Beckmann / Uhlmann | Das restriktive Zungenband | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Beckmann / Uhlmann Das restriktive Zungenband

Eine interdisziplinäre Herausforderung
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-86867-750-8
Verlag: Quintessenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine interdisziplinäre Herausforderung

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-86867-750-8
Verlag: Quintessenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Zunge hat eine wichtige Funktion für die Entwicklung des myofunktionellen Gleichgewichtes und darüber hinaus. Aus diesem Grund kann ein Zungenband, welches die Zunge in ihrer Funktion einschränkt, weitreichende Folgen haben. Je nach Altersgruppe kann es zu Stillschwierigkeiten oder Problemen bei der Nahrungsaufnahme kommen. Auch Zahn- und Kieferfehlstellungen, Auffälligkeiten bei der Sprachentwicklung, der Atmung oder der sensomotorischen Entwicklung sind möglich. Die Autorinnen und Autoren behandeln wissenschaftlich fundiert sämtliche Aspekte des Themas für alle Altersstufen der Patient/-innen und auf der Grundlage ihrer praktischen Erfahrungen als Zahnärzt/-innen, Kieferorthopäd/-innen, Osteopath/-innen, Physiotherapeut/-innen, Logopäd/-innen und Stillberater/-innen.

Beckmann / Uhlmann Das restriktive Zungenband jetzt bestellen!

Zielgruppe


Zahnärztinnen und Zahnärzte

Weitere Infos & Material


Inhalt

Kapitel 1. Die Embryologie, Anatomie und Physiologie der Kopf- und Unterzungenregion
• Einführung ins Thema
• Die Morphologische Entwicklung des Schädels
• Embryologische Gesichtspunkte der Unterzungenregion
• Makro- und mikroanatomische Gesichtspunkte der Zunge, der Unterzungen- und Mundbodenregion und des Zungenbandes
• Physiologische Aspekte des orofazial-respriratorischen Systems aus verschiedenen Blickwinkeln (myofunktionell, beim Stillen, logopädisch, physiotherapeutisch)

Kapitel 2. Die Zunge im ganzheitlichen Kontext
• Einführung
• Das restriktive Zungenband im Zusammenhang mit Schlaf

Kapitel 3. Die Pathologie des restriktiven Zungenbandes und deren interdisziplinäres Management in den verschiedenen Altersklassen
• Einführung
• Pathologie der morphologischen Schädelentwicklung
• Das restriktive Zungenband im Säuglingsalter
• Das restriktive Zungenband im Milch- und Wechselgebiss
• Das restriktive Zungenband im Erwachsenenalter

Kapitel 4. Trennmedien, Therapieentscheidungen und Misserfolge, Diskussion und Netzwerkgestaltung
• Laser
• Misserfolge und Komplikationen
• Die Entscheidung des optimalen Zeitpunktes, die Entscheidung zum "Nicht-Trennen", partielle und zweizeitige Trennungen als Therapieoption
• Diskussion zur Notwendigkeit des aktiven Wundmanagements
• Effiziente Wege für die interdisziplinäre Zusammenarbeit und nützliche Arbeitsunterlagen


1.4 Makro- und mikroanatomische Gesichtspunkte der Zunge der Unterzungen- und Mundbodenregion und des Zungenbandes „Die Zunge ist das mit Abstand größte Organ in der Mundhöhle. Mit ihrer exzellenten Innervation und Beweglichkeit übernimmt sie für den Menschen wichtige Aufgaben wie Tastsinn, Schmecken, Sprechen, Pfeifen, Saugen sowie die Selbstreinigung der Mundhöhle.“15 (Prof. Dr. Andreas Filippi) Im folgenden Kapitel wiederholen wir die Anatomie des orofazialen Bereichs, um ins Gedächtnis zu rufen, welche anatomischen Strukturen eng mit der Zunge arbeiten und bei Einschränkungen der Zungenbeweglichkeit mit betroffen sein können oder auch andersherum durch deren Einschränkung die Beweglichkeit der Zunge beeinflussen können. Dieses Wissen ist uns besonders wichtig, um mögliche Differenzialdiagnosen der eingeschränkten Zungenbewegung zu erkennen und gezielt therapieren zu können. Beispiele dieser Differenzialdiagnosen besprechen wir im Praxisteil. Außerdem möchten wir für mögliche chirurgische Interventionen die vorzufindenden anatomischen Strukturen beleuchten. 1.4.1 Muskulatur Ulrike Uhlmann Die Unterzungenregion wird von der sogenannten äußeren Zungenmuskulatur gebildet und begrenzt (Abb. 1-8 bis 1-12). Dazu gehören der Musculus genioglossus, der an der Spina mentalis des Unterkiefers entspringt und sich wie ein Fächer in den Zungengrund ausbreitet, der Musculus styloglossus, der am gleichnamigen Processus entspringt und der seitlich unter der Zunge nach ventral zieht, der Musculus hyoglossus, welcher am Zungenbein entspringt und in die vordere Unterzungenregion ausstrahlt, und schließlich noch der Musculus palatoglossus, dessen Faserzüge seitlich in die Zungenmuskulatur inserieren, weshalb er von manchen Autoren zu den äußeren Zungenmuskeln gezählt wird. Alle Zungenmuskeln werden vom N. hypoglossus (XII. Hirnnerv) innerviert, mit Ausnahme des M. palatoglossus, der vom N. glossopharyngeus (IX. Hirnnerv) innerviert wird16. Die äußere Zungenmuskulatur beeinflusst die Stellung der Zunge im Raum, die innere Zungenmuskulatur hingegen gibt der Zunge die Fähigkeit, ihre Form zu verändern. Horizontale, vertikale und transversale Muskelfasern ermöglichen das Abflachen, Aufwölben, Verlängern und Verkürzen der Zunge. Abb. 1-8 bis 1-10 Aufbau des Mundbodens und Verlauf der äußeren Zungenmuskulatur (Quelle: Kohlbach7 und Al-Faraje17) Abb. 1-11 und 1-12 Aufbau des Mundbodens und Verlauf der äußeren Zungenmuskulatur (Quelle: Kohlbach7) Die Beweglichkeit der Zunge wird neben der Binnen- und äußeren Zungenmuskulatur außerdem maßgeblich vom Mundboden (Diaphragma oris) beeinflusst. Alle Muskeln des Mundbodens sind an der aktiven Mundöffnung beteiligt und heben außerdem das Zungenbein (Os hyoideum) beim Schlucken nach vorne oben an. Der Mundboden spannt sich als Muskelsegel zwischen den Unterkieferästen auf und setzt sich aus vier suprahyoidalen (d. h. von oben am Zungenbein ansetzend) Muskeln zusammen. Der Musculus mylohyoideus spannt sich zwischen der Innenseite des Unterkiefers zur Mitte hin in eine mediane Raphe auf. Diese wird kranial vom Musculus geniohyoideus verdeckt, welcher zwischen Zungenbein (Os hyoideum) und Unterkiefer den Mundboden verstärkt. Seitlich am Mundboden verläuft außerdem der vordere Schenkel des Musculus digastricus, welcher über eine Bindegewebsschlinge und eine Zwischensehne als hinterer Anteil zum Processus mastoideus umgeleitet wird. Auch der Musculus stylohyoideus gehört zur Mundbodenmuskulatur und entspringt am Processus styloideus. Er verläuft mit einer gespaltenen Sehne, welche die Zwischensehne des Musculus digastricus umfasst, zum Zungenbein16. 1.4.2 Leitungsbahnen Ulrike Uhlmann Blutversorgung Die Zunge wird von der sogenannten „Zungenschlagader“ der A. lingualis versorgt (Abb. 1-13). Diese entspringt im Trigonum caroticum aus der A. carotis externa. Die Arteria lingualis zieht unterhalb des M. digastricus, des M. stylohyoideus und des M. hyoglossus horizontal nach vorne und spaltet sich im weiteren Verlauf in ihre Endäste, die A. profunda linguae und die A. sublingualis, auf. Die profunden Anteile versorgen nach oben ziehend den Zungenkörper selbst, wohingegen sich die sublingualen Äste horizontal im Mundboden ausbreiten und zusätzlich zur Zunge den Mundboden, die Mundhöhle und die Sublingualdrüsen arteriell versorgen. Darüber hinaus gibt die A. lingualis weitere kleine Äste (Rr. dorsales linguae und R. suprahyoideus) ab, die den Zungengrund, den Kehldeckel und das Zungenbein arteriell versorgen. Parallel verlaufend zur Zungenschlagader sorgt die gleichnamige Vene für die venöse Drainage in die V. jugularis interna. Die V. lingualis zieht parallel zur A. lingualis allerdings auf dem M. hyoglossus horizontal nach vorne. Die V. lingualis sammelt venöses Blut aus der Zunge, dem Zungenrücken und -grund mit ihren Ästen V. sublingualis, V. profunda linguae und V. lingualis dorsalis (Abb. 1-14 und 1-15). Abb. 1-13 Arterielle Durchblutung des Mundbodens und der Zunge (Quelle: Al-Faraje17) Abb. 1-14 Leitungsbahnen der Mundbodenregion (Quelle: Al-Faraje17) Abb. 1-15a–b a: Leitungsbahnen der Zunge. Auf Abb. b sieht man deutlich die durchschimmernde V. profunda linguae beidseits der Zungenmitte. Das Foto zeigt den Zustand nach erfolgter funktioneller Frenuloplastik vor einem halben Jahr. (a: Quelle: modifiziert nach Prometheus16, b: Quelle: Uhlmann) 1.4.3 Innervation Ulrike Uhlmann, Anita Beckmann Die Innervation der Zunge mit den verschiedenen nervalen Qualitäten (sensibel, motorisch, vegetativ) ist hochkomplex. Um die Beteiligung der verschiedenen (Hirn-)Nerven an der Zungenfunktion zu verstehen, soll anhand folgender Grafik (Abb. 1-16) verdeutlicht werden, welche (Hirn-)Nerven beteiligt sind und welche Aufgaben sie in der Zungenfunktion übernehmen. Abb. 1-16 Grafische Darstellung der Zungeninnervation (Quelle: Uhlmann) Im Folgenden werden die wichtigsten Hirnnerven und deren Relevanz für orale Restriktionen dargestellt. Rolle des Nervus trigeminus (V) Der Trigeminus ist der 5. Hirnnerv und führt somatosensible und viszeromotorische Fasern für den Kopfbereich. Er entspringt dem 1. Schlundbogen und hat somit auch eine enge Verbindung zu anderen Strukturen aus diesem Schlundbogen (Abb. 1-17). Hinter dem Ganglion trigeminale teilt sich der N. mandibularis ab; er zieht durch das Foramen ovale in die Fossa infratemporalis, wo er sich terminal verzweigt. In diesem Zusammengang von Bedeutung ist der Nervus lingualis, welcher mit seinen sensiblen Anteilen den weichen Gaumen, die angrenzenden Schleimhäute und die vorderen zwei Drittel der Zunge versorgt. Die motorischen Anteile des N. mandibularis dienen der Innervation des Mundbodens und der Kaumuskulatur. Abb. 1-17 Die Verteilung der Verzweigungen der Hirnnerven beim Embryo und beim Erwachsenen (Quelle: Radlanski9) Der 2. Ast des N. trigeminus, der N. maxillaris, zieht durch das Foramen rotundum in die Fossa pterygopalatina und verzweigt sich terminal erneut. Von Bedeutung für die Physiologie der Zunge ist dabei der N. nasopalatinus und sein Verlauf im Canalis incisivus zum harten Gaumen und der angrenzenden Schleimhäute16. Halata et al. konnten das Vorhandensein verschiedener sensorische Nervenden in diesem Bereich nachweisen, in einer Dichte, die der Haut der Fingerspitzen entspricht. Dies scheint zunächst nur für die Kontrolle des Speisebolus und die Lokalisation der Zunge beim Sprechen wichtig zu sein19. Ferrante et al. untersuchten die neurologische und neuromuskuläre Wirkung der Stimulation des N. nasopalatinus. Sie kommen zu dem Schluss, dass die künstliche Stimulation des Nervs durch Daumenlutschen bei Kindern mit eingeschränkter Zungenbeweglichkeit (z. B. durch ein restriktives Zungenband) neurologisch etwa den Ergebnissen bei natürlicher Stimulation durch die Zunge entspricht. Es wird zudem vermutet, dass die Zungenruhelage im Kontakt zum Foramen incisivum mit rezeptorgesteuerter Ausschüttung von Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und Acetylcholin in Zusammenhang steht20. Rolle des Nervus glossopharyngeus (IX) Der N. glossopharyngeus ist der 9. Hirnnerv und innerviert sensibel, parasymathisch und motorisch Anteile der Zunge und des Pharynx. Der N. glossopharyngeus tritt lateral der Olive aus der Medulla oblongata aus und zieht dann gemeinsam mit N. vagus (X) und N. accessorius (XI) durch das Foramen jugulare. Er verläuft zwischen der A. carotis interna und der V. jugularis interna zur Zunge. Er ist verantwortlich für die Schmerz-, Temperaturwahrnehmung und taktile Reizübermittlung des hinteren Zungendrittels, der Tonsillen und Teilen des Rachens (z. B. weicher Gaumen und Euchstachische Röhre). Durch seine taktilen Anteile im oberen Rachen ist er beteiligt beim Schlucken, Würgen und Erbrechen. Seine parasympathischen Anteile führen zur...


Beckmann, Anita
Anita Beckmann ist selbstständige Zahnärztin in Berlin. Als Mutter von zwei Kindern, die selbst auch ein restriktives Zungenband hatten, begann sie zunächst aus eigenem Interesse das Thema aufzuarbeiten. 2018 besuchte sie dann ihre erste Fortbildung zum Thema und schloss in den Folgejahren zahlreiche Fortbildungen bei Dr. Zaghi, Dr. Kotlow, Dr. Ghaheri u. v. m. an. Mittlerweile ist sie nicht nur Gründungsmitglied der entsprechenden Fachgesellschaft (Defagor e. V.), sondern hat sich neben der Behandlung kraniomandibulärer Dysfunktionen auch auf die ganzheitliche Behandlung oraler Restriktionen spezialisiert.

Uhlmann, Ulrike
Dr. med. dent. Ulrike Uhlmann studierte Zahnmedizin an der Universität Leipzig und promovierte an der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Sie hat einen Tätigkeitsschwerpunkt in Kinder- und Jugendzahnheilkunde und ist in einer Familienzahnarztpraxis bei Leipzig tätig. Als Mutter von vier Kindern wurde sie bei der Geburt ihrer ersten Tochter 2013 das erste Mal mit dem Thema oraler Restriktionen persönlich konfrontiert. Daraufhin begann sie sich auch beruflich nach ihrer ersten Elternzeit intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen und absolvierte Fortbildungen u. a. bei Dr. Zaghi und Dr. Ghaheri. Da die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Logopäden, Hebammen und myofunktionellen Therapeuten schon immer ihre Berufsauffassung maßgeblich geprägt hat, war die Idee für dieses Buch eine persönliche und fachliche Herzensangelegenheit. Dr. Uhlmann ist aktives Mitglied im Leipziger Zungenbandnetzwerk und neben ihrer Arbeit in der Praxis als Autorin und Referentin tätig.

Anita Beckmann ist selbstständige Zahnärztin in Berlin. Als Mutter von zwei Kindern, die selbst auch ein restriktives Zungenband hatten, begann sie zunächst aus eigenem Interesse das Thema aufzuarbeiten. 2018 besuchte sie dann ihre erste Fortbildung zum Thema und schloss in den Folgejahren zahlreiche Fortbildungen bei Dr. Zaghi, Dr. Kotlow, Dr. Ghaheri u. v. m. an. Mittlerweile ist sie nicht nur Gründungsmitglied der entsprechenden Fachgesellschaft (Defagor e. V.), sondern hat sich neben der Behandlung kraniomandibulärer Dysfunktionen auch auf die ganzheitliche Behandlung oraler Restriktionen spezialisiert.

Dr. med. dent. Ulrike Uhlmann studierte Zahnmedizin an der Universität Leipzig und promovierte an der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Sie hat einen Tätigkeitsschwerpunkt in Kinder- und Jugendzahnheilkunde und ist in einer Familienzahnarztpraxis bei Leipzig tätig. Als Mutter von vier Kindern wurde sie bei der Geburt ihrer ersten Tochter 2013 das erste Mal mit dem Thema oraler Restriktionen persönlich konfrontiert. Daraufhin begann sie sich auch beruflich nach ihrer ersten Elternzeit intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen und absolvierte Fortbildungen u. a. bei Dr. Zaghi und Dr. Ghaheri. Da die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Logopäden, Hebammen und myofunktionellen Therapeuten schon immer ihre Berufsauffassung maßgeblich geprägt hat, war die Idee für dieses Buch eine persönliche und fachliche Herzensangelegenheit. Dr. Uhlmann ist aktives Mitglied im Leipziger Zungenbandnetzwerk und neben ihrer Arbeit in der Praxis als Autorin und Referentin tätig.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.