einen weiteren Nutzen für den Programmierer dar. Auch ein verzögerter Nutzen könnte entstehen, da der Programmierer durch die Mitarbeit an qualitativ hochwertigen Open-Source-Projekten seine Karrierechancen verbessern könnte. Durch sein Engagement und möglichen Erfolg kann er dem zukünftigen Arbeitgeber seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten signalisieren.
Die Stärke des Signals, dass der Arbeitgeber über die Fähigkeiten der Programmierer erhält, wird von folgenden drei Faktoren beeinflusst: Je offensichtlicher der Fortschritt des Programmierers für einen potenziellen Arbeitgeber ist, desto stärker ist das Signal. Weiterhin hängt die Signalstärke davon ab, welche Anstrengung der Programmierer investiert, um eine bestimmte Arbeitsleistung zu erreichen. Außerdem nimmt die erbrachte Arbeitsleistung bzw. die daraus ersichtliche Fähigkeit des Programmierers Einfluss auf die Stärke des Signals. Je stärker wiederum diese Signalwirkung potenziell sein kann, die der Programmierer durch die Mitarbeit an einem Projekt erreichen kann, desto größer ist seine Motivation im Voraus, sich am Projekt zu beteiligen.
In der Praxis kristallisieren sich unter den Open-Source-Code-Programmierern zwei Haupttypen heraus: Der erste Typ Programmierer ist von der Open-Source-Bewegung derart überzeugt, dass er aus rein intrinsischen Motiven Code entwickelt. Diese Programmierer sind ausschließliche Verfechter der Open-Source-Bewegung und lehnen proprietäre Softwareentwicklung ab.
Der zweite Typ dagegen nutzt das Programmieren von Open-Source-Code einerseits, um in Übung zu bleiben und andererseits dafür, sich für Aufgaben in proprietären Unternehmen zu empfehlen. Somit wird dieser Typ von Programmierern indirekt durch pekuniäre Anreize, also extrinsisch, motiviert. Diese Programmierer nutzen Open Source Software z.B. als Sprungbrett zu einem Arbeitsplatz in einem Closed-Source-Software-Unternehmen. Die Beteiligung an der Erstellung von Code rührt also daher, dass das freiwillige Beitragen zur Entwicklung von Open-Source-Code den Unternehmen Eigenschaften der Programmierer signalisiert. So kann ein qualitativ hochwertiges und erfolgreiches Open-Source-Projekt beispielsweise auf großes Talent der Programmierer hindeuten.
Weiterhin ist in der Praxis zu beobachten, dass der Trend dahin geht, Open Source Software mehr und mehr zu kommerzialisieren bzw. zumindest indirekt Gewinne in Verbindung mit Open Source Software zu generieren. Dies legt die Vermutung nahe, dass die finanziellen Anreize die rein intrinsische Motivation für die Code-Entwicklung zukünftig mehr und mehr verdrängen. Das würde bedeuten, dass die Gruppe von Programmierern, die sich ausschließlich aus intrinsischen Motiven an der Entwicklung von Open Source Software beteiligt, immer kleiner zu werden droht. Allerdings stellt sich die Frage, ob dies eine wünschenswerte Entwicklung ist. Ein Vorteil der reinen Open-Source-Software-Entwicklung ist u.a. Innovation zu geringen Kosten. Diese positiven Aspekte würden sich verringern, wenn immer weniger Programmierer in reinen Open-Source-Gemeinschaften arbeiten würden.
Insgesamt bleibt abzuwarten, ob sich das reine Open-Source-Konzept auch in der Zukunft am Markt etablieren kann oder ob es der zunehmenden Kommerzialisierung zumindest teilweise zum Opfer fällt.
Das Internet bzw. das World Wide Web hat als der treibende Faktor für Programmierer die Möglichkeit geschaffen, sich auf Plattformen über Open-Source-Projekte auszutauschen und diese ständig zu verbessern.
Es ist daher meinen Erkenntnissen nach nicht wünschenswert, dieses Innovationspotenzial der Open Source Software wegen kommerzieller Interessen nicht vollständig auszuschöpfen, mag diese Art der Softwareentwicklung auch zunächst dem ökonomischen Ideal des sich rational verhaltenden Individuums widersprechen. Daher scheint mir nach motivationspsychologischen Aspekten die richtige Balance zwischen reiner Open Source-, proprietärer Software und kommerzieller Open Source Software die sinnvollste Marktlösung zu generieren, da dadurch die Vorteile aus beiden Software-Entwicklungsformen im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt zum Tragen kommen.


Gunther Bandel wurde 1978 in Marktredwitz geboren. Nach dem Abitur absolvierte er bis 2003 eine Ausbildung zum Bankkaufmann in einer regionalen Sparkasse in der Oberpfalz. Im Jahr 2010 beendete er in Nürnberg das Studium der Diplom-Volkswirtschaftslehre erfolgreich, nachdem er zwischen Ausbildung und Studium ein Jahr praktische Erfahrung im Bereich Vermögensberatung bei der DVAG sammelte. Im Laufe des Studiums erwarb er die erforderlichen Kenntnisse für das Thema des vorliegenden Buches; insbesondere im Bereich der Wettbewerbstheorie. Während des Studiums hat der Autor zusätzlich Praxiserfahrung bei der GfK Nürnberg, einem international bedeutenden Marktforschungsunternehmen, gesammelt. Dort hat er sowohl mit Open Source- als auch mit Closed-Source-Software gearbeitet.


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