Beinßen | Das Meerrettich-Komplott | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Beinßen Das Meerrettich-Komplott

Paul Flemmings schärfster Fall
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7472-0663-8
Verlag: ars vivendi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Paul Flemmings schärfster Fall

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-7472-0663-8
Verlag: ars vivendi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Paul Flemming ermittelt in seinem schärfsten Fall und erfährt wie nebenbei allerhand über die jahrhundertelange Kren-Tradition Frankens Zu seinem runden Geburtstag wird Paul Flemming von seiner Frau Katinka mit einem Wohnmobil überrascht, das er bei einer Spritztour durch Franken ausprobiert. Unterwegs lernt er Svenja Schamberger kennen, Spross der gleichnamigen Meerrettichproduzenten aus dem Forchheimer Land. Kurz darauf erfährt Paul vom gewaltsamen Tod der jungen Frau, die erschlagen in einem Waldstück aufgefunden wird. Die Sache lässt den Hobbydetektiv natürlich nicht kalt, und zusammen mit Stieftochter Hannah nimmt er Ermittlungen auf.

Jan Beinßen, Jahrgang 1965, lebt in Herzogenaurach und hat zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht. Bei ars vivendi erschienen neben seinen Paul-Flemming-Krimis u. a. auch die Kurzkrimibände Die toten Augen von Nürnberg (2014) und Tod auf Fränkisch (2017) sowie der historische Kriminalroman Görings Plan (2014).
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2


Knapp eine Woche lag das Treffen mit Victor Blohfeld zurück, und Paul war ganz begeistert! Erstens darüber, dass er mit dem Wohnmobil so gut zurechtkam – auf der Autobahn schaffte er hundertdreißig und konnte mit den meisten Pkw locker mithalten –, und zweitens über den Platz im kleinen Escherndorf direkt am Main, den er sich für seine erste Etappe ausgesucht hatte. Ringsherum Weinberge, so weit das Auge reichte, alle in frühsommerlichem Grün, und nur einen Steinwurf vom Fähranleger entfernt. Von dort aus tuckerte die nostalgische Gefühle auslösende Autofähre ins gegenüberliegende Nordheim und wieder zurück. Idylle pur, und auch das Wetter spielte mit.

Der Stellplatz, den man Paul zuwies, lag zwar nicht in der ersten Reihe, aber das störte ihn nicht. Kaum hatte er geparkt, machte er sich daran, den Camper für den Aufenthalt vorzubereiten. Strom und einen Wasseranschluss brauchte er, außerdem wollte er einen Klappstuhl aufstellen, in dem er später den Sonnenuntergang bewundern könnte. Im Augenblick blendete die Sonne ihn allerdings noch, weshalb er als Allererstes die Markise auskurbeln wollte.

Paul rannte zwischen den geöffneten Hecktüren und der seitlichen Schiebetür hin und her, schaute in verborgene Stauräume und unter dem Lattenrost der Betten nach. Wo zum Teufel waren die Kabel für den Stromanschluss? Und wo die Kurbel für die Markise? Vielleicht hätte er sich besser vor der Abfahrt schon einmal damit beschäftigen sollen. Nach langer Sucherei stieß er endlich auf eine Kabeltrommel und Anschlüsse – die allerdings völlig anders aussahen als normale Stecker. Paul fragte sich, wo er die entsprechende Dose finden würde.

Ein wenig desillusioniert ließ er sich auf die Trittstufe vor der Schiebetür sinken und betrachtete gedankenverloren die Strippen in seinen Händen. Er ahnte, dass er ohne Hilfe nicht weiterkommen würde, und das störte ihn. Denn waschechter Franke, der er nun einmal war, bat er fremde Leute nicht gern um Hilfe. Schon gar nicht als Mann. Er würde also wohl erst einmal auf seinem Smartphone nach einem Erklärvideo suchen. Irgendwie würde er sich schon mit dem Wohnmobil vertraut machen.

Im nächsten Moment sah er im Augenwinkel die schlanken Füße einer Frau, die in lockeren Riemensandalen steckten. Er hob den Kopf und blickte in ein erhitztes, schelmisches Gesicht.

»Hallo«, sagte die Frau und lächelte.

»Hallo«, antwortete Paul und blinzelte in die Sonne. Er registrierte eine blassblaue Bluse, eine lange Kette mit pastellfarbenen Kugeln, allerlei Armbänder und sonnengebräunte Arme. Ein geflochtener Gürtel hielt die verwaschenen Jeansshorts zusammen.

»Das erste Mal unterwegs damit?«, erkundigte sich die Frau. »Brauchen Sie Unterstützung?«

»Ja, kennen Sie sich aus?«

Die Frau, die er auf Anfang bis Mitte zwanzig schätzte, nahm ihm das Kabel ab und umrundete den Wagen. Paul folgte ihr. Sie öffnete eine kleine Klappe am Seitenblech, steckte einen der Anschlüsse an und verband den anderen mit der Trommel. Von dieser ließ sie einige Meter Kabel ab und verband dieses mithilfe eines weiteren Adapters mit einem Stromkasten. Auch die Kurbel, die im Heck oberhalb des Stauraums untergebracht war, entdeckte sie auf Anhieb und wollte bereits damit beginnen, die Markise auszufahren, als Paul intervenierte:

»Danke vielmals, aber mit dem Rest komme ich schon klar.«

»Gern geschehen!« Sie lüpfte ihre Brille und sah ihn aus meerblauen Augen an. »Wo soll die Reise denn noch hingehen?«

»Fürs Erste bin ich glücklich, hier zu sein. Ich möchte eine kleine Wanderung zur Hallburg machen und von da aus weiter nach Volkach. Inklusive Weinprobe natürlich.« Er nahm ihr die Kurbel ab. »Vielen Dank noch mal.«

Die Frau blieb stehen, wo sie war. »Lassen Sie die Markise fürs Erste nur zur Hälfte raus, dann klappen Sie die Standbeine aus und kurbeln erst danach weiter. Sonst ist das Gewicht zu hoch, und sie verbiegt.«

Das kriege ich auch allein hin, dachte sich Paul und begann zu drehen. Unter den wachsamen Augen der Frau machte er sich nun daran, die Leichtmetallstützen auszufahren – doch die klemmten.

»Sachte, nicht mit Gewalt«, empfahl sie.

Paul wurde dadurch nur noch nervöser. Er zerrte und riss an der Stange. Diese gab plötzlich nach, das Stützbein löste sich aus seiner Verankerung und schnellte nach unten. Die Frau machte einen Satz nach vorn, um die Stange abzufangen. Gleichzeitig riss Paul die Arme nach oben. Die beiden stießen beinahe zusammen, und dabei schrammten ihre Finger über Pauls Arm.

»Oje, das tut mir leid«, sagte sie und betrachtete besorgt den Kratzer auf Pauls Haut.

»Schon gut«, sagte er. »Ich bin ja derjenige, der sich so blöd anstellt.«

Sie half ihm dabei, auch das zweite Standbein auszuklappen, dann fragte sie: »Wissen Sie, wie Sie die Frischwasser-tanks befüllen, wie der Kühlschrank funktioniert und wo Sie die Toilettenkassette entleeren können?«

»Öh – nein«, musste Paul zugeben.

»Dann brauchen Sie wirklich jemanden, der Ihnen zur Hand geht.«

Paul glaubte an einen Scherz.

»Wenn Sie wollen, kann ich das übernehmen.«

»Okay, das ist nett, aber müssen Sie nicht zurück zu Ihrem eigenen Wohnmobil?« Er reckte den Hals und sah sich um. »Ihr Freund oder Ihre Freundin wartet sicher schon auf Sie.«

»Da wartet niemand«, entgegnete sie mit einem verschmitzten Lächeln. »Ich bin allein.« Sie hob ihren Ruck-sack an, der neben einem Baum gelehnt hatte. »Ich bin als Tramperin unterwegs. Wenn Sie nichts dagegen haben, schließe ich mich Ihnen für ein paar Tage an.«

Paul musste lachen. »Eine Wohnmobiltramperin? Mal was Neues.« Dann fragte er: »Aber ist das nicht gefährlich? Trampen ist ja nicht umsonst aus der Mode gekommen.«

Sie musterte ihn, bevor sie antwortete: »Ich schaue mir die Leute ganz genau an, bevor ich sie anquatsche. An die Straße stellen und den Daumen heben, das würde ich nicht machen.«

Paul war geneigt, darauf einzugehen. Ein wenig Gesellschaft und vor allem Unterstützung beim Umgang mit seiner rollenden Behausung konnte ihm ja nur nutzen. Da er die junge Frau außerdem nett fand und er sich gut vorstellen konnte, dass seine Stieftochter Hannah auf ähnliche Weise durchs Land reisen würde, gab er sich einen Ruck und sagte zu: »Also schön. Sie können im Aufstelldach einziehen, wenn Sie mögen. Vorausgesetzt, Sie wissen, wie man das Teil ausfährt und wo die Leiter ist, mit der man hochkommt.«

»Aber klar doch«, sagte sie und warf den Rucksack auf die Einstiegsschwelle. »Svenja.« Sie schob sich die Brille ins Haar.

»Paul«, stellte auch er sich vor und erkundigte sich nach ihren weiteren Reiseplänen.

»Die gibt es nicht«, antwortete sie entspannt. »Wenn mich jemand mitnimmt, fahre ich einfach mit und lasse mich überraschen, wo ich ankomme. Nach meinem Abi habe ich direkt studiert, zehn Semester, also viele Jahre immer nur lernen, lernen, lernen. Bevor nun der Ernst des Lebens auf mich zukommt, wollte ich noch mal raus und in den Tag hineinleben.«

»Andere junge Leute zieht es dafür doch eher ins Ausland. Aber so, wie Sie klingen, kommen Sie ganz aus der Nähe.«

Von einer Auslandsreise schien Svenja – ganz wie Paul – nicht viel zu halten: »Ehe ich in Australien Kängurus fotografiere oder in Kanada Wale beobachte, möchte ich wissen, was es hier zu entdecken gibt. Ich bin in dieser Gegend geboren, kenne mich aber in meiner eigenen Heimat kaum aus.«

»Netter Ansatz«, fand Paul. »Wenn du magst, kannst du eine Weile ›an Bord‹ bleiben. Und keine Sorge: Ich werde darauf achten, die fränkischen Grenzen nicht zu überschreiten. Zumindest für ein paar Tage, bis meine Stieftochter eintrifft. Sie besucht mich und will den neuen Camper auch mal testen.«

»Erzähl mir von ihr!«, bat Svenja.

Paul berichtete von Hannahs unkonventioneller Art und ihrem Job im Kulturreferat der Stadt Nürnberg. Über die große Leidenschaft, die er seit vielen Jahren mit Hannah teilte – nämlich das Aufklären von Kriminalfällen –, verriet er Svenja lieber nichts. Er wollte sie mit diesem seltsamen Hobby nicht verschrecken.

»Stieftochter heißt, dass …«

»Dass meine Frau sie mit in die Ehe gebracht hat, aber für mich ist Hannah wie ein eigenes Kind. Und irgendwie auch wie ein guter Kumpel. Ihr würdet euch verstehen. – Und was macht deine Familie so?«

»Von der erhole ich mich gerade«, antwortete Svenja lachend und stieg in den Wagen. »Schöner Camper. Sieht von außen nicht besonders groß aus, bietet aber echt viel Platz.« Sie ging in die Knie und nahm mit wenigen Handgriffen den kleinen Kompressorkühlschrank in Betrieb. »Geld habe ich nicht viel dabei, aber handwerklich bin ich ziemlich begabt. Wenn es also irgendetwas zu richten gibt, sag es mir. Hier über dem Kochfeld könntest du zum Beispiel noch ein kleines Hängeregal gebrauchen, für...


Beinßen, Jan
Jan Beinßen, Jahrgang 1965, lebt in Herzogenaurach und hat zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht. Bei ars vivendi erschienen neben seinen Paul-Flemming-Krimis u. a. auch die Kurzkrimibände Die toten Augen von Nürnberg (2014) und Tod auf Fränkisch (2017) sowie der historische Kriminalroman Görings Plan (2014).

Jan Beinßen, Jahrgang 1965, lebt in Herzogenaurach und hat zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht. Bei ars vivendi erschienen neben seinen Paul-Flemming-Krimis u. a. auch die Kurzkrimibände Die toten Augen von Nürnberg (2014) und Tod auf Fränkisch (2017) sowie der historische Kriminalroman Görings Plan (2014).



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