E-Book, Deutsch, 328 Seiten
Reihe: Wissen & Leben
Bergner Schein oder Sein?
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-608-16845-7
Verlag: Schattauer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Der Schlüssel zu unserem Selbst
E-Book, Deutsch, 328 Seiten
Reihe: Wissen & Leben
ISBN: 978-3-608-16845-7
Verlag: Schattauer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Ein Titel aus der Reihe Wissen & Leben Herausgegeben von Wulf Bertram Ich bin ich - und nur darum geht es Dem heutigen Menschen scheint ein Zugang zu sich selbst immer schwerer möglich. So gibt es unzählige Verlockungen wie technische Geräte oder Reisen in entlegene Regionen, welche uns von uns selbst ablenken. Und es existiert ein unüberschaubares Spektrum an scheinbaren Zwängen wie dem, jung bleiben oder erfolgreich sein zu müssen. Uns umgibt eine Art Gemischtwarenladen, in dem wir uns scheinbar frei bedienen können, der uns jedoch immer mehr von uns selbst entfremdet und uns unzufrieden zurücklässt, wie die steigende Zahl seelisch Belasteter zeigt. Der renommierte Autor Thomas Bergner schaut in diesem Werk hinter die modernen Kulissen des Menschseins: - In welcher Welt leben wir eigentlich? - Welche Bedeutung haben die drei großen Prinzipien - das Leben, die Zeit und der Geist - für uns? - Warum immer ich: Nutzen Krisen uns wirklich? - Wie schaffen wir es, mehr bei uns zu sein und ein selbstbestimmtes Leben zu leben? - Führt das Schauspiel, das scheinbar für uns aufgeführt wird, zu einem besseren Leben? Oder steckt eine Strategie der Entmündigung dahinter? - Welche Macht haben wir als Mensch? Oder sind wir eigentlich ohnmächtig? - Was bedeutet es denn wirklich, Mensch zu sein? Bergner räumt in seinem Buch mit vielen Vorstellungen und Vorurteilen auf und ermöglicht einen klaren Blick auf die Welt, in der wir sind. Eine Welt voller Vorgaben, aber auch eine voller Chancen. So wird der Blick offen für neue Möglichkeiten, in dieser Welt Selbst-bestimmt vorangehen und agieren zu können. Besuchen Sie uns auf http://www.schattauer.de/de/news/presse/multimedia/archiv-multimedia/videopodcasts/bergner.html und lassen Sie sich direkt von unseren Autoren wertvolle Hintergründe zu ihrem Werk und Themen unserer Zeit schildern.
Thomas Bergner Dr. med., Dermatologe und Allergologe, Geschäftsführer von bergner.cc coaching communication.
Zielgruppe
alle an diesem Thema Interessierten, Trainer, Coaches, Psychologen, Psychotherapeuten
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
AUS DEM INHALT
Teil A: Die Prinzipien der Welt
1 Das einzig Unveränderliche (Leben)
2 Woran wir wachsen (Zeit)
3 Worin wir uns spiegeln (Geist)
4 Die Sehnsucht nach Eins und die Bedeutung der Drei (Polarität, Dualität, Triade)
Teil B: Das typisch Menschliche (Archetypus Mensch)
5 Die Macht des Habens (Haben)
6 Die Kraft des Tuns (Tun)
7 Die Wendepunkte des Lebens (Biographie)
8 Das Menschliche des Seins (Sein)
9 Grundformen des Scheins (Schein)
10 Gott? Take it easy! (Glaube)
Teil C: Das wirkliche Ziel ist das Sein
11 Macht oder Ohnmacht – das ist die eigentliche Frage
12 Der Preis des Scheins ist zu hoch (Vom Nutzen des Seins)
13 Ich bin, was ich bin (Authentizität)
14 Im inneren Frieden sein (Zufriedenheit)
15 Sein und Sinn, Schein und Unsinn
1 Das unveränderliche Leben
Man kommt nicht weit, wenn man nicht ganz von vorne beginnt Jiddu Krishnamurti Leben und Sein
Mit allen anderen Lebe-Wesen auf der Erde verbindet uns das Leben an sich. Jede Pflanze, jedes Tier und erst recht jeder Mensch ist eine „Ausgabe“ des Lebens selbst. Wir mögen nichts mit Quallen zu tun haben oder mit Schachtelhalmen, aber alle tragen etwas in sich, das wir das Leben nennen. Die Verkörperung des Lebens trennt uns von Welten wie der der Mineralien. Deshalb bekommt kein Mensch ein schlechtes Gewissen, wenn er Marmorplatten im Haus verlegt. Das Leben als Prinzip durchdringt das Einzellige und die Pilze, das Pflanzliche, das Tierische und das Menschliche. Das Leben ermöglicht Funktionen und legt damit die Basis für das Tun. Alles, was nicht lebt, hat Eigenschaften, aber keine aktiven Funktionen. Viele Menschen identifizieren sich selbst mit ihrem Körper. „Ich bin“ bedeutet für sie: „Ich bin mein Körper“. Damit ist für sie logisch, wenn ihr Körper tot ist, sind sie auch nicht mehr. Wenn wir nun einen Körper ganz kurz vor dem Tod des Menschen und danach untersuchten, würden wir praktisch keinen Unterschied feststellen, außer eben, dass er nicht lebt und deshalb nicht mehr „funktioniert“. Das Leben ist nur durch seine Auswirkungen nachweisbar, ansonsten ist es nicht analysierbar. Wenn etwas nicht existiert, kann dessen Nichtexistenz nicht nachgewiesen werden. Mit anderen Worten: Bei allem Materiellen, das es gibt, ist auch dessen Fehlen nachweisbar, eben weil es physischer Natur ist. Da es Leben und unser Sein zweifelsfrei gibt, fehlendes Sein und fehlendes Leben jedoch niemand mit positiven Eigenschaften nachweisen kann, gibt es einen klaren Rückschluss: Weder Leben noch Sein sind materiell, sie sind beide offenbar nicht physischer Natur. Das Leben selbst ist nicht materiell, aber es ermöglicht uns zu sein. Sobald das Leben fehlt, vergeht der Körper, was auf lange Sicht nichts anderes bedeutet, als dass er in schlichte Materie bis hin zu einzelnen Molekülen und Atomen zerfällt. Das Körperliche verliert Gestalt und Zusammenhalt. Die vielen, vorher einer Art von Dirigat folgenden Materiebestandteile gehen ihrer Eigengesetzmäßigkeit nach und gehorchen nichts Übergeordnetem mehr. Denn offenbar haben das Leben und das menschliche Sein die Fähigkeit, Materie zu koordinieren. Es gibt Menschen, die leben noch, sind aber kaum mehr. Man nennt diesen Zustand Wachkoma (diesen Ausdruck bezeichnen manche als unangemessen und schlagen stattdessen „Syndrom reaktionsloser Wachheit“ vor). Das Leben ist noch da, aber das Ich (und wohl auch Teile des Selbst) und dessen individualisierender Einfluss fehlt zumindest in wesentlichen Anteilen. Das Antlitz solcher Menschen wird immer uniformer, das Individuelle schwindet. Aus diesen furchtbaren Schicksalen können wir etwas Wichtiges erkennen: Leben hält Materie grundsätzlich zusammen, das Sein formt sie zur Individualität. Es ist nicht der Geist – wie Viktor E. Frankl, der Begründer der Existenzanalyse, meint –, welcher Leib und Seele zu einem Menschen eint und zugleich den Menschen mit dem Sein als solchem eint. Leib und Seele werden durch die Instanz des Lebens geeint. Das zeigen auch die Erfahrungen mit Menschen nach einem Schlaganfall: Der Geist als direkt einwirkende und genutzte Instanz ist nicht unbedingt notwendig, um einen Menschen zu erhalten. Aber das Leben selbst, das wird benötigt. Das Leben und das Sein bieten die Informationen, damit Materie zu einem ganzen Menschen wird. Schauen wir uns eine Musik-CD genauer an: Jede Information darauf ist nicht materiell. Sie wird an den materiellen Träger gebunden. Die Nullen und Einsen sind die Informationen auf dem Träger der CD, aber der Träger ist nicht die Information. Träger und Information sind immer, ohne Ausnahme, nicht identisch. Wenn wir eine CD mit klassischer Musik und eine mit Fotos vom letzten Urlaub analysieren, bekommen wir ein praktisch identisches Analyseergebnis. So und so viel Hartplastikanteil, Metalle und so fort. Je genauer ein Informationsträger scheinbar erkannt oder analysiert wird, umso mehr Informationen werden vernichtet. Wenn etwas zu detailliert analysiert wird, gehen das Wesentliche, das Wesen und die Information verloren. Das Leben an sich stammt von einer höheren Ebene. Das Wesen unseres Seins ist menschlich. Offenbar nutzt es vorrangig das Organ „Gehirn“, um sich zu manifestieren. Auch hier gilt: Das Gehirn ist der Träger der Information, nicht die Information „Sein“ selbst. Machen wir ein Gedankenexperiment, begeben wir uns in eine ferne Zukunft, in der es möglich ist, ganze Organe im Labor, sozusagen im Reagenzglas, aufzubauen. Stellen wir uns vor, es sei inzwischen möglich, ein komplettes Gehirn aus Stammzellen und sonstigen Ingredienzien zu entwickeln und nun liegt das Gehirn vor uns, wird mit genügend Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Wir können auch messen, was es tut, welche Signale es sendet. Was sagt uns unsere Intuition: Kommt da was Geordnetes heraus, etwas, das ein Wesen spiegelt? Nein, natürlich nicht. Es ist auf diese Weise nur Materie, eine Ansammlung von unzähligen Nervenzellen und deren Verbindungen. Es fehlt in diesem Gedankenexperiment noch nicht einmal das Leben, aber es fehlt das Sein. Das Sein formt den Menschen, niemals umgekehrt. Stellen wir uns einen Haufen von Farbkreiden und weißen Pappen vor. Aus denen wird nie was, außer die Schaffenskraft eines Künstlers, die quasi dem Papier via Malkreide Informationen übermittelt, macht aus den Bestandteilen ein Kunstwerk. Nicht anders ist es mit dem Menschen: Erst sein Sein macht das Kunstwerk namens Individuum. Wann aber kommt das Sein zum Menschen? Mit der Geburt? Dann würde jeder frühe Kaiserschnitt sein-lose Menschen hervorbringen. Mit dem achten Monat? Hoffentlich nicht, da werden wundervolle, individuelle Wesen geboren. Mit dem siebten Monat? Ebenso. Um es kurz zu machen: Schon bei der oder kurz nach der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle muss das Sein des Menschen anwesend sein, sonst würde der dann folgende, massiv formende Prozess der Menschwerdung nicht gelingen. Materie allein tut gar nichts. Die Reihenfolge: Erst kommt das Leben, dann das individuelle Sein (zuerst als Unbewusst-Sein, viel später als Bewusst-Sein) – und so entsteht der Mensch nach außen sichtbar als höchst komplexer und individuell gestalteter Körper. Das Prinzip des Lebens
Was ihr seid, sind wir gewesen. Was wir sind, werdet ihr sein. Inschrift auf einer Tafel in der Gruft eines Kapuzinerklosters, Via Veneto, Rom (Terwitte 2009) Warum wollen wir eigentlich leben obwohl der Tod doch sicher ist? Obwohl die Suizidquote weltweit sehr hoch ist, will doch die überragende Mehrheit der Menschen leben. Warum will es offenbar auch jede Pflanze und jedes Tier? Warum verhalten wir uns nicht nach der Idee: „Gottseidank, ich habe es hinter mir“? Weil das Leben an sich, also das Leben in seiner Reinform, mit etwas Höherem zu tun hat. Alles, was uns umgibt, ist vom Höheren geschaffen, aber nicht in allem lebt es fort: Das Leben ist auch das Fort-Leben des Höheren. Der Mensch hat einen Körper und er hat eine Seele. Beide Instanzen kann er wahrnehmen, zumindest zu einem gewissen Teil, beide Instanzen kann er spüren und mit beiden kann er handeln. Das körperliche Gespür nennen wir Empfindung, das seelische ist das Gefühl an sich. Wir sind nicht unsere Körper, wir haben einen. Wir sind auch nicht unsere Seele, wir haben eine. Das Leben ermöglicht unser Haben. Der Körper ist Materie. Materie selbst ist immer tot. Es gibt keine lebende Materie. Dies wird im Moment des Todes klar: Noch eben lebte scheinbar die Materie, auf einmal ist sie tot. Was ging, war das Leben. Das Leben selbst ist es, welches auf der Individualebene die menschliche Materie, den Körper also, zum Leben erweckt. Das, was uns von unseren Eltern geschenkt wird, ist das Leben als solches. Es gilt, was immer gilt: Ein Geschenk bringt uns in Verantwortung und kann auch Mühe machen. Die große Tat bei der Zeugung eines Kindes ist, dass das Prinzip des Lebens weitergegeben wird. Das Leben an sich ist zugleich das verbindende Prinzip zwischen dem Körper und der Seele des Menschen, es bildet mit diesen eine Dreiheit, eine Triade (Abb. 4-1, S. 70). Letztlich gehören Körper und Seele zu dem, was wir haben, sind also dem Haben (Besitz) zuzuordnen. Ihre Verwobenheit über das Leben ist intensiv. Das Leben ist etwas, das der Mensch zwar besitzt, über das er jedoch keine definitive Macht hat (was manche Ärzte zur Verzweiflung bringt). Das Leben entspricht dem Potenzial zu halten und zu haben (der Fähigkeit der Konstanz), kommt auf der Erde nur in Verbindung mit Wasser vor (und deshalb wahrscheinlich im ganzen Universum, denn die Erde kann nichts anderes sein als ein Abbild dessen, was möglich ist), wird vom Körper getragen; das ist dessen wesentliche Funktion; wenn der Körper sich dem Zeitprozess unterwirft, geht das Leben, ermöglicht dem Körper und der Seele, zu sein. wird aus sich selbst heraus gebildet oder aus einem Höheren, aus dem, was wir Einheit nennen können, ermöglicht Funktionen, erzwingt die Grundpolarität zwischen Ein und Aus, zwischen dem Hin und...




