Berlin | Vier Tage und eine Polarnacht | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Reihe: Julia

Berlin Vier Tage und eine Polarnacht


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3625-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Reihe: Julia

ISBN: 978-3-7515-3625-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Dein Ring steht für eine Lüge.' Bis zu der entlegenen Forschungsstation in der Antarktis ist Dr. Lia Monterrosa gereist, um ihrem Ex den Verlobungsring zurückzugeben. Aber wie verhängnisvoll: West ist immer noch der Einzige, den sie jemals geliebt hat - jemals lieben wird!

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1. KAPITEL


Dr. Lia Monterrosa hatte zwar nicht den Abenteuergeist ihrer portugiesischen Vorfahren geerbt, dafür redete sie gern und viel. Nach der langen, anstrengenden Reise schien keiner ihrer Begleiter so munter zu sein wie sie. Sie waren alle dick angezogen und schleppten ihr Gepäck durch die blitzsauberen Korridore der neuen Forschungsstation in der Antarktis, in der sie gerade eingetroffen waren und den langen Winter verbringen würden.

In den Gesprächen hatten die Männer und Frauen ihr unterschiedliche Gründe für ihren Aufenthalt hier genannt – viele waren einfach neugierig auf diese einmalige Erfahrung, andere glaubten, sich hier, in acht Monaten völliger Abgeschiedenheit, zusammen mit fünfzig Fremden, am besten auf ihre Arbeit konzentrieren zu können. Dies war für Lia der Vorteil ihrer Reise – von Menschen umgeben zu sein, die sie nicht kannten und deshalb auch keine Erwartungen an sie hatten. Sie musste weder besonders stark noch besonders angepasst sein.

Sie war gekommen, um hier ihren ehemaligen Verlobten zu finden. Ihn zu fragen, was in den vier Tagen passiert war, in denen sie nach Hause nach Portugal gereist und er zu dem Ergebnis gekommen war, dass er sie nicht mehr liebte und auch nicht mehr heiraten wollte. Warum er so kaltherzig gewesen war, spurlos zu verschwinden, während sie Angaben bei der Kriminalpolizei machte, um ihren als vermisst gemeldeten Vater zu finden.

Er hatte keine Nachricht hinterlassen. Er hatte einfach nur nicht mehr auf ihre Anrufe reagiert, und als sie sich freigenommen hatte und drei Tage vor der Hochzeit nach London gereist war, hatte sie festgestellt, dass seine Wohnung leer war und er seinen Job sowie seinen Mobilfunkvertrag gekündigt hatte. Ihr waren nur noch der wunderschöne Ring geblieben, den sie zusammen entworfen hatten, und eine große innere Leere.

Heute allerdings würde sie ihn nach zu vielen qualvollen Monaten wiedersehen. Wenn das Schicksal ihr wohlgesonnen war, würde er ihr Antworten geben. Und sie könnte endlich damit abschließen, was ihr damals versagt geblieben war.

Wie aufs Stichwort krampfte sich ihr Magen zusammen. Den Grund für das Ende zu erfahren würde ihr helfen, auch wenn ihr damit wieder einmal bewusst wurde, dass sie offenbar nicht gut genug war.

„Dr. Monterrosa, Sie sind in Gebäude C“, sagte nun die Frau, die sie alle einwies, und deutete auf eine Tür mit einem halbrunden Fenster. Nachdem alle stehen geblieben waren, fügte sie hinzu: „Da Sie am Ende des Sommers eingetroffen sind, verteilen wir Sie auf die freien Zimmer.“

Und wenn die anderen in etwas mehr als einer Woche abreisten, würde sie, Lia, die Einzige in diesem Gebäude sein. Nachdem Jordan und Zeke die Forschungsstation verlassen hätten. Nachdem West …

Lia wollte nach der Nummer fragen, doch die Frau kam ihr zuvor. „Die letzte Tür links, am Ende des Flurs.“

Lia schulterte ihre Reisetasche und betrat durch eine Tür einen weiteren, viel dunkleren Flur mit beigefarbenen Wänden und gleichfarbiger Auslegeware.

Dr. Weston MacIntyre würde damit rechnen, dass sie ihm angriffslustig begegnete, und das hatte einen gewissen Reiz, weil sie damit ihre Gefühle überspielen konnte.

Ihre beste Freundin und Beinahe-Trauzeugin Jordan, mit der sie zusammen Medizin studiert hatte, hatte sie an dem Tag angerufen, als West in der Fletcher Station aufgetaucht war. Nach der geplatzten Hochzeit hatte Lia Trost bei Jordan gefunden, denn sie hatte nicht einmal gewusst, ob West überhaupt noch lebte. Sie hatte Monate Zeit gehabt, um sich auf diese Begegnung vorzubereiten, sich jedes Wort zurechtgelegt, doch nun ließ die Vorstellung, auch nur etwas davon zu sagen, sie nur den Kopf schütteln. Niemand, der um die halbe Welt reiste, um einen anderen Menschen zu finden, konnte behaupten, er hätte denjenigen nicht vermisst. Hätte sich keine Sorgen gemacht.

Als Lia um eine Ecke ging, sah sie einen großen, breitschultrigen Mann mit einer schwarzen Strickmütze und einem ebensolchen Bart, einen Schlüssel in der Hand, vor den letzten beiden Türen stehen. Und er blickte in ihre Richtung.

Erneut krampfte sich ihr Magen zusammen, und hätte sie sich nicht an ihrem Rollkoffer festgehalten, hätten ihre Beine ihr vermutlich den Dienst versagt.

Es war West.

Ihr Verlobter, der immer wie aus dem Ei gepellt gewesen war. Ihr Ex-Verlobter. Doch nun wirkte er ziemlich abgerissen.

Plötzlich musste Lia an all die Male denken, die sie auf ihn zugegangen war. Bei ihrer ersten Begegnung in dem Krankenhaus in London, als man die Assistenzarztstelle für den frischgebackenen Chirurgen intern besetzen wollte. Während sie sich dem Schwesternzimmer näherte, in dem er saß, hatte sein Blick unverhohlenes Interesse verraten, bis er ihren Namen gehört hatte. Sie hatte sich auch zu ihm hingezogen gefühlt, es aber verdrängt, bis sie ihn nach drei Tagen gefragt hatte, ob er mit ihr ausgehen wollte.

Die Londoner Lia war furchtlos, zumindest nach außen hin. Denn das erwarteten alle von ihr.

Nun hob sie das Kinn, während sie die anderen Erinnerungen zu verdrängen versuchte. An die gemeinsame Suche nach der perfekten Kirche für ihre Hochzeit. An seine Blicke, in denen das Versprechen auf eine gemeinsame Zukunft gelegen hatte.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus, um anschließend umso schneller zu pochen. Und dann wurde ihr übel.

West betrachtete sie nur starr. Sein Blick war intensiv, verriet jedoch keine Liebe.

War dies der Moment? Dem Brennen in ihren Augen nach zu urteilen, ja. Passierte es, noch bevor sie ihr Gepäck abgestellt hatte?

Sie war noch nicht bereit.

Sie musste irgendetwas sagen. Schließlich hatte sie die lange Reise genau deshalb auf sich genommen. Um sich endlich von der Last zu befreien, die der Ring an ihrer linken Hand symbolisierte. Die widersprüchlichsten Emotionen tobten in ihr. Erleichterung. Bedauern. Das Gefühl, verraten worden zu sein.

Hätte sie auf dem Schiff überhaupt etwas Schlaf gefunden, hätte sie nachdenken können. Dann hätte sie jetzt den Blick abwenden können und kein Rauschen in den Ohren gehabt.

Die Lia, die er kannte, hätte ihn angeschrien. Ihn vielleicht geohrfeigt. Ihm Antworten abgenötigt. Irgendetwas. Doch die Frau, die sie jetzt war, konnte es nicht.

Während West sich offensichtlich von dem Schock erholte, gab sie es auf, nach den richtigen Worten zu suchen, und wartete darauf, dass er irgendwie reagierte.

Aber West sagte ebenfalls nichts. Er presste lediglich die Lippen zusammen, der einzige Hinweis darauf, dass sie mehr für ihn war als eine Fremde. Als hätte er das Recht, wütend auf sie zu sein. Schließlich hatte sie ihn nicht vor dem Altar stehen lassen.

Als Lia ihm schließlich etwas sagen wollte, ging er an ihr vorbei und stürmte den Flur entlang. Wieder einmal wollte er vor ihr fliehen. Sie war um die halbe Welt gereist, um ihn zu finden, doch in diesem Augenblick brachte sie nicht mehr die Energie auf, ihm zu folgen. Deshalb schloss sie kurz die Augen und atmete tief durch.

Sie war so dumm. Es gab andere Forschungsstationen in der Antarktis, für die sie sich hätte bewerben können. Ein ganzes Universum, in dem niemand sie kannte und sie sich ohne jeden äußeren Druck auf ihr neues Leben hätte vorbereiten können.

Lia neigte den Kopf und schloss erneut die Lider, um all das zu verdrängen, was sie offenbar nie wieder mit West erleben würde. Eigentlich hätte seine Reaktion sie nicht überraschen dürfen. Natürlich wollte er nicht mit ihr sprechen. Sie stand für seine Vergangenheit, und er hatte es immer vermieden, über die Vergangenheit zu reden. Er hatte nur von der Zukunft gesprochen. Und sie war nicht mehr Teil seiner Zukunft. Besser gesagt, nur noch Teil seiner nahen Zukunft, bis er in zehn Tagen fliehen konnte.

Er würde mit ihr sprechen. Sie würde sich überlegen, was genau sie ihm sagen wollte, nicht nur, was ihr gebrochenes Herz herausschreien wollte. Sie würden zusammenarbeiten und sich jeden Tag sehen. Sobald sie genug Schlaf bekommen hatte, würde sie ihm sagen, was sie zu sagen hatte.

Das war das einzig Gute daran, dass sie wieder die alte Lia war. Zu Hause in Portugal war sie die brave, gehorsame Lia gewesen, und auch daran hatte sie sich gewöhnen müssen. Die alte Lia hatte eine eigene Meinung, die sie auch kundtat. Und wenn sie hier wieder abreiste, würde sie vielleicht wissen, wer sie wirklich war, fern von den Menschen, die ganz bestimmte Erwartungen an sie hatten.

In der Nähe ihrer besten Freundin zu sein, würde ihr dabei helfen, sich wieder in die alte Lia zu verwandeln.

„Lia?“

Sie hatte niemanden kommen hören, doch beim Klang von Jordans Stimme öffnete sie die Augen wieder.

„Was hat er gesagt?“, fragte Jordan, bevor sie sie umarmte.

„Nichts“, murmelte Lia, während sie die Arme um sie schlang. „Er hat nichts gesagt.“

Mit finsterer Miene lehnte Jordan sich zurück. „Und was hast du zu ihm gesagt? Dass er der größte Idiot auf Erden ist?“

Lia schüttelte den Kopf. „Ich habe gar nichts gesagt. Ich hatte noch nicht damit gerechnet, ihn zu sehen.“

„Ich wollte es dir erzählen. Ich habe dafür gesorgt, damit er sich nicht zu weit entfernen kann, falls er hier überhaupt noch etwas Schlaf bekommen will.“

„Das ist sein Zimmer?“

...



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