Bender / Habermann-Horstmeier | Evolution und Gesundheit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Bender / Habermann-Horstmeier Evolution und Gesundheit

Wie beeinflussen Lebensweise und Ernährung die Medizin und unsere Gesundheit?
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-456-76110-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Wie beeinflussen Lebensweise und Ernährung die Medizin und unsere Gesundheit?

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-456-76110-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Gesundheit und Krankheit aus evolutionsmedizinischer und Public-Health-SichtWir leben heute in einer völlig neuen, menschengemachten Umwelt, die sich erheblich von den Umwelten unterscheidet, an die wir uns im Laufe unserer Evolution angepasst haben. Es wird immer deutlicher, dass dies erhebliche Auswirkungen auf uns Menschen hat, auf unsere Gesundheit und unser -gesellschaftliches Miteinander. Doch wie funktioniert das komplexe Zusammenspiel zwischen Mensch und Umwelt aus evolutionärer Sicht? Wie wirkt sich Evolution auf unsere -Biologie und unser Verhalten aus? Welche Rolle spielen hier genetische und epigenetische Aspekte? Und welchen Einfluss hat dies auf die Entstehung von Krankheiten, wie etwa Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Allergien, Autoimmunkrankheiten oder psychische Störungen?Das Buch versucht hierauf Antworten zu geben und beschäftigt sich dazu u.?a. mit folgenden Themen:•Mismatch: Warum ist unsere genetische Ausstattung nicht an unsere jetzige Umwelt angepasst?•Co-Evolution von Menschen und Mikroorganismen: -Welchen Einfluss hat unser Mikrobiom auf unsere Gesundheit?•Welche Ernährung ist für den heutigen Menschen gesund?•Werden wir in Zukunft immer wieder mit neuen Pandemien zu tun haben?•Wie können wir aus evolutionsbiologischer Sicht das Problem der Antibiotikaresistenzen in den Griff bekommen?•Wie wirken sich Überbevölkerung, Migrationsströme und der Wegfall der „natürlichen Selektion“ auf die zukünftige Evolution des Menschen aus?Die Antworten hierauf erlauben einen spannenden evolutionären Blick auf unsere Zukunft mit neuen Ansätzen für die -individuelle Lebensführung, aber auch für zukünftige Public-Health-Maßnahmen.
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Zielgruppe


Studierende und Fachleute aus Naturwissenschaft, Medizin, Evolutionsbiologie, Anthropologie, Umweltwissenschaften und Public Health sowie interessierte Laien, die sich für Schnittpunktthemen von Medizin, Evolution, Ernährung und Umwelt interessieren.

Weitere Infos & Material


|17|Einleitung
Nicole Bender, Lotte Habermann-Horstmeier Zusammenfassung Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht heute nicht nur bei Infektionskrankheiten wie COVID-19, sondern auch bei nicht-infektiösen chronischen Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes mellitus Typ II und Herz-Kreislauf-Krankheiten von einer Ausbreitung pandemischen Ausmaßes. Der wichtigste Grund hierfür ist unser moderner, westlicher Lebensstil, der sowohl den Menschen als auch den ganzen Planeten an seine Grenzen bringt. Wir leben nicht mehr im Austausch mit der Natur wie bei unserer ursprünglichen Entstehung und der evolutiven Anpassung an unsere Umwelt. Die Evolutionäre Medizin (Evo-Med) untersucht, wie dieser Mismatch zwischen unserer evolutiv entstandenen genetischen Ausstattung und der modernen Umwelt unser Risiko für Krankheiten beeinflusst. Die evolutionäre Public Health-Perspektive (Evo-Pub) berücksichtigt zusätzlich populationsbezogene und präventive Aspekte. Darauf aufbauend beschäftigen sich die verschiedenen Kapitel des Buches mit den wichtigsten Bereichen dieser neuen Disziplin, wie etwa den Grundlagen und Mechanismen der Makro- und Mikroevolution beim Menschen und der Verteilung bestimmter Merkmale (z.?B. Geschlecht und Körpergröße) in den verschiedenen Populationen. Die Inhalte werden mit passenden Beispielen aus Medizin und Public Health verdeutlicht. Ein weiteres Themengebiet umfasst die genetische Beschaffenheit des Menschen, deren Beeinflussung durch archaische Menschenarten und demografische Prozesse sowie die hieraus entstandenen gesundheitlichen Konsequenzen für den heutigen Menschen. Hinzu kommen Informationen zur Co-Evolution von Menschen und Mikroorganismen, zu den evolutionsbiologischen Grundlagen unserer Ernährung sowie zu zukünftigen Forschungsgebieten in den Bereichen Evo-Med und Evo-Pub. |18|Globale Herausforderungen
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass die großen, längst bezwungen geglaubten Public-Health-Themen wie Pandemien und neue Infektionskrankheiten heute wieder aktueller sind denn je. Die Pandemie hat dazu geführt, dass die Gesundheitssysteme und die Gesellschaften insgesamt – selbst in den hochindustrialisierten Ländern – aufs Äußerste herausgefordert wurden bzw. noch immer werden. Aktuell (Frühjahr 2022) ist ein Ende noch nicht absehbar. Wer hätte ein Jahr vor dem Ausbruch der Pandemie gedacht, dass sich selbst in Europa Bürger/-innen plötzlich nicht mehr frei bewegen, nicht mehr beliebig versammeln oder sich ohne einen Mund-Nasen-Schutz in ein öffentliches Verkehrsmittel setzen dürfen? Dass Schulen geschlossen werden und ein Besuch bei der Großmutter für diese sogar lebensgefährlich werden könnte? Erinnerungen wurden wach an längst vergangen geglaubte Zeiten der Pest und der Spanischen Grippe, als die Medizin weder die Ursachen dieser Epidemien genauer kannte, noch effiziente Mittel dagegen hatte. In der Tat wurden während der COVID-19-Pandemie von Epidemiolog/-innen und Historiker/-innen erschreckende Parallelen zur Spanischen Grippe gezogen, die zeigten, wie wenig wir aus vergangenen Katastrophen gelernt haben [1]. So wurden z.?B. im Kanton Bern (Schweiz) im Jahr 1918 Maßnahmen wie Versammlungsverbote erst sehr spät ergriffen. Die Verantwortung für solche Maßnahmen wurde – ähnlich wie heute – an kleine Verwaltungseinheiten delegiert. Die zweite Grippewelle fiel daher noch stärker aus. Sie dauerte länger als die erste und führte deshalb auch zu erheblich mehr Todesfällen [2]. Nicht nur Infektionskrankheiten, sondern auch nicht-übertragbare Krankheiten wie krankhaftes Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Lungenkrankheiten, bösartige Tumoren und psychische Erkrankungen gehören heute zu den häufigsten Krankheiten und wichtigsten Todesursachen weltweit. In den industrialisierten Ländern haben diese Erkrankungen die Infektionskrankheiten als häufigste Todesursachen schon vor einigen Jahrzehnten abgelöst. Obwohl die wichtigsten unmittelbaren Risikofaktoren dieser Krankheiten – wie ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung, niedriger sozioökonomischer Status und ungesunder Lebensstil – schon seit langem bekannt sind, hat sich in dieser Hinsicht bis heute kaum etwas geändert. Im Gegenteil: In immer mehr Regionen der Welt nimmt die Zahl der Menschen zu, die an den genannten nicht-übertragbaren Erkrankungen leiden, und zwar dort, wo sich mit steigendem Wohlstand der „westliche Lebensstil“ ausbreitet. |19|Das Leben des Menschen in modernen Gesellschaften Das Leben der meisten Menschen wird heute immer mehr von Arbeit bestimmt. Für viele steht bei der Arbeit das Geldverdienen im Vordergrund und weniger die Selbstverwirklichung oder die Freude an der Arbeit. Arbeit ist heute oftmals durch Automation gekennzeichnet, die Arbeitnehmenden verstehen sich meist nur als kleine Rädchen ohne Einfluss in einem großen Räderwerk [3]. Für viele Menschen entspricht das Arbeitsleben nicht ihrem Biorhythmus (frühes Aufstehen, Nachtarbeit, Schichtarbeit, Reisen über Zeitzonen hinweg). Hinzu kommt, dass inzwischen fast überall Tag und Nacht Helligkeit herrscht und Umweltreize rund um die Uhr auf den Menschen einwirken. Der überwiegende Teil der Menschen lebt in urbanen Gebieten, viele in Megacitys. Permanente Kontakte mit anderen Menschen bei gleichzeitig großer Anonymität sind die Folge. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich das Leben permanent beschleunigt, und sie sich in einem Hamsterrad befinden, dem sie nicht entrinnen können [4]. Dies alles erzeugt Stress. Hinzu kommt eine im Vergleich zu früheren Jahrhunderten deutlich geänderte Sozialstruktur. Immer mehr Menschen leben in Kleinfamilien, insbesondere in den großen Städten nimmt die Zahl der Singlehaushalte ständig zu. Parallel dazu reduziert sich die Zahl der engen persönlichen Kontakte bei gleichzeitiger Zunahme der virtuellen Kontakte. Immer mehr Menschen leben einen Teil ihrer Zeit in virtuellen Welten [5]. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Menschen zu, die sich einsam fühlen. Die Umwelt der meisten Menschen unterscheidet sich heute deutlich von der Umwelt vor einigen hundert, tausend oder zehntausend Jahren. Insbesondere in den Städten und am Arbeitsplatz sind Menschen fast pausenlos Lärm ausgesetzt. Luft, Wasser und Böden sind vielfach verschmutzt, die überwiegend industriell hergestellte Nahrung ist mit Substanzen kontaminiert, die das Immunsystem nicht kennt. Zudem werden immer neue chemische Substanzen entwickelt, die über die Umwelt in die Nahrung, das Trinkwasser und die Atemluft gelangen – und von dort aus in den menschlichen Körper. Hinzu kommt das weltweit extrem schnelle Voranschreiten des Klimawandels mit stetig steigenden Umgebungstemperaturen, die zeitweise kaum noch mit dem Leben vereinbar sind [6]. Die zunehmende Globalisierung der Wirtschaftskontakte, das weltweite touristische Reisen, der weit verbreitete Handel mit Wildtieren und die Ausdehnung der Wohngebiete bis an die Grenzen von bislang unerschlossenen Naturgebieten führt dazu, dass der Mensch immer häufiger in Kontakt zu fremden Spezies kommt. Insbesondere Wildtiermärkte und das enge Zusammenleben mit Tieren unter einem Dach begünstigen das Überspringen von neuen Krankheitserregern über Speziesgrenzen. Globalisierte Handelskontakte, Ferntourismus und das Reisen generell führen zu einer extrem schnellen Verbreitung von neuen Krankheitserregern, v.?a. im Bereich der urbanen Gebiete [7]. |20|Evolutionary Medicine Die Menschen leben also zunehmend in einer von ihnen geschaffenen Umwelt, die in vielerlei Hinsicht mit ihren Bedürfnissen nicht kompatibel ist. Dies trägt zur Entstehung von Krankheiten bei, die unsere frühen Vorfahren nicht kannten. Es ist daher nicht erstaunlich, dass Biolog/-innen und Mediziner/-innen bereits in den 1990er Jahren begannen, nach neuen, mittelbaren – biologischen und evolutionären – Erklärungen für die Entstehung solcher menschentypischen Erkrankungen zu suchen. Sie nannten diese neue Ausrichtung der Medizin Evolutionary Medicine, auf Deutsch evolutionäre Medizin (Evo-Med). Evolutionsbiologische Prinzipien sollten ...



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