Barr | Paradies in Gefahr: Anna Pigeon ermittelt - Band 5: Kriminalroman | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 5, 381 Seiten

Reihe: Anna Pigeon ermittelt

Barr Paradies in Gefahr: Anna Pigeon ermittelt - Band 5: Kriminalroman


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95824-477-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 5, 381 Seiten

Reihe: Anna Pigeon ermittelt

ISBN: 978-3-95824-477-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



In dieser Idylle lauert der Tod: Der packende Kriminalroman »Paradies in Gefahr« von Nevada Barr jetzt als eBook bei dotbooks. Cumberland Island. Der Nationalpark vor der Küste Georgias erscheint der neuen Rangerin Anna Pigeon wie ein Paradies. Ganze Wochen verbringt sie allein in der Natur, nichts stört die Idylle - bis eines Tages ein Inferno über sie hereinbricht: Ein Beobachtungsflugzeug stürzt ganz in ihrer Nähe ab, die beiden Insassen können nur noch tot geborgen werden. Schnell zeigt sich, dass Sabotage dahintersteckt. Als kurz darauf ein Wanderer angeschossen wird, beschleicht Anna ein schrecklicher Verdacht: Gibt es einen Zusammenhang und verbirgt jemand mitten im Herzen des Nationalparks ein dunkles Geheimnis? Ihre Nachforschungen bringen Anna selbst in die Schusslinie .... Packend und rasant - der fünfte Band der fesselnden Krimireihe um die Parkrangerin Anna Pigeon mit ihrem untrüglichen Gespür für die Abgründe menschlichen Handelns: »Barr kennt und liebt ihre Landschaft und schreibt darüber mit dem Einfühlungsvermögen einer wahren Naturfreundin.« The Washington Post »Nevada Barr ist eine außergewöhnliche Erzählerin.« Los Angeles Times Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Öko-Thriller »Paradies in Gefahr «, Band 5 der international erfolgreichen Anna-Pigeon-Krimiserie von Nevada Barr, die Leser in die ebenso atemberaubende wie gefährliche Wildnis der Nationalparks Amerikas entführt. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Nevada Barr wurde 1952 in Yerington, Nevada geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin, bevor ihre Liebe zur Natur sie als Rangerin in verschiedene Nationalparks führte. Dies inspirierte sie zu ihrer Serie über Anna Pigeon, die mehrfach preisgekrönt wurde - unter anderem erhielt der erste Band, 'Die Spur der Katze', den renommierten Agatha-Award als bestes Debüt - und international erfolgreich ist. Nevada Barr lebt heute in Mississippi. Bei dotbooks veröffentlichte Nevada Barr ihre Reihe um Anna Pigeon, die ersten drei Bände sind auch im Sammelband »Spur der Toten« erhältlich: »Die Spur der Katze« »Einer zuviel an Bord« »Zeugen aus Stein« »Feuersturm« »Paradies in Gefahr« »Blutköder« »Wolfsspuren«
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Kapitel 1


Schwarzes, lauwarmes Wasser klatschte gegen Annas Rücken, schwappte ihr über die Schultern und vorn über ihr Hemd. Sie kniff die Augen fest zusammen, damit das Salzwasser nicht so brannte, klammerte sich an den Panzer der Schildkröte und konzentrierte sich darauf stehenzubleiben, während ihr die Welle gegen die Beine schlug und den Sand unter ihren Turnschuhen wegsaugte.

Die Karettschildkröte würde nicht gegen ihren Willen in den Atlantik zurückgespült werden. Im endlosen Ozean war sie gegen fast alles gefeit, aber das Festland, dieses fremde, sich ständig verändernde Universum, hatte sie völlig verwirrt. Meilenweit war sie von Gott weiß wo zum Strand von Cumberland Island geschwommen, um ihre Eier abzulegen, hier, auf einer der Golden Isles vor der Küste von Georgia. In ihrem winzigen Gehirn – oder vielleicht auch in ihrem riesigen Herzen – hatte der Instinkt eine Landkarte einprogrammiert, die so präzise war, daß die Schildkröte an der sich über Tausende von Meilen erstreckenden Küste immer wieder ihren Weg genau zu diesem schmalen Sandstreifen fand.

Anna duckte sich, als die nächste Welle über ihre Schultern brandete, und umarmte das Tier fest. Die Rillen des Rückenpanzers, der fast einen Meter Durchmesser hatte, gruben sich in ihre Wange, genau dort, wo sich die Haut über dem Knochen spannte und besonders empfindlich war. Am Oberschenkel spürte sie durch die durchnäßte Hose die kräftige Bewegung des flossenartigen Schwanzes.

Wasser umflutete sie, noch wärmer im Nacken als die milde Sommerluft. Anna fragte sich, wie bei Schildkröten im allgemeinen und bei dieser hier im besonderen das Denken funktionierte. Stellte sie sich die Karte, die der Instinkt ihr eingeprägt hatte, bildlich vor? Hatte sie vor ihrem geistigen Auge – oder was bei Tieren als solches fungieren mochte – den flachen, einladenden Strand gesehen, hatte sie sich daran erinnert?

»Tut mir leid, altes Mädchen«, brummte Anna, während sie sich gegen das mehrere hundert Pfund schwere Meerestier stemmte. Der launenhafte Gezeitenwechsel hatte an einem fünfzig Meter langen Küstenstreifen einen über einen Meter hohen Wall aus Sand und Muscheln aufgeworfen. Vor einer Woche war der Strand noch völlig flach gewesen, in zwei Wochen würde er wieder flach sein. Aber heute abend gab es hier kein Durchkommen. Doch mit der endlosen Geduld, die Schildkröten, Felsen und anderen langlebigen, schwerfälligen Kreaturen eigen ist, war die Karettschildkröte genau an dieser Stelle an Land gegangen und hatte ihre Wanderung aufs Festland begonnen.

Die Karettschildkröten, die im Norden oder im Süden dieser temporären Mauer an Land kamen, schlugen ihren vorprogrammierten Weg ein. Wenn gerade keine Woge über sie hinwegspülte, hörte Anna den Jubel der Ranger, der freiwilligen Helfer und Forscher, die den Beginn eines neuen Lebenszyklus dieser vom Aussterben bedrohten Art feierten.

Vor einer Stunde war Anna zum Schildkröten-Hebammendienst eingeteilt worden und hatte in aller Eile einen Schnellkurs über die Fortpflanzungsgewohnheiten der Karettschildkröten erhalten. Unter idealen Bedingungen krochen die Schildkröten so weit über den Strand, bis sie sich außerhalb der Flutlinie befanden, gruben sich dort ein Nest, legten ihre Eier, verbuddelten sie darin und begaben sich danach wieder ins Meer – ohne je einen Blick zurückzuwerfen. Erst vier oder fünf Jahre später spürten sie von neuem den Drang sich fortzupflanzen.

Die Schildkröte, mit der Anna momentan in der tosenden Brandung ihren seltsamen Tanz aufführte, kam über den Sandwall nicht hinweg und vergeudete ihre Kraft, indem sie es trotzdem versuchte. Allmählich setzte die Erschöpfung ein, und ihre Anstrengungen ließen nach.

»Ach du Scheiße, sie legt die Eier ab! Gib mir deine Mütze, schnell!« erklang eine barsche Stimme an Annas Ohr, und gleichzeitig stieg ihr ein Schwall übelriechender Luft in die Nase. Einen Augenblick dachte Anna, sie hätte das Gesicht zu nahe ans Ostende der nach Westen strebenden Schildkröte gehalten. Als ihr klar wurde, daß es sich um Marty Schlessingers schlechten Atem handelte, glaubte sie fast das Gerücht, daß der Biologe sich von überfahrenen Tieren ernährte.

Der Atlantik zog sich zurück, und das ganze Gewicht der Schildkröte lastete wieder auf Annas und Martys Armen. »Tu ihr bloß nicht weh«, warnte Schlessinger, und Anna merkte, wie sich die kleinen Muskeln in ihrem Kreuz unter Protest anspannten.

»Guter Tip«, brummte sie, stemmte die Unterarme auf die Schenkel, drückte die Schulter gegen den Panzer und legte sich ins Zeug.

Als die Wellen sich zurückzogen, wirkte einen Moment lang alles ganz friedlich; der Mond erschien über dem Horizont und zauberte einen Silberstreif über den Ozean und den Rücken der Schildkröte, direkt unter Annas Kinn.

Im klaren Mondlicht konnte sie Marty Schlessingers schmales Gesicht deutlich ausmachen, nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Man sah ihm die vierunddreißig Jahre Strandleben an: resolute Falten an beiden Seiten eines kompromißlosen Mundes, lange, strähnige Haare, zu Zöpfen zusammengebunden wie Willie Nelson in seinen besten Zeiten.

Der zurückkehrende Ozean zwang Anna auf die Knie. Ihr Schenkel war eingekeilt vom Schildkrötenpanzer, die Flosse drückte hart gegen die Außenseite ihres Beins.

»Die Mütze, die Mütze, die Mütze«, knurrte Schlessinger.

Anna riß sich ihre Baseballkappe vom Kopf und drückte sie dem Biologen in die Hand.

»Halt sie fest«, befahl Schlessinger.

»Herr des Himmels!« stieß Anna hervor, als er die Schildkröte losließ, um die Eier einzusammeln.

Anders als bei vielen anderen Meeresschildkröten war die Legemaschinerie bei den Karettschildkröten unter dem hinteren Teil des Panzers verborgen, weshalb Anna die Eier nicht sehen konnte. Doch dem ekstatischen Stöhnen nach zu urteilen, das aus Richtung des Biologen ertönte, lohnte sich die Anstrengung zumindest.

»Nein!« schrie er plötzlich auf. Das Entsetzen in seiner Stimme erinnerte Anna auf höchst unwillkommene Weise daran, daß die Küste von Georgia auch die Brutstätte des großen weißen Hais war.

»Was denn?« wollte sie wissen.

»Wir haben ein Baby verloren.«

Anna war erleichtert, aber klug genug, es nicht zu zeigen. Schlessinger war garantiert weniger betroffen, wenn ein Ranger ein Bein verlor, als wenn er einen Karettschildkrötenembryo verlor.

Minuten verstrichen. Welle auf Welle donnerte Anna in den Rücken, Sand knirschte zwischen ihren Zähnen, Salz verklebte ihr die Augen. Der Schmerz in Arm- und Schultermuskeln war erst einem puddingweichen Gefühl und jetzt einem ständigen qualvollen Pochen gewichen. Jede Illusion von Spannung und Abenteuer war längst verflogen.

»Das ist ganz schön anstrengend«, knurrte sie.

»Ruhe«, fuhr ihr Marty über den Mund.

Anna klemmte das Knie noch fester unter den Panzer und begann langsam von hundert rückwärts zu zählen. Wenn sie bei Null angekommen war, mußten Marty und die kleinen Schildkröten zusehen, wie sie allein zurechtkamen, beschloß sie.

Null kam und ging, aber Anna blieb. Die Zahlen verschwammen. »Ich kann wirklich gleich nicht mehr«, sagte sie.

»Bleib dran.«

Zu gern hätte Anna etwas Schnippisches erwidert, aber sie hatte nicht die Energie.

Eine Welle rauschte zwischen ihren Knien durch und hob die Schildkröte etwas an, so daß ihre Schultern sich eine kleine Verschnaufpause gönnen konnten. Als das Wasser sich zurückzog und Anna wieder das volle Gewicht zu spüren bekam, schrie sie unwillkürlich auf.

»Halt das Tier gefälligst still«, fauchte Schlessinger sie an.

Anna tat, was sie konnte. »Im nächsten Leben werde ich größer«, zischte sie zurück.

»Ruhe«, sagte Schlessinger und dann: »Okay, das war's anscheinend. Du kannst sie runterlassen. Aber langsam, ganz langsam.«

Annas Muskeln verweigerten den Dienst. »Ich kann nicht«, sagte sie schließlich.

»Herrgott noch mal.« Bei der nächsten Welle holte Schlessinger die Schildkröte vorsichtig von dem Dreifuß herunter, in den Anna sich verwandelt hatte. »Dann halt wenigstens das hier.« Der Biologe reichte Anna ihre National-Park-Service-Mütze. Darin lagen lauter ledrige Kugeln, etwas größer als Golfbälle. »Vorsicht«, warnte er, als Anna ihre steifen Arme ausstreckte, um sie in Empfang zu nehmen. »Ich hab sie gezählt.«

Die Drohung war unmißverständlich. Marty wußte, wie viele Eier gelegt worden waren. Sollte eines davon nach Annas Schicht fehlen, war garantiert der Teufel los.

Also hielt Anna die Kappe fest, als wäre sie der heilige Gral.

Allerlei gute Ratschläge murmelnd, drehte der Biologe die mächtige Schildkröte zurück in Richtung Meer und blickte ihrem schimmernden Panzer nach, bis der Ozean ihn verschluckt hatte. »So, jetzt ist aber Schluß mit lustig«, sagte er dann barsch. »Zeit, daß wir uns an die Arbeit machen.«

Seltsamerweise fühlte Anna sich richtig erfrischt. Wahrscheinlich übertrug sich die Magie der Schildkröteneier auf ihre müden Kochen. Der gloriose Kampf der Schildkröte und Annas Beteiligung daran vermittelten ein Erfolgserlebnis und linderten die Schmerzen in Rücken und Beinen. Bei jedem Schritt schwappte Wasser aus ihren Schuhen, ihre Klamotten tropften, und so folgte sie Marty Schlessinger über den dunklen Strand.

Direkt über der Flutlinie blieb Schlessinger stehen, verschränkte die Arme vor dem schmalen Brustkorb und blickte prüfend über die Dünen, hinter denen sich das Dickicht aus Eichen und Fächerpalmen ausbreitete, die das Innere der Insel überwucherten.

Inzwischen war der Dreiviertelmond ein ganzes Stück am Himmel emporgestiegen und ergoß sein Licht über...



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