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Bernateck / Karst / Sabatowski | Schmerzmedizin - 1000 Fragen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Bernateck / Karst / Sabatowski Schmerzmedizin - 1000 Fragen

Für Klinik, Praxis und die Zusatzweiterbildung Spezielle Schmerztherapie
3. aktualisierte Auflage 2025
ISBN: 978-3-13-245788-1
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Für Klinik, Praxis und die Zusatzweiterbildung Spezielle Schmerztherapie

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-13-245788-1
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit Sicherheit zum Erfolg!

Das Symptom „Schmerz“ zeigt sich in zahlreichen Facetten und kann sehr viele Ursachen haben – biologische, psychische oder soziale. Als Arzt oder Ärztin müssen Sie alle Aspekte berücksichtigen und präzise diagnostizieren. Das Fragenbuch zur Zusatzweiterbildung „Spezielle Schmerztherapie“ vermittelt Ihnen alle relevanten Inhalte zur Schmerzmedizin anhand von über 1.000 Fragen. Meistern Sie die Zusatzweiterbildung souverän, indem Sie auch auf komplexe Fragen strukturierte Antworten finden und alle Fakten kompetent bewerten können.

Erfolgreiches und etabliertes Konzept

? Relevante Fragen

! Präzise Antworten

i Ausführliche Erläuterungen und nützliche Zusatzinformationen

Stressfreie und effektive Vorbereitung

  • Die mehr als 1.000 Fragen sind fall- bzw. problemorientiert aufgebaut und orientieren sich am Kerncurriculum „Schmerztherapie für die Lehre“ der Deutschen Schmerzgesellschaft.
  • Aktuell, evidenzbasiert, praxisorientiert: die Fragensammlung wurde von Expertinnen und Experten mit dem gemeinsamen Schwerpunkt „Spezielle Schmerztherapie“ interdisziplinär konzipiert.
  • Praxisnahe Erfolgskontrolle: Durch Simulation einer möglichst realistischen Prüfungssituation werden die in der Prüfung geforderten Fähigkeiten sowie die „Prüfungsrhetorik“ aktiv trainiert.

Neu 

  • Alle Fragen wurden unter Berücksichtigung der anerkannten Leitlinien und dem aktuellen Wissensstand aktualisiert.
  • Erweiterte Kapitel u. a. mit den neuen Themen Long-Covid, Cannabinoide und noziplastischer Schmerz.

Jederzeit zugreifen: Die Fragen und Antworten des Buches stehen Ihnen ohne weitere Kosten digital im Trainingscenter in der Wissensplattform eRef und auch offline in der eRef-App zur Verfügung (Zugangscode im Buch).




Bernateck / Karst / Sabatowski Schmerzmedizin - 1000 Fragen jetzt bestellen!

Zielgruppe


Ärzte

Weitere Infos & Material


1 Grundlagen


1.1 Die Bedeutung des Fachs


Matthias Karst

Frage 1

Warum gibt es akute Schmerzen?

Akute Schmerzen garantieren im Sinne einer Warnfunktion das Überleben.

Menschen, die aufgrund eines genetischen Defekts keine Schmerzen empfinden können, bemerken schmerzhafte Verletzungs- und Krankheitssymptome nur spät oder gar nicht, weshalb bei ihnen die Lebenserwartung herabgesetzt ist.

Frage 2

Warum gibt es chronische Schmerzen?

Es gibt eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen, die nicht ursächlich behandelbar sind und die mit Schmerzen einhergehen können. Chronische Schmerzen können durch neurobiologisch verankerte Lernvorgänge zu einer eigenständigen Erkrankung werden.

Sowohl akuter Schmerz als auch Lernen sind überlebensnotwendige Mechanismen. In Abhängigkeit von somatischen, psychologischen und sozialen Faktoren kann in der Kombination aus akutem Schmerz und Lernen ein chronischer Schmerz resultieren, der oft keine erkennbare Funktion aufweist. Die Entstehung chronischer Schmerzen lässt sich durch frühzeitige therapeutische Maßnahmen verhindern oder verlangsamen.

Frage 3

Wie häufig treten chronische Schmerzen auf?

Die Punktprävalenz liegt in Deutschland bei 17%, europaweit bei 19%. Das sind in Europa 129 Mio. Menschen, in Deutschland 12 Mio.

Mehr als 80% der Deutschen klagen mindestens einmal im Leben über Rückenschmerzen. Eine feinere epidemiologische Aufschlüsselung, die 2014 publiziert worden ist, ergab für Deutschland 27% (23 Mio.) mit „einfachen“ Schmerzen (allein zeitliche Dimension), 7,4% (6 Mio.) mit hoher Beeinträchtigung und 2,8% (2,2 Mio.) mit starker emotionaler Beteiligung.

Frage 4

Was kosten Schmerzen?

Schmerzen kosten nicht nur Lebensqualität, sondern auch viel Geld. Die USA geben jährlich mehr als 210 Mrd. Dollar hierfür aus.

In Deutschland werden die Kosten für Rückenschmerzen auf jährlich ca. 50 Mrd. EUR geschätzt, 72% davon bedingt durch Arbeitsausfälle und frühzeitige Berentung. Schmerzen kosten auch das Leben. Das Selbstmordrisiko von Patienten mit chronischen Schmerzen ist mindestens doppelt so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt.

Frage 5

Wie sieht die Versorgungssituation von Patienten mit chronischen Schmerzen in Deutschland aus?

70% aller Patienten mit chronischen Schmerzen werden von ihrem Hausarzt betreut. 27% sind in der Behandlung eines Orthopäden. Nur 2% sind schmerzmedizinisch betreut.

In Deutschland stehen den etwa 2–3 Mio. Patienten mit schweren chronischen Schmerzen und starker emotionaler Beeinträchtigung, bei denen der Schmerz selbst zur Erkrankung geworden ist, nur knapp 1200 Schmerzmediziner gegenüber, sodass nur etwa jeder achte Patient versorgt werden kann. Es wird von einer Unterversorgung in der Größenordnung von etwa 2500 Einrichtungen ausgegangen. Es gibt in Deutschland keinen Facharzt für Schmerzmedizin. Das Fach Schmerzmedizin ist als Querschnittsfach 14 erst 2012 in den Fächerkanon des Medizinstudiums aufgenommen worden. Ab 2016 kann der letzte Abschnitt des Medizinstudiums, das Praktische Jahr, nur absolviert werden, wenn zuvor das Querschnittsfach Schmerzmedizin durchlaufen worden ist.

Frage 6

Wie werden Schmerzen diagnostisch kategorisiert?

In der ICD-10 werden chronische Schmerzsyndrome entsprechend ihrer Lokalisation oder ihrer Kausalität fragmentiert der jeweiligen Kategorie zugeordnet – z.B. werden Schmerzen in der Lumbalregion mit der Ziffer M54.5 und psychogene Schmerzen mit der Ziffer F45.40 ausgewiesen und „andernorts nicht klassifizierte“ Schmerzen unter R52.- kategorisiert. Dadurch bleiben Schmerzsyndrome relativ unsichtbar. Insbesondere die Erfassung von Daten zur Epidemiologie chronischer Schmerzen und der damit verbundenen direkten und indirekten Kosten und die Entwicklung und Implementierung von neuen Therapieansätzen werden dadurch erschwert.

Vor allem aus diesen Gründen wurde in der neu erarbeiteten ICD-11 ein eigenes Kapitel über chronische Schmerzen eingeführt, in dem chronische primäre und sekundäre Schmerzsyndrome aufgeführt und definiert werden. Dies stärkt die Einschätzung chronischer Schmerzen als eigenständige Erkrankung. Dadurch kann es zu mehr Erkenntnisgewinn und zu besseren Therapieangeboten kommen. Der hier verfolgte pragmatische Ansatz kann auch als ein Auftrag verstanden werden, weiter darüber zu reflektieren, welche Merkmale erfüllt sein müssen, damit von einer Krankheit gesprochen werden kann.

1.2 Grundsätze der Diagnostik


Matthias Karst

Frage 7

Wie lassen sich Schmerzen erfassen?

Die Anamnese von Schmerzen soll Auskunft geben über Lokalisation, Qualität, Quantität, Beginn und Dauer (zeitlicher Verlauf), Provokationsfähigkeit sowie Beeinflussbarkeit des Schmerzverlaufs.

Die exakte Diagnostik von Schmerzen ist die entscheidende Voraussetzung für erfolgreiche Therapieansätze. Die wesentliche Tätigkeit eines Arztes für Schmerzmedizin besteht in diagnostischer Aktivität. Deshalb sollte man nicht von „Schmerztherapie“ sprechen, sondern von „Schmerzmedizin“.

Frage 8

Was ist das Besondere einer Schmerzanamnese?

Die Schmerzanamnese orientiert sich an dem biopsychosozialen Modell.

Während die biomedizinische Vorgehensweise nach den mit dem Schmerz verbundenen strukturellen Veränderungen fragt, orientiert sich die biopsychosoziale Vorgehensweise vor allem an der Frage nach der betroffenen Person. Also nicht nur „Um was für Schmerzen handelt es sich?“, sondern auch „Wer hat diese Schmerzen?“. Das biopsychosoziale Modell wurde erstmals von L. Engel in Science 1977; 196: 129–136 vorgestellt.

Frage 9

Wer hat Schmerzen?

Personen haben Schmerzen – jemand mit kognitiven, emotionalen und praktischen Handlungen, intentionalen Beziehungen zur Umgebung, kommunikativen Beziehungen, jemand mit einer einzigartigen Geschichte. Dieser Jemand zeichnet sich durch ein leibliches In-der-Welt-Sein aus, das sich in der Individualentwicklung durch die Interaktion mit Bezugspersonen im Sinne eines „minding the body“ entwickelt.

Die Gefahr der Schmerzerfahrung liegt in der Störung der Beziehung zum Körper, des Selbstverständnisses von sich als Ganzem, des Verhältnisses zur Umwelt und der Beziehung zu den Mitmenschen. Die Schmerzerfahrung wirkt isolierend. Gleichzeitig ist (früher) sozialer Stress der Haupttreiber für die Entwicklung chronischer Schmerzen.

Frage 10

Welche Hilfsmittel werden bei einer Schmerzanamnese zusätzlich eingesetzt?

Psychometrische Testverfahren

Dabei handelt es sich um Skalen und Fragebögen, die Aussagen zur Schmerzausprägung, psychiatrischen Störungen und Funktionalität liefern. Hierzu gehören auch die numerische Ratingskala (NRS) und visuelle Analgoskala (VAS), mit der die Schmerzintensität erfasst wird. Die erste NRS der Menschheit hatte in der griechischen Mythologie der blinde Seher Teireisias benutzt, als er von den Göttern gefragt wurde, wer von den beiden Geschlechtern mehr sexuelle Lust empfindet. Seine Antwort: Mann NRS 1, Frau NRS 9.

Eine Skala, die Begriffe enthält, wie die verbale Ratingskala, und gleichzeitig nach der Funktionalität fragt, z.B. die Functional Pain Scale (FPS), hat den Vorteil, die Bedeutung des Schmerzes für den Betroffenen zu erfassen. Dies ist deshalb wesentlich, weil die Therapie von chronischen Schmerzen hauptsächlich auf die Funktionsverbesserung abzielt.

Frage 11

Warum ist es so wichtig, den Umgang des Patienten mit seinem chronischen Schmerz zu erfassen?

Schmerzen sind nicht nur ein Produkt nozizeptiver Vorgänge, sondern auch davon abhängig, was der Betroffene glaubt und erwartet, also wie er die Situation interpretiert.

Selbst bei überwiegend körperlich begründeten Schmerzen kommt es zu umfassenden psychosozialen Wechselwirkungen, Veränderungen des Lebensstils und einer Interpretation der Situation durch den Patienten abhängig von seinen Überzeugungen. Ein Sprichwort hierzu lautet: „Pain is a basic Fact. Misery is an Option.“ Untersuchungen aus der funktionellen Bildgebung haben gezeigt, dass vor allem das mesolimbische System am emotionalen Lernen von chronischen Schmerzen beteiligt ist.

Frage 12

Worin liegt das Hauptproblem im Umgang mit funktionellen Schmerzstörungen?

Bei nicht ausreichender Reflexion kann es zu Enttäuschungen in der Arzt-Patienten-Beziehung kommen.

Auf dem Boden der überwiegend schematischen biomedizinischen Ausbildungserfahrung mit traditionell strikter Trennung somatischer und psychischer Krankheiten und Störungen kann der Gedanke in den Vordergrund gelangen, dass der Patient die Symptome willentlich hervorruft und der Therapeut Opfer eines Betrugs ist. Im Gegensatz zu Personen mit simulierten Störungen leiden Patienten mit funktionellen Störungen genauso stark – wenn nicht sogar mehr – wie Patienten, die ein eindeutig somatisch oder psychisch definiertes Störungsbild zeigen.

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