Beckerhoff | Frau Ella | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 251 Seiten

Beckerhoff Frau Ella

Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft, verfilmt mit Matthias Schweighöfer
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96655-754-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft, verfilmt mit Matthias Schweighöfer

E-Book, Deutsch, 251 Seiten

ISBN: 978-3-96655-754-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Beste Freunde wider Willen: die schwungvolle Komödie »Frau Ella« von Bestsellerautor Florian Beckerhoff jetzt als eBook bei dotbooks. Muss das Leben denn wirklich so kompliziert sein? Gerade erst ist er von seiner Freundin verlassen worden, nun landet Sascha auch noch im Krankenhaus ... und muss sich dort das Zimmer mit einer schnarchenden Oma teilen! Was sich wie ein Albtraum anhört, entpuppt sich bald als charmante Zufallsbekanntschaft, denn Frau Ella ist zwar etwas aus der Zeit gefallen, aber auch ungemein liebenswert. Als ihr eine Operation droht, die sie so gar nicht über sich ergehen lassen will, schmuggelt Sascha sie kurzerhand aus der Klinik - und quartiert die 87-Jährige in seiner WG ein. Ist ja nur für eine Nacht, denkt Sascha. Doch da hat er die Rechnung ohne Frau Ella gemacht ... und ohne das Leben, das immer genau dann Kapriolen schlägt, wenn man es am wenigsten erwartet! »Mit sensiblem Humor erzählt Florian Beckerhoff die Geschichte einer ungewöhnlichen Begegnung. Ein Buch, das Leserinnen und Lesern zu Herzen geht.« Für Sie Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die ebenso bewegende wie lebenskluge Komödie »Frau Ella« von Florian Beckerhoff - verfilmt mit Matthias Schweighöfer und Ruth Maria Kubitschek. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Florian Beckerhoff, geboren 1976 in Zürich, wuchs in Bonn auf. Nach seinem Studium der Literaturwissenschaften in Berlin und Paris promovierte er an der Universität Hamburg über literarische Schwerversprecher und arbeitete danach unter anderem als Sprachlehrer, Museumswärter und Werbetexter. Seinem Bestseller »Frau Ella«, der mit Matthias Schweighöfer verfilmt wurde, folgten zahlreiche Romane und Kinderbücher. Florian Beckerhoff lebt heute mit seiner Familie in Berlin. Bei dotbooks veröffentlichte Florian Beckerhoff seine Romane »Frau Ella« »Das Landei« »Ein Sofa voller Frauen« »Die Geschichtenerzählerin: Ein Sommer bei Gesomina« »Die Glückssuchenden: Herrn Haiduks Laden der Wünsche« - erscheint im Hörbuch bei Saga
Beckerhoff Frau Ella jetzt bestellen!

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Kapitel 3


Frau Ella versuchte, sich zurechtzufinden. Mit nichts als ihrem Nachthemd bekleidet, saß sie auf einem speckig abgeriebenen Sofa. Sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, was man in den Ritzen zwischen den glanzlosen Dielen alles finden würde. Entlang der Fußleisten tummelten sich ganze Herden von Staubschäfchen auf eingetrockneten Farbklecksen. Wie konnte ein Maler nur so wenig achtgeben? Wie konnte man einem Boden gegenüber so lieblos sein? Sie fröstelte, zögerte aber, sich die neben ihr liegende Strickdecke über die Schulten zu legen, aus Angst davor, einen ganzen Schwarm Motten auf sich zu ziehen. Sie ekelte sich nicht, nein, dazu hätte es mehr bedurft, doch sie hätte alles gerne etwas sauberer gehabt. So, wie sie es gewohnt war. Durch das Kastenfenster sah sie einen schattigen Hinterhof. Vereinzelt reflektierten die gegenüberliegenden Fenster Sonnenstrahlen. Es war also Tag. Sogar die Luft war voller Staub. Das war ihr noch nie passiert, dass sie nicht wusste, wo und in welcher Zeit sie war.

Die Stube, in der das Sofa stand, auf dem sie saß, stammte anscheinend aus der Zeit, da sie und Stanislaw sich zum ersten Mal richtig eingerichtet hatten. Mitte der Fünfziger war das gewesen, als er seine Stelle gefunden hatte und sie Wochenende für Wochenende im Möbelhaus verbracht und auch unter der Woche die Kataloge gewälzt hatten. Viel Geld hatten sie damals nicht gehabt, aber gerade deshalb musste man sich bei der Auswahl ja Zeit lassen. Sie kannte diese Stehlampe aus Messing mit den biegsamen Stangen, an deren Ende pastellfarben die Lampenschirme in Richtung Decke zeigten, den Nierentisch, dessen schwarz glänzende Platte mit ihrer goldenen Fassung lange nicht poliert worden war, die Kommode aus dunklem Holz, auf der ein verstaubtes Radio mit seinem grünen Auge stand. Das alles kannte sie. Sie kniff ihr Auge zusammen, um die Namen der Radiostationen zu lesen. Genau wie bei ihnen waren einige Sender mit Pflaster markiert, damit man nicht zu viel Zeit mit der Suche nach den Lieblingssendern verbringen musste. Das war nicht schön, aber praktisch. Beim Fernseher gab es das nicht mehr.

Frau Ella kannte die Gegenstände und wusste doch nicht, wohin sie gehörten. Ganz sicher war sie noch nie zuvor in dieser altmodischen Wohnung gewesen. Sie erinnerte sich nur daran, wegen ihres eiternden Auges ins Krankenhaus gegangen zu sein. War sie dort mit einem Schlag alt und verrückt geworden? Oder träumte sie? Sie schüttelte den Kopf und stand auf, um sich in dieser seitsamen Wohnung umzusehen. Die Tür an der dem Sofa gegenüberliegenden Wand führte in ein Schlafzimmer. Auf dem Boden lag eine Matratze, darauf ungeordnet fleckig weißes Bettzeug, das bis zu ihr hin so roch, als sei es seit Wochen nicht gelüftet und schon gar nicht gewechselt worden. In einem Regal lag Wäsche, durcheinander und offen für Staub und Motten. Auch hier diese Lieblosigkeit gegenüber der Wohnung, als lebte jemand nur auf der Durchreise, habe kein Interesse daran, es sich schön zu machen. Die andere Tür ging auf eine kleine dunkle Diele, die rechts in die Küche führte, die tatsächlich richtig schmutzig war. Ungläubig betrachtete sie die sich stapelnden Teller, da hörte sie hinter sich das Rauschen einer Toilettenspülung, und zwar nicht das fröhlich plätschernde Rauschen eines sich entleerenden Spülkastens, sondern das zischende Rauschen einer dieser Direktspülungen. Sie drehte sich um, sah im Halbdunkel der kurzen Diele, wie sich eine Tür öffnete und jemand aus dem Bad heraustrat. Und sie stand im Nachthemd in einer wildfremden Wohnung!

»Hallo Frau Ella«, hörte sie die Stimme eines Mannes sagen, eine ihr bekannte Stimme. An die erinnerte sie sich.

»Hallo junger Mann. Sagen Sie, wo bin ich denn hier gelandet? Das ist doch sicher nicht die Klinik.«

»Nein, nicht wirklich«, stammelte er und trat in die Küche. Auch dem Jungen war die Situation anscheinend nicht angenehm. Als hätte er etwas angestellt. »Das ist meine Wohnung. Sie sind in Sicherheit.«

»Aha. Hier müsste dringend mal wieder geputzt werden.«

»Ich bin bis heute auch ohne Ratschläge ganz gut über die Runden gekommen«, sagte er schroff.

»Ich auch«, sagte sie, überrascht von seiner Unfreundlichkeit. »Und deshalb wüsste ich nun gerne, was ich in dieser Wohnung verloren habe.«

Wieder druckste er herum, als hätte er etwas zu verbergen.

»Jetzt sagen Sie schon.«

»Na ja, erinnern Sie sich denn an gar nichts? An diesen Zettel zum Beispiel, den Sie unterschreiben sollten, im Krankenhaus, wegen der Vollnarkose?«

»Ja«, sagte sie und tastete nach dem Verband.

»Und auch daran, dass Sie am nächsten Morgen diese Tablette geschluckt und dann unterschrieben haben?«

»Die Tablette, ja, an die erinnere ich mich, die war gegen dieses Jucken am Auge.«

»Von wegen! Das haben die Ihnen erzählt. In Wirklichkeit war das irgendein Stoff, mit dem Sie gefügig gemacht werden sollten.«

»Ja und? War ich dann also gefügig?«

»Sie schon, aber mit mir hat keiner gerechnet. Ich habe sofort einen Pfleger alarmiert, der mir dann erst nicht glauben wollte.«

»Was sollte der Ihnen denn glauben?«

»Na, dass Sie gegen Ihren Willen operiert werden, also unter Vollnarkose.«

»Aha.«

»Genau. Ich hatte Sie schon fast aufgegeben, als er plötzlich in mein Zimmer kommt und sagt, dass ich recht hatte, dass da irgendwelche krummen Dinge liefen und dass er Sie in Sicherheit gebracht habe. Ich sollte meine Sachen packen und mitkommen. Na ja, und da hab ich eben meine Sachen gepackt und bin zusammen mit ihm runter und zum Hinterausgang, wo Sie in einem Taxi saßen. Vollkommen neben sich übrigens. Und da hat er mir dann gesagt, dass wir Sie so auf keinen Fall alleine lassen könnten, dass ich Sie also mit zu mir nach Hause nehmen müsse. Na ja, und deswegen sind Sie hier. Der Pfleger kommt später und bringt Ihre Sachen vorbei. Hoffentlich. Offiziell habe ich Sie jetzt wahrscheinlich entführt.«

Frau Ella sah ihn an und wusste, auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, dass dieser junge Mann nicht log. Er tat ihr leid, so unbeholfen, wie er da vor ihr stand. Er wirkte noch hagerer als im Krankenhaus, trug jetzt unter seinen zotteligen blonden Haaren eine große Brille mit dickem schwarzem Rahmen, wie Stanislaw sie gehabt hatte.

»Unsinn«, sagte sie und spürte, wie ihr Herz schlug und ihr das Blut in die Wangen schoss. »Wenn Sie mir nichts vorflunkern, haben Sie mir das Leben gerettet! Und wer käme schon auf die Idee, eine Alte wie mich zu entführen?«

Er schaute überrascht, strich sich durchs Haar und wirkte noch immer unsicher.

»Na dann«, sagte er, und plötzlich strahlte Erleichterung aus seinem Auge. »Dann duzen Sie mich bitte auch wieder. Dann mach ich uns jetzt einen Kaffee, einen richtigen.«

»Danke, junger Mann«, sagte sie, die sich mit einem Mal überhaupt nicht mehr unwohl fühlte. »Danke, aber ich denke, es ist nur angemessen, wenn ich mich ein wenig im Haushalt nützlich mache. Auch wenn Sie bisher ohne mich zurechtgekommen sind.«

»Was soll’s?«, lächelte er. »Kommen Sie, ich zeig Ihnen die Maschine.«

Die verdorrten Kräuter auf der Fensterbank erinnerten sie an ihre eigenen Pflanzen, die schon seit Freitag ganz ohne sie auskommen mussten. Auf dem Boden stapelten sich in einem alten Karton die Zeitungen eines ganzen Jahres, umzingelt von leeren Bier- und Weinflaschen, die teils umgekippt in eingetrockneten Pfützen lagen. Am schlimmsten aber waren die Teller, die sich in der Spüle türmten, überwuchert von den schimmelnden Resten lange zurückliegender Mahlzeiten, und auf denen sich ganze Schwärme von Fruchtfliegen niedergelassen hatten. Sie durfte nicht vergessen, dass der junge Mann sie gerettet hatte, dass sie sich zurückhalten musste mit ihrer Kritik, dass nicht für jeden ein Haushalt so leicht erledigt war wie für sie mit ihrer ganzen Erfahrung. Sie ließ ihren Blick weiterschweifen auf der Suche nach der Kaffeemaschine. Erfolglos.

»Hier, die Kaffeemaschine«, sagte er und reichte ihr eine kleine Aluminiumkanne mit schwarzem Plastikgriff, auf der ein kleiner Mann in schwarzem Anzug mit dem Finger nach oben zeigte.

»Nehmen Sie, ich suche noch das Pulver.«

Täuschte sie sich, oder versuchte er, sie auf den Arm zu nehmen?

»Was ist denn das?«

»Meine Kaffeemaschine«, sagte er grinsend.

»Aha.«

»Das ist eine italienische Kaffeemaschine, für Espresso. Kommen Sie, ich zeig Ihnen, wie die funktioniert.«

»Haben Sie denn keine normale Kaffeemaschine? Oder einen Filteraufsatz?«

»Ach, Filterkaffee, davon wird einem nur schlecht. Espresso ist viel gesünder. Und bitte, hören Sie auf, mich zu siezen.«

Sie zögerte. Seit mehr als siebzig Jahren trank sie Filterkaffee und hatte nie etwas daran auszusetzen gehabt. Sicher, nach dem Krieg war das Pulver nicht immer das beste gewesen, aber sie hatte sich immer über jede Tasse frisch aufgebrühten Bohnenkaffee gefreut.

»Das heißt, Sie trinken gar keinen Filterkaffee?«

»Nur, wenn es nicht anders geht, wie im Krankenhaus«, sagte er, während er die kleine Kanne, die offenbar aus zwei Teilen bestand, aufdrehte, Wasser in den unteren Teil und Kaffeepulver in ein zwischen den beiden Teilen eingeschlossenes Mittelstück füllte. Er lächelte ihr wohlwollend zu, als zeigte er einem Kind, wie man sich die Schuhe zubindet.

»Und Sie meinen, wir haben alle über Jahrzehnte hinweg den falschen Kaffee getrunken? Dann hätte uns ja ziemlich häufig schlecht werden müssen.«

»Das ist wegen der Gerbstoffe. Wenn Sie Filterkaffee kochen, spült das heiße Wasser viel mehr Stoffe aus dem Pulver, als wenn Sie nur heißen Dampf durchjagen. Noch besser sind...



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