Beauman / Stein | Die Frauen von Wyken Abbey | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 505 Seiten

Beauman / Stein Die Frauen von Wyken Abbey

Roman: Eine alte englische Abtei und ein dunkles Familiengeheimnis
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98690-099-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman: Eine alte englische Abtei und ein dunkles Familiengeheimnis

E-Book, Deutsch, 505 Seiten

ISBN: 978-3-98690-099-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wenn sich lange verborgene Gefühle entladen: Der Familiengeheimnisroman »Die Frauen von Wyken Abbey« von Sally Beauman jetzt als eBook bei dotbooks. Ein Ort voller Schatten und wohlgehüteter Geheimnisse ...Im langen, heißen Sommer des Jahres 1967 kommen die drei Töchter der Familie Mortland zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf der mittelalterlichen Abtei zusammen, in der die Familie wohnt - und jede scheint etwas vor den anderen zu verbergen: Da ist Julia, die blonde, kühle Schönheit, die davon träumt, in London Journalistin zu werden; die schüchterne Finn, die in Cambridge Literatur studiert; und schließlich Maisie, das Nesthäkchen. Selbst noch zu jung für eine Romanze, beobachtet sie Julia und Finn umso aufmerksamer, wenn der Medizinstudent Nicholas, der Nachbarsohn Daniel und der exzentrische Künstler Lucas zu Besuch sind. Und so ist sie die Einzige, die ahnt, welchen dunklen Geheimnissen sich die Mortland-Schwestern bald stellen müssen - und wie sehr sich ihr Leben dadurch ändern könnte ... »Grandiose Charaktere und fulminante Schilderungen einer längst vergangenen Epoche. ?Die Frauen von Wyken Abbey? ist perfekte Unterhaltung.« Belfast Telegraph Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Schicksalsroman »Die Frauen von Wyken Abbey« von Sally Beauman. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Sally Beauman (1944-2016) war eine englische Autorin und Journalistin. Sie studierte in Cambridge Englische Literaturwissenschaft und war anschließend in England und den USA als Journalistin für viele angesehene Zeitschriften wie die »New York Times« und die »Vogue« tätig. Besonders bekannt ist sie für ihre acht international erfolgreichen Bestsellerromane, die in über zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Bei dotbooks erscheinen von Sally Beauman: »Rebeccas Geheimnis« »Das Geheimnis von Winterscombe Manor« »Die Frauen von Wyken Abbey« »Erben des Schicksals« Außerdem erscheint von ihr die Romantic-Thriller-Reihe »Journalists« mit den Titeln »London Killings - Ein tödliches Geschenk«, »Paris Murders - Eine tödliche Wahrheit« und »New York Stalker - Eine tödliche Liebe«.
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Kapitel 1
Sommer-Maisie, 1967


Bei unserem ersten Aufenthalt in der Abtei regnete es fünf Tage lang von früh bis spät. Man hatte mich schon gewarnt, dass so etwas in England im Sommer und im Winter vorkommen kann, aber ich hatte es nicht glauben wollen. Jeden Morgen hockten wir stumm beim Frühstück. Großvater versteckte sich hinter seiner Zeitung, meine Schwestern blickten auf ihre Teller, und meine Mutter starrte Löcher in die Luft. Mich hatte man auf drei Kissen gesetzt, damit ich an mein Essen heranreichte. Die Welt vor dem Fenster war nass und todtraurig.

Damals waren die Lorbeersträucher am Haus noch unbeschnitten; sie schienen tiefschwarze Tränen zu weinen. Dahinter sah man eine Ecke des alten Klosters mit einem Wasserspeier, dem der Regen aus Mund und Augen schoss. Der Rasen war verwildert, und die Gräser ließen die Köpfe hängen wie eine Horde Büßer. Die Luft hier in England kam mir sonderbar dick und violett vor. Erbarmungslos fegte der Wind durch die Bäume; unter den Birken lagen abgerissene Gliedmaßen. Ich sah einen abgefallenen Arm, den Schenkelknochen eines Riesen und einen grässlichen knorrigen, von Efeublättern umwucherten Schädel mit zwei gewaltigen Augen. Ich wusste, dass sie beobachteten, wie diese ganze Trauer ins Haus sickerte. Sie betrachteten die Nässe, die an den Wänden entlangkroch, und zählten die Tropfen, die von der Decke fielen – in diesem Raum allein drei Eimer voll. Der Wind rumorte und heulte im Kamin, die Fenster klapperten. »Tja, Kinder«, sagte Stella in diesem trockenen Tonfall, der nie Gutes verhieß, »heute können wir nicht spazieren gehen.«

Fünf Tage lang machte sie diese Bemerkung jeden Morgen zur selben Zeit. Am sechsten Tag schloss sie sich in ihrem Zimmer ein. Wir versuchten es mit den üblichen Tricks: Blumen, Romane, Essen. Julia brachte ihr ein Tablett hinauf, Finn kam mit Büchern, ich pflückte mit Finns Hilfe im Nun Wood einen Strauß blaue Glockenblumen (Hyacinthus nonscriptus). Am dritten Tag standen sie immer noch vor der Tür.

Inzwischen schien draußen die Sonne. Stella wollte sich nicht in dem großen Zimmer aufhalten, in dem früher Daddy und sie geschlafen hatten. Sie hatte sich in einer hässlichen kleinen Kammer auf dem Dachboden einquartiert, wo die Nonnen früher ihre Zellen gehabt hatten. In den dunklen engen Fluren dort oben roch es modrig. Das Wasser in dem Marmeladenglas war verdunstet, die Glockenblumen vertrocknet. Die Zigaretten, den Jack Daniels und die kleinen Sandwiches hatte sie nicht angerührt. Finn zählte die Bücher. Sie hatte sechs mitgebracht; Betty und ihre Schwestern, Mansfield Park, Jane Eyre, Der geheime Garten und Große Erwartungen lagen noch da, aber eines fehlte – ich glaube, es war Entführt. »Immerhin ein Fortschritt«, meinte Finn und horchte an der Tür; kein Laut war zu hören. Die Luft in dem Haus ist eigenartig, wie du weißt, irgendwie schwer und lastend, was uns damals zu Anfang besonders auffiel, und so kam es uns vor, als belausche sie uns auch, während wir an der Tür lauschten. Es war ziemlich unheimlich.

Nach einer Weile meinte Finn, sie könne hören, wie Buchseiten umgeblättert würden. Erleichtert setzten wir unsere Erkundungstour fort. Wir streiften durch die Bibliothek, die damals noch staubiger und verfallener wirkte als heute. Großvater meinte, dort sei früher die Marienkapelle gewesen. Wo heute der Kamin ist, stand damals der Altar – wusstest du das? Wir probierten das berühmte Hagioskop aus, was erstaunlich gut funktionierte. Beim ersten Mal fanden wir noch nicht heraus, was so sonderbar daran ist. Dann sahen wir uns die Gärten, die Wälder, das Dorf, die Obstgärten, den Teich und den Black Ditch an ...

»Hast du die Buchseiten auch gehört?«, unterbricht mich Lucas, als ich gerade in Fahrt komme. Mit gezücktem Stift schaut er von seinem Skizzenblock auf. Ich werfe einen verstohlenen Blick auf die Seite, die eindrucksvoll aussieht, ein Geflecht aus Schraffierungen und diesen Schatten, die Lucas erzeugt, indem er mit dem Daumen übers Blatt wischt. Aus diesen schwarzweißen Mustern werde ich, Maisie, entstehen.

Solange mein Porträt noch nicht fertig ist, ist es ein Geheimnis; Lucas entgeht mein neugieriger Blick nicht, und er hält den Skizzenblock so, dass ich nichts mehr sehen kann. Ich denke über seine Frage nach. Das alles ist zehn Jahre her, und damals war ich noch klein. Es ist ein einschneidendes Erlebnis, wenn man seinen Vater verliert. Ich habe es damals nicht verstanden; wenn eine Tür aufging, wartete ich immer darauf, dass er hereinkam.

Deshalb sind all meine Erinnerungen an diesen ersten Sommer in der Abtei schwer zugänglich. Sie sind so klar und bunt wie die Abbildungen auf Spielkarten, aber sobald ich sie mir genauer ansehen will, bekomme ich Angst. Ich habe dann das Gefühl, dass sie nicht vollständig sind, dass der Zauberkünstler, der sie ausgeteilt hat, noch welche im Ärmel verbirgt. Er kann toll mischen, wie Dans Großmutter, aber es ist irgendein Trick dabei. Es geht nicht mit rechten Dingen zu.

Ich konzentriere mich auf die verschlossene Tür und die trockenen Sandwiches. Finn und Julia kauern neben mir. Eine Fliege stößt brummend an ein Fenster, das seit Jahrzehnten nicht geöffnet wurde. Schließlich meine ich auch, ein Rascheln zu hören, das von Buchseiten herrühren könnte. Doch an diesem Ort, an dem wir uns aufhalten, könnte ein solches Geräusch auch andere Gründe haben. Die Nonnen, die früher hier lebten, sind noch da, erkläre ich Lucas. Sie wandern durch die oberen Korridore, verweilen auf der Treppe; ihre Rosenkränze klappern, und ihre Röcke rascheln. Wenn man an ihnen vorübergeht, betrachten sie einen, geduldig und bleich, als seien sie sicher, dass man ihnen bald Gesellschaft leisten wird.

Sie sind seit achthundert Jahren tot – aber das hält sie nicht davon ab, hier umherzustreifen. Warum ruhen sie nicht in Frieden, wie Tote das tun sollen? Ich frage mich, warum ausgerechnet sie um mich herumgeistern und nicht die Menschen, die ich wirklich gerne sehen würde, meinen Vater zum Beispiel. »Ach, komm schon, Maisie«, sagt Lucas. »Hör auf damit. Diese Geschichte geht allen auf die Nerven, und langweilig ist sie auch. Es gibt kein Jenseits. Keinen Himmel, keine Hölle, keine Unterwelt, keinen Gott, keinen Teufel, keine Engel, Dämonen oder Geister. Und das sage ich dir jetzt zum tausendsten Mal: auch keine durchsichtigen Nonnen. Du bist ein vernünftiges Mädchen. Du weißt das ganz genau. Hör jetzt auf, dir diesen Humbug auszudenken, und sitz still.«

Lucas ist ein Ungläubiger und hat keine Ahnung. Doch er klingt gereizt, ich muss ihn wohl geärgert haben – er langweilt sich schnell. Deshalb sitze ich jetzt so still wie eine Zwergmaus (Micromys minutus), und nach einer Viertelstunde wird er weich, was ich schon vorhergesehen habe. Lucas hat nämlich ein Faible für meine Geschichten. Alle anderen hier haben nie Zeit, mir zuzuhören. Nicht jetzt, Maisie, sagen sie und weichen zurück. Aber Lucas ist versessen auf Informationen, und ich bin eine gute Historikerin; deshalb geben wir ein prima Paar ab. Ich weiche der Wahrheit nicht aus wie Stella, ich schweife nicht ab wie Großvater, ich lasse die unangenehmen, aber interessanten Stellen nicht aus wie Finn und Julia. Wenn man über dieses Gebäude und diese Familie etwas erfahren will – und das will Lucas –, sollte man immer mich fragen. Ich gebe die Geheimnisse gerne preis – und es gibt ziemlich viele. Ich mag zwar ein Kind sein, aber ich bin sehr aufmerksam, und das weiß Lucas. Raus mit der Sprache, sagt Julia immer. Mich muss man da nicht lange bitten. Nein, wirklich nicht.

»Wann ging es Stella wieder besser?«, fragt Lucas mit seinem leicht ironischen Unterton. »War Julia schon immer so schön? Und Finn schon immer so verschlossen? Wer hat den Löwen in der Bibliothek erlegt? Erinnerst du dich noch an Amerika? Nimmst du Milch oder Sahne in deinen Kaffee?« Er gähnt, dann blickt er mit zusammengekniffenen Augen auf, betrachtet mich genau, erschafft mich. Zwei schnelle Striche, eine Daumenbewegung. Ich mag Lucas. Er mag mich auch. Ich glaube sogar, dass er mich lieber mag als meine Schwestern, obwohl ich mich da vielleicht irre. Jedenfalls verstehen wir uns gut und finden das beide angenehm. Der Hauch eines Lächelns tritt auf sein Gesicht.

»Na komm schon, Maisie«, sagt er schmeichelnd. »Ich will alles wissen. Erzähl weiter.«

Es macht mir Spaß, Lucas’ Scheherazade zu sein, und er wird mich natürlich auch nicht umbringen, wenn meine Geschichten zu Ende sind. Aber es besteht die Gefahr, dass er sich langweilt. Deshalb bekommt er nie alles von mir, was er will. Das sollten meine beiden Schwestern auch bald lernen. Seine Fragen sind nicht so unschuldig, wie sie sich anhören. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er etwas ganz Bestimmtes erfahren will, obwohl er das niemals zugeben würde. Heute glaube ich, dass er etwas über Dan hören möchte. Deshalb werde ich ihm ein paar Brocken hinwerfen, aber eben nur ein paar – um sein Interesse nicht zu verlieren, halte ich immer mit einigen Details hinter dem Berg.

Also mache ich ein Weilchen »hm« und »ähm« und gehe meine Erinnerungen durch. Eine sehe ich besonders deutlich, und so teile ich ihm mit, dass ich ihm etwas über Dans Großmutter erzählen werde, auch die böse Hexe oder die Zwergin genannt. (Den letzteren Spitznamen hat Julia erfunden. Er ist gemein, aber sie ist tatsächlich sehr klein.)

»Ich werde dir erzählen, wie sie uns die Zukunft vorausgesagt und uns die Karten gelegt hat«, fange ich an. Dann gerate ich ins Stocken. Da ist etwas Kaltes, Hartes in meinem Hals, als hätte ich versucht, einen großen Kieselstein zu schlucken. Er steckt mir...



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