Bécquer | Von Teufeln, Geistern und Dämonen | E-Book | www.sack.de
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Bécquer Von Teufeln, Geistern und Dämonen

Phantastische Erzählungen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96130-578-0
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Phantastische Erzählungen

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'Von Teufeln, Geistern und Dämonen' ist eine Sammlung von postromantischen phantastischen Erzählungen, die von Gustavo Adolfo Bécquer verfasst und zwischen 1858 und 1865 veröffentlicht wurden. Diese Erzählungen haben einen intimen Charakter, der die historische Vergangenheit heraufbeschwört, und zeichnen sich durch eine plausible Handlung mit der Einführung pantastischer oder ungewöhnlicher Elemente aus. Hinter Bécquers Werk steht sein Engagement für die Kultur der Vergangenheit, das in den 'Briefen aus meiner Zelle' und in seinen 'Legenden' zum Ausdruck kommt. Hier ist seine innere Welt übervoll, die historische oder legendäre Vergangenheit weckt seine Träume und die Natur schafft eine geheimnisvolle Atmosphäre. Unvergessliche Texte zum Lesen und Vortragen. Bécquer, ob Prosaiker oder Lyriker, ob Dichter oder Prosaist, erweist sich stets als kompletter und zeitloser Künstler. Das Erscheinen seiner phantastischen postromantischen Erzählungen, deren literarische Werte denen seiner Vorgänger und Zeitgenossen deutlich überlegen sind, stellt den Höhepunkt, die Überschreitung und die Vernichtung eines Genres dar. Das literarische Rohmaterial wird von Bécquer nach seinen eigenen ästhetischen Parametern bearbeitet, die ihm das Siegel seines persönlichen Mikrokosmos und den identifizierenden Stempel seiner poetischen Sprache aufdrücken. Illustrierte Ausgabe.

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Meister Perez, der Organist
Diese Geschichte hörte ich von der Pförtnerin des Klosters der Heiligen Agnes in Sevilla, als ich im Vorhof auf den Anfang der Hahnenschreimette wartete. Es ist begreiflich, daß ich danach kaum den Beginn des Amtes abwarten konnte, begierig darauf, ein wirkliches Wunder zu erleben. Indessen war nichts weniger wunderbar als die Orgel der Heiligen Agnes, nichts alltäglicher als die geschmacklosen Motetten, die uns der Organist an jenem Abend bescherte. Nach Schluß der Mette konnte ich nicht umhin, die Pförtnerin etwas spöttisch zu fragen: »Woher kommt es denn, daß die Orgel des Meister Perez jetzt auf einmal so schlecht klingt?« »Woher?« versetzte die Alte. »Ei, weil es doch gar nicht mehr seine Orgel ist.« »Nicht mehr seine? Was ist denn aus ihr geworden!« »Die war so alt und gebrechlich, daß sie schließlich zusammenkrachte – schon vor einer guten Reihe von Jahren.« »Und die Seele des Organisten?« »Ist nicht wieder erschienen, seit wir die neue Orgel haben.« Damit es keinem meiner Leser am Ende dieser Geschichte in den Sinn kommen möge, an mich dieselbe Frage zu richten, erzähle ich schon im voraus, weshalb sich das mächtige Wunder nicht bis auf unsere Tage vererbt hat. I »Seht Ihr den mit dem roten Mantel und der weißen Feder auf dem Hut? ... Der so aus schaut, als trüg' er das ganze Gold der indischen Galeonen auf seinem Wams ... Ja, den, der gerade aus der Sänfte steigt ... Er will der Dame da, die eben ihre verlassen hat, die Hand reichen ... Nun kommt er auf uns zu – vier Fackelträger hinter ihm her ... Das ist der Marques von Moscoso, Liebhaber der verwitweten Gräfin von Villapineda. Bevor er ein Auge auf diese Dame warf, sagt man, habe er um eines sehr reichen Herrn Tochter angehalten ... Der Vater des Fräuleins aber, von dem man erzählt, er sei ein bißchen geizig ... aber halt! da sucht mans Pferd und sitzt darauf! – Seht Ihr den da, der unter dem St. Philippsbogen durchkommt ... zu Fuß ... das Gesicht im dunklen Mantel versteckt ... nur mit einem einzigen Diener, der eine Laterne trägt ...? jetzt ist er gerade vorm Altarblatt ... Habt Ihr das leuchtende Ordenskreuz auf seiner Brust bemerkt, als er zum Gruß der Jungfrau sich enthüllte? Wenn er dies vornehme Abzeichen nicht trüge, könnte man ihn für einen Krämer aus der Schlangenstraße halten ... Das ist also der Vater ... von dem ich soeben sprach ... Seht, wie das Volk ihm Platz macht und ihn grüßt ... Ganz Sevilla kennt ihn wegen seines ungeheuren Vermögens. Er allein hat mehr Golddukaten in seinem Kasten als unser hoher Herr und König Philipp Soldaten unterhält. Und aus seinen Galeonen ließe sich ein Geschwader zusammensetzen – groß genug, um der Flotte des Großen Türken zu widerstehen. Da, schaut mal die Gruppe der würdigen Herren da! Das sind die Ritter der Vierundzwanzig. Alle Achtung! Da ist ja auch der Vlämsche, dem die Herren vom Grünen Kreuz wohl jetzt nicht mehr den Handschuh zuwerfen werden ... dank dem Einfluß, den er beim Adel in Madrid hat ... Der kommt doch nur in die Kirche, um Musik zu hören ... Na, wenn dem Meister Perez mit seiner Orgel nicht faustdicke Tränen entlockt, dann kann man wohl mit Sicherheit sagen, daß er seine Seele nicht in seinem Wams hat – sondern im Siedekessel bei Beelzebub ... Ach, Nachbarin! O je, da sieht's bös aus! Ich hab' so eine Ahnung, als ob es noch was setzen wird. Ich verkrieche mich in die Kirche. Denn, soviel ich sehe, wird's hier noch mehr Hiebe geben als Vaterunser. Guckt doch nur: da um die Ecke des St. Petriplatzes biegen die Leute des Herzogs von Alcalá ... und hinten am Ende der Zofengasse, scheint mir, hab' ich die des Herzogs von Medinasidonia gesehen ... Hab ich's Euch nicht gesagt?! Schon haben sie sich erblickt und versperren einander den Weg ... Keiner will weichen ... Und das Volk macht sich dünn ... Freilich, die Ministranten, die bei solchen Gelegenheiten von Freund und Feind Keile kriegen, ziehen sich zurück ... selbst der Herr Stadtrichter mit Stock und allem, was er hat, flieht in die Vorhalle ... Und nachher sagen sie, es gibt Gerechtigkeit! – Für die Armen, ja ... Ach du meine Güte, schon blitzen die Schilde in der Dunkelheit ... Der Allmächtige steh uns bei! Da haben sie sich schon in den Haaren! ... Nachbarin! schnell, hierher, bevor sie die Türen schließen! – Aber, halt! was ist denn das! Sie haben noch gar nicht angefangen – und hören schon auf ...? Was ist denn das für ein Glanz! ... Brennende Fackeln! Sänften! Ei, der Herr Erzbischof! Kaum habe ich im stillen die Heiligste Jungfrau um Schutz angefleht – und schon bringt sie mir Hilfe! ... Ach, es ahnt ja niemand, was ich dieser hohen Frau schuldig bin! ... Mit Wucherzinsen zahlt sie mir die Kerzen zurück, die ich ihr alle Samstage anzünde! – Schaut doch nur, wie prächtig er aussieht in seiner karmesinfarbenen Soutane und mit dem roten Käppchen auf dem Kopf ... Gott erhalte ihn ebensoviel Jahrzehnte auf seinem Stuhl wie mich Jahre am Leben! Wenn er nicht wäre, würde Sevilla längst in Schutt und Asche liegen – bei den ewigen Händeln der Herzöge untereinander ... Schaut doch, schaut sie doch mal an, diese frechen Heuchler! Wie sie sich beide an die Sänfte des Prälaten heranmachen, den Ring zu küssen ... wie sie ihm nachlaufen und ihm das Geleit geben – geradeso, als gehörten sie zu seinem Gefolge! Ist es zu glauben, daß die beiden da ... die tun, als wären sie dicke Freunde ... wenn sie sich binnen einer halben Stunde in einer dunklen Gasse träfen ... das heißt: sie ... ja, sie ...! Gott bewahre mich, sie für feige zu halten! Recht brav haben sie sich schon dann und wann gezeigt, wenn sie sich mit den Feinden unseres Heilandes herumschlugen ... Aber es ist wahr, wenn sie sich suchten ... und wenn sie nur Luft hätten, sich zu finden, so fänden sie sich auch ... sie könnten mit einem Schlage diesen ewigen Reibereien ein Ende machen! Und übrigens – wer bei diesen Fehden die Hauptarbeit leistet, das sind ihre Freunde und Genossen ... Aber los, Frau Nachbarin, schleunigst in die Kirche! Sonst werden wir noch kaputt gedrückt ... An solchen Abenden wie heute wird es so voll, daß kein Apfel mehr zur Erde kann ... Was für ein Glück doch die Nonnen mit ihrem Organisten haben! ... wann hat das Kloster wohl je soviel Zulauf gehabt? ... Ich kann Euch sagen, in anderen Sprengeln hat man Meister Perez schon die glänzendsten Angebote gemacht, und das ist auch wirklich gar nicht verwunderlich, denn selbst der Herr Erzbischof hat ihm goldene Berge versprochen, um ihn in den Dom zu locken ... Aber er, nichts zu machen! ... Nicht um sein Leben möchte er seine Lieblingsorgel im Stich lassen ... Ach, Ihr kennt Meister Perez noch gar nicht? ... Es ist ja wahr, Ihr seid ja noch neu in diesem Stadtviertel ... Ach, das ist ein frommer Mann! So arm er auch ist, er gibt Almosen mehr als jeder andere ... Er hat auf der Welt keinen Menschen weiter als seine Tochter und als einzigen Freund seine Orgel. Über ihre Unschuld zu wachen und die Register zu ziehen, – das ist sein ganzes Leben ... Und wie alt die Orgel schon ist! ... Aber trotzdem – er ist so geschickt – er hält sie so gut in Ordnung, daß sie wie das reine Wunder klingt. Na, er kennt sie ja auch so, daß er nur hinzugreifen braucht ... ich weiß nicht, ob ich's Euch schon gesagt habe ... aber der arme Mann ist blind, schon von Geburt an ... Und mit welcher Geduld er sein Kreuz tragt! ... wenn man ihn fragt, was er drum gäbe, um sehen zu können, antwortet er: ›Viel, aber nicht soviel, als Ihr glaubt, denn ich habe große Hoffnung. – Hoffnung, wieder sehend zu werden! – Ja, und sogar sehr bald‹, sagt er mit Engelslächeln, ›ich bin ja schon sechsundsiebzig Jahre alt, und solange mein Leben auch währen möge, bald werde ich den lieben Gott sehen ...‹ Der Ärmste! Und ob er ihn sehen wird! ... Er ist ja demütig wie die Steine auf der Straße, die sich auch von jedermann treten lassen. Immer sagt er, er sei nur ein armer Klosterorganist. Und doch könnte er selbst dem Kapellmeister der Primatskirche noch etwas beibringen! ... Er ist ja schon von klein auf dabei ... sein Vater hatte denselben Beruf ... Ich habe ihn nicht mehr gekannt, aber meine Frau Mutter (Gott hab' sie selig!) sagt, er hätte ihn immer mitgenommen zum Balgentreten ... Später zeigte der Junge soviel Talent, daß er natürlich nach dem Tode seines Vaters dessen Amt übernahm. Und was für gottgesegnete Hände er hat! Sie sind wert, daß man sie zum Goldschmied bringt und sie in Gold fassen läßt ... Gut spielt er immer! Aber in einer solchen Nacht wie heute: wie ein wahres Wunder! Er ist dieser heiligen Hahnenschreimette ganz besonders ergeben ... Und wenn punkt zwölf die Monstranz gezeigt wird – also zur selben Stunde, als unser Herr Jesus Christus zur Welt kam – dann klingt die Orgel wie Engelschöre. Kurz und gut, wozu soll ich Euch das alles ausmalen, Ihr werdet es ja heute abend noch hören. Ihr seht ja auch schon, daß die allerfeinste Gesellschaft Sevillas, sogar der Herr Erzbischof, in dies bescheidene Kloster kommt, um ihn zu hören ... Und man soll gar nicht glauben, daß nur die gebildeten Leute und die, die was von Musik verstehen, ihn zu schätzen wissen ... auch das Volk schwärmt für ihn. All diese Menschen, die da in Scharen mit brennenden Fackeln ankommen ... die sonst in den Kirchen ihre Weihnachtslieder brüllen, mit Tamburin, Klappern und Zambomba den üblichen Radau machen ... verhalten sich mäuschenstill,...



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