Becker | Interkulturelle Dialoge und dekoloniale Geschlechterdiskurse | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 8, 236 Seiten

Reihe: Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag

Becker Interkulturelle Dialoge und dekoloniale Geschlechterdiskurse

Indigene Gesellschaftsentwürfe und sexuelle Vielfalt in Ecuador
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8288-6390-3
Verlag: Tectum
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Indigene Gesellschaftsentwürfe und sexuelle Vielfalt in Ecuador

E-Book, Deutsch, Band 8, 236 Seiten

Reihe: Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag

ISBN: 978-3-8288-6390-3
Verlag: Tectum
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Südamerika durchläuft derzeit hochgradig komplexe politische, soziale und ökonomische Prozesse. Einerseits wird die polit-ökonomische Umstrukturierung vorangetrieben, die im Zuge der Neoliberalisierung in den 1980er-Jahren begann, andererseits bahnen sich Vorschläge für eine fundamentale gesellschaftliche Neuordnung ihren Weg in die Politik mehrerer Länder. In Ecuador haben sich Formen des sozialen Protests entwickelt, die auf der Suche nach alternativen Gesellschaftsmodellen und selbstbewussten lateinamerikanischen Identitätsentwürfen eine Revision der kolonialen und imperialen Geschichtsschreibung eingeleitet hat.
Unter besonderer Berücksichtigung der andinen Konzeptualisierung vom Guten Leben [Sumak Kawsay] untersucht Greta-Marie Becker die Verhandlung von Sexualität im heutigen Ecuador. Welchen Raum können nicht-heteronormative Lebensweisen in diesem besonderen politischen Klima für sich beanspruchen? Wie verhalten sich indigene Rechtsansprüche zu den Anliegen von trans-/homo-/bi- oder intersexuellen Personen?
Anhand der politischen Arbeit sexuell diskriminierter Menschen untersucht Becker, welche Handlungsmacht diese während der Aushandlung der neuen Verfassung von 2008 und den Jahren danach entwickeln konnten. Sie bietet gleichermaßen eine fundierte Analyse der historisch gewachsenen Geschlechterkonstruktionen vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte Ecuadors wie auch eine Revision der derzeitigen Gesetzeslage in Bezug auf Geschlechterthemen. Becker beleuchtet die kontroverse Dynamik vergeschlechtlichter, ethnisierter Identitätsbildungsprozesse innerhalb der fragmentierten Moderne Lateinamerikas und erforscht die stärker werdende Kritik an der kulturellen Vorherrschaft des globalen Nordens. Das Ergebnis wurde mit dem Herta-Pammer-Preis ausgezeichnet.

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1;Cover;1
2;Inhalt;11
3;1 Einleitung;15
3.1;1.1Mein Zugang zum Forschungsfeld;1
3.2;1.2Aufbau der Arbeit;1
3.3;1.3Hinweise zu den verwendeten Begriffen und Schreibweisen;1
4;2 Einführung in die zentralen Begriffe und Konzepte der Dekolonialen Theorie;29
4.1;2.1Die Kolonialität der Macht;1
4.2;2.2Die Kolonialität des Wissens: Epistemische Kritik an der europäischen Wissensproduktion;1
5;3 Die geopolitische Verortung Ecuadors;39
5.1;3.1Eine Annäherung an die Geschichte;41
5.2;3.2Das Inka-Reich;1
5.3;3.3Die europäische Expansion;43
6;4 Sexualität im Kontext kolonialer Wissensproduktion;45
6.1;4.1Die Gender-Metaphorik in den kolonialen Chroniken;1
6.2;4.2Der koloniale Gesellschaftsaufbau;1
7;5 Die ‚formale‘ Unabhängigkeit;59
7.1;5.1Das Fortbestehen rassistischer Strukturen im ‚post-kolonialen‘ Ecuador;1
8;6 Die neoliberale ‚Strukturanpassung‘ ab 1980;67
8.1;6.1Widerstand formiert sich;71
9;7 Wege aus der Krise: Gesellschaftlicher Wandel im Namen des “Buen Vivir”;79
9.1;7.1Das Fundament der “Sumak Kawsay”-Vision;1
9.1.1;7.1.1Die Politisierung einer Vision;83
9.2;7.2Interkulturalität als Grundlage für eine plurinationale Staatsstruktur;1
9.3;7.3Das Aufkommen von TLGBI-Kollektiven: Ein Überblick über die politische Landschaft;91
9.3.1;7.3.1Die politische Mobilisierung von TLGBI-Gruppierungen während der Verfassungsgebenden Versammlung;1
10;8 Die Verfassung vom ‚Guten Leben‘;101
10.1;8.1Bewegte Zeiten: Eine Zwischenbilanz aus den Jahren seit der neuen Verfassung;111
11;9 Die Thematisierung von Sexualität in der aktuellen ecuadorianischen und lateinamerikanischen Sozialforschung;119
12;10 Methodik;123
12.1;10.2Sexuelle Diversität als Forschungsgegenstand;1
12.1.1;10.2.1Meine Perspektive auf den Forschungsgegenstand;125
12.1.2;10.2.2Der theoretische Ausgangspunkt – Eine Perspektive verschiebt sich;1
12.2;10.1Konstruktivistische Grounded Theory;123
12.3;10.3Der Forschungsprozess;1
12.3.1;10.3.1Methodenkombination;1
12.3.1.1;10.3.1.1Qualitative Interviews;1
12.3.1.2;10.3.1.2Teilnehmende Beobachtungen;1
12.3.1.3;10.3.1.2.1Das PROYECTO TRVNSGÉN3RO;1
12.3.2;10.3.2Theoretical Sampling;1
12.3.3;10.3.3Reflexion meiner Rolle im Feld;135
12.4;10.4Das Kodieren und Auswerten der Daten;137
12.4.1;10.4.1Anmerkung zur Auswertung des Datenmaterials;139
13;11 Analyse;141
13.1;11.1Methodische Hinweise;141
13.2;11.2Allgemeine Auffälligkeiten;143
13.3;11.3Die Vielfalt der Trans*Identitäten;143
13.3.1;11.3.1Trans* als politischer Sammelbegriff;145
13.3.2;11.3.2Trans* als Möglichkeitsraum für vielfältigste Identitätsentwürfe;147
13.3.3;11.3.3Trans* als transfeministischer Blick auf die Gesellschaft;147
13.3.4;11.3.4Soziale Differenz im Inneren der Kollektive;1
13.4;11.4Transsexualität abseits operativer und hormoneller Behandlung;1
13.4.1;11.4.1Körper anders lesen: Der Einfluss prä-kolumbischer Überlieferungen;153
13.4.2;11.4.2Die Pathologisierung von Transsexualität aus dekolonialer Perspektive;1
13.5;11.5“Lo Trans hace cultura” – Trans*Identität(en) als kulturelle Zugehörigkeit;157
13.5.1;11.5.1Die Trans*-Kultur der Straße;1
13.6;11.7Die Bedeutung interkultureller Dialoge;1
13.7;11.6Paralegaler Aktivismus als Strategie;1
13.7.1;11.6.1Die alternative Staatsbürger*innenschaft;1
13.7.1.1;11.6.1.1Die Forderung nach alternativen Personalausweisen;165
13.7.2;11.6.2Selbstermächtigung durch das Wissen um die eigenen Rechte;167
13.7.3;11.6.3Die offizielle Anerkennung der (kulturellen) Geschlechtsidentität;169
13.7.4;11.6.4Die Utopie der ‚Ent-Ver-Geschlechtlichung‘;171
13.7.5;11.6.5Die Anerkennung alternative Formen von Verwandtschaft;1
13.8;11.8Die Thematisierung des Nord-Süd-Verhältnisses;181
13.8.1;11.8.4Mangelnde Reflexion männlicher Privilegien im Rahmen von Nord-Süd-Kooperationen;191
13.8.2;11.8.1Zweifel an der Existenz einer lokalen ‚LGBTI‘-Community;1
13.8.2.1;11.8.1.1Die partielle Nützlichkeit der Begriffe;1
13.8.3;11.8.2„Und jetzt nennen sie uns ‚queer‘“;187
13.8.4;11.8.3Die Finanzierung aus dem Ausland;189
13.9;11.9Zusammenfassung;193
13.9.1;11.9.1GLTB: “¡Grandes, Libres, Temerarias y Bonitas!” [groß, frei, waghalsig und schön];1
13.9.2;11.9.2Rurale vs. urbane Realitäten;195
13.9.3;11.9.3Verschiedene Formen der Wissensproduktion;1
13.9.4;11.9.4Bedarfsorientiertheit statt Blindheit für Differenz;1
13.9.5;11.9.5Das Spiel mit unterschiedlichen Formen der Staatsbürger*innenschaft;1
13.9.6;11.9.6Die Chamäleon-Strategie: Subversion statt Widerstand;199
14;12 Conclusio;203
15;Literaturverzeichnis;217
15.1;Internetseiten von Organisationen, Vereinen, Institutionen und Initiativen;1
15.2;Filme;233
16;Abbildungsverzeichnis;235
17;Abkürzungsverzeichnis;237


2 Einführung in die zentralen Begriffe und Konzepte der Dekolonialen Theorie5

Im Rahmen Postkolonialer Studien wird seit den 1970er Jahren von Theoretiker*innen wie Edward Said, Homi K. Bhabha und Gayatri C. Spivak darauf hingewiesen, dass der Kolonialismus nicht nur die Gesellschaften des Südens grundlegend geprägt hat, sondern ebenso konstitutiv für die kolonialisierenden Gesellschaften und ihre Selbstwahrnehmung war und ist. Vor diesem Hintergrund muss die Kolonialisierung als eine globale Erfahrung verstanden werden und kann geographisch nicht allein außerhalb Europas verortet werden. Ausgehend von einer Kritik an der systematischen Trennung von polit-ökonomischen Analysen des Welt(wirtschafts)systems und kritischen Postkolonialen Studien zur okzidentalistischen Selbstvergewisserung im Bereich der Kulturwissenschaften werden seit Ende der 1990er Jahre dekoloniale Forderungen nach einem ‘Reframing’ der Theoretisierung globaler Macht- und Herrschaftsverhältnisse formuliert.

Eine dekolonial-lateinamerikanische Sichtweise weist zudem auf die Notwendigkeit hin, auch postmoderne, postkoloniale, poststrukturalistische und feministische Ansätze im Hinblick auf ihr epistemisches Grundgerüst, welches aus der Perspektive dekolonialer Denker*innen oftmals unreflektiert im westlichen Wissenschaftskanon verhaftet bleibt (vgl. Grosfoguel 2010: 311) kritisch zu hinterfragen.

Die Theoretisierung dieser Perspektive auf die Welt baut auf dem geistigen Erbe nicht-weißer feministischer Strömungen wie beispielsweise der Third World- und Chicana-Feminismus, der lateinamerikanischen Dependenztheorie, der Befreiungstheorie und den Subaltern Studies auf. Im Zentrum der Kritik steht nicht zuletzt die Fragmentierung wissenschaftlicher Disziplinen. Kapitalismuskritischen wie postkolonialen Ansätzen aus den hegemonialen Zentren wird eine Perspektive gegenüber gestellt, in der die Abwertung und Diskriminierung aufgrund von ‚Rasse‘, Geschlecht, Sexualität, Spiritualität und Weltsicht nicht losgelöst von internationalen polit-ökonomischen Strukturen verhandelt werden können, sondern „einen integralen, verwobenen Hauptbestandteil des umfassenden ‚Paketes‘ des europäischen modernen, kolonialen, kapitalistisch/patriarchalen Weltsystems dar[stellen]“ (Grosfoguel 2010: 317, siehe auch Grosfoguel 2000). Von einem dekolonialen Standpunkt aus ist die Struktur der kolonialen Herrschaftsformen nicht nur in ethnisierte Identitätsmuster der ehemalig kolonisierten wie kolonialisierenden Gesellschaften eingeschrieben, sondern prägt bzw. erzeugt zudem das ungleiche Verhältnis der internationalen Arbeitsteilung. Rassistisch/ethnisierte Hierarchien zwischen Europäer*innen und Nicht-Europaer*innen können aus dekolonialer Perspektive nicht abseits globaler kapitalistischer Strukturen analysiert werden.

Um dieses Weltsystem erklären zu können, wird als analytisches Schema der politischen Ökonomie die Wallersteinsche Weltsystemtheorie herangezogen, kritisch befragt und ausgehend von einer geopolitisch lateinamerikanischen Perspektive erweitert.

In Anlehnung an die Vertreter*innen der Gruppe ‘Colonialidad/Modernidad’6 wird die globale Ordnung so als ein patriarchales, eurozentrisches, kapitalistisches und kolonial geprägtes Weltsystem analysierbar (vgl. Mignolo 2000). In der dekolonialen Auseinandersetzung mit der (post)kolonialen Welt geht der nationalistisch-territoriale Kolonialismus der Moderne in eine postmoderne, globale und deterritorialisierte Form der ‚Kolonialität‘ über (vgl. Castro-Gómez 1998: 155). Dieser Begriff soll es ermöglichen, „die Kontinuität der kolonialen Herrschaftsformen nach dem Ende der kolonialen Verwaltung“ zu beschreiben. Im Rahmen dieser Konzeptualisierung soll dem ‚Mythos der Dekolonisation‘, d. h. der Vorstellung einer ent-kolonialisierten Weltordnung widersprochen werden (vgl. Castro-Gómez 1998; Grosfoguel 2007). Der Begriff der ‚Kolonialität‘ soll zudem die enge Verwobenheit von kolonialer Ausbeutung und europäischer Moderne benennen, indem aufgezeigt wird, inwiefern in Konzepte und Institutionen der Moderne implizit rassistische und sexistische Grundannahmen eingeschrieben sind.7

Desde esta perspectiva, la modernidad no es un fenómeno europeo, sino un fenómeno global con distintas localidades y temporalidades que no se ajustan necesariamente a la linearidad del mapa geohistórico occidental. (Walsh 2005: 19)

Aus dieser Perspektive ist die Moderne kein europäisches Phänomen, sondern ein globales Phänomen mit verschiedenen Örtlichkeiten und Zeitlichkeiten, die sich nicht notwendiger Weise an die Linearität der westlichen geohistorischen Landkarte anpassen. (Walsh 2005: 19, eigene Übersetzung)

In diesem Verständnis beginnt die Moderne nicht erst mit der Aufklärung oder mit der Industrialisierung Europas, sondern findet ihren Ursprung bereits in der Kolonialisierung. Beide Prozesse können nicht voneinander getrennt betrachtet werden, sondern müssen als miteinander verwobene Entwicklungen globaler und weltkonstituierender Bedeutung verstanden werden.

Die Gruppe Colonialidad/Modernidad fordert dazu auf, den geo- und körperpolitischen Standort in der Betrachtung der Kolonialisierung sowie der Moderne zu verändern und das „Wissen von unten“, d. h. das an den „epistemischen Rändern“ produzierte und bislang marginalisierte Wissen, ernst zu nehmen. Diesem Aufruf folgend kann das, was seit dem späten 15. Jahrhundert über Lateinamerika hereinbrach, unmöglich im Rahmen einer ökonomisch-reduktionistischen Perspektive analysiert werden, welche vordergründig oder ausschließlich die einsetzende Merkantilisierung natürlicher Ressourcen und die Ausbeutung der Arbeitskraft nicht-europäischer Menschen fokussiert. Es ist vielmehr ein gesamtes Weltbild, das, verkörpert durch die europäischen Kolonisatoren, den amerikanischen Kontinent erreichte (siehe Grosfoguel 2010, Mignolo 2000).

2.1 Die Kolonialität der Macht

Vor diesem Hintergrund beschreibt Quijano das bestehende Weltsystem als eine heterogene historisch-strukturelle Gesamtheit von ungleichen Verhältnissen, für die er den Begriff der „kolonialen Machtmatrix“ [patrón de poder colonial] prägt (vgl. Quijano 1993/2000). Diese spezifische Matrix der Macht findet Ausdruck in allen Lebensbereichen wie beispielsweise in dem Verständnis von Sexualität, in Formen der Subjektivierung, in der politischen Ordnung, d. h. in Mustern der Hierarchisierung sowie der Gestaltung und dem Verständnis von Arbeit (vgl. Grosfoguel 2010: 316). Aus dekolonialer Perspektive organisieren sich alle Formen der kolonial geprägten Ausbeutungsmuster um die in der Kolonialzeit entstandene ‚Rassen‘-Ideologie herum, welche bis heute die „Ethnostratifizierung“ (Parella 2003) der Weltbevölkerung stützt (Quijano 2000).

The invention of race is a pivotal turn as it replaces the relation of superiority and inferiority established through domination. It reconceives humanity and human relations fictionally, in biological terms. (Lugones 2007: 190)

Eng verwoben mit der Etablierung einer rassistisch/ethnisierten hierarchischen Zweiteilung der Weltbevölkerung in europäisch und nicht-europäisch (Quijano 2000) ist eine globale Klassenbildung auf Grund einer Vielzahl von Arbeitsformen wie Sklaverei, Semi-Leibeigenschaft und Lohnarbeit (vgl. Grosfoguel 2010: 315), welche wiederum mit einer bis heute erhaltenen, ungleichen internationalen Arbeitsteilung zwischen Zentrum und Peripherie einher geht (Wallerstein 1974).

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, inwiefern ideologisch-symbolische Strategien der Wissensproduktion und eine kolonial-rassistische Kultur mit den kapitalistischen Akkumulationsprozessen auf globaler Ebene verbunden sind. Grosfoguel betont, dass der entscheidende Unterschied zwischen dekolonialen und kapitalismuskristischen Perspektiven der globalen polit-ökonomischen Zentren in diesem Wissen um die Verwobenheit aller Diskriminierungsachsen sowie ihr Eingeschriebensein in die globalen kapitalistischen Strukturen liegt. Diese wiederum können nicht ausschließlich unter dem Aspekt der Kommerzialisierung sämtlicher Lebensbereiche, der entfesselten Ressourcenausbeutung und des ungleichen Zugangs der Weltbevölkerung zu finanziellen Mitteln analysiert werden, sondern müssen im Zusammenhang mit einer spezifischen Form der Wissensproduktion, welche besagte Ungleichheiten stützt, trägt und/oder verschleiert, analysiert werden.

Für das spezifische koloniale Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie ist nicht nur die einsetzende Merkantilisierung konstitutiv, sondern auch die Errichtung nationalstaatlicher Strukturen, in welchen sich sowohl in Europa als auch in der nicht-europäischen Welt eine rassistische Gesellschaftsordnung etabliert und die Muster weißer, männlicher Dominanz hervorbringt (vgl. Grosfoguel 2010).

Während das Interesse der Kapitaleigner an Gewinnsteigerung im Verlauf der Jahrhunderte Arbeitskraft erzwang (vgl. Escobar 2003: 62), bildeten sich koloniale Verwaltungsstrukturen heraus, welche von europäischen Männern dominiert werden. Indem Männer in diesem Setting systematisch über Frauen gestellt werden, wurde auf globaler Ebene eine institutionalisierte Form der Zweigeschlechtlichkeit zementiert, die zugleich das europäische Patriarchat gegenüber anderen Formen der Geschlechterbeziehungen privilegiert(e) (siehe Spivak 1988, Oyewùmí 2005, Lugones 2007, Grosfoguel 2007/2010).

Die ‚koloniale Machtmatrix‘ ist ein organisatorisches Prinzip, zu dem Ausbeutung und Dominanz gehören, das in zahlreichen Bereichen des sozialen Lebens, angefangen von wirtschaftlichen,...



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